Gräberfeld Bettelbühl

Gräberfeld Bettelbühl
Bettelbühl - flacher Grabhügel neben dem Bettelbühl-Bach

Das frühkeltische Gräberfeld Bettelbühl liegt etwa 2,5 km südöstlich der Heuneburg in der breiten, ebenen Donauaue. Die Flur gehört zur baden-württembergischen Gemeinde Herbertingen im Landkreis Sigmaringen.

Inhaltsverzeichnis

Name und Lage

Der Name „Bettel“ weist auf einen armen Boden hin, wie auch die Bezeichnung der Gemarkung „Gesöd“ für sumpfige, morastige Wiesen steht. Die breite Talaue in der die Donau einst mäandrierend immer wieder ihr Bett geändert hat, ist erst nach Entwässerung ackerbaulich nutzbar geworden. Einer der Entwässerungsgräben führt als Bettelbühlbach direkt an dem größten Grabhügel vorbei.

Das Gräberfeld umfasst sieben Hügel, von denen sechs durch Ackerbau weitgehend verflacht sind. Lediglich der namengebende Bettelbühl ragt mit 3,7 m und einem Basisdurchmesser von 50 m deutlich aus der Ebene hervor. Er ist als Bodendenkmal geschützt.

Forschung

Die beiden nördlichsten Hügel sind erst im Jahr 2000 entdeckt worden, als bei archäologischen Feldbegehungen mehrfach Scherben gefunden wurden, die auf ein aufgepflügtes Grabinventar hinwiesen. Um weiterer Zerstörungen durch den Pflug vorzugreifen, wurden die beiden kaum noch erkennbaren Hügel im August 2006 im Rahmen von Lehrgrabungen der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern untersucht.

Die archäologische Ausgrabung erbrachte in dem einen Hügel eine Grabeinfassung von rund 9,6 x 9,6 m, die als Gräbchen in den Donaukies eingetieft war. Im Zentrum fanden sich einige Keramikfragmente und ein einzelner Langknochen.

Beim zweiten Hügel konnte anhand von vier Pfostenstellungen im Randbereich auf einen ehemaligen Durchmesser von rund 20 Metern geschlossen werden. Er enthielt einen hallstattzeitlichen Geschirrsatz aus mehreren Kegelhalsgefäßen, die teilweise noch kleine Schöpfschalen enthielten, sowie einem ritzverzierten Stufenteller. Die Scherben wiesen wenig Stabilität auf, was für eine reine Funeralkeramik, die also speziell für die Bestattung hergestellt und nur schwach gebrannt wurde, charakteristisch ist. Reste von Knochen oder Leichenbrand wurden in dem eher sauren Boden nicht aufgefunden.

Blockbergung des Stufentellers

Gold im Maisfeld

Im Herbst 2005 entdeckte der Archäologe Siegfried Kurz auf einem weiteren verflachten Hügel nordwestlich des Bettelbühls Reste eines Kindergrabes. Ein zwei- bis vierjährige Mädchen war mit kostbarem Schmuck bestattet worden: je zwei mit Goldblech verkleidete Bronzefibeln und filigran verzierte Goldanhänger[1] sowie zahlreiche kleine Glasringperlen, mehrere Bronzeringe, ein Bronzearmring und ein so genannter Kettenschieber aus Geweih. Die Altersbestimmung der Bestatteten erfolgte anhand von Zahnschmelzkappen. Die kunstvoll gestalteten Anhänger deuten auf eine etruskische Herkunft hin. Die reiche Trachtausstattung gab Anlass, einen Zusammenhang mit dem keltischen Fürstensitz auf der Heuneburg zu vermuten.

Auf dem gleichen Acker wurde 2010 eine weitere Grabungsfläche geöffnet. Dabei wurde ein vier mal fünf Meter großes Kammerschachtgrab des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze entdeckt. Durch die Lagerung in staunassem Boden war das Holz der Eichenbohlen gut konserviert. Das gesamte Grab konnte daher bei Frost am 28. Dezember 2010 im Block geborgen werden. Anlässlich der Bergung wurde der Fund der Öffentlichkeit vorgestellt.[2] Die fachgerechte Untersuchung und wissenschaftliche Auswertung wird im Labor vorgenommen.[3]

Funde aus dem Grab werden ab Dezember 2011 wieder in der Sonderausstellung Entdeckungen − Höhepunkte der Landesarchäologie 2007-2010 in Tübingen gezeigt.[4]

Literatur

  • Siegfried Kurz, Siegwalt Schiek: Bestattungsplätze im Umfeld der Heuneburg. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 87, Stuttgart 2002
  • Jörg Bofinger, Susanne Walter: Ein Grab im Kornfeld – Untersuchungen im Bereich der frühkeltischen Bettelbühlnekropole nahe der Heuneburg, Gde. Herbertingen, Kreis Sigmaringen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2006. S. 68-71. Theiss, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-8062-2093-3
  • Siegfried Kurz, Joachim Wahl: Zur Fortsetzung der Grabungen in der Heuneburg-Außensiedlung auf Markung Ertingen-Binzwangen, Kreis Biberach. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2005. S. 81-82. Theiss, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-8062-2019-3
  • Dirk Krausse, Nicole Ebinger-Rist: 80 Tonnen Keltengrab - Ein neu entdecktes frühkeltisches Prunkgrab bei der Heuneburg, Herbertingen, Kr. Sigmaringen. In: Jörg Bofinger, Nicole Ebinger-Rist und Solveig Möllenberg: Entdeckungen − Höhepunkte der Landesarchäologie 2007-2010. Begleitband zur Ausstellung, Esslingen 2011, S. 110-115.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abbildungen der Schmuckstücke Homepage Universität Tübingen
  2. Frühkeltisches Prunkgrab entdeckt
  3. http://www.keltenblock.de Fotos von Bergung und Funden
  4. Jörg Bofinger, Nicole Ebinger-Rist und Solveig Möllenberg: Entdeckungen − Höhepunkte der Landesarchäologie 2007-2010. Begleitband zur Ausstellung, Esslingen 2011, S. 31
48.0744444444449.4269444444444547

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