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Boleit Mehrere Boleitkristalle im Muttergestein aus der Typlokalität Santa Rosalía (Boleó), Mexiko Chemische Formel KPb26Cu24Ag9(OH)48Cl62[1] Mineralklasse Halogenide
3.DB.15 (8. Auflage: III/D.12-10) (nach Strunz)
10.06.06.01 (nach Dana)Kristallsystem kubisch Kristallklasse kubisch-hexakisoktaedrisch Farbe intensiv Blau, im Durchlicht auch Blaugrün Strichfarbe Blau Mohshärte 3 bis 3,5 Dichte (g/cm3) gemessen: 5,054 ; berechnet: 5,082[2] Glanz schwacher Glasglanz, Perlglanz Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig Bruch Spaltbarkeit vollkommen nach {001} Habitus kubische Kristalle und ihre Kombinationen Häufige Kristallflächen {111}, {011} Kristalloptik Brechungsindex n = 2,05[3] Doppelbrechung
(optische Orientierung)keine, da isotrop Weitere Eigenschaften Chemisches Verhalten löslich in Wasser Boleit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KPb26Cu24Ag9(OH)48Cl62[1] und entwickelt fast ausschließlich durchscheinende bis durchsichtige Kristalle mit kubischem Habitus oder Kombinationen kubischer Formen. Häufig findet sich Boleit auch mit Cumengeit oder Pseudoboleit orientiert (epitaxisch) verwachsen. Die Flächen der charakteristisch intensiv blauen Kristalle weisen schwachen Glasglanz auf, Spaltflächen dagegen schimmern perlmuttartig.
Mit einer Mohshärte von 3 bis 3,5 gehört Boleit neben dem Referenzmineral Calcit zu den weichen Mineralen, die sich mit einer Kupfermünze ritzen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Besondere Eigenschaften
Boleit ist wasserlöslich und muss daher vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Boleit in Santa Rosalía (Boleó) in der mexikanischen Provinz Baja California Sur und beschrieben 1891 durch François Ernest Mallard und Edouard Cumenge, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Boleit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Oxihalogenide“, wo er zusammen mit Bideauxit, Chloroxiphit, Cumengeit, Diaboleit, Hämatophanit, Pseudoboleit und Yedlinit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Boleit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort allerdings in die erweiterte Abteilung der „Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel-Halogenide“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Pb, Cu, etc.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.DB.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Boleit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die ebenfalls erweiterte Abteilung der „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10.06.01 innerhalb der Unterabteilung „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel AmBn(O,OH)pXq“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Boleit bildet sich als Sekundärmineral durch die Reaktion von Chlorverbindungen mit Primärsulfiden in der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten in ariden Klimazonen. Begleitminerale sind neben Cumengeit und Pseudoboleit unter anderem noch Atacamit, Anglesit, Bideauxit, Cerussit, Caledonit, Gips, Leadhillit, Matlockit, Paratacamit, Paralaurionit und Phosgenit.
Weltweit konnte Boleit bisher (Stand: 2011) an etwa 55 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität Santa Rosalía (Boleó) in Baja California Sur trat das Mineral in Mexiko noch bei Arzipe in Sonora auf. In Boleó wurden auch die bisher größten Boleitwürfel mit einer Kantenlänge von bis zu 3,5 cm gefunden.
Der einzige bisher bekannte Fundort in Deutschland ist die Schlackenhalde der Herzog-Julius-Hütte in Astfeld im niedersächsischen Harzgebirge.
Weitere Fundorte sind Broken Hill in Australien; die chilenischen Regionen Antofagasta und Tarapacá; Poullaouen und Le Pradet in Frankreich; die griechische Region Attika; Anarak im Iran; die italienische Provinz Livorno; mehrere Orte in England im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie viele Orte in Arizona, Kalifornien, Montana, Nevada und Washington in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[3]
Kristallstruktur
Boleit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe (Raumgruppen-Nr. 221) mit dem Gitterparameter a = 15,29 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
- ↑ Handbook of Mineralogy - Boleite (englisch, PDF 69,7 kB)
- ↑ a b Mindat - Boleite (englisch)
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 69.
- E. Mallard, E. Cumenge: Ueber Boleit, ein neues Mineral. In: Paul Groth (Hrsg.): Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 22, Leipzig 1894, S. 579. (online verfügbar über archive.org)
Weblinks
Commons: Boleite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mineralienatlas:Boleit (Wiki)
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