- Kastell Brigetio
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Kastell Brigetio Alternativname Brigetio Limes Pannonischer Limes Abschnitt 1 Typ a) Kohortenkastell
b) LegionslagerGröße a) 200 × ? m
b) 430 × 540 mBauweise Steinkastell Ort Komárom Geographische Lage 47° 43′ 57″ N, 18° 11′ 38″ O47.732518.193888888889112Koordinaten: 47° 43′ 57″ N, 18° 11′ 38″ O Höhe 112 m Vorhergehend Ad Mures (westlich) Anschließend Kastell Iža – Leányvár (nördlich)
Odiavum (südöstlich)Brigetio oder Brigetium (auch Bregetio) war ein römisches Militärlager, das als Grenzgarnison für die Überwachung eines Donauabschnitts des pannonischen Limes zuständig war. Der Strom bildete in weiten Abschnitten die römische Reichsgrenze. Das Lager war damit Teil des Donaulimes. Brigetio lag auf dem Gebiet der ungarischen Stadt Komárom (Komorn). Zunächst als Kohortenkastell konzipiert, wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. an gleicher Stelle ein Legionslager errichtet. Im Zuge der Entwicklung als Militärstandort entwickelte sich im Stadtteil Szőny ein Lagerdorf, das rasch zu einer Stadt gleichen Namens heranwuchs.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Für die Strategen unter Kaiser Claudius (41–54) war die Standortwahl bei Komorn durch den Zufluss der Waag in die Donau entscheidend. Die Waag bildete den größten Nebenfluss am nordpannonischen Grenzabschnitt.[1] Das Land am Fluss ist flach und gut zu überwachen. Erst weiter östlich von Komorn steigt das Land auf der pannonischen Seite zum Gerecse-Gebirge an. Von dort transportierte der später errichtete Aquädukt das Wasser zum Legionslager. Brigetio lag an einer bedeutenden Heer- und Handelsstraße. Diese verband die pannonischen Machtzentren Carnuntum und Aquincum.
Kastell
Zuerst waren in Brigetio Auxiliartruppen stationiert. Belegt sind für die flavische Zeit die Cohors I Britannica milliaria civium Romanorum (etwa 80 n. Chr.), die ala milliaria Flavia Domitiana civium Romanorum (nach 80 n. Chr.), die ala I Pannoniorum Tampiana und die Cohors I Alpinorum Equitata (beide um 90 n. Chr.). Das Legionslager wurde um 100 n. Chr. durch drei Vexillationen (Abteilungen) aus den Legionen der XIII Gemina, der XIIII Gemina und der XV Apollinaris errichtet.[1] 101 n. Chr. wurde die Legio XI Claudia im fertiggestellten Lager stationiert, die 106 von der aus Germanien gekommenen Legio XXX Ulpia Victrix abgelöst wurde. Zugleich waren auch weiter Hilfstruppen in Brigetio stationiert, die Cohors I Itureorum sagittariorum.
Spätestens 119 kam als Stammbesatzung die Legio I Adiutrix, die das vermutlich bei einer Überschwemmung beschädigte Lager neu ausbaute. Es hat einen rechteckigen Grundriss (540 × 430 m). Als weitere Truppen war bis zur Mitte des 2. Jahrhundert die ala I Hispanorum Arvacorum vorhanden, in der zweiten Jahrhunderthälfte vexillationes der Legio XIIII Gemina und der Legio IIII Flavia Felix. Am Beginn des 3. Jahrhunderts ist die Cohors I Thracum nachgewiesen, während der Zeit des Philippus Arabs eine vexillatio der Legio II Augusta, in der Mitte des 3. Jahrhunderts die ala Osrhoenorum sagittariorum. Auch die römische Donauflotte hatte einen Stützpunkt in Brigetio. Nach einer Zerstörung während der Markomannenkriege Mark Aurels wurde das Lager neu aufgebaut. Weitere Zerstörungen ereigneten sich während der Tetrarchie. Der letzte Beleg für Bauarbeiten im Lager stammt aus der Zeit Valentinians I., der 375 n. Chr. in Brigetio starb, wo er sich zum Kampf gegen die Quaden und Sarmaten aufhielt.
Auf dem gegenüberliegenden (linken) Donauufer wurde als Brückenkopf ein weiteres, kleines Kastell bei Iža – Leányvár (möglicherweise Celemantia genannt) errichtet (175 × 176 m), das von einer Abteilung der Legio I Adiutrix besetzt war und bis ins 4. Jahrhundert bestand.
Brigetio (Zivilstadt)
Rund zwei Kilometer westlich des Legionslagers entwickelte sich aus dem anfänglichen Lagerdorf nach der Stationierung einer Legion unter Kaiser Trajan eine größere zivile Siedlung,[1] gleichen Namens, die vermutlich später als Municipium Stadtrechte erhielt.
Denkmalschutz
Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Zuständig ist das Staatliche Amt für das Kulturelle Erbe (Kulturális Örökségvédelmi Hivatal; KÖH) in Budapest. Die Bodendenkmäler von Brigetio sowie alle anderen Limesanlagen gehört als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.[2]
Siehe auch
Literatur
- Jenő Fitz (Hrgs.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
- János Szilágyi: Brigetio. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 945.
- Lajos Tóth: Brigetio (Szőny) Komárom, Hungary. In: The Princeton encyclopedia of classical sites. University Press, Princeton 1976 (online).
- Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003, ISBN 9630579804.
- Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888.
Einzelnachweise
- ↑ a b c László Barkóczi, András Mócsy: Die römischen Inschriften Ungarns (RIU). 2. Lieferung. Salla, Mogentiana, Mursella, Brigetio. Adolf M. Hakkert, Amsterdam 1976, ISBN 9630506807, S. 89.
- ↑ Siehe hierzu: Kulturális Örökségvédelmi Hivatal
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