- Burkheim am Kaiserstuhl
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Burkheim am Kaiserstuhl Gemeinde Vogtsburg im KaiserstuhlKoordinaten: 48° 6′ N, 7° 36′ O48.1011111111117.5980555555556212Koordinaten: 48° 6′ 4″ N, 7° 35′ 53″ O Höhe: 212 m Fläche: 5,73 km² Einwohner: 942 (1. Dez. 2007) Eingemeindung: 1. Jan. 1975 Postleitzahl: 79235 Vorwahl: 07662 Lage von Burkheim
in der Stadt Vogtsburg am KaiserstuhlBurkheim ist eine Teilgemeinde der Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl und liegt am Westrand des Kaiserstuhls. Bekannt ist Burkheim vor allem für seine historische Altstadt und für seinen Wein. Bis zur Gemeindereform am 1. Januar 1975 hatte Burkheim ein eigenes Stadtrecht, dieses wurde an die neue Gemeinde Vogtsburg übertragen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemarkungsfläche von Burkheim beträgt insgesamt 573 ha und teilt sich auf in 157 ha Reben, 232 ha Obst- und Ackerbau und 184 ha Wald. Der Schlossberg in nordwestlicher Richtung sowie der Feuerberg in nördlicher Richtung werden überwiegend für den Weinbau genutzt. Weitere Reblagen befinden sich im flacheren Gebiet östlich in Richtung Bischoffingen und Oberrotweil. Der Süden in Richtung Breisach läuft in die Rheinebene aus, diese Gebiete werden landwirtschaftlich durch Obst- und Ackerbau genutzt.
Westlich von Burkheim befindet sich der Rheinwald, davor befindet sich auf der gesamten Strecke von Breisach bis an die Gemarkung von Jechtingen ein Hochwasserdamm. Zahlreiche Altwasser und Rheinauen durchziehen den Wald, weiterhin befinden sich dort die Sportstätten des SV Burkheim, die Kläranlage der Stadt Vogtsburg und ein Kieswerk mit dem zugehörenden Baggersee. Ein Kulturwehr teilt den Rhein in den Altrhein und den schiffbaren großen Elsässer Rheinseitenkanal.
Die Burkheimer Gemarkung grenzt an die Gemarkungen von Breisach, Jechtingen, Bischoffingen und Oberrotweil, auf der elsässischen Seite grenzen die Gemeinden Baltzenheim und Kunheim an.
Geschichte
Frühgeschichte und Mittelalter
Die Erste Siedlung auf dem Burkheimer Schlossberg wird auf ca. 2000 v. Chr. datiert. Zahlreich sind die Funde aus der Urnenfeldzeit zwischen 1200 und 800 v. Chr., die 1984 freigelegt wurden. Warum und zu welchem Zeitpunkt diese Siedlung aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden die rechtsrheinischen Gebiete durch die Alemannen erobert und besetzt und der Rhein wurde zur Reichsgrenze. Nachdem die Franken die Alemannen im 4. Jahrhundert immer mehr verdrängten, entstanden zahlreiche fränkische Siedlungen am Oberrhein. Die Silbe „heim“ im Ortsnamen weist darauf hin, dass es sich bei Burkheim um eine fränkische Siedlung handelt.
Am 13. März 762 wurde der Ort als Burchheim in einem Testament Bischofs Heddo von Straßburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt, der es wiederum im gleichen Jahr an das Kloster Ettenheimmünster abgab. Der Weinbau wird erstmals am 24. Juni 778 in einer Schenkungsurkunde eines Heibo an das Kloster des hl. Nazarius in Lorsch an der Bergstraße erwähnt. 972 ging der Besitz als Teil des Königshofes von Riegel zum Kloster Einsiedeln (Schweiz) über. Bereits zu dieser Zeit besaß Burkheim eine dem Hl. Petrus geweihte Kirche, jedoch an anderer Stelle als die heutige St. Pankratius Kirche. 1150 wechselte der Besitz an die Herren von Hachberg und stand auch kurze Zeit unter der Herrschaft der Üsenberger. Die Gemeinden Burkheim, Jechtingen, Ober- und Niederrotweil, Oberbergen und Vogtsburg wurden zur Herrschaft Burkheim und Talgang. 1231 ist erstmals eine Burg erwähnt. 1330 wurde Burkheim von Herzog Otto IV. von Österreich erworben und bekam das Stadtrecht zuerkannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Burkheim lediglich 34 Herdstätten. In der Folgezeit stand Burkheim unter der Herrschaft der Habsburger und wurde in den Folgejahren mehrfach an verschiedene Pfandherren aus der Schweiz, dem Elsass und dem Breisgau verliehen. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1347 hatte Kaiser Karl IV. in Burkheim übernachtet. 1471 ging der Besitz an die Grafen von Tübingen. 1525 wurde die Burkheimer Burg im Deutschen Bauernkrieg zerstört.
Blütezeit unter Lazarus von Schwendi
Die große wirtschaftliche und politische Blütezeit von Burkheim begann mit der Herrschaft von Lazarus von Schwendi. Schwendi erwarb die Herrschaft Burkheim und Talgang 1560 als Lehen, bereits 1561 wurden ihm die Ländereien als Dank für seine großen Verdienste als General und Berater des Kaisers auf Lebenszeit übertragen. Weiterhin wurden ihm die Herrschaften von Triberg im Schwarzwald und Kirchhofen (Breisgau) zugesprochen, weiterhin wurde er Freiherr zu Hohenlandsberg (Elsass) mit den Orten Kientzheim, Kaysersberg und zehn weiteren Dörfern. Er restaurierte die zerstörte Burg von 1561 bis 1572 zu einem Renaissanceschloss. Auch ließ er Befestigungs- und Verteidigungsanlagen für die Stadt Burkheim errichten. Er ordnete eine gerechtere Fronordnung an, kümmerte sich um die hygienischen Verhältnisse und auch um die Schulordnung.
Weiterhin stiftete er ein Spital mit den Räumlichkeiten. Schwendi regelte auch die Neuordnung der Burkheimer Zünfte. Die bereits bestehende Fischerzunft erhielt eine neue Satzung, 1571 gestattete er den Handwerkern den Zusammenschluss in eine Zunft sowie auch den Bauern und Rebleuten. Die Satzungen der Zünfte sind bis heute in Kraft. Schwendi war vom religiösen Standpunkt im Vergleich zu Zeitgenossen sehr tolerant. Obwohl er reformiert war, blieben seine Besitztümer katholisch.
Es wird ihm auch nachgesagt, dass er von seinen Eroberungsfeldzügen in Ungarn Setzlinge der Tokajer-Rebe an den Kaiserstuhl und ins Elsass mitbrachte. Wissenschaftlich kann das nicht belegt werden, nach neuesten Erkenntnissen ist dies eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass er 5000 Fässer Wein aus Tokaj (Ungarn) mitbrachte. Im Schlossgarten unterhielt Schwendi einen Versuchsgarten, in der neue Rebsorten und Anbaumethoden unter den klimatischen Bedingungen des Kaiserstuhls erprobt wurden. Schwendi starb 1583 in seinem Schloss in Kirchhofen (Breisgau) und ist in der Pfarrkirche von Kientzheim (Elsass) bestattet.
Die Zeit nach 1600 bis zur Neuzeit
Wie viele Ortschaften am Oberrhein, wurde Burkheim im Dreißigjährigen Krieg sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Friedensschluss von 1648 hatte Burkheim weniger als 50 Einwohner, die gesamte Region war menschenleer und verödet. Neue Einwohner kamen aus der Schweiz, Tirol, Lothringen und aus Burgund. Noch heute zeugen einige Familiennamen von deren Herkunft. Das Burkheimer Schloss wurde 1672 bei den Eroberungskriegen Ludwigs XIV. zerstört. Wie die Ruinen des Schlosses damals ausgesehen haben, kann man noch heute auf dem Hochaltarbild der St. Pankratius Kirche sehen. Die Herrschaft ging 1715 an das Adelsgeschlecht Fahnenberg. Nach vergeblichen Aufbauversuchen wurde das Schlossgelände 1780 durch Ägid Joseph-Karl Freiherr von Fahnenberg in einen Weinberg umgewandelt. Auch von den Konflikten im Gefolge der Französischen Revolution und den anschließenden Feldzügen Napoleons wurde Burkheim nicht verschont. 1797 bis 1803 ging Burkheim kurzzeitig an das Herzogtum Modena, 1805/06 dann an das Großherzogtum Baden über. Die Fahnenbergs versuchten, das zerstörte Schloss wieder aufzubauen, dies scheiterte jedoch an den hohen Kosten. Stattdessen verlegten sie den Hauptsitz nach Oberrotweil. Die Bedeutung der kleinen Herrschaft ging dadurch verloren, Burkheim behielt jedoch sein Stadtrecht.
Das 19. Jahrhundert brachte die Rheinbegradigung durch Johann Gottfried Tulla. War Burkheim durch die Nähe zum Rhein und der zahlreichen Rheinauen seit Jahrhunderten sehr von der Fischereiwirtschaft geprägt, ging deren Bedeutung nach der Begradigung des Rheines zurück. Die ständige Bedrohung durch Hochwasser nach der Schneeschmelze gehörten damit der Vergangenheit an. 1901 wurde das Schloss und der zugehörige Weinberg durch Leopold Bastian, Weingutbesitzer in Endingen a. K., von den Fahnenbergs erworben. Die Nachfahren von Leopold Bastian sind noch heute Besitzer.
Vom Ersten Weltkrieg blieb Burkheim weitgehend verschont. Der Zweite Weltkrieg brachte jedoch viel Leid über die Bevölkerung. Bedingt durch die Grenznähe zu Frankreich wurden ab 1937 mehrere Bunkeranlagen zur Befestigung des Westwalls errichtet. In den Kriegsjahren wurde die Bevölkerung dreimal evakuiert. Der Weinbau wurde sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, viele Weinberge konnten in dieser Zeit nicht bewirtschaftet werden und verwilderten, so dass diese nach dem Krieg neu angelegt werden mussten. Nach 1945 folgte die Besatzung und Verwaltung durch französische Verbände. Die Einwohnerzahl lag 1950 bei 775 Einwohnern. 1967 wurde eine Partnerschaft zwischen Burkheim und Sigolsheim (Elsass) geschlossen. 1975 übertrug Burkheim im Zuge der Gemeindereform sein Stadtrecht an die neue Gemeinde Vogtsburg. Seither ist Burkheim eine Teilgemeinde der Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl.
Heute ist Burkheim ein beliebtes Touristenziel im Westen des Kaiserstuhls. Gründe hierfür sind die historische Burgruine, Weinberge und die wöchentlichen Nachtwächterrundgänge durch die historische Mittelstadt.
Ortsbild
Die Altstadt von Burkheim sowie das Schloss liegen auf einer Anhöhe der Vorläufer des Kaiserstuhlmassivs. Das Ortsbild ist durch die historische Altstadt mit dem Stadttor und dem markanten Rathaus im Renaissancestil geprägt. Eine stattliche Anzahl an aufwändig restaurierten Bürger- und Fachwerkhäusern, die engen Gassen, das Kopfsteinpflaster, der Ziehbrunnen und die Lindenbäume vermitteln eine mittelalterliche Atmosphäre.
Das bekannteste und sicherlich schönste Fachwerkhaus ist das Haus zu den fünf Türmen in der Mittelstadt. Südwestlich im Anschluss an die Mittelstadt erstreckt sich der Schlosshof und die Schlossruine, das Wahrzeichen Burkheims. Auch der obere Teil der Altstadt ist durch enge Gassen sowie durch die katholische Kirche St. Pankratius geprägt. Nördlich der Kirche befindet sich der Friedhof und die alte Zehntscheune, die sich direkt daneben befindet. Die Zehntscheune wurde in den letzten Jahren in ein Wohnhaus umgebaut, der äußerliche Charakter ist jedoch erhalten worden. Die gesamte Altstadt wird von der von Schwendi erbauten Stadtmauer umgeben, teilweise ist diese noch sichtbar. Ursprünglich hatte Burkheim vier Stadttore, heute existiert nur noch das Stadttor am Eingang der Mittelstadt. Die anderen Tore befanden sich nördlich der Kirche (Schultor), am westlichen Ende der Altstadt unterhalb des Schlosshofes und am östlichen Ende des Fischerviertels (Rheintor). Das Fischerviertel liegt außerhalb der Stadtmauern und erstreckt sich südlich der Altstadt an der Stadtmauer entlang. Die gesamte Altstadt sowie die Stadtmauern und die Schlossruine stehen unter Denkmalschutz.
Das Gebiet östlich des Stadttors, außerhalb der Stadtmauer, wurde erst im 18. und 19. Jahrhundert bebaut, als es innerhalb der Mauern zu eng wurde. Die Gebiete westlich und südwestlich der Altstadt waren vor der Rheinbegradigung durch Tulla im 18. Jahrhundert nicht besiedelbar, da diese mit unzähligen Seitenarmen des Altrheins durchzogen waren. Diese grenzten zum Teil bis direkt an das tiefer gelegene Fischerviertel. Nach der Rheinbegradigung wurden die nahe der Altstadt liegenden, ehemaligen Schwemmgebiete landwirtschaftlich genutzt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Gebiete im Süden, Südosten und Südwesten erschlossen. Die Neubaugebiete Krutenau und Mittelsand/Ayle wurden erst ab Mitte der 1970er Jahre erschlossen und bebaut.
Kategorien:- Ehemalige Gemeinde (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)
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