C. E. Klinkicht Verlag und Druckerei

C. E. Klinkicht Verlag und Druckerei

C. E. Klinkicht Verlag und Druckerei ist eine Buch- und Zeitungsdruckerei, die 1798 von Christian Ehregott Klinkicht (1769–1845)[1], aus Oberottendorf bei Neustadt, in Meißen gegründet wurde. Die Druckerei befand sich über mehrere Generationen im Familienbesitz der Familie Klinkicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der DDR wurden Klinkichts enteignet. Der Betrieb ging ins Volkseigentum der DDR über. Nach der Wende erwarb der Unternehmer, Schriftsetzer und Drucktechniker Wolfgang Lerchl die Druckerei von der Treuhandanstalt. Die Druckerei hat sich mittlerweile zu einer national und international tätigen Online-Druckerei entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und erste Jahre

Als C. E. Klinkicht im Jahre 1798 eine Druckerei in Meißen erwarb, war dort das Druckgewerbe bereits 100 Jahre ansässig. 1801 ersuchte Klinkicht den Meißner Stadtrat um Erlaubnis, ein gemeinnütziges Wochenblatt drucken zu dürfen. Die erste Ausgabe des "Meißner gemeinnützigen Wochenblattes" erschien 1802. Bis dahin ging noch wie im Mittelalter der sogenannte „Ausrufer“ durch die Stadt und verkündete Mitteilungen des Stadtrats und Unternehmensofferten. Das Blatt erschien immer sonnabends mit einem Umfang von vier Seiten. Meist enthielt es zwei Textseiten mit Unterhaltungslektüre und eineinhalb Seiten Anzeigen.

Durch den scheinbar großen Erfolg des Blattes wurden in den folgenden Jahren immer wieder Erweiterungen der Druckerei notwendig. So kaufte Klinkicht 1814/1815 am unteren Baderberg die früheren Räume der Badestube (1797 – 1814) Meißens, um dort seine erweiterte Druckerei unter zu bringen. Im Jahre 1827 erhielt er die Genehmigung zur Inbetriebnahme einer zweiten Druckerei in den Räumen am Baderberg. Ab 1839 wurde die Druckerei ein Familienunternehmen und firmierte nun unter dem Namen C. E. Klinkicht und Sohn. Auch in den folgenden Jahrzehnten übernahmen immer wieder die Enkel und Urenkel von C. E. Klinkicht die Druckerei.[2]

Die Nachfrage nach dem „Meißner gemeinnützigen Wochenblatt“ stieg im Laufe der Zeit weiter, so dass das Blatt ab 1840 zweimal wöchentlich und ab 1848 gar dreimal wöchentlich und nun unter dem Namen „Meißner Blätter“ erschien. Sechs Jahre später wurde die erste Schnellpresse im Unternehmen Klinkicht in Betrieb genommen. Ab 1856 erschien das „Meißner gemeinnützige Wochenblatt" sechs mal wöchentlich und wurde dementsprechend ab 1869 „Meißner Tageblatt“ genannt. Neben dem Wochenblatt, welches sich zum Tageblatt entwickelte, wurden von der Druckerei Klinkicht und Sohn in dieser Zeit vor allem Bücher mit regionalem Bezug herausgegeben.[3]

Kaiserreich und Erster Weltkrieg (1875 bis 1918)

Die Klinkichts versuchten stets auf dem neusten druck- und nachrichtentechnischen Stand zu sein. So nahm die Druckerei ihre erste Bänder-Rotationsdruckmaschine 1890 in Betrieb. Bereits 1896 erwarben Klinkichts eine Typensetzmaschine Namens „Thorne“ die erst im Jahre 1890 von dem Amerikaner Josef Thorne entwickelt und produziert wurde.[4]

Weimarer Republik und drittes Reich (1919 bis 1945)

Trotz Nachkriegswehen des ersten Weltkrieges und Inflation gab es kaum eine Stagnation der Aufträge im Hause Klinkicht, vielmehr verbesserte sich die Auftragslage, denn in den Jahren von 1925 bis 1927 erfolgten umfangreiche bauliche Erweiterungen des Druckhauses. Im Jahre 1928 wurde gar eine neue 32-Punkte-Rotationsmaschine aufgestellt. Aus Unterlagen des Meißner Stadtarchivs geht hervor, dass Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts ein Sonderkatalog der Klinkichtschen Buchhandlung dem „Meißner Tageblatt“ beilag.

Friedrich Klinkicht, der ab 1927 die alleinige Führungsgewalt im Familienunternehmen Klinkicht innehatte, versuchte in den 1930er Jahren lange den Status des „Meißner Tageblatt“ als unabhängige Zeitung zu erhalten. Dies war mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten kaum noch möglich. Als Friedrich Klinkicht mit Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen wurde, war das Ende der Firma C. E. Klinkicht besiegelt. Die Familie wurde 1945 enteignet.

Nachkriegs- und DDR-Zeit (1946 bis 1990)

Nach dem Krieg versuchte Elisabeth Klinkicht, die Frau von Friedrich Klinkicht, mehrfach vergebens die Firma wieder in Familienbesitz zurückzubekommen. Doch alle Versuche scheiterten. Ihr Mann, Friedrich Klinkicht, befand sich bis 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft. [5]

In den Jahren 1945/1946 wurde in der ehemaligen Druckerei Klinkicht die Sächsische Volkszeitung, die Vorgängerin der heutigen Sächsischen Zeitung, gedruckt. 1947 übernahm der Sachsenverlag Dresden die Druckerei als Werk. Zu dieser Zeit wurden vor allem Bücher und Broschüren sowie die Kreisausgabe der Sächsischen Zeitung produziert. Fünf Jahre später wurde das Werk Meißen als eigenständige Betriebseinheit herausgelöst und das „Meißner Druckhaus“ gegründet. Das „Meißner Druckhaus“ stellte in den folgenden Jahren vorwiegend Illustrations- und Werbedrucke sowie Akzidenzendrucksachen her. 1965 übernahm das ostsächsische Druckereikombinat „VEB Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden“ die Druckerei als Betriebsteil. Von diesem Zeitpunkt an lag der Schwerpunkt auf der Fertigung von DDR-Auslandsinformationen, dem Druck von Illustrations- und Farbdrucken, Kunstkatalogen, Werkszeitungen und Akzidenzen. [6]

Aktuelle Veränderungen

Meißner Druckhaus AG

Das Druckhaus produzierte bis 1991 noch im klassischen Buchdruckverfahren, als sich der gebürtige Bayer und Unternehmer Wolfgang Lerchl von der Treuhandanstalt als neuer Geschäftsführer einsetzen ließ. Im Februar 1992 erwarb Wolfgang Lerchl die Druckerei, die fortan unter dem Namen „Meißner Druckhaus GmbH“ firmierte. [7] Ob Zeitschriften, Bücher, Farbprospekte oder Geschäftspapiere - das Meißner Druckhaus bot seinen Kunden eine umfassende Palette von Druckprodukten. In den späten Neunzigern zählte das Meißner Druckhaus zu den modernsten Betrieben der Region. Die vormals mit Blei- und Handsatzmaschinen ausgestatteten Arbeitsplätze waren von diesem Zeitpunkt an mit modernen Apple Macintosh ausgerüstet. Gedruckt wurde 1997 auf einer Bogenoffsetmaschine der Baureihe Rapida 104 vom sächsischen Werk der KBA-Planeta Radebeul.[8]

Vom Verlag „Edition Lerchl“ herausgegeben und vom Meißner Druckhaus gedruckt, erschienen in den Jahren 1995 – 1998 eine Reihe von Städte- und Tourismusführern der Region rund um Dresden sowie Bücher über die Regionalgeschichte und die Dresdner Semperoper.[9]

Um der dynamischen Entwicklung des Unternehmens Rechnung zu tragen, wurde es am 1. Januar 2000 zur „Meißner Druckhaus AG“ umfirmiert. Zu diesem Zeitpunkt hielt Wolfgang Lerchl 100 % der Anteile am Unternehmen. Bis Juli 2000 wurden innerhalb von vier Monaten insgesamt 12 Millionen D-Mark in neue Drucktechnik investiert. Im März führte Wolfgang Lerchl das moderne Belichtungsverfahren Computer to Plate ein. Von diesem Zeitpunkt an druckte die Meißner Druckhaus AG voll elektronisch. Daneben bot die Meißner Druckhaus AG ihren Kunden erstmals individuelle Online-Kalkulation mit Angebotsausdruck an. 2000 waren zehn Produktgruppen in der Kalkulationsdatenbank hinterlegt.[10][11]

2003 zog das Unternehmen in das Industriegebiet nach Radebeul-Naundorf, wenige Hundert Meter von Koenig & Bauer entfernt, in ein modernes Produktionsgebäude mit einer Produktionsfläche von 2700 m², da sich in dem mehrgeschossigen Altbau in der Meißner Innenstadt kein optimaler Materialfluss für eine expandierende Druckerei realisieren ließ. Im Jahre 2004 erfolgte nochmals eine Umfirmierung in „MDH Medien Druck Holding AG“. Um sich weitere Marktanteile sichern und die steigende Nachfrage an Druckprodukten decken zu können, erfolgten in den Jahre 2005 und 2006 mit dem Bau zweier Produktionshallen sowie eines Daten- und Kommunikations-Centers umfangreiche Erweiterungen der Produktionsstätte. Damit steht der Druckerei seither eine Produktionsfläche von 10.000 m² zur Verfügung.

Unitedprint.com SE (print24)

Produktionsstätte der Unitedprint.com SE in Radebeul

Seit 2007 trägt die Druckerei den Namen „Unitedprint.com SE“ und hat sich über die Jahre zu einer internationalen Online-Druckerei entwickelt, die über Standorte in 21 Ländern in Europa und Nordamerika verfügt. Das im web2print-Bereich tätige Unternehmen produziert auf Onlinebestellung mittlerweile 20 Druckprodukte im Offsetdruckverfahren, unter anderem Flyer, Plakate, Aufkleber, Visitenkarten und Postkarten. 2008 erhielten die Internetportale print24.de und unitedprint.de der Onlinedruckerei Unitedprint.com SE ein neues Design. Mitte Dezember 2009 erfolgte der Markteintritt mit dem Internetportal print24.com von Unitedprint.com SE am nordamerikanischen Markt. [12]

Literatur

  • Meißner Tageblatt (Hrsg.): 200 Jahre Zeitung in Meißen. Sonderausgabe des Meißner Tageblatt. Januar 2002, S. 2 f, 8–9, 11–13, 18, 20–21.
  • Sabine Doering-Manteuffel, Josef Mancal; Wolfgang Wüst (Hrsg.): Pressewesen der Aufklärung. Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003634-6, S. 157–158.

Einzelnachweise

  1. Klinkicht, Christian Ehregott. auf der Webseite der Deutschen Nationalbliothek. Abgerufen am 11. Dezember 2009.
  2. Vom Anfang und vom Credo. In: Meißner Tageblatt (Sonderausgabe), Januar 2002, S. 3-4, 8.
  3. Die Firma auf ihrem Gipfel. In: Meißner Tageblatt (Sonderausgabe), Januar 2002, S. 8.
  4. Margarete Rehm: Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart. In: Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart. Digitales Textbuch. Abgerufen am 11. Dezember 2009.
  5. Das Band nach Meißen. In: Meißner Tageblatt (Sonderausgabe), Januar 2002, S. 2.
  6. Rudolf Marschner: Ein Betriebsrundgang vor 50 Jahren. In: Meißner Tageblatt (Sonderausgabe), Januar 2002, S. 20-21.
  7. Meißner Druckhaus privatisiert. In: Meißner Stadtanzeiger. Nr. 5, 1992.
  8. Hochmoderne Druckmaschine ging in Betrieb. In: Sächsische Zeitung. Ausgabe Dresden, 30. Januar 1997.
  9. Werke der Edition Lerchl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig.
  10. Die Bayern kriegen Druck aus Meißen. In: Sächsische Zeitung. 27. Juli 2000. Lokalteil Meißen
  11. Haben Bayerns Drucker Angst vor Sachsen. In: Deutscher Drucker. Nr.20. 25. Mai 2000.
  12. Informationen von dem Unitedprint Internetportal print24.de. Abgerufen am 14. Dezember 2009.

Weblinks


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