- Karoline von Pfalz-Zweibrücken
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Karoline Henriette Christine Philippine Luise von Pfalz-Zweibrücken (* 9. März 1721 in Straßburg; † 30. März 1774 in Darmstadt) war durch Heirat Landgräfin von Hessen-Darmstadt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft und Familie
Karoline Henriette war die älteste Tochter des Pfalzgrafen und Herzogs Christian III. von Zweibrücken (1674–1735) aus dessen Ehe mit Karoline (1704–1774), Tochter des Grafen Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken. Die Prinzessin wuchs mit ihren Geschwistern Christian, Friedrich Michael und Christiane Henriette im Elsaß und in der südlichen Pfalz auf. Unter der Aufsicht ihrer Mutter wurde Karoline umfassend und sorgfältig ausgebildet.[1]
Landgräfin von Hessen-Darmstadt
Sie heiratete am 12. August 1741 in Zweibrücken den nachmaligen Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt (1719–1790). Die Ehe war schon bald wegen der Verschiedenheit der Eheleute durch Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Karoline Henriette war musisch und literarisch interessiert, während sich Ludwig vorwiegend für das Militär begeisterte. Ludwig war anfänglich seiner Gemahlin sehr zugetan, doch diese überführte die Beziehung in eine Konvenienzehe. Karoline, die vier Jahre nach der Eheschließung eine eigene Hofhaltung begründete, lebte in den ersten Ehejahren vorwiegend in Buchsweiler, während ihr Ehemann Pirmasens zur Garnisonsstadt ausbaute. Buchsweiler war die Residenz der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, in der Ludwig als Vormund fungierte. Im Jahr 1750 folgte Karoline ihrem Mann nach Prenzlau, wo er als preußischer General ein Regiment befehligte.[2]
Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges und der Regierungsübernahme ihres Mannes war dieser nach Pirmasens zurückgekehrt und Karoline bezog nach einem erneuten Aufenthalt in Buchsweiler schließlich mit den Kindern die Residenz in Darmstadt.[3] Durch Sparmaßnahmen ihres Mannes waren Karolines künstlerische Neigungen begrenzt, die von ihr bevorzugte Parforcejagd wurde ebenfalls verboten. Zur Entlastung ihrer Finanzen ließ Karoline in Pfungstadt eine Krappfabrik einrichten.
Karoline war 1772 an der Berufung des Friedrich Karl von Moser nach Darmstadt beteiligt, der 1780 Staatsminister wurde. Kurz vor ihrem Tod erlebte Karoline noch die Vermählung ihrer Tochter mit dem russischen Thronfolger, die Friedrich der Große vermittelt hatte.
Die Große Landgräfin
Karoline Henriette war besser bekannt unter dem Namen die Große Landgräfin, welcher ihr von Johann Wolfgang von Goethe in seinem Werk Dichtung und Wahrheit gegeben worden war. Sie pflegte freundschaftliche Beziehungen zu verschiedenen Gelehrten ihrer Zeit, etwa Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland und Goethe und galt als geistreichste Fürstin ihrer Zeit.[4] Wieland wünschte sich die Macht, sie zur „Königin von Europa“ zu erheben.
Seit dem Ende der 1740er Jahre trug Karoline eine bedeutende Bibliothek zusammen, die nicht repräsentativen Zwecken diente, sondern zum privaten Gebrauch. Lektüre gehörte zu den festen Gewohnheiten, wobei sie französische Philosophen bevorzugte und das Gelesene auch schriftlich aufarbeitete.
Die Landgräfin stand in Kontakt mit Friedrich II. von Preußen und war eine der wenigen Frauen, die er respektierte. Er nannte sie einmal Zierde und Bewunderung unseres Jahrhunderts und anlässlich ihres Todes schickte er eine marmorne Urne mit der Aufschrift femina sexo, ingenio vir (von Geschlecht eine Frau, vom Geist ein Mann) nach Darmstadt, die noch heute im Herrngarten zu besichtigen ist.[5] Durch ihre Töchter wurde sie Stammmutter des preußischen Königshauses beziehungsweise des späteren deutschen Kaiserhauses sowie des niederländischen Königshauses.
Nachkommen
Aus ihrer Ehe hatte Henriette Karoline folgende Kinder:
- Karoline (1746–1821)
- ∞ 1768 Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg (1748–1820)
- Friederike (1751–1805)
- ∞ 1769 König Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744–1797)
- Ludwig I. (1753–1830), Großherzog von Hessen und bei Rhein
- ∞ 1777 Prinzessin Luise von Hessen-Darmstadt (1761–1829)
- Amalie (1754–1832)
- ∞ 1774 Erbprinz Karl Ludwig von Baden (1755–1801)
- Wilhelmine (1755–1776)
- ∞ 1773 Großfürst Paul, seit 1796-Zar Paul I. von Russland (1754–1801)
- Luise (1757–1830)
- ∞ 1775 Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828)
- Friedrich (1759–1802)
- Christian (1763–1830)
Literatur
- Electronic Enlightenment Project: Caroline Henrietta Christiana von Zweibrücken, landgravine of Hesse-Darmstadt correspondence. 2008.
- Walter Gunzert: Karoline, Landgräfin von Hessen-Darmstadt, geborene Pfalzgräfin zu Zweibrücken. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 283 f.
- Marita A. Panzer: Die Große Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt (1721–1774). Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1965-3 (Buchvorstellung)
- Ernst Probst: Biographien von Herrscherinnen, Heldinnen, Heiligen, Mätressen, Räuberinnen und Indianerinnen in Wort und Bild. GRIN Verlag, 2008, S. 45 ff.
- Johann W. Steiner: Caroline, Landgräfin von Hessen-Darmstadt, Auf Kosten des Verf., 1841
- Jean-Marie Valentin: Germanistik im Konflikt der Kulturen. Peter Lang, 2008, S. 193 ff.
- Philipp Walther: Karoline, Landgräfin von Hessen-Darmstadt. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 410–415.
- Jürgen Rainer Wolf: „Soldatenlandgraf“ und „Große Landgräfin“. Ein Herscherpaar der hessen-darmstädtischen Landesgeschichte. In: Fürstenhof und Gelehrtenrepublik. Hessische Lebensläufe des 18. Jahrhunderts = Kleine Schriften zur hessischen Landeskunde 5. Hrsg: Hessische Landeszentrale für politische Bildung, S. 18-25.
Weblinks
Commons: Karoline von Pfalz-Zweibrücken – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Heinrich Zehfu: Alterthümlichkeiten der Residenzstadt Darmstadt, 1822, S. 84
- ↑ Claudia Kollbach: Aufwachsen bei Hof: Aufklärung und fürstliche Erziehung in Hessen und Baden, Campus Verlag, 2009, S. 36
- ↑ Wilhelm G. Jacobs: Schelling lesen, Band 3, Wallstein Verlag, 2004, S. 250
- ↑ Friedrich August Koethe, Feidrich Arnold Brockhaus: Zeitgenossen: Biographien und Charakteristiken, F. A. Brockhaus, 1830, S. 5
- ↑ Philipp A. Pauli: Darmstadt: Eine historisch-topographische Skizze und Excursionen in die Umgegend, Will, 1815, S. 89
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