- Camp Ashcan
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Camp Ashcan oder Ashcan (im amerikanischen Englisch.: Aschekasten, Ascheimer) war der Codename eines früher geheim gehaltenen alliierten Gefangenenlagers unter amerikanischer Führung (offiziell: Central Continental Prisoner of War Enclosure No. 32) zum Ende des Zweiten Weltkrieges, das im Palace Hotel in Bad Mondorf, Luxemburg eingerichtet war. Hier wurden zwischen Mai und September 1945 fast alle bis dahin gefangenen Nazigrößen und hochrangige Militärs festgehalten und verhört, bevor sie nach Nürnberg vor das Kriegsverbrechertribunal gebracht wurden.[1]
Unter den 86 Gefangenen war der Großteil der Angeklagten des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses:
- Hermann Göring (Reichsmarschall)
- Joachim von Ribbentrop (Reichsaußenminister)
- Robert Ley (Leiter der Deutschen Arbeitsfront)
- Wilhelm Keitel (Generalfeldmarschall, Chef des OKW)
- Generaloberst Alfred Jodl
- Großadmiral Karl Dönitz
- Fritz Sauckel (Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz)
- Walther Funk, (Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident)
- Hans Frank (Generalgouverneur von Polen)
- Arthur Seyß-Inquart (Reichsstatthalter der Niederlande)
- Julius Streicher (Gauleiter von Franken und Herausgeber der antisemitischen Wochenzeitung „Der Stürmer“)
sowie u.a.
- Reichsfinanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk
- Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt
- Generalfeldmarschall Albert Kesselring
In Schloss Kransberg bei Frankfurt/M gab es zur gleichen Zeit ein ähnliches Lager, das den Codenamen Dustbin (im britischen Englisch: Mülleimer) trug und unter britischer Führung stand und in dem die eher technischen Kollaborateure des Naziregimes, darunter aber auch Albert Speer, untergebracht waren.
Im Camp Ashcan waren die Gefangenen im 3. und 4. Stock untergebracht, das 2. Stockwerk war leer, die Amerikaner richteten sich im Erdgeschoss ein. Die Gefangenen konnten sich frei bewegen, durften sogar in den Park (der natürlich mit Stacheldraht und Wachposten gesichert war) und sich untereinander frei unterhalten. Dies hatte den Zweck, dass die Häftlinge in den Verhören gesprächiger werden sollten.
Fünf amerikanische Intelligence Officers bekamen regelmäßig Fragebögen der Nazi Warcrime Commission zugeschickt, mit denen sie die Inhaftierten ausfragen sollten. Einer der Verhörer war John Ernest Dolibois gebürtig aus Luxemburg-Stadt, der später amerikanischer Botschafter in Luxemburg werden sollte. Er war als „Welfare Officer“ eingeteilt, der sich um das Wohlergehen der hohen Gefangenen kümmern sollte. Dies ermöglichte ihm, wertvolle Informationen und Zeugenaussagen zu sammeln, da sich die Inhaftierten gegeneinander auszuspielen versuchten. So wollten sich vor allem die Militärs und die führenden Nazis gegenseitig die Schuld zuschieben. Einige versuchten sich wichtig zu machen, andere waren clever genug, um zu versuchen, sich selbst und ihre Rolle als unwichtig zu verkaufen.
Ganz geheim konnten die Amerikaner dann doch nicht halten, was sich hinter dem Stacheldraht abspielte: Mondorfer Zeitzeugen gaben an, als Kinder in den großen Ferien dort umhergeschlichen zu sein, um „die Göringe zu beobachten“.
Am 10. August 1945 wurden die Häftlinge nach Nürnberg gebracht und das Camp Ashcan wurde (im September 1945?) aufgelöst. Einige Jahrzehnte lang diente das Gebäude noch als Hotel, bevor es 1988 abgerissen wurde, um Platz für das moderne Thermalbad zu machen.
Die Militärpolizeieinheit, die danach auch in Nürnberg Dienst tat (6850th Internal Security Detachment), stand unter dem Kommando von Oberst Burton C. Andrus.
Literatur, Weblinks
- John Kenneth Galbraith: The "cure" at Mondorf Spa. Life vom 22. Okt. 1945, S. 15-24
- Philipp Schnee: Hotel der Kriegsverbrecher, spiegel.de vom 28. Okt. 2009 (auch online)
- Melissa Wiford: Trials and Tribulations: Security from Behind the Walls. Bei army.mil 27. Sept. 2009 (US-Dienststelle)
Einzelnachweise
- ↑ Artikel über die Erlebnisse von John E. dolibois im Camp Ashcan: 'The Class of 1945' Seiten 7 bis 16
49.5056.28Koordinaten: 49° 30′ 18″ N, 6° 16′ 48″ O
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