Generaloberst

Generaloberst

Generaloberst ist ein militärischer Dienstgrad.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Heerwesen des 16. und 17. Jahrhunderts, in dem das freie Söldnertum dominierte, hatte der fürstliche Dienstherr aufgrund seiner Stellung als politisch entscheidende Instanz (Kriegsherr) auch die Stellung des militärischen Oberbefehlshabers der in seinem Namen stehenden Truppen als „oberster General“ inne.

Generaloberst war die Bezeichnung des höchsten regulär erreichbaren Generalsranges zuerst in der preußischen Armee. Eingeführt wurde er 1854 für Prinz Wilhelm von Preußen, weil Mitglieder des Königshauses traditionell nicht zum Generalfeldmarschall ernannt wurden. Zunächst waren alle Generalobersten im Rang den Generalfeldmarschällen gleichgestellt (auf den Epauletten trugen sie die gekreuzten Marschallstäbe und drei Sterne); unter Kaiser Wilhelm II. wurde die Differenzierung in Generaloberst mit dem Rang als Generalfeldmarschall (4 Sterne) und Generaloberst (3 Sterne) eingeführt. Später wurde der Rang auch in der Reichswehr und im Heer und der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht weitergeführt. Dem Generaloberst in der Wehrmacht entsprach in der Kriegsmarine der Rang Generaladmiral.

In heutigen Armeen weltweit entspricht der Generaloberst dem Dienstgrad General (OF-9), in slawischen Staaten allerdings dem Generalleutnant (OF-8), wo die Reihenfolge anders als dem alten deutschen System lautet: Generalmajor – Generalleutnant – Generaloberst (general polkovnik) – Armeegeneral.

Auch in der Nationalen Volksarmee der DDR war der Generaloberst (nach sowjetischem Vorbild) der zweithöchste Dienstgrad nach dem Armeegeneral. Durch den militärischen Aufbau und die dadurch bedingte Verwendung der militärischen Dienstgrade im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und in der Deutschen Volkspolizei (DVP) gab es auch dort den Dienstgrad des Generaloberst.

Die deutsche Bundeswehr kennt nach der Anpassung der Generalität an NATO-Standards die Abfolge Brigadegeneral – Generalmajor – Generalleutnant – General; ein Generaloberst ist nicht vorgesehen.

Deutsches Reich

Kaiserreich

Großherzog Friedrich I. von Baden als preuß. Generaloberst (mit dem Rang als GFM)

Noch unvollständige Liste ohne die Generalobersten, die noch zum Generalfeldmarschall befördert wurden:

Reichswehr

Wehrmacht

Generaloberst der deutschen Wehrmacht

Vollständige Liste ohne die Generalobersten, die zum Generalfeldmarschall befördert wurden:

Heer

  1. Wilhelm Adam (1877–1949)
  2. Hans-Jürgen von Arnim (1889–1962)
  3. Ludwig Beck (1880–1944)
  4. Johannes Blaskowitz (1883–1948)
  5. Eduard Dietl (1890–1944)
  6. Friedrich Dollmann (1882–1944)
  7. Nikolaus von Falkenhorst (1885–1968)
  8. Johannes Frießner (1892–1971)
  9. Werner von Fritsch (1880–1939)
  10. Friedrich Fromm (1888–1945)
  11. Heinz Guderian (1888–1954)
  12. Curt Haase (1881–1943)
  13. Franz Halder (1884–1972)
  14. Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord (1878–1943)
  15. Josef Harpe (1887–1968)
  16. Gotthard Heinrici (1886–1971)
  17. Walter Heitz (1878–1944)
  18. Carl Hilpert (1888–1948)
  19. Karl-Adolf Hollidt (1891–1985)
  20. Erich Hoepner (1886–1944)
  21. Hermann Hoth (1885–1971)
  22. Hans-Valentin Hube (1890–1944)
  23. Erwin Jaenecke (1890–1960)
  24. Alfred Jodl (1890–1946)
  25. Georg Lindemann (1884–1963)
  26. Eberhard von Mackensen (1889–1969)
  27. Erhard Raus (1889–1956)
  28. Georg-Hans Reinhardt (1887–1963)
  29. Lothar Rendulic (1887–1971)
  30. Richard Ruoff (1883–1967)
  31. Hans von Salmuth (1888–1962)
  32. Rudolf Schmidt (1886–1957)
  33. Eugen Ritter von Schobert (1883–1941)
  34. Adolf Strauß (1879–1973)
  35. Heinrich Gottfried von Vietinghoff-Scheel (1887–1952)
  36. Walter Weiss (1890–1967)
  37. Kurt Zeitzler (1895–1963)

Luftwaffe

  1. Otto Deßloch (1889–1977)
  2. Ulrich Grauert (1889–1941)
  3. Hans Jeschonnek (1899–1943)
  4. Alfred Keller (1882–1974)
  5. Günther Korten (1898–1944)
  6. Alexander Löhr (1885–1947)
  7. Bruno Loerzer (1891–1960)
  8. Günther Rüdel (1883–1950)
  9. Kurt Student (1890–1978)
  10. Hans-Jürgen Stumpff (1889–1968)
  11. Ernst Udet (1896–1941)
  12. Hubert Weise (1884–1950)

Waffen-SS

SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS:

  1. Sepp Dietrich (1892–1966)
  2. Paul Hausser (1880–1972)

Österreich(-Ungarn)

Distinktion eines Generalobersten der k.u.k. Armee

In der k.u.k Armee war der Generaloberst von 1915 bis 1918 der zweithöchste Rang der Generalität. Träger dieses Grades waren:

  1. Erzherzog Josef Ferdinand (1872–1942)
  2. Friedrich Graf von Beck-Rzikowsky (1830–1920)
  3. Eduard Graf Paar (1837–1919)
  4. Arthur Freiherr von Bolfras (1838–1922)
  5. Friedrich Freiherr von Georgi (1852–1926)
  6. Karl Freiherr von Pflanzer-Baltin (1855–1925)
  7. Viktor Graf Dankl von Krasnik (1854–1941)
  8. Karl Tersztyánszky von Nádas (1854–1921)
    Arthur Freiherr Arz von Straussenburg 1917
  9. Paul Freiherr Puhallo von Brlog (1856–1926)
  10. Leopold Salvator von Österreich-Toskana (1863–1931)
  11. Karl von Kirchbach auf Lauterbach (1856–1939)
  12. Adolf Freiherr von Rhemen zu Barenfels (1855–1932)
  13. Karl Georg Graf Huyn (1857–1938)
  14. Hermann Kusmanek von Burgneustädten (1860–1934)
  15. Karl Křitek (1861–1928)
  16. Wenzel Freiherr von Wurm (1859–1921)
  17. Samuel Freiherr von Hazai (1851–1942)
  18. Leopold Freiherr von Hauer (1854–1933)
  19. Viktor Graf von Scheuchenstuel (1857–1938)
  20. Stephan Freiherr Sarkotić von Lovčen (1858–1939)
  21. Josef Ritter Roth von Limanowa-Lapanów (1859–1927)
  22. Arthur Freiherr Arz von Straussenburg (1857–1935)
  23. Hugo Martiny von Malastów (1860–1940)
  24. Rudolf Freiherr Stöger-Steiner von Steinstätten (1861–1921)
  25. Alois Fürst Schönburg-Hartenstein (1858–1944)

Im Bundesheer der Republik Österreich gibt es den Dienstgrad Generaloberst nicht.

DDR

General-
oberst der NVA

In der NVA, dem Ministerium für Staatssicherheit und der Deutschen Volkspolizei war der Dienstgrad wie in der Sowjetarmee ein Rang über dem Generalleutnant und ein Rang unter dem Armeegeneral.

Nationale Volksarmee (NVA)

Ministerium für Staatssicherheit (MfS)

Deutsche Volkspolizei (DVP)

Sowjetunion

Rote Armee

Hauptartikel: Sowjetische Generalsränge

In der Roten Armee der Sowjetunion wurden am 7. Mai 1940 die Generalsränge wieder eingeführt. Generaloberst war der dritthöchste Dienstgrad in der Gruppe der Generale. Die Reihenfolge sowjetischer Generalsränge war dabei seit 1940 bzw. 1943:

  • Generalmajor, davor Brigadekommandeur
  • Generalleutnant, Divisionskommandeur (Kom Div)
  • Generaloberst, davor Korpskommandeur
  • Armeegeneral, davor Armeekommandeur 2. Ranges
  • Hauptmarschall (ab 1943), davor Armeekommandeur 1. Ranges

Frankreich

Unter dem Ancien Regime stand jeder Waffengattung ein colonel general vor, der in der Regel zugleich Chef des 1. Regiments der Waffengattung war. Dieses führte statt dem sonst üblichen Inhabernamen nur schlicht den Namen colonel general. Nur wenn ein höhergestelltes Mitglied des Herrscherhauses (z. B. der König) Inhaber eines Regiments der Waffengattung war, rangierte das Regiment des colonel general mit der Rangnummer dahinter. Es handelte sich bei dem Titel colonel general nicht um einen tatsächlichen Rang zwischen General und Marschall mit entsprechender militärischer Befehlsgewalt, sondern um einen Titel ähnlich dem, den heute in der Bundeswehr der jeweilige General der Infanterie, der Panzertruppe usw. hat. Unter dem Ersten Kaiserreich wurde der Titel beibehalten, ohne dass das zugehörige Regiment den Titel führte.

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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  • Generaloberst — Generaloberst, s. General …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Generaloberst — Generaloberst, im 16. und 17. Jahrh. Feldoberst, Titel des Führers größerer Heere; jetzt Dienstgrad im deutschen Heere (meist im Range des Generalfeldmarschalls) …   Kleines Konversations-Lexikon

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