- Cippus
-
Als Cippus (lateinisch „Spitzpfahl“; Plural Cippi) werden primär etruskische Grabsteine bezeichnet, die je nach Ort und Entstehungszeit verschieden geformt sind. Cippi wurden in der Regel als Stele, Säule oder Skulptur im Dromos eines Grabes oder am Grabeingang aufgestellt, teils auch als Grabbekrönung (Grabaufsatz) verwandt. Der Cippus hatte darüber hinaus magisch-religiöse Bedeutung.
Cippi besaßen auch Würfel-, Knauf-, Zwiebel-, Eier-, Kugel- oder Walzenform. Zwischen gewissen Formen von Cippi und der Darstellung etruskischer Kanopen bestehen Zusammenhänge. Die Kanopen sind Urnen, die als menschliche Oberkörper mit angedeuteten Gliedmaßen und dem Kopf als Deckel gestaltet waren.
- In Cerveteri waren die Cippi weiblicher und männlicher Bestattungen verschieden. Männliche Tote erhielten eine Säule (Phallus), Frauen kleine Häuser bzw. Tempel.
- Eine Verschmelzung von Aschengefäß und Cippus liegt bei den so genannten Pietrafetida-Denkmälern (6.–5. Jahrhundert v. Chr.) aus der Umgebung von Chiusi vor. Sie enthalten in einer Öffnung ihres Sockels die Asche der Toten.
- In Orvieto fanden sich zwei so genannte Kriegerkopfcippi mit Abbildungen menschlicher Köpfe (spätes 6. Jahrhundert v. Chr.).
- In Perugia verwandte man kannelierte Säulen mit Akanthusknospen.
- Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. weisen Cippi auch Namensinschriften auf.
Der so genannte „Cippus Abellanus“ (in oskischer Sprache) ist ebenso wie der „Cippus Perusinus“ kein Grabstein. Letzterer besteht aus 46 Zeilen und ca. 100 Wörtern. Es handelt sich um ein Abkommen zwischen zwei Familien, das die Grundstücksgrenzen festlegt.
Karthagische Cippi besitzen eine Basis in Form des Sockels ägyptischer Stelen, die mitunter auch als Cippi („Cippi Metternich“ im Britischen Museum) bezeichnet werden. Punische Cippi fanden sich in Nordafrika, aber auch auf Sardinien (Cagliari, Teti, Tharros), auf Sizilien (Mozia) und in Spanien (Huelva und Castelldefels/Barcelona). Für die Wissenschaft bedeutsam war ein auf Malta gefundener Cippus, der eine phönizische und eine griechische Inschrift trägt. Er ermöglichte es den Archäologen erstmals, das phönizische Alphabet zu verstehen.
Literatur
- Martin Blumhofer: Etruskische Cippi: Untersuchungen am Beispiel von Cerveteri. Böhlau, Köln 1993, ISBN 3-412-06993-0 (Arbeiten zur Archäologie).
Kategorien:- Archäologischer Fachbegriff
- Kunst der Vor- und Frühgeschichte
Wikimedia Foundation.