Cordinger Mühle

Cordinger Mühle
Cordinger Mühle (Niedersachsen)
Cordinger Mühle
Cordinger Mühle
Die Cordinger Mühle in Bomlitz
Die Cordinger Mühle am Fluss Warnau

Die Cordinger Mühle ist ehemalige Wassermühle mit Mühlenhof (Müllerhaus und Backhaus) und Teichanlagen, die sich im Tal der Warnau zwischen Cordingen und Benefeld (Gemeinde Bomlitz) in der südwestlichen Lüneburger Heide befindet. Die Mühle wurde 1661 erstmals urkundlich erwähnt.

Inhaltsverzeichnis

Die heutige Mühle

Die in den 1980er Jahren durch die Gemeinde Bomlitz restaurierte Anlage gilt als eines der wertvollsten historischen Gebäude im Landkreis Heidekreis. Die 1810 errichtete Mühle wurde bis in die 1950er Jahre betrieben. Heute wird das Mühlengebäude für standesamtliche Trauungen der Gemeinde Bomlitz genutzt und für Feierlichkeiten vermietet.

Im Müllerhaus befindet sich eine Ausstellung mit Dokumenten und Manuskripten über und von Arno Schmidt. Der Schriftsteller wohnte mit seiner Frau von 1945 bis 1950 auf dem damals noch voll bewirtschafteten Mühlenhof; hier entstanden seine ersten Nachkriegserzählungen Enthymesis, Gadir, Leviathan und Brand’s Haide.

Die Niedersächsische Mühlenstraße führt an der Cordinger Mühle vorbei. Das rustikal anmutende Mühlengelände ist durch seine Lage im engsten, knapp 20 Meter eingesenkten Abschnitt des Warnautales landschaftlich sehr ansprechend. Es ist zugleich über den Arno-Schmidt-Pfad einer der Ausgangspunkte für das Erholungsgebiet Eibia-Lohheide. Dem Steilufer der Warnau folgend kann von hier aus auch der Archäologische Wanderpfad Bomlitz erreicht werden.

Geschichte

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Abschnitt

Die Cordinger Mühle ist die unterste von drei Standorten ehemaliger Mühlen an der Warnau, die nur jeweils gut einen Kilometer voneinander entfernt liegen. Dieser außergewöhnlichen Nähe stand normalerweise der Mühlenbann entgegen, hier könnte aber die entlang der Warnau verlaufende Grenze zwischen den einstigen Gebieten des Amtes Rethem und der Großvogtei Fallingbostel eine Konkurrenzsituation zwischen der Jarlinger Mühle (Rethem) und der wenig unterhalb gelegenen Benefelder Mühle (Fallingbostel) zugelassen haben. Später scheint die Benefelder Mühle an den heutigen Standort unterhalb des Ortes Cordingen verlegt worden zu sein. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erhielt die Mühle ein Ölstampfwerk. 1930 wurde eine Turbine an Stelle des Mühlrades installiert.[1] Die Mühle arbeitete nach dem Krieg noch bis in die 1950er Jahre.

1982 gelang es der Gemeinde Bomlitz, das gesamte Grundstück zu erwerben. Fachleute des Denkmalschutzes sicherten zunächst die historische Bausubstanz, dann wurden die Stauanlage, der Teich, die Mühle und das Müllerwohnhaus mit erheblichem Aufwand restauriert und das Backhaus neu aufgeführt. Im Jahre 2010 wurde der Mühlenstau für Fische passierbar gemacht.

Chronik der Cordinger Mühle:[2]

  • 1408: Johann von der Fulde verkauft an das Kloster Walsrode eine Mühle zu Benefeld auf Wiederkauf.
  • 1410: Die Gebrüder Johann und Gödeke Torney übertragen ihrem Bruder ihre Anteile am Mühlenhof zu Benefeld, welchen der Hogrefe zu Cordingen bewohnt. Zwei Monate später verkauften die Gebrüder Torney dem Kloster zu Walsrode eine Mühle zu Benefeld mit Hof.
  • 1661: Erstmalige Erwähnung der Wassermühle zu Cordingen, ein Mahlgang, Müller Hans Scheelen
  • 1667: „Johan Fuhrhoop zur Kordinger Mühle (Mühle mit einem Mahlgang, Haus, Hof mit einem Speicher, eine Kornscheune, ein Schafstall, eine kleine Heuscheune, ein Backhaus, eine Immenstelle, ½ Morgen Holz“.
  • 1778: Die Kurhannoversche Landesaufnahme (Blatt 89 Walsrode) zeigt eine Mühle am heutigen Platz.
  • 1810: Erstellung eines Mühlen-Neubaues durch H. F. Fuhrhop (Türbalken)
  • 1828/1829: Johann Georg Heino kauft die Mühle von der Witwe des Mahlmüllers Müller.
  • 1833: Antrag auf Anlage eines Öllagers
  • 1834: Einrichtung des Ölschlages (für Ölfrüchte)
  • 1841: Ablösungsreceß
Die Cordinger Mühle mit dem Mühlteich
  • 1845: „Gehorsamster Bericht des Bernicke (?) zu Walsrode am königlich hannoverschen Amt zu Fallingbostel über die Ost-Cordinger Mahlmühle.“
  • 1866: Erwähnung einer Pulvermühle die an die Firma Wolff verpachtet ist. Im Jahr 1888 starben dort zwei Arbeiter durch eine Explosion.
  • 1876: Im Zuge der Gleisbauarbeiten für die Bahnstrecke Hannover-Visselhövede stellt Müller Heino einen Antrag auf Schutz seiner Stauanlagen. Der Antrag wird als unbegründet abgelehnt.
  • 1877: Gebäudebestand des Anwesens Ahrsen Nr. 1, Vollhof zu Cordinger Mühle, auch Ost Cordingen genannt: Speicher, Häuslingshäuser (3), Schafstall, Scheune mit Wohnung, Mühle, Backhaus, Schweinestall, Pulvermühle, Schuppen, Spinnereigebäude, Wollschuppen, Stallgebäude, Trockenhaus
  • 1892/1893: In der Häuserliste befindet sich ein Streichungsvermerk, ohne Datum, nach welchem der Mühlenhof als Haus Nr. 1 des Ortes Ahrsen gestrichen und fortan hinter Nr. 8 der Gemeinde Borg geführt wird.
  • 1901: Witwe Dorothea Magdalene Heino verkauft das Anwesen an Georg Friedrich Melcher aus Bremen.
  • 1914: Herr Kannengießer kauft die Mühle. Er kommt aus Bremen-Walle und musste den dortigen elterlichen Betrieb aufgeben, da Walle Stadtgebiet von Bremen wurde.
  • 1918: Erst nach dem Krieg kann sich Kannengießer dem Betrieb in Cordingen voll widmen. Heinrich Westermann als Müller eingestellt.
    Die Mühle wird umgebaut, renoviert und mit neuen Maschinen versehen.
  • 1919: Die Sägemühle (nahe der heutigen Warnaubrücke der Bahnstrecke Bomlitz–Walsrode) wird, da sie nicht mehr rentabel war, verkauft. Aus ihr entwickelte sich später die Cordinger Holz-Industrie.
  • 1930: Anstelle des Wasserrades wird eine Turbine installiert.
  • 1938: Herr Kannengießer wird enteignet, da Gebäude und Land von der reichseigenen Montan GmbH für die Pulverfabrik (Eibia) beansprucht werden.

Weblinks

 Commons: Cordinger Mühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Olaf Mußmann: Papier, Pulver und sanfte Energie. Alltag und Technik im vorindustriellen Mühlengewerbe. Lit, Münster 1993, ISBN 3-89473-531-7, S. 78ff. (Aspekte der Bomlitzer Lokalgeschichte 1).
  2. Geschichte der Cordinger Mühle nach einer Aufstellung von Horst Peterson von der Gruppe "Traditionspflege" des FORUM Bomlitz e.V.
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