Caodaismus

Caodaismus
Cao-Đai-Tempel in Tây Ninh nahe Ho-Chi-Minh-Stadt
Das Relief über dem Altarportal zeigt von links nach rechts: Guanyin, Laozi, Buddha, Konfuzius, Guan Yu, absteigend unter Buddha: Li Po, Jesus, Jiang Ziya
Innenansicht des Tempels

Caodaismus oder Cao Đài (vietnamesisch: Đạo Cao Đài, Hán nôm: 道高台, chinesisch: 高台教 Gāotáijiào; großes Gebäude) ist eine offiziell am 7. September 1926 gegründete Religion im Süden Vietnams. Die Schätzungen der Zahl der Anhänger gehen stark auseinander, wobei die Mehrzahl zwei bis drei Millionen angibt, andere Quellen aber acht Millionen Gläubige in Vietnam. Nach Buddhismus und Katholizismus ist sie die drittgrößte Religion des Landes. Durch Auswanderung gibt es ungefähr 30.000 Caodaisten in den USA, Europa und Australien.

Die Offenbarung dieser Religion, durch spiritistische Sitzungen empfangen, beinhaltet einen umfassenden Synkretismus aus asiatischem und christlichem Glaubensgut.

Inhaltsverzeichnis

Stifter

Als Religionsstifter gilt Ngô Văn Chiêu (* 1878 in Saigon; † 1932), der am 25. Dezember 1925 die Offenbarung des Gottes Cao Đài erfuhr. Als Anführer dieser neuen Religionsgemeinschaft sollte ein Mitglied des Kolonialrates, Lê văn Trung (Hán nôm: 黎文忠) (* 1876; † 19. Dezember 1934), ein bekannter Lebemensch und Opiumraucher, betraut werden. Dieser änderte dadurch seinen Lebenswandel zur Askese.

Synkretismus

Im Laufe der Geschichte soll der Gott Cao Đài mehrere Offenbarungen kundgetan haben wie zum Beispiel für

"die Lehre des Moses ist die Knospe, die Lehre Christi ist die Blüte, der Caodaismus ist die Frucht"

  • die asiatischen Religionen:

"der erhabene Laozi (Lão Tử) hatte das Verdienst, am Heil der Menschheit mitzuwirken"
"der weise Konfuzius (Khổng Tử) hat deutlich den Weg des rechten Mittelmaßes vorgezeichnet"
"der barmherzige Buddha (Phật) hat Demut und Nächstenliebe gepredigt"
um schließlich mit dem Caodaismus das "Große Gebäude" (Cao Đài) der Religionen zu vollenden.

Lehre und Kult

Der Caodaismus lehrt die Seelenwanderung und hält die moralischen Grundsätze wie Vegetarismus, Alkoholverbot, Selbstlosigkeit, Nächstenliebe und Armut als moralische Pflicht. Der Kult wird in reich ausgestatteten Tempeln mit Weihrauch, Geisterbeschwörungen und Gebeten vollzogen. Unter den "hohen Geistern" des Caodaismus befinden sich u.a. Sun Yat Sen, Isaac Newton, die Jungfrau von Orleans und Victor Hugo[1], um deren Wichtigkeit für die Menschheit aufzuzeigen.

Hierarchie

Die Hierarchie ist nach dem Vorbild der katholischen Kirche aufgebaut mit den folgenden Ämtern bzw. Graden: Ðạo hữu (Gläubiger), Chuc viec (Unterwürdenträger), Lễ Sanh (Priesterschüler), Giáo Hữu (Priester), Giáo Sư (Bischof), Phối Sư (Erzbischof), Ðầu Sư (Kardinal), Chưởng Pháp (Zensor-Kardinal) und Giáo Tông (Hán nôm: 敎宗) (Papst).

Es gibt je drei Zensor- und einfache Kardinäle, 36 Erzbischöfe und 72 Bischöfe. Ngô Văn Chiêu war der bislang einzige Cao Đài-Papst, seit 1935 ist der Posten vakant. Aufgrund von Restriktionen seitens der vietnamesischen Regierung ist es den Cao-Đài-Anhängern nicht erlaubt, einen neuen Papst einzusetzen oder spiritistische Sitzungen durchzuführen.

Einzelnachweise

  1. Michael Leifer: Dictionary of the modern politics of South-East Asia. Lpndon: Routledge 1996. ISBN 0-415-13821-3. Artikel "Cao Dai (Vietnam)".

Weblinks

Literatur


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