- Die Reise ins Glück
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Filmdaten Originaltitel Die Reise ins Glück Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 2004 Länge 73 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Wenzel Storch Drehbuch Wenzel Storch,
Matthias HänischProduktion Wenzel Storch,
Ralf SzieleMusik Diet Schütte Kamera Wenzel Storch Besetzung - Jürgen Höhne: Gustav
- Jasmin Harnau: Evchen
- Holger Müller: König Knuffi
- Bernward Klimek: Propagandaminister
- Ralph Meyer: Propagandaminister
- Harry Rowohlt: 1. Offizier (Sprecherrolle)
- Friedrich Schoenfelder: Erzähler (Sprecherrolle)
- Dennis Bischof: Gustav als Kind
Die Reise ins Glück ist ein surrealer Film von Wenzel Storch aus dem Jahr 2004. Kennzeichnende Merkmale sind mit viel Liebe zum Detail gestaltete Kulissen, eine grellbunte Farbwahl und die Überschreitung zahlreicher Grenzen des guten Geschmacks. Besonders hervorstechend ist hierbei die wiederkehrende Darstellung des menschlichen Urinierens.
Handlung
Gustav rettet Knuffi, der auf einem gefrorenen See einbricht. Das Orakel der Schneemänner schweißt die beiden Helden nun fürs Leben zusammen.
Gustav und Knuffi hat es gemeinsam an den Arsch der Welt verschlagen. Eines Tages zieht ein junges Mädchen, das Evchen, bei ihnen ein. Beide vergucken sich in Eva, und diese geht eines Tages mit Gustav stiften, einer ungewissen Zukunft entgegen. Gustav und Eva durchsegeln nun mit ihrem Schneckenschiff die Welt. Eva hat ihrem Gustav einen ganzen Stall munterer Kinder geschenkt. An Bord befinden sich außerdem ‚Eingeborene‘, die die Wissenschaft schon längst für ausgestorben hält sowie mehrere Vierbeiner, zum Beispiel der erste Offizier, eine brummige Natur im warmen Pelz.
Als er auf ein unbekanntes Eiland stößt, das auf keiner Seekarte verzeichnet ist, wirft der Kapitän gerne seinen Anker. Der Bär bittet um Erlaubnis, mit Gustavs Propellerauto einen Ausflug auf die Insel zu machen. Gustav stimmt widerwillig zu. Die Frösche und das Kaninchen haben den Wagen bereits kurzgeschlossen und fahren auf eigene Faust los, bauen aber bereits nach kurzer Zeit einen Unfall. Eva macht sich sogleich auf die Suche nach den verschollenen Tieren.
Unterdessen nähern sich die zwei von Harndrang geplagten Propagandaminister des Inselkönigs dem Schneckenschiff. Sie nehmen an einer Vorführung des Bordkinos „die schwimmende Leinwand“ teil, in dem die Kinder sich „Moby Doof“, eine Schnurre aus der guten alten Zeit, anschauen. Die Minister, die sich als Cineasten entpuppen, erzwingen einen anderen Film und beunruhigen das Publikum mit dem Video zum nahenden Geburtstag des Inselkönigs. Die Kinder bekommen es mit der Angst und verschwinden aus dem Kinosaal. Aufgepeitscht von der Macht der Bilder, zieht es die Propagandaminister zu neuen Schandtaten.
Die Kinder berichten Gustav von den Bildern des Königs, die sie zu sehen bekamen. Für Gustav steht es nun fest, dass der König dieser Insel ja ein komischer Kauz sein muss.
Eva begegnet auf ihrer Suche ein paar jungen Frauen, die an einem Feldweg stehen. Sie erfährt, dass diese auf den Autostrich gehen und darauf warten, zum König zu kommen. Hoch auf dem gelben Wagen nahen sich nun zwei passionierte Schürzenjäger – die Propagandaminister des Königs. Sie nehmen die Mädchen, die um diese Zeit eigentlich die Schulbank drücken müssten, als Anstandsdamen zur Geburtstagsparty des Königs mit. Unterwegs laufen ihnen noch zwei königstreue Vetteln über den Weg, die von den Ministern jedoch barsch zurückgewiesen werden.
In Folge von Evas Abwesenheit kocht Gustav sich indessen im Schneckenschiff einen Kaffee, was Erinnerungen an die selige Junggesellenzeit hervorruft. Auch die Mannschaft nutzt die Gunst der Stunde und macht sich über die Vorräte her. Die Kinder entdecken in einer Schatztruhe ein altes Fotoalbum und rekapitulieren mit Hilfe des Vaters die Zeit, in der die Eltern sich kennengelernt haben, insbesondere das missglückte Menage à trois mit dem unseligen Knuffi. Die Kinder bringen ihren Vater mit ihrem Gelächter in Verlegenheit.
Die ausgebüchsten Tiere sind mittlerweile an einem güldenen Ungetüm, dem Schloss des Inselkönigs angelangt und unterhalten sich angeregt über die zu entdeckenden kulturellen Artefakte, die an Spätbarock erinnern und nach Pisse stinken. Dabei erweisen sich die Frösche als unangenehm altklug. Auch der Wagen mit Eva und den Ministern erreicht das Schloss. Eva macht sich auf Entdeckungsreise durch die Gemächer und muss zu ihrem Entsetzen entdecken, dass es sich bei dem König um Knuffi, den lästigen Verehrer von einst, handelt. Die Propagandaminister entdecken die Tiere im Schloss, und nehmen die Frösche und die Eule fest, da diese keine Eintrittskarten haben. Der Hamster kann sich schnell in einer alten Kamera verstecken. Als die Minister wieder einmal auf die Toilette gehen, begegnen sie dem Häschen, was durch Evas beherztes Eingreifen in letzter Minute entwischen kann. Eva entdeckt ein paar Knallfrösche und steckt diese in die anlässlich der Party zum Verzehr angerichteten Wachteln.
Der erste Offizier hat inzwischen einen Bienenstock entdeckt, tut sich an dem gegorenen Honig gütlich und betrinkt sich, bis er kotzt.
Eva begegnet König Knuffi und wird von diesem in die Pissbude der Propagandaminister geführt. Dort treffen sie auf Klementine und den König der Feinschmecker, der – neben einigen anderen Edelleuten - anlässlich der Geburtstagsparty eingereist ist. Der König der Feinschmecker bekommt von Klementine sein Gehirn ausgetauscht und wird darauf zum devoten Untertan, der König Knuffi die Füße leckt. Von seinen Ministern bekommt König Knuffi zum Geburtstag ein kleines Spielzeug überreicht, das die Szene vom Anfang darstellt, in der Knuffi im Eis eingebrochen ist. Zu Tische beschließt Knuffi sich ebenso wie Eva vegetarisch zu ernähren. Als die Propagandaminister wieder einmal aufs Klo müssen und das Essen freigeben, explodieren die Edelleute an den mit Knallfröschen besteckten Wachteln. Eva hat sich mittlerweile von dannen geschlichen. Knuffi eilt nach dem Feuerwerk zu schauen und zertritt dabei dem devoten König der Feinschmecker das Gesicht.
Zurück im Schneckenschiff, feiert man den vermeintlichen Sieg über den Tyrannen mit dem Hit „Tellerlip Girl“ (gesungen von Max Raabe), der von der Bordkapelle vorgetragen wird und im Sturm die Hitparade der Gesellschaft für bedrohte Völker stürmt. Eva erholt sich von den Strapazen in der Badewanne.
Knuffi ist betrübt, dass Eva schon wieder verschwunden ist und beschließt, das ganze Königreich nach ihr absuchen zu lassen. Gustav und die Crew versuchen unterdessen, mit dem Schneckenschiff aufzubrechen. Leider säuft die Maschine ab, und so schaffen es die Schergen des Königs, sich auf der Suche nach Eva Zutritt zum Schiff zu verschaffen. Der erste Offizier versucht vergeblich die Eindringlinge abzuhalten, wird aber schließlich von den Propagandaministern überwältigt. Diese durchkämmen nun das Schiff und werden von Gustav auf die falsche Fährte gelockt, so dass sich Eva und die Kinder in Sicherheit bringen können. Leider haben die Kinder ihre Brote einzupacken vergessen, so dass Eva diese an sich nimmt. Nach erfolgloser Suche treffen die Minister erneut auf die alten Vetteln und bringen diese nun Anstelle von Eva zum König. Doch Knuffi ist enttäuscht, da es sich seiner Ansicht nach bei den Omas um Schmusebären handelt. Diese sind auch ihrerseits enttäuscht vom König, da dieser keinen Arsch in der Hose habe. Angewidert werden sie an die frische Luft befördert. Nun versuchen die Minister, einem von Ihnen Evas Kleid anzuziehen und so dem König als Eva zu verkaufen.
Gustav hat sich mittlerweile in den Kellergewölben des Schneckenschiffes verirrt, trifft aber dort auf einen steinalten kurzsichtigen Roboter der ihn gegen ein paar Versprechungen wieder auf den Weg nach draußen geleitet.
Die Minister entdecken die Kinder, die vor dem Schiff auf der Wiese nächtigen, und wecken diese mit einem ekelhaften Urinschauer. Anschließend werden die Kinder ins Schloss verschleppt. Eva entdeckt die Entführung und läuft hinterher. Dabei verspeist sie die Brote ihrer Kinder. Zurück im Schloss, ist Knuffi hellauf begeistert, dass Eva wieder da ist. Sogleich gibt er ihr von seinem Schlummertrunk. Eva sieht alles verschwommen und wird von Knuffi ins Bett gebracht, wo sie brav Matratzenhorchdienst machen soll. Auch das Häschen hat sich ins Schlafzimmer verirrt, wo es auch etwas von Knuffis Schlummertrunk zu sich nimmt. Das Häschen bespringt im Liebesrausch alle möglichen Einrichtungsgegenstände des Schlafzimmers, bis es schließlich mit der Kuckucksuhr zu einem überdimensionalen Mischwesen verschmilzt. Als Eva aufwacht, hat sie den Kater des Jahrhunderts. Knuffi weckt sie und lässt das Mischwesen in seine Wissenschaftsabteilung bringen. Zur Erholung unternimmt Knuffi mit Eva eine Kutschfahrt durch seine Ländereien. Gustav, der mittlerweile wieder am Tageslicht ist, erblickt voller Freude seine eingeborene Crew im Wald, von denen er annahm, sie seien schon wieder im Kongo.
Als Knuffi wieder im Schloss ankommt, begrüßen ihn die Minister mit Hakenkreuzbinden am Arm. Sie haben mittlerweile rausgefunden, dass sie das Häschen als Zeitmaschine verwenden können und haben einen Abstecher ins tausendjährige Reich unternommen. Der König ist sehr interessiert und möchte auch zur Zeitmaschine gebracht werden.
Gustav und die Crew stürmen das Schloss. Gerade als sie hereinplatzen, entschwinden Knuffi und die Minister mit der Zeitmaschine. Gustav ist besorgt, dass Knuffi allein in der Weltgeschichte herumgeistert.
Zurück im Schiff, will Eva mit Gustav die Welt im Schlafzimmer retten, in dem der Bau der Zeitmaschine wiederholt wird. Sie bauen vor dem Schiff alle Schlafzimmersachen zusammen. Die Kinder haben aus dem Schloss Knuffis Schlummertrunk, die Kamera mit dem Hamster und das Schneeballspiel mitgebracht. Das Schneckenschiff erwacht wegen der Gerüche des Schlummertrunks zu Leben und vergewaltigt eine herumstehende Kirche. Aus der Verschmelzung von Schneckenschiff und Kirche entsteht erneut eine Zeitmaschine.
Gustav und Eva reisen in die Vergangenheit und halten den kleinen Gustav davon ab, Knuffi aus dem Eis zu retten. Die Welt ist gerettet. Zurück in der Gegenwart heizen sie zum letzten Mal den Kessel an und fahren ins Bayerische, denn auf der Alm, da gibt es koa Sünd.
Kritiken
- critic.de Storch [...] setzt seine persönlichen Fantasien in einer solch unnachahmlichen Art und Weise in Bilder um, wie es kaum einem Filmemacher in mittlerweile über 100 Jahren Filmgeschichte gelungen ist. [...] Die Reise ins Glück ist ein Film, der wieder und wieder angeschaut zu werden verlangt. Vielleicht gibt er irgendwann doch sein Geheimnis preis. critic.de
- Süddeutsche Zeitung Das Engagement und die Leidenschaft aller Beteiligten in Ehren - am Ende, nachdem der feindliche König mit Hakenkreuzbinde über eine Kaninchenzeitmaschine entflohen ist, steht die Frage, die sich nach jedem Exzess einstellt: War das jetzt wirklich nötig? sueddeutsche.de
- kino.de Schräges, psychedelisches und amüsantes Abenteuer, das auf diversen Fantasy- und unabhängigen Filmfestivals positiv aufgenommen wurde. Die Macher Wenzel Storch und Matthias Hänisch wurden von der Kritik bereits als "Terry Gilliam on Crack" gelabelt. kino.de
- B.Z.: „Wenzel Storchs dritter Film ist wirklich schweineschlecht“
Weblinks
- Die Reise ins Glück in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Kategorien:- Filmtitel 2004
- Deutscher Film
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