Dietmar Kirves

Dietmar Kirves

Dietmar Kirves (* 1941 in Fürstenwalde) ist ein deutscher Künstler, der in den Bereichen Film, Foto, Musik, Skulptur und Events arbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er bei Verwandten in Westfalen und Niedersachsen auf. Von 1962 bis 1968 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel mit Blick auf Malerei, Graphik, Philosophie, Soziologie und Politik. Während seines Studiums wirkte er bei der Publikums- und Pressebetreuung zur documenta III mit. Nach seinem Studium veröffentlichte er zunächst Mixed Media-Arbeiten mit Filmen und Soundeffekten und finanzierte diese durch die Arbeit als Art-Director in Düsseldorfer Werbeagenturen.

1970 gründete er in der Düsseldorfer Oststraße die Galerie mediacontact, press & agency und zeigte im gleichen Jahr Ausstellungen von Jochen Gerz, Terry Fox/Joseph Beuys, Klaus Staeck, sowie 1971 Aktionen mit Vito Acconci, Fox, Peter Hutchinson, Klaus Rinke und William Wegman.[1] Zielsetzung seiner Galerie war, die gesellschaftliche Relevanz von Kunstinformation und Mediaforschung darzustellen. Daneben wirkte er mit an verschiedenen Editionen der Literatur- und Kunstzeitschrift „Ausgabe[2], Edition Hundertmark, Köln.

1975 zog er nach Berlin, wo er sich der Außenseiterkunst und Aktion widmete, was für ihn den Ausstieg aus der herkömmlichen Kunstszene bedeutete. In Berlin dokumentierte er fotografisch u. a. Mauerinschriften („Keine Macht für Niemand!“)[3], andere wurden in der Ostberliner EP Edition Schweinebraden veröffentlicht („33 Feststellungen“).

1978 traf er auf Boris Lurie und schloss sich der NO!art-Bewegung um Boris Lurie, Sam Goodman und Stanley Fisher an. In der Bewegung begann er mit der Dokumentation der NO!art-Aktivitäten. So rekonstruierte er 2001 z. B. ein unbetiteltes Werk Sam Goodmans von 1964 aus Plastik und Farbe, als einige Künstler auch Exkremente in ihre Arbeiten einbezogen, der Merda d’artista (deutsch Künstlerscheiße)[4]. Von 1978 bis 1988 arbeitete er zusammen mit Boris Lurie an der Erstellung der ersten NO!art-Anthologie[5] und an weiteren Veröffentlichungen wie der NO!art Box[6], Edition Hundertmark, Köln.

Seit 1999 führt Dietmar Kirves das „Headquarter East“ der NO!art Movement, zudem ist er mit der Dokumentation der NO!art-Aktivitäten im Internet betraut[7].

2010 würdigte das Neue Museum Weserburg seine verlegerische Tätigkeit anfang der 70er Jahre für die Künstlerreihen „art information“ und „media news“.

Werke und Schriften

  • SIGNALS, SIGNALE, SIGNAUX, mit Winfred Gaul. mediacontact, Düsseldorf 1971.
  • ZU-FÄLLE. Edition Zufall, Köln 1979.
  • Volker Hauptvogel, Dietmar Kirves: Die Verweigerer im politischen Taumel Berlins : Politik wird Musik. Das Mekanik Destrüktiw Komandöh, die Geschichte einer Band. Kramer, Berlin 1983, ISBN 3-87956-148-6.
  • 35 Rätsel. Edition Hundertmark, Berlin 1977. 52. Karton, 35 Blatt, Auflage 100 (Vorwort: Jürgen Schweinebraden).
  • Veränderungen für alle- / Von den Um-Sätzen und den Ver-Teilungen. Edition Hundertmark, Köln 1984.[8]
  • 33 Feststellungen. EP Edition Verlag Jürgen Schweinebraden, Niedenstein o.J. (Postkartenbox).
  • 99 TABUS. Edition Hundertmark, Köln 1985. 105. Karton, 8. Buch, 210 S., Auflage 300.
  • Sieben Sekunden in acht Phasen. Edition Hundertmark, Köln 1983. (Heft der Edition Hundertmark. 12). Auch: Plus-Minus-Presse, Diedenbach, 1985.
  • LEHRSTÜCK: VON DEN UN-GLEICHHEITEN. Edition Hundertmark, Köln 1985.
  • ES MACHT UNS NICHTS, WAS WIR NICHT WOLLEN! Diter Roth Verlag, Basel 1987.
  • TON STEINE SCHERBEN, Wolfgang Seidel (Hrsg.), Beitrag MDK, Mainz 2005.

Ausstellungen

  • 1967: Drahtplastiken, Vibrationsobjekte (mit Peter Staechelin, Hans Martin Erhardt und Walter Nikusch), Kasseler Kunstverein
  • 1980: 10 Jahre Edition Hundertmark 1970–1980 Berlin–Köln, daadgalerie, Berlin
  • 2010: Dietmar Kirves – art information, Neues Museum Weserburg, Bremen[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kunstjahrbuch, Band 2, Schmidt-Küster, 1979, S. 231
  2. Webseite der Ausgabe bei Edition Hundertmark
  3. Abbildungen auf riolyrics.de, abgerufen am 28. April 2011
  4. Artopia, 15. Februar 2009: Poop art: Manzoni sono buoni. Englisch, abgerufen am 28. April 2011
  5. NO!art Info[1]
  6. artax[2]
  7. NO!art[3]
  8. Die Bücher der Künstler - Publikationen und Editionen seit den sechziger Jahren in Deutschland. Institut für Auslandsbeziehungen; Edition Hansjörg Mayer 1994, S. 212, Abb. 518.
  9. Ausstellungsseite zu Dietmar Kirves, Neues Museum Weserburg, abgerufen am 28. April 2011

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dietmar Kirves — (born 1941 in Fürstenwalde, Germany). Contents 1 Early work 2 NO!art Movement 3 References 4 External links …   Wikipedia

  • Ausgabe (Zeitschrift) — Ausgabe war ein von Armin Hundertmark zwischen 1976 und 1983 in Berlin und Köln herausgegebenes, unregelmäßig erscheinendes avantgardistisches Literatur und Kunstmagazin. Weitere herausgeberische Mitarbeiter waren Ludwig Gosewitz, Dietmar Kirves… …   Deutsch Wikipedia

  • Creamcheese — Das Creamcheese war ein Lokal in der Düsseldorfer Altstadt, das von 1967 bis 1976 bestand. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Creamcheese e. V. 3 Weblinks 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • EP Galerie Jürgen Schweinebraden — Jürgen Walther Herrmann Schweinebraden Freiherr von Wichmann Eichhorn (* 15. März 1938 in Dresden) ist ein Galerist und Publizist. Schweinebraden, der nach seiner Lehre als Autoschlosser Psychologie und Industriesoziologie studiert hatte, nahm… …   Deutsch Wikipedia

  • Hauptvogel — Dieser Artikel wurde aufgrund von inhaltlichen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion:Film und Fernsehen eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Film und Fernsehen auf ein akzeptables Niveau… …   Deutsch Wikipedia

  • Jürgen Schweinebraden — Jürgen Walther Herrmann Schweinebraden Freiherr von Wichmann Eichhorn (* 15. März 1938 in Dresden) ist ein Galerist und Publizist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen (Auswahl) 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Jürgen Schweinebraden, Freiherr von Wichmann-Eichhorn — Jürgen Walther Herrmann Schweinebraden Freiherr von Wichmann Eichhorn (* 15. März 1938 in Dresden) ist ein Galerist und Publizist. Schweinebraden, der nach seiner Lehre als Autoschlosser Psychologie und Industriesoziologie studiert hatte, nahm… …   Deutsch Wikipedia

  • Knochengeld — Geldschein zu 20 Knochen, gestaltet von Igor Zaidel (GUS/Berlin), Vorderseite …   Deutsch Wikipedia

  • Punk — Punks, Morecambe, GB, 2003 …   Deutsch Wikipedia

  • Punk-Rocker — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”