Klaus Staeck

Klaus Staeck
Klaus Staeck, 2007

Klaus Staeck (* 28. Februar 1938 in Pulsnitz) ist ein deutscher Grafikdesigner, Karikaturist und Jurist. Im April 2006 wurde er zum Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin gewählt (2009 Wiederwahl).[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Ausbildung

Klaus Staeck wuchs in der Industriestadt Bitterfeld auf. Er erlebte hier den Volksaufstand vom 17. Juni 1953.[2] Unmittelbar nach dem Abitur im Jahre 1956 siedelte er nach Heidelberg um und wiederholte 1957 das Abitur am Bunsen-Gymnasium, da in der Bundesrepublik die DDR-Reifezeugnisse nicht anerkannt wurden.[3] Er litt in der Schule sehr unter Ungerechtigkeiten und Manipulation durch die kommunistische Ideologie.[3] Danach arbeitete er als Bauhilfsarbeiter. Von 1957 bis 1962 studierte Staeck Jura in Heidelberg, Hamburg und Berlin, wo er sein Erstes Staatsexamen ablegte. Den anschließenden juristischen Vorbereitungsdienst (Referendarausbildung) schloss er mit dem Zweiten Staatsexamen ab.

Haupt- und nebenberufliches Wirken

1965 gründete Staeck den Produzentenverlag „Edition Tangente“ (heute: „Edition Staeck“), die seit Ende der 1960er Jahren auch Auflagenobjekte (Multiples) von international anerkannten Künstlern herausgibt. So von Joseph Beuys, mit dem er seit 1968 zusammenarbeitete, Panamarenko, Dieter Roth, Nam June Paik, Wolf Vostell, Daniel Spoerri, und vielen anderen. 1968 erhielt Staeck seine Zulassung als Rechtsanwalt in Heidelberg und Mannheim.

Seit Anfang der 1970er Jahre ist Klaus Staeck als Grafiker im Bereich der Politsatire in der Tradition John Heartfields tätig. Sein Hauptwerk umfasst bislang rund 300 Plakate, die größtenteils aus Fotomontagen bestehen, die er mit eigenen ironischen Sprüchen versieht. Seine satirischen Plakate und die von ihm kommerziell vertriebenen Postkarten-Ausgaben richteten sich häufig gegen Inhalte der Politik von CDU/CSU. Seine Satire provozierte immer wieder Politiker in konservativen Kreisen. Dadurch kam es des Öfteren zu eher unspektakulären Eklats und juristischen Streitigkeiten, was ihm allerdings durchaus entgegenkam, da dies seine Bekanntheit nicht unwesentlich förderte. Zur Bundestagswahl 1972 wurde sein ironisches politisches Plakat Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen veröffentlicht. Insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren waren seine Grafiken populär, so dass er von den Erlösen des Postkarten-Vertriebs leben konnte. Trotz seiner Mitgliedschaft in der SPD legt er Wert darauf, nie Parteigrafiker gewesen zu sein und keine Auftragsarbeit für die SPD gemacht zu haben.[4]

1971 verfasste er zusammen mit Beuys und Erwin Heerich einen Aufruf gegen die Exklusivität des Kölner Kunstmarktes und führte seine erste Plakat-Aktion zum Dürerjahr in Nürnberg mit seinem Plakat Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten? durch, wobei er für das Plakat Albrecht Dürers Kohlezeichnung Dürers Mutter aus dem Jahre 1514 verwendete.

Klaus Staeck war Teilnehmer der Documenta 5 in Kassel im Jahr 1972 in der Abteilung Parallele Bildwelten: politische Propaganda. (Er war auch auf der Documenta 6 (1977), der Documenta 7 (1982) und der Documenta 8 im Jahr 1987 als Künstler vertreten.)

Am 30. März 1976 zerriß der CDU-Politiker Philipp Jenninger in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn ein dort in einer Ausstellung aufgehängtes Plakat Staecks mit der Aufschrift „Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält“[5], mit dem Staeck auf eine Aussage Bruno Hecks anspielte, der nach dem Putsch des chilenischen Diktators Augusto Pinochet im Jahr 1973 die Zustände in einem Sportstadion in Santiago de Chile, das als Konzentrationslager und Folterstätte diente, wie folgt beschrieben hatte: „Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm.“[6] Die Ausstellung wurde nach einem Beschluss des Vorstandes der Parlamentarischen Gesellschaft noch am selben Abend geschlossen[7], Jenninger wurde im Juni 1976 zu einer Schadensersatzzahlung von 10 DM an Staeck verurteilt.[8]

Im Jahr 1971 erhielt Staeck eine Gastdozentur an der Gesamthochschule Kassel sowie 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf.

Klaus Staeck 2009 im Museum Ludwig, Köln

Am 29. April 2006 wurde Staeck auf der Mitgliederversammlung der Berliner Akademie der Künste unerwartet zu deren Präsidenten gewählt. Er ist Nachfolger des zurückgetretenen Schweizer Schriftstellers Adolf Muschg. Im selben Jahr brachte er sich als Kritiker einer Arno-Breker-Ausstellung in Schwerin ins Gespräch,[9] um in der gleichen Zeit eine Ausstellung für Johannes Heesters in Berlin zu organisieren, welcher der Akademie seinen Nachlass geschenkt hatte.[10]

Am 9. Mai 2009 wurde Staeck auf der Frühjahrsmitgliederversammlung der Akademie wiedergewählt.[11] Im Rahmen der Kandidatur hatte er ein «tatkräftiges Einmischen» der Künstler «auch in den kommenden gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen» angekündigt. In diesem Zusammenhang betonte Staeck auch, dass er inzwischen in den Reihen der Union akzeptiert sei, vor allem auch durch den Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).[12]

Staeck schreibt regelmäßig eine Kolumne in der Frankfurter Rundschau.

Politische Ämter und Funktionen

Seit 1. April 1960 ist Staeck Mitglied in der SPD. 1969 kandidierte Staeck erfolglos für den Heidelberger Stadtrat und wurde Mitglied des Kreisvorstandes der SPD und der Jungsozialisten.

1973 war er Vorsitzender des Vereins Free International University (FIU) und gründete die Initiative Aktion für mehr Demokratie. 1983 wird er Mitglied im Beirat der „Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union“. Des Weiteren ist er seit 2004 Mitglied des Kultursenats des Landes Sachsen-Anhalt unter Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU).

Auszeichnungen

Plakate (Auswahl)

Literatur

  • Klaus Staeck: Schöne Aussichten. Eine Retrospektive. Katalog zur Ausstellung vom 29. Mai bis 31. August 2009 in der Berlinischen Galerie, mit Texten von Matthias Flügge, Uwe Loesch, Uli Mayer-Johanssen, Jörn Merkert, Gerhard Steidl, Wolfgang Thierse, Thomas Wagner, Steidl Verlag, ISBN 978-3-86521-979-4 (Buchhandel) und ISBN 978-3-940208-07-1 (Museum)
  • Klaus Staeck (Hrsg.): Rasterfahndung/Sigmar Polke, Steidl, Göttingen 2010, ISBN 978-3-86930-283-6
  • Stephan von Wiese (Vorw.): Brennpunkt 2. Die Siebziger Jahre, Entwürfe, Joseph Beuys zum 70. Geburtstag, 1970–1991, Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof, Düsseldorf 1991
  • Klaus Staeck, Text von Dieter Adelmann: Die Kunst findet nicht im Saale statt. Politische Plakate; Rowohlt Verlag 1976, ISBN 3-498-06114-3
  • Ingeborg Karst-Staeck (Hrsg.): Klaus Staeck. Die Reichen müssen noch reicher werden. Politische Plakate; Rowohlt Verlag 1973, ISBN 3-499-25040-3
  • Wolfgang Bittner: Ich mische mich ein! Klaus Staeck. In: Ich mische mich ein. Markante deutsche Lebensläufe. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2006, ISBN 978-3-89502-222-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Broschüre "Klaus Staeck: Ich stelle klar" aus dem Dokumentationszentrum Prora zur Sonderausstellung
  2. Zeitzeugenbericht von Klaus Staeck zum Volksaufstand 1953 in Bitterfeld auf jugendopposition.de, gesichtet am 3. August 2010
  3. a b Vgl. Setzen, Sechs! - Schulgeschichten aus Deutschland (2/3). Verpasste Chancen. Dokumentarfilm von Christina Brecht-Benze im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 15. Dezember 2005
  4. Die Welt: Ich war nie ein Parteigrafiker, 29. Mai 2009
  5. DER SPIEGEL 22/1976, S. 200f.; DER SPIEGEL 25/1976, S. 10.
  6. Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 1973
  7. DER SPIEGEL 25/1976, S. 10.
  8. DER SPIEGEL 27/1976, S. 156.
  9. „Aktion für mehr Demokratie“
  10. Spiegel-Artikel
  11. Akademie: Klaus Staeck wiedergewählt, art Das Kunstmagazin, 11. Mai 2009
  12. Mitteldeutsche Zeitung, 4. Mai 2009

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