Dietrich Ritschl

Dietrich Ritschl

Dietrich Ritschl (* 17. Januar 1929 in Basel) ist ein schweizerischer evangelisch-reformierter Theologe, Hochschullehrer für Systematische Theologie, Medizinethiker und Friedensaktivist.

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Leben und Wirken

Nach dem Besuch von Schulen an verschiedenen Orten in der Schweiz und Deutschland begann er 1946 in Tübingen mit dem Studium der Evangelischen Theologie, das er in Basel und Bern fortsetzte. Danach wurde er in das Vikariat der Reformierten Kirche übernommen und wurde 1950 Vikar in Ziefen. Daran schloss sich ab 1952 ein Auslandsdienst als Pfarrer in einer deutschen Gemeinde in Schottland (Großbritannien) an. Er wurde stark geprägt von den Einflüssen schottischer Theologie und englischer Philosophie. In Edinburgh wurde Ritschl zum Doktor der Philosophie und später zum Doktor der Theologie promoviert. Es folgten eine Lehrtätigkeit im kanadischen Montreal und anschließend ein Lehrauftrag an Hochschulen der Presbyterianischen Kirche, vor allem am „Union Theological Seminary in the City of New York“. Es folgte eine Periode, in der er zu ökumenischen Vortragsreisen in zahlreichen Ländern unterwegs war und dabei für den christlich-jüdischen Dialog und die Zusammenarbeit der Konfessionen warb.

Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Mainz wurde Ritschl 1983 auf eine Professur für Systematische Theologie an der Universität von Heidelberg berufen, mit der die Leitung des Ökumenischen Instituts verbunden war. Gleichzeitig wurde er auch der Direktor des "Internationalen Wissenschaftsforums" der Universität. 1992 lehrte er für ein Jahr in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana. In diesen Jahren hielt er aber auch regelmässig in Melbourne (Australien) Vorlesungen. Von der Reformierten Theologischen Fakultät in Budapest wurde ihm 1996 die Ehrendoktorwürde verliehen, von der Theologischen Fakultät der Universität Basel 2008.

Ausgehend vom Studium der Kirchenväter gelangte Ritschl zu einer tiefen Durchdringung der Grundprobleme Systematischer Theologie. Vor allem seine Studien zur Metaphern-Theorie und die Untersuchung der bildhaften Struktur biblischer Erzählungen ließen ihn zum Kenner und Inspirator einer erzählenden Form biblischer Lehre werden. Auch in der Medizinischen Ethik machte er sich einen Namen durch Vortrags- und Publikationstätigkeit. In der Redaktion der „Zeitschrift für Ethik in der Medizin“ war er maßgeblich beteiligt. In den Vorständen verschiedener Vereine wirkte er mit, die den Zusammenhang von Medizin, Kreativität und Psychologie thematisieren, also das weithin noch zu bearbeitende Feld der Psychosomatik. Weil für ihn der Mensch als der Adressat der biblischen Botschaft das wichtigste ist, hat er immer den Brückenschlag der Theologie zu den benachbarten Fachgebieten Medizin, Psychologie und Kultur hergestellt.[1]

Ritschls Lebensauffassung wurde vor allem in den USA politisiert, als die Bürgerrechtsbewegung den Rassismus zu bekämpfen begann, sowie in der Zeit des Vietnamkrieges, als die Fragen von weltweiter Gerechtigkeit und weltweitem Frieden virulent wurden. In dieser Zeit fand er Zugang zur Christlichen Friedenskonferenz (CFK), an deren Dritter Tagung er sich 1960 in Prag beteiligte. Er war auch Mitarbeiter in der I. und II. Allchristlichen Friedensversammlung, die von der CFK am gleichen Ort ihre ökumenische Arbeit aufnahm.[2]

Dietrich Ritschl ist seit 1952 mit der Potsdamerin Rosemarie Courvoisier verheiratet.

Werke

  • Profilierte Ökumene, Frankfurt, M. : Lembeck, 2009
  • Grundkurs christliche Theologie, Neukirchen-Vluyn : Neukirchener, 2008, 2., durchges. Aufl.
  • Bildersprache und Argumente, Neukirchen-Vluyn : Neukirchener, 2008
  • Diesseits und jenseits der Worte, Neukirchen-Vluyn : Neukirchener, 2006
  • Zur Theorie und Ethik der Medizin, Neukirchen-Vluyn : Neukirchener, 2004
  • Theorie und Konkretion in der ökumenischen Theologie, Münster : Lit, 2003
  • Metapher und Wirklichkeit, Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1999
  • Theologische Samenkörner, Münster : Lit, 1994
  • Ökumenische Theologie - Missionswissenschaft, Stuttgart : Kohlhammer, 1994
  • Kirchen in Gemeinschaft - Gemeinschaft der Kirchen, Frankfurt am Main : Lembeck, 1993
  • Implizite Axiome, München : Kaiser, 1990
  • Zur Logik der Theologie, München : Kaiser, 1988, 2. Aufl.
  • Gentechnologie: Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren, Wetzlar : Idea, 1987
  • Die Familie: Risiken und Chancen, Basel : Birkhäuser, 1987, 3., völlig überarb. Aufl.
  • Ein Gott - ein Herr - ein Geist, Frankfurt am Main : Lembeck, 1987
  • The logic of theology, London : SCM Press, 1986
  • Ökumenische Existenz heute, München : Kaiser, 1986
  • Konzepte, München : Kaiser, 1986
  • Auswahl und Freiheit, Wiesbaden : Bundesverb. Druck, 1984
  • Zur Logik der Theologie, München : Kaiser, 1984
  • Theologie in den Neuen Welten, München : Kaiser, 1981
  • "Story" als Rohmaterial der Theologie, München : Kaiser, 1976
  • Bildung und Erziehung, Gesinnung und Glaube, Frankfurt [Main] : Verlag Evangelischer Presseverb. f. Hessen u. Nassau, 1973
  • Gemeinwirtschaft im Wandel der Gesellschaft, Berlin : Allgemeine Verlagsgesellschaft, 1972
  • Athanasius, Zürich : EVZ-Verl., 1964
  • Nur Menschen, Berlin : Vogt, 1962
  • A Theology of proclamation, Richmond : John Knox Press, 1960
  • Christ our life, Edinburgh : Oliver and Boyd, 1960
  • Die homiletische Funktion der Gemeinde, Zollikon : Evang. Verl., 1959
  • Vom Leben in der Kirche, Neukirchen Kr. Moers : Verl. d. Buchhandl. d. Erziehungsvereins, 1957

Als Herausgeber

  • Gesamtausgabe / 2. Akademische Werke / Die Theologie Schleiermachers : Vorlesung Göttingen Wintersemester 1923/24 / hrsg. von Dietrich Ritschl, 1978
  • Die Familie: Risiken und Chancen, von Luban-Plozza, Boris. - Solothurn : Antonius-Verlag, 1982, 2. Aufl.
  • The theology of Schleiermacher, von Barth, Karl. - Edinburgh : Clark, 1982, 1. U. K. ed.
  • Die Personwerdung des Menschen, von Nogradi-Häcker, Annette. - Münster : Lit, 1994
  • Jot oder Wann kommt der Herr zurück / Klaus Huber, Mainz: Schott Music GmbH & Co. KG. Aufführungsmaterial

Einzelnachweise

  1. http://www.stiftung-psysozmed.ch/de/stiftungszweck/index.html
  2. Internationales Sekretariat der Christlichen Friedenskonferenz (Hg.): Mein Bund ist Leben und Frieden (Mal.2,5) Dokumente und Materialien der II. Allchristlichen Friedensversammlung in Prag 28. Juni bis 3. Juli 1964, Praha 1964

Weblinks


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