Rehlinger (Patrizier)

Rehlinger (Patrizier)
Stammwappen der Rehlinger
Linie 1 der Rehlinger
Linie 2 der Rehlinger
Die Fußketten des Raymund Rehlinger in der Pfarrkirche Mariä Verkündigung (Leeder)

Die Rehlinger (auch Relinger oder von Rehlingen) waren eine Patrizierfamilie der freien Reichsstadt Augsburg. Schon frühzeitig gehörten die Herren von Rehlingen, nach ihrer Stellung in Zeugenreihen, zu den einflussreichsten Geschlechtern des bayerischen Adels. Zweige der Familie bestehen bis heute.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Einer alten Überlieferung nach stammen die Rehlinger ursprünglich aus Rehling oder "Stainhauß" nördlich von Augsburg, Quellen sehen darin einen Bezug auf die Burg Scherneck (siehe Schloss Scherneck)[1]. Andere Quellen nennen eine Burg Rehlingen im Lechrain als ursprünglichen Stammsitz des Geschlechts[2]*.

Als Ministeriale der Wittelbacher gehörten sie zu den bedeutendsten Dienstadelsgeschlechtern der bayerischen Herzöge, die sie „ihre lieben, getreuen Diener“ nannten und bei allen wichtigen Verhandlungen zu Rate zogen. Berthold von Rehlingen war mehrmals Schiedsmann, unter anderen 1305 in den Verhandlungen mit dem Hochstift Eichstätt wegen des Erbes der Grafen von Hirschberg und 1310 bei der Teilung zwischen den Herzögen Ludwig, dem späteren deutschen Kaiser, und Herzog Rudolf. [3]*.

Ihre Burgen zu Rehlingen und Scherneck waren mit den dazugehörigen Kirchensätzen, Dörfern, Vogteien, edler und unedler Mannschaft ihr freies Eigentum. Von den bayerischen Herzögen erhielten sie außerdem die zugehörigen Hofmarken und Gerichte, insbesondere das Hochgericht, als Lehen.

Im Jahre 1302 erscheint Ulrich von Rochelingen erstmals als Bürger der Stadt Augsburg[4]*. Schon 1300 gelobte Grimwald von Rehlingen der Stadt Augsburg, mit seinem Leib, seinen Leuten und seiner Burg zwei Jahre dienen zu wollen[5]*. Später hat er, nach der Chronik von Werlich, durch Heirat seines Sohnes Hans mit Patriziergeschlechtern der Stadt, seine Linie in Augsburg dauerhaft angesiedelt. Belegt ist, dass Ulrich und Conrad Roehlinger/Roechlinger 1396 zu den 20 reichsten Augsburgern gehörten [6]. Bis etwa 1550 waren die Mitglieder der weit verzweigten Familie vorwiegend als Unternehmer, Kaufleute und Bankiers tätig, während die folgenden Generationen zunehmend von den Erträgen der bis dahin angehäuften Besitztümer überwiegend im weiteren Umkreis von Augsburg lebten.

Bereits 1322 verkaufte ein weiterer Hans von Rehlingen seine Burgen und Besitzungen zu Rehlingen, Griesstetten und Scherneck mit allen Zugehörungen an den Ritter Heinrich von Gumppenberg. Ein Jahrhundert später erloschen die landgesessenen Rehlinger, die für kurze Zeit die Herrschaft Au bei Landshut besaßen.

Im Vorzeichen der Pfarrkirche von Leeder hängen die Fußketten, die Raymund Rehlinger nach seiner Rückkehr aus türkischer Gefangenschaft 1595 dort zusammen mit einer Gedenktafel anbringen ließ.

Die Herren von Rehlingen gehörten während des 18. Jahrhunderts zur Reichsritterschaft im schwäbischen Ritterkreis. Prinzregent Luitpold von Bayern verlieh am 10. Mai 1909 zu Berchtesgaden den Brüdern Richard und Rudolf von Rehlingen und Haltenberg den erblichen Freiherrenstand des Königreichs Bayern „in Anerkennung des glaubwürdig nachgewiesenen bayerischen Uradels, der Zugehörigkeit ihrer Familie zur ehemaligen Reichsritterschaft und des schon früher längere Zeit geführten freiherrlichen Titels“[7]*.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Blau zwei silberne Spitzen, die oben mit je einer gold-besamten fünfblättrigen silbernen Rose besteckt sind. Auf dem bekrönten Helm zwei blaue Büffelhörner, belegt mit je einer rosenbesteckten silbernen Spitze. Die Helmdecken sind blau-silbern.

Elemente und Farben aus dem Wappen der Familie Rehlingen erscheinen noch heute in einigen schwäbischen Orts- und Gemeindewappen.



Bekannte Familienmitglieder

  • Konrad Rehlinger (1330–1380), Stadtpfleger in Augsburg
  • Ulrich Rehlinger der Ältere (1477–1547), Bürgermeister in Augsburg
  • Anna Rehlinger, Gattin Anton Fuggers
  • Dionysius von Rehlingen (1610-1692), reichsfreier Propst von Kloster Wettenhausen

Literatur

  • Mark Häberlein: Rehlinger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 281 f. [1]
  • Reinhard Hildebrandt (Hrsg.): Quellen und Regesten zu den Augsburger Handelshäusern Paler und Rehlinger. Stuttgart, 1996; ISBN 3515067361. [13]
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt München/Regensburg 1914

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Rehlinger (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Die Rehlinger von Augsburg, F.J. Schöningh, Paderborn, 1927
  2. Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt München/Regensburg 1914
  3. Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt München/Regensburg 1914
  4. Mark Häberlein: Rehlinger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 281 f.
  5. Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt München/Regensburg 1914
  6. Zur Genesis des modernen Kapitalismus, J.Strieder, München/Leipzig, 1935
  7. Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt München/Regensburg 1914
  8. Eintrag in Haus der Bayerischen Geschichte
  9. Eintrag in Haus der Bayerischen Geschichte
  10. Eintrag in Haus der Bayerischen Geschichte
  11. Eintrag in Haus der Bayerischen Geschichte
  12. Eintrag in Haus der Bayerischen Geschichte
  13. Auszüge in www.books.google.de

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