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DressID. Clothing and Identities - New Perspectives on Textiles in the Roman Empire ist ein von der EU-Kommission gefördertes multinationales und interdisziplinäres Projekt zur Erforschung von Kleidung als Identitätsträger im Römischen Reich. Das Projekt läuft von 2007 bis 2012.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Dass das Erscheinungsbild bereits in römischer Zeit als unmittelbares Ausdrucksmittel von Persönlichkeit und Identität gedient hat, ist zwar durch antike Schriftquellen belegt, wie es sich jedoch konkret im Gewandschnitt oder der Gewebequalität ausgewirkt hat, soll über DressID erforscht werden. Wichtige Hinweise sind die Auswahl bestimmter Gewandtypen und -formen, Stofffülle, Materialien und Färbemittel. Sie lassen erkennen, ob eine Person zur gesellschaftlichen Oberschicht gehörte, ob sie repräsentative Tätigkeiten wahrnahm oder körperlich arbeitete. Kleidung kann somit als Marker für religiöse, ethnische, geschlechtsspezifische, berufsbedingte und andere Identitäten einer Person und als Hinweis auf den Grad der Romanisierung einer Region und ihrer Einwohner gewertet werden. DressID widmet sich der Analyse und Interpretation von Kleidung anhand von textilen Originalfunden, aber auch auf der Basis von Bild- und Schriftquellen. Die Ergebnisse der Einzeluntersuchungen werden von DressID zusammengezogen, wodurch lokale, regionale und überregionale Tendenzen im Bereich der Kleidung im Römischen Reich feststellbar sind.
Geschichte und Organisation
2005 und 2006 wurden in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim drei Symposien zu römischen Textilien abgehalten. Bei diesen Tagungen zeigte sich das Bedürfnis der Textilexperten nach einem internationalen und interdisziplinären Netzwerk und einem Forum. Michael Tellenbach beantragte das Projekt bei der EU-Kommission im Rahmenprogramm Kultur, das zum 1. Oktober 2007 bewilligt wurde. Seither wird DressID von der Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen geleitet. Dem Projektkoordinator assistieren eine Projektmanagerin und eine Finanzverwalterin. Weiterhin sind Forschungseinrichtungen und universitäre Institute aus sechs europäischen Ländern beteiligt, die als Co-Organisatoren der Forschungsaktivitäten in ihren jeweiligen Ländern fungieren. Der Gesamtetat wird zu 50 % von den teilnehmenden Institutionen und zu 50 % vom Kulturprogramm der Europäischen Union aufgewendet.
Am Projekt beteiligt sind Textilwissenschaftler, Archäologen, Papyrologen, Althistoriker, Kunsthistoriker, Restauratoren, Zoologen, Archäobotaniker, Physiker, Chemiker und andere Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen, die in elf Arbeitsgruppen organisiert sind. Neben den Arbeitsgruppentreffen gibt es in regelmäßigen Abständen Generaltreffen.
Durch die Zusammenarbeit von Forschungsinstitutionen aus Ländern mit verschiedenen Forschungstraditionen soll der EU-Gedanke gefördert werden. Die Kommunikation findet in englischer Sprache statt, wobei jedoch Arbeitsgruppensitzungen und Publikationen auch in anderen Sprachen geschehen. Die Forschungsergebnisse werden in Fachblättern, Kongressakten und Monographien veröffentlicht, eine Liste der Veröffentlichungen findet sich auf der Homepage des Projekts.
Projektstruktur und inhaltliche Zusammenarbeit
DressID will eine Forschungslücke in der nur von wenigen Experten betriebenen archäologischen Textilforschung schließen und durch die europaweite Zusammenarbeit von individuell arbeitenden Wissenschaftlern und Institutionen zugleich neue Standards in der Textilforschung schaffen. Von der Kooperation und Vernetzung von verschiedenen Forschungsrichtungen erhofft DressID dabei neue Erkenntnisse.
Um die unterschiedlichen Forschungsansätze aus Geistes- und Naturwissenschaften zu kanalisieren, arbeitet DressID in elf Arbeitsgruppen, die das Selbstverständnis antiker Menschen im Römischen Reich in Bezug auf Dress-Codes erforschen. Die beiden methodischen und inhaltlichen Schwerpunkte liegen dabei auf
- Grundlagenforschung (zu den Themen Bekleidungselemente, Material und Technik, Faserqualität, Farbe und Datierung und Experimentelle Archäologie) und
- Kontextforschung, die sich aus den schriftlichen und bildlichen Hinterlassenschaften ergeben.
Die Arbeitsgruppen setzen sich hierbei mit der Selbstdarstellung des Individuums im gesellschaftlichen Kontext des römischen Weltreichs auseinander, mit der Beziehung von Rom zu den Provinzen, der Darstellung des jeweils spezifisch gekleideten Menschen im Kontext von Geschlecht, sozialem Status, Beruf und Alter, im Kult und im privaten und öffentlichen Raum, zudem mit Fragen zu Handel und Produktion von Kleidung.
Struktur der Arbeitsgruppen:
Grundlagenforschung Kontextforschung 1. Elements of Dress A. Self and Society 2. Material and Technique B. Rome and the Provinces 3. Quality C. Gender and Age 4. Colour and Dating D. Dress and Religion 5. Exhibition E. Production and Trade 6. Experimental Archeology Ausstellung
Die Forschungsergebnisse werden dem europäischen Publikum in Form einer Ausstellung zugänglich gemacht. Diese soll am 18. März 2012 in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim eröffnet und dort bis zum 29. Juli 2012 unter dem Titel "DressCode im Alten Rom. Kleidung und Identität in der Antike" zu sehen sein. Danach soll sie auch im Naturhistorischen Museum in Wien gezeigt werden.
Beteiligte Forschungseinrichtungen
Neben der das Projekt leitenden Institution sind übergeordnete Forschungsinstitutionen in sechs weiteren europäischen Ländern beteiligt, die so genannten Co-Organisatoren. Diese koordinieren und verwalten die Aktivitäten weiterer Forschungsinstitutionen und Wissenschaftler auf Länderebene.
Projektleitung
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
Co-Organisatoren
- Das „Royal Institute for Cultural Heritage (KIK-IRPA)“ in Brüssel,
- das „Centre for Textile Research (CTR)“ der Universität Kopenhagen,
- die Universität Kreta (Rethymnon),
- die Universität Sheffield,
- die Universität Valencia sowie
- das Naturhistorische Museum Wien.
Projektpartner innerhalb Deutschlands
In Deutschland sind folgende Projektpartner an die Reiss-Engelhorn-Museen angebunden:
- Das Deutsche Archäologische Institut in Berlin,
- das Archäologische Institut der FU Berlin,
- die Institute für Christliche Archäologie und Alte Geschichte der Universität Bonn,
- das Institut für Alte Geschichte an der Leibniz Universität Hannover,
- der Fachbereich Restaurierung und Konservierung von Schriftgut, Grafik und Buchmalerei der Fachhochschule Köln,
- der Fachbereich Restaurierung von Textilien und archäologischen Fasern und das Zentrum zur Erforschung antiker und mittelalterlicher Textilien des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln,
- das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) Mannheim, An-Institut der Universität Tübingen und
- das Institut für Alte Geschichte an der Philipps-Universität Marburg.
Projektkoordination
- Projektkoordinator: Michael Tellenbach, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen
- Projektmanagement: Annette Paetz gen. Schieck, Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen
- Finanzmanagement: Monika Lange, Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen
Literatur
- C. Alfaro / M. Tellenbach / R. Ferrero (eds.), Textiles y Museología. Aspectos sobre el estudio, Análysis y Exposición de los Textiles antiguos y de los instrumenta textilia. - Clothing and Identities. New Perspectives on Textiles in the Roman Empire (Vestimenta e identidad. Nuevas perspectivas sobre textiles en el Imperio Romano) - DressID, Actas del I Meeting General Valencia-Ontinyent, 3-5 diciembre de 2007, Valencia 2009.
Weblinks
Kategorien:- Forschungsprojekt
- Kostümkunde nach Epoche
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