Dänischer Staatsbankrott von 1813

Dänischer Staatsbankrott von 1813

Der Dänische Staatsbankrott vom 5. Januar 1813 war eine der Auswirkungen, die die Napoleonischen Kriege auf Dänemark hatten.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Siehe Hauptartikel: Geschichte Dänemarks

Zu Beginn der Feldzüge Napoleons war Dänemark wohlhabend. Der Einflussbereich der dänischen Krone umfasste u.a. auch Island, Grönland, die Färöer, Helgoland, Holstein sowie Teile von Niedersachsen und Pommern. Außerdem wurde der norwegische Teil von Dänemark-Norwegen seit 1390 von Kopenhagen aus in Personalunion regiert. Dänemark versuchte zunächst, neutral zu bleiben und verweigerte allen Kriegsparteien die Durchfahrt durch die Ostsee. Dies wollte die britische Flotte nicht hinnehmen und es kam 1801 zur ersten Seeschlacht von Kopenhagen. Dänemark wurde vernichtend geschlagen.

Bis 1807 war die dänische Flotte wieder aufgebaut und England hegte die Befürchtung, Napoleon würde sich mit Dänemark verbünden und dann auch die dänische Flotte gegen England richten. Die Befürchtung war nicht ganz unbegründet, da Napoleon mit Zar Alexander I. in einem geheimen Zusatzabkommen zum Frieden von Tilsit vereinbart hatte, Dänemark-Norwegen, Schweden und Portugal zum Beitritt zur Kontinentalsperre zu zwingen. In Dänemark selbst hegte man jedoch keine derartigen Bestrebungen.

England verlangte im Sommer 1807 von Dänemark, sich mit ihm zu verbünden. Als dies verweigert wurde, kam es vom 2. bis 5. September 1807 zur Bombardierung Kopenhagens durch die Engländer. Daraufhin ging Dänemark ein Bündnis mit Napoleon ein, da es nun in England die größte Gefahr sah und der Versuch, neutral zu bleiben, mehrfach misslungen war. Somit erreichte England durch sein eigenes Handeln das, wovor es sich fürchtete, nämlich ein Bündnis Frankreich – Dänemark. Am Ende der Napoleonischen Kriege fand sich Dänemark auf der Verliererseite wieder.

Währungsreform

Die Englandkriege speziell ab 1807 belasteten die Wirtschaft erheblich und führten zu einer Inflation von mehr als 100%. Auch die seit 1807 in Dänemark einquartierten Truppen Napoleons mussten versorgt werden. Selbst die 1810 eingeführte progressive Einkommensteuer war nicht in der Lage, das Haushaltsdefizit zu decken.

Schließlich wurde am 5. Januar 1813 eine Währungsreform durchgeführt und das alte Kurantgeld durch eine neue Währung der neu gegründeten Nationalbank ersetzt. Das neue Münzsystem war kompliziert und überforderte die Menschen: 1 Speciestaler = 2 neue Rigsbankdaler (Reichsbanktaler) = 3 3/4 Taler ehemalige Schleswig-Holsteinisch Courant = 12 (alte) Reichstaler dänisch = 60 Schillinge ehemalige Schleswig-Holsteinisch Courant = 192 Rigsbankskilling (Reichbankschilling). [1] Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass die alte Währung im Verhältnis 6:1 auf die neue Währung umgestellt wurde, so dass Bankguthaben plötzlich nur noch ein Sechstel wert waren. Auch Staatsanleihen wurden im selben Verhältnis abgewertet. Zusätzlich wurde eine Steuer von sechs Prozent auf jeglichen Immobilienbesitz erhoben, die sofort in Silber zu begleichen war. Wer dies nicht konnte, musste mit der Zwangsversteigerung seines Hauses rechnen.

Die neue Währung genoss kein Vertrauen, so dass der Schwarzhandel mit anderen Bezahlungsmitteln florierte. Obwohl offiziell niemals das Wort Bankrott verwendet wurde, waren die Maßnahmen des Jahres 1813 nur durch einen Staatsbankrott zu erklären.

Ein Staatsbankrott ist derjenige Zustand der Staatswirtschaft, bei welchem der Staat, sei es mit, sei es ohne ausdrückliche Erklärung, seine Schuldverbindlichkeiten nicht erfüllt oder sich Einnahmen verschafft, welche mit der Verfassung oder doch mit einer gesunden Finanzverwaltung im Widerspruch stehen. [2] Genau dies traf hier zu. Der Frieden von Kiel am 14. Januar 1814 markierte für Dänemark den Abschluss der Napoleonkriege. Das Land brauchte jedoch noch lange, um sich zu erholen.

Einzelnachweise

  1. Staatsbankrott 1813
  2. Meyers Konversations-Lexikon von 1888

Weblinks


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