Carl-Heinz Rühl

Carl-Heinz Rühl

Carl-Heinz Rühl (* 14. November 1939 in Berlin-Kreuzberg) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler, -trainer und -manager. Als Spieler des 1. FC Köln gewann er 1968 den DFB-Pokal.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Spieler

Mit zwölf Jahren wurde Carl-Heinz Rühl Mitglied des SC West. Im Sommer 1959 wechselte er als Amateur von Neu-Ehrenfeld zum SC Viktoria Köln in die Oberliga West, Trainer der Viktoria war Hennes Weisweiler. Bevor Rühl zu seinem Debüt in der Oberliga kam, gab er am 11. November 1959 in der Amateurnationalmannschaft beim 2:1 im Olympia-Qualifikations-Spiel in Siegen gegen Finnland seinen internationalen Einstand an der Seite von Herbert Schäfer, Willi Schulz, Gert Dörfel und Jürgen Kurbjuhn. Es folgten zwei weitere Einsätze bei den DFB-Amateuren, ehe er am 3. April 1960 beim Heimspiel gegen SW Essen bei der 1:3-Niederlage zu seinem Oberliga-Debüt kam. Mittelläufer bei Viktoria war Hans Löring, der spätere Präsident und Mäzen vom SC Fortuna Köln. Ab der Saison 1960/61 war der zweikampfstabile und schussstarke Rechtsaußen unter Hennes Weisweiler Stammspieler. Am 26. Mai 1960 spielte er beim 6:2-Sieg in Saarbrücken gegen Frankreich zum sechsten und letzten Mal in der Amateurnationalmannschaft. Er entwickelte sich an der Seite von Gero Bisanz, Willibert Kremer, Erich Ribbeck, Hans-Jürgen Sundermann und Klaus Matischak zu einem der torgefährlichsten Flügelstürmer im Westen. In der letzten Saison der Oberliga (1962/63) war er Mitglied des erfolgreichsten Angriffs im Westen - die Viktoria brachte es auf 81 Tore, Rühl steuerte 14 dazu bei. Von 1959 bis 1963 kam er in der Oberliga auf insgesamt 85 Spiele und 42 Tore. Rühl vertrat den Westen auch in zwei Repräsentativspielen (12. Februar 1961 und 4. Februar 1962) jeweils gegen Berlin und zählte in beiden Spielen zu den Torschützen. Am 6. Mai 1962 kam er auch beim 3:0-Sieg (1 Tor) der Junioren-Nationalmannschaft in Aachen gegen Frankreich zum Einsatz.

Da Viktoria Köln sich nicht für die neue Fußball-Bundesliga qualifizieren konnte, wechselte er zur Saison 1963/64 nach Berlin zu Hertha BSC. Doch Hertha fiel die Umstellung von der Stadtliga Berlin auf die Bundesliga schwer. Trotz weiterer Importe aus dem Westen – Harald Beyer, Uwe Klimaschefski und Otto Rehhagel - verlief die Runde im ersten Bundesligajahr immer unter der Überschrift „Kampf um den Klassenerhalt“. Auch in der zweiten Saison 1964/65 wurde es nicht besser. Obwohl mit Wolfgang Fahrian, Michael Krampitz, Willibert Kremer, Kurt Schulz und Hans-Jürgen Sundermann kräftig aufgerüstet wurde, platzierte sich Hertha wiederum nur auf dem 14. Rang der Abschlusstabelle. Für die Berliner bestritt Rühl 54 Spiele bei neun Toren.

Als die Hertha 1965 nach Saisonende wegen Verstoßes gegen die DFB-Statuten in die Regionalliga zwangsversetzt wurde, wechselte Rühl wieder in den Westen zurück und unterschrieb einen Vertrag beim Meidericher SV. Dort traf er auf Trainer Hermann Eppenhoff und die Mitspieler Michael Bella, Horst Gecks, Hartmut Heidemann, Heinz van Haaren, Werner Krämer und Manfred Manglitz. Befreit von Abstiegssorgen konnte er mit 10 Treffern in der Saison 1965/66 seine Abschlussqualitäten wieder unter Beweis stellen. Höhepunkt aber war der Einzug ins Endspiel um den DFB-Pokal 1966 am 4. Juni 1966 in Frankfurt am Main gegen das neue Erfolgsteam des FC Bayern München. Die Mannen um Franz Beckenbauer gewannen das Pokalfinale mit 4:2 Toren, die Mannschaft aus Meiderich hatte aber eine überzeugende Vorstellung geboten. Im zweiten Jahr war der Flügelstürmer mit Torjägerqualitäten mit 11 Toren erfolgreichster Torschütze des ab Januar 1967 in MSV Duisburg umbenannten Vereins vom Niederrhein. Danach verließ er die „Zebras“ nach zwei guten Runden und nahm die Offerte des 1. FC Köln an.

Beim 1. FC Köln stand Altmeister Willi Multhaup als Trainer in der Verantwortung und Wolfgang Overath führte als Nachfolger von Hans Schäfer die Regie im Mittelfeld der „Geißbock-Elf“. In seiner ersten Saison 1967/68 traf Rühl 13-mal ins Schwarze und Köln landete auf dem 4. Rang. Am 9. Juni 1968 in Ludwigshafen gewann Rühl mit dem 1. FC Köln den DFB-Pokal 1968. Beim überlegenen 4:1-Erfolg gegen den VfL Bochum konnte er mit seinen beiden Toren auch einen großen persönlichen Erfolg feiern. Nach der Saison 1969/70 beendete Carl-Heinz Rühl seine aktive Spielerlaufbahn in der Bundesliga. In drei Runden für den 1. FC Köln hatte er 85 Spiele bestritten und dabei 35 Tore erzielt.

Insgesamt kam Rühl von 1963 bis 1970 in der Bundesliga auf 204 Einsätze und 65 Tore. Er wechselte im Sommer 1970 zu Daring Brüssel und ließ dort seine Spielerkarriere ausklingen.

Trainer

Karlsruher SC, 1973–77

Die Ausbildung zum Fußballlehrer unter der Lehrgangsleitung von Hennes Weisweiler hatte Rühl 1966 an der Sporthochschule in Köln erfolgreich absolviert. Im Juli 1973 unterschrieb er in der Geschäftsstelle des KSC seinen ersten Trainervertrag. In Karlsruhe trat er die Nachfolge von Heinz Baas (1971–73) und Kurt Baluses (1968–71) an. Beide waren Männer, die ihre Jugend in der Vorkriegsära erlebt hatten, durch den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des nachfolgenden Wiederaufbaus geprägt worden waren. Ihre Werte und Zielvorstellungen waren sicherlich nicht konfliktfrei mit den gesellschaftlichen Umbrüchen, die durch die 68er-Bewegung angestoßen worden war, und mit dem neuen Geist der 70er auch in der Politik durch die neue sozialliberale Koalition mit dem Regierungschef Willy Brandt in Einklang zu bringen.

Mit Rühl begann beim KSC eine neue Trainer-Ära. Zwar hatte auch er noch in der alten Oberliga gespielt, aber am Ende dieser regionalen Leistungsklasse und seine wesentlichsten sportlichen Eindrücke und Erfahrungen hatte er als Aktiver in der Bundesliga gesammelt. Dass es nur mit einem „jungen und dynamischen Mann“ alleine geht, dieser Irrtum zeigte sich aber auch in Karlsruhe schnell. Ohne personelle und administrative Möglichkeiten kann auch frischer Geist und Motivation nichts Entscheidendes bewirken. Rühl kam in seiner ersten Runde beim KSC 1973/74 in der Regionalliga Süd über den 8. Platz nicht hinaus. In der zweiten Saison, die erste der neuen 2. Bundesliga Gruppe Süd, zeigte er aber mit dem Gewinn der Meisterschaft, dass er aus dem ersten Jahr die richtigen Schlüsse gezogen hatte und die dann auch in der Praxis zum Tragen hatte bringen können.

In der Saison 1975/76 konnte er mit dem KSC die Klasse halten. In Baden hatte man in „Beine“ investiert. Mit Hermann Bredenfeld, Gustl Jung, Jürgen Kalb, Raimund Krauth und Winfried Schäfer war die Mannschaft vor der Runde verstärkt worden. Während der Runde legte man noch mit Ove Flindt und Karl-Heinz Struth nach. Deshalb ging man aus finanziellen Gründen in die Saison 1976/77 nur mit dem Neuzugang Norbert Janzon von Kickers Offenbach. Zum Rundenschluss hatte das Team von Trainer Rühl dann aber seine Schwächephase. Nach dem 4:1-Heimsieg am 27. Spieltag gegen Tennis Borussia Berlin hatte man auf dem rettenden 15. Platz fünf Punkte Vorsprung vor Saarbrücken, das auf Platz 16 stand. Mit einem Punkt Rückstand gegen die Rivalen Bochum, Saarbrücken und Kaiserslautern verlor man nach 34 Spielen den Kampf um den Klassenerhalt. Mit 28:40 Punkten stieg Karlsruhe ab. Zu den Ungereimtheiten der Rückrunde gehört auch das sportliche Scheitern des schwedischen Nationalstürmers Thomas Sjöberg, der während der laufenden Runde nachverpflichtet worden war und nur in sechs Spielen zum Einsatz gebracht wurde. Aber auch der nur 11-malige Einsatz des Talents Kurt Niedermayer, der in der folgenden Runde 1977/78 bei Bayern München sofort zur Stammelf zählte, ist ein Beitrag zum Misserfolg dieser Runde.

Nach dem Abstieg 1977 trennten sich die Wege von Rühl und des Karlsruher SC vorübergehend.

Weitere Trainertätigkeit, 1977–83

Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Griechenland bei PAOK Saloniki landete Rühl wieder Ende November 1977 in der Bundesliga. Ab dem 29. November übernahm er den MSV Duisburg als Trainer. Das Offensivspiel der „Zebras“ profitierte von der angriffsorientierten Trainer-Philosophie des ehemaligen Angreifers deutlich. Die beiden Spitzen Rudolf Seliger (16 Tore) und Ronald Worm (15 Tore) zählten zu den erfolgreichsten Torschützen der Runde. Mit Trainer Rühl qualifizierte sich der MSV für den UEFA-Pokal der Runde 1978/79. Da er aber bereits bei Borussia Dortmund für diese Runde unterschrieben hatte, konnte er nicht auf europäischer Bühne Trainer-Erfahrung sammeln.

In Dortmund verhalf er 1978/79 dem noch 17-Jährigen Eike Immel am Starttag beim 1:0-Heimsieg gegen Bayern München zu seinem Bundesligadebüt im Tor der Schwarz-Gelben. Nach zwei Niederlagen in Folge gegen Düsseldorf und den Hamburger SV wurde er am 29. April 1979 entlassen. Am 11. Spieltag der Saison 1979/80 war er wieder als Bundesliga-Trainer im Einsatz. Am 28. Oktober 1979 hatte er den 16. Platz der Tabelle, den TSV 1860 München, nach deren 0:3-Niederlage bei Schalke 04 übernommen. Er führte die „Löwen“ trotz der schlimmen Verletzung von Heinz Flohe am 15. Spieltag beim 2:1-Heimsieg gegen den MSV Duisburg zum Klassenerhalt und hatte damit seine Mission erfüllt. Die Saison 1980/81 begannen die Sechzger mit einem Fehlstart von 1:7 Punkten. Ausgerechnet der Karlsruher SC, wo Rühl seine Trainer-Sporen verdient hatte, stieß am letzten Spieltag der Saison seine Münchner Mannschaft durch den 7:2-Sieg in die 2. Bundesliga zurück. Ein Punkt hinter Arminia Bielefeld landete 1860 München auf dem 16. Rang. Erfreulich war das Bundesliga-Debüt des 20-jährigen Sturmtalentes Rudi Völler, der von Kickers Offenbach nach München gekommen war. Nach dem Abstieg beendeten Verein und Trainer die weitere Zusammenarbeit.

Da die Trainerstellen in der Bundesliga besetzt waren, übernahm er am 9. Dezember 1981 in der 2. Bundesliga den VfL Osnabrück. Er führte den VfL in der Saison 1981/82 auf den 13. Platz und verbesserte die Platzierung im zweiten Jahr auf Rang 10 in der Tabelle. Im November 1983 wurde er an der Bremer Brücke als Trainer abgelöst. Nach dieser unglücklichen Mission in Osnabrück legte Carl-Heinz Rühl eine Schaffenspause ein.

Manager

Karlsruher SC, 1986–94

Im Frühjahr 1986 kehrte Carl-Heinz Rühl zum Karlsruher SC zurück, allerdings in der Funktion des Managers. Trainer der Badener in der 2. Bundesliga war Lothar Buchmann. Am 25. April 1986 erlebte er die Entlassung des Trainers aus dem Blickwinkel des Managers, der für den Verein in verantwortlicher Position tätig war. Bei der Findung des neuen Trainers für die Saison 1986/87 stand die sportfachliche Kompetenz des neuen Managers sofort vor der Bewährungsprobe. Im Einvernehmen mit dem Präsidenten Roland Schmider und dem Verwaltungsrat wurde auf den Trainer-Neuling Winfried Schäfer von Borussia Mönchengladbach gesetzt. Sein Ehrgeiz war noch bestens aus seinen zwei Runden 1975–77 als KSC-Spieler unter Trainer Rühl in Karlsruhe bekannt. Insbesondere der Präsident setzte auf das Tandem Rühl und Schäfer. Hier der erfahrene und ausgleichende Fußballfachmann mit wirtschaftlich vertretbarem Kalkül, daneben der „brennende“ Trainerneuling der sicherlich bestrebt sein würde, nach erfolgreicher Spielerkarriere eine vergleichbare Bilanz als Trainer aufzubauen. Der sofortige Aufstieg in der Runde 1986/87 bestätigte die Hoffnungen in das sportliche Führungs-Tandem in Karlsruhe eindrucksvoll. Die folgenden erfolgreichen Jahre in der Bundesliga sprachen eindeutig für das partnerschaftliche Wirken der beiden Fachleute in der sportlichen Führung des KSC. Die Qualifikation in der Bundesligarunde 1992/93 für den UEFA-Cup 1993/94 und die dann dort gezeigten Leistungen waren die Bestätigung für das Karlsruher Konzept. Der in der Medienpräsenz nur sehr spärlich und zurückhaltend agierende Manager arbeitete nicht im großen Rampenlicht der Öffentlichkeit, vielleicht aber gerade deshalb sehr wirkungsvoll für den Verein und das Wirken des Trainers. Im KICKER-Sportmagazin vom 10. Februar 1994 wird über die Nachfolgesituation auf dem Managerposten beim KSC Folgendes festgehalten:

„Einen neuen Manager haben sie seit Montag, die Karlsruher. Dieter Meinhold, 40jähriger Diplomverwaltungswirt und Sportwissenschaftler, der zuletzt als Geschäftsführer der Tischtennis Marketing GmbH arbeitete, wird in den nächsten drei Jahren die Nachfolge von Carl-Heinz Rühl antreten, der nach neun Jahren an der Spitze des KSC seinen Hut nimmt. ‚Er wird sich weniger ums Sportliche, als um organisatorische und Marketing-Aufgaben kümmern’, kündigt Präsident Roland Schmider an, ‚dadurch wird eine noch klarere Trennung zwischen der Sportlichen Leitung, Herrn Schäfer, und dem Manager gezogen.’ Konflikte, zwischen Schäfer und Rühl keine Seltenheit, sollen erst gar nicht mehr aufkommen.“

Der sportliche Absturz in die 2. Liga nach der Saison 1997/98, das damit einhergehende finanzielle Desaster und die unrühmliche Präsidentenablösung stellen die Weichenstellung vom Februar 1994 aber in ein anderes Licht.

Weitere Managertätigkeiten

Carl-Heinz Rühl betätigte sich nach seiner Karlsruher Zeit auch noch bei Hertha BSC (1995 bis zum 4. März 1997) und beim 1. FC Köln (1997/98) als Manager. Seit der Beendigung des Engagements beim 1. FC Köln hat sich Carl-Heinz Rühl in das Privatleben zurückgezogen.

Vereine

  • als Manager
    1986–1994 Karlsruher SC
    1995–1997 Hertha BSC
    1997–1998 1. FC Köln

Statistik

  • 1. Bundesliga
    54 Spiele; 9 Tore - Hertha BSC
    65 Spiele; 21 Tore - Meidericher SV / MSV Duisburg
    85 Spiele; 35 Tore - 1. FC Köln

Erfolge

  • als Spieler
    1966 DFB-Pokal-Finale
    1968 DFB-Pokal-Sieger
    1970 DFB-Pokal-Finale

Literatur


Vorgänger Amt Nachfolger
Uwe Seeler Torschützenkönig des Europapokals der Pokalsieger
Saison 1968/69
Włodzimierz Lubański

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