- Carl-Theodor-Brücke
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49.4142527777788.7095472222222Koordinaten: 49° 24′ 51,3″ N, 8° 42′ 34,4″ O
Alte Brücke Die Alte Brücke Offizieller Name Karl-Theodor-Brücke Ort Heidelberg Gesamtlänge 200 m Breite 7 m Die Karl-Theodor-Brücke, besser bekannt als Alte Brücke, ist eine Brücke über den Neckar in Heidelberg. Sie verbindet die Altstadt mit dem gegenüberliegenden Neckarufer am östlichen Ende des Stadtteils Neuenheim. Die Alte Brücke wurde 1788 unter Kurfürst Karl Theodor als insgesamt neunte Brücke an dieser Stelle errichtet. Heute gehört sie zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Heidelbergs.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mit einem Alter von kaum mehr als zwei Jahrhunderten ist die 1788 fertiggestellte Alte Brücke tatsächlich vergleichsweise jung. Ihren (inoffiziellen) Namen erhielt die Alte Brücke, nachdem 1877 mit der weiter westlich gelegenen Friedrichsbrücke (heute Theodor-Heuss-Brücke) eine zweite Neckarquerung geschaffen wurde.[1] Allerdings hatten sich an der Stelle der Alten Brücke seit dem 13. Jahrhundert acht Vorgängerbrücken befunden, auf deren Fundamenten die Brücke gebaut ist. Auch das Brückentor am Südende der Brücke existiert seit dem Mittelalter.
Vorgängerbauten
Die ersten Brücken im Gebiet des heutigen Heidelberg waren bereits in römischer Zeit gebaut worden: Im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten die Römer eine Holzbrücke über den Neckar, die um das Jahr 200 durch eine Steinpfeilerbrücke ersetzt wurde.[2] Diese befand sich aber weiter westlich zwischen den heutigen Stadtteilen Neuenheim und Bergheim. Nachdem die Römerbrücke verfallen war, blieb Heidelberg für fast ein Jahrtausend brückenlos.
Erst nach der planmäßigen Stadtgründung Heidelbergs, die Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts stattfand, entstand wieder eine Brücke über den Neckar. Wann genau diese Brücke gebaut wurde, ist unbekannt, erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahr 1284. Diese Brücke befand sich an der Stelle der heutigen Alten Brücke. Ihre Lage war genau auf den Stadtgrundriss Heidelbergs mit dem Marktplatz abgepasst. Gründe für den Brückenbau dürften die Verbindung zum rechts des Neckars gelegenen Kloster Schönau sowie wirtschaftliche Interessen gewesen sein, denn man hoffte den bislang an Heidelberg vorbeigegangenen Nord-Süd-Verkehr durch die Stadt umleiten zu können.[3] Es handelte sich bei der Brücke um eine sogenannte Außenbrücke, weil sie nicht zwei Stadtteile miteinander verband, sondern aus der Stadt herausführte. Tatsächlich stellte die Brücke sogar die Außengrenze der Kurpfalz dar, denn bis 1460 gehörte das nördliche Neckarufer zum Bistum Mainz. Dementsprechend war die Brücke in die Stadtbefestigung Heidelbergs integriert und durch das Brückentor gesichert.
1288 wurde die erste Brücke durch Eisgang zerstört. Auch den nächsten Brücken, die allesamt keine allzu lange Lebensdauer erreichten, war das gleiche Schicksal beschieden: Die zweite Brücke wurde 1308, die dritte Brücke 1340, die vierte Brücke um 1400 und die fünfte Brücke 1470 jeweils durch Eisgang zerstört.[4] Von den fünf ersten Brücken sind keine bildlichen Darstellungen überliefert. Anders bei der sechsten: Von dieser kennen wir zwei Darstellungen aus der Feder Sebastian Münsters, weshalb man sie auch als „Münster-Brücke“ bezeichnet. Ein kleiner, runder Holzschnitt in Münsters Calendarium Hebraicum aus dem Jahr 1526 zeigt eine einfache Ansicht von Heidelberg samt der Brücke. Detaillierter ist die Darstellung im Heidelberg-Panorama aus Münsters Cosmographia (1550). Aus diesen bildlichen Überlieferungen wird ersichtlich, dass es sich um eine Brücke mit acht steinernen Pfeilern und einer gedeckten, an den Seiten offenen hölzernen Brückenbahn handelte. Am Südende der Brücke befand sich bereits das Brückentor mit seinen doppelten Türmen, auf dem siebten Pfeiler stand am Nordende der Affenturm mit dem berühmten Brückenaffen.[5]
Ein Eisgang zerstörte am 2. Februar 1565 den hölzernen Oberbau der Brücke. Auf den erhaltenen Steinpfeilern wurde die siebte Brücke gebaut, die man, weil sie von Matthäus Merian in seiner großen Heidelberger Stadtansicht von 1620 verewigt wurde, auch als „Merian-Brücke“ kennt. Ihr Aussehen entsprach dem ihrer Vorgängerin, außer dass zusätzlich die Brückenbahn zwischen dem Affenturm und dem neu geschaffenen Renaissancetor auf dem letzten Brückenpfeiler am Neuenheimer Ufer überdacht war. Die Eroberung Heidelbergs 1622 durch Tilly im Dreißigjährigen Krieg überstand die Brücke noch unbeschadet, am 2. März 1689 wurde sie aber im Pfälzischen Erbfolgekrieg bei der ersten Verwüstung der Stadt von den Franzosen unter Mélac gesprengt.[6]
Zunächst behalf man sich fast zwanzig Jahre mit Schiffsbrücken und Fähren. 1706–1708 wurde schließlich die achte Brücke errichtet. Hierzu setzte man die Pfeiler der Vorgängerbrücke wieder instand und baute auf sie eine gedeckte und seitlich geschlossene Konstruktion, wiederum aus Holz. Der Affenturm wurde ebenso wenig wiedererrichtet wie das Tor am nördlichen Ende. Dafür trugen der zweite und siebte Pfeiler, auf denen heute die Denkmäler Karl Theodors und der Minerva stehen, jeweils ein Wachhäuschen. Der Raum zwischen den Ufern und den Wachhäusern wurde von zwei steinernen Bögen überspannt, die später in die Karl-Theodor-Brücke integriert wurden und so heute noch erhalten sind. Die Türme des Brückentors, das die Zerstörung von 1689 überstanden hatte, wurden 1714 mit welschen Hauben ausgestattet. Am Neuenheimer Ufer stellte man 1738 eine Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk auf, dem die achte Brücke auch die Bezeichnung als „Nepomuk-Brücke“ verdankt.[7]
Eishochwasser 1784 und Bau der Karl-Theodor-Brücke
Den Unmut Kurfürst Karl Philipps, der 1719 im Zerwürfnis mit den Heidelberger Bürgern drohte, die Brücke abzureißen, um die Stadt der Verarmung zu überlassen, überstand die achte Brücke ebenso wie einen Eisgang im Jahr 1724.[8] Sie wurde aber schließlich im katastrophalen Eishochwasser von 27. Februar 1784 zerstört. Der Winter 1783/1784 war außergewöhnlich kalt und schneereich gewesen. Als Ende Februar schließlich Tauwetter einsetzte, führte dies zum schwersten Hochwasser, das Heidelberg in historischer Zeit erlebt hat. Die Folgen der Flut wurden durch den Eisgang verschärft. Weil die Heidelberger Bürger auf das Hochwasser vorbereitet waren und die Katastrophe tagsüber eintrat, hatte die Stadt keine Todesopfer zu beklagen, der Sachschaden war aber enorm: Neben der Brücke wurden 39 Gebäude zerstört und 290 beschädigt.[9]
Gerade einmal zwei Wochen nach dem Hochwasser begannen die Planungen für den Wiederaufbau der Brücke. An diesen beteiligten sich alle führenden kurpfälzischen Beamten: Der Heidelberger Baudirektor Johann Andreas von Traitteur schlug in seinem Gutachten vor, die Brücke in Stein zu bauen und die vorhandenen Pfeiler zu erhöhen, um sie weniger anfällig für Hochwasser zu machen. Der kurfürstliche Oberbaudirektor Nicolas de Pigage legte Pläne für eine hölzerne Bogenbrücke auf Steinpfeilern vor.[10] Zwischenzeitlich hatte man sich bereits für den Vorschlag des württembergischen Obristlieutenants von Mylius, der eine hölzerne Brücke auf Steinpfeilern vorsah, festgelegt. Uneinigkeit herrschte noch darüber, ob die Brücke an ihrem alten Ort oder weiter westlich auf Höhe der Haspelgasse wieder aufzubauen sei. Letztlich erteilte der Bauherr und Namensgeber der Brücke, Kurfürst Karl Theodor, am 1. Juli 1785 aber überraschend dem bis dahin eher unbekannten Bauinspektor Mathias Mayer für seinen nachträglich eingereichten Vorschlag, die Brücke auf den vorhandenen Pfeilern aus Stein zu bauen, den Zuschlag.[11]
Die Bauarbeiten begannen 1786 unter Aufsicht Mayers und wurden im Oktober oder November 1788 zum Abschluss gebracht. Insgesamt kostete der Brückenbau 165.282 Gulden, damit war die Brücke nach dem Mannheimer Schloss das teuerste Bauwerk in der damaligen Kurpfalz. Das Geld hatte die Stadt Heidelberg aufbringen müssen. Hierzu verschuldete sie sich beim Hoffaktor Aron Elias Seligmann und legte ihren Bürgern eine Sondersteuer auf.[12]
Kämpfe im 19. Jahrhundert
Zweimal war die Alte Brücke im 19. Jahrhundert Schauplatz von Kämpfen. Das erste Gefecht fand während der Koalitionskriege nach der Französischen Revolution statt: Am 16. Oktober 1799 versuchten die französischen Revolutionstruppen mit mehreren tausend Mann Heidelberg über die Alte Brücke zu erobern. Verteidigt wurde die Brücke von österreichischen Ulanen unter Fürst Schwarzenberg und Tiroler Infanteristen. Nachdem sieben Angriffe fehlgeschlagen waren, zogen sich die Franzosen nach Handschuhsheim zurück. Die österreichischen Verteidiger, nur 300 Mann an der Zahl und mit einer einzigen Kanone ausgestattet, erkannten aber die Aussichtslosigkeit ihrer Lage im Fall, dass die Franzosen mit Verstärkung erneut angreifen sollten, und zogen in der Nacht heimlich ab. Am nächsten Tag rückten die Franzosen kampflos in Heidelberg ein.[13]
Zum zweiten Mal wurde die Alte Brücke während der Badischen Revolution von 1848/1849 in Kriegshandlungen verwickelt. Die revolutionären Freischärler hatten sich auf dem Heiligenberg verschanzt, zogen sich aber beim Herannahen der preußischen Truppen nach Heidelberg zurück. Am 21. Juni 1849 bezog eine preußische Abteilung am gegenüberliegenden Neckarufer Stellung. Um deren Einzug nach Heidelberg zu verhindern, verminten die Freischärler die Brücke. Die Heidelberger versuchten, in der Ansicht, der Kampf gegen die Preußen sei aussichtslos, die Revolutionäre dazu zu bewegen, die Brücke zu verschonen. Es gelang sogar einigen Bürgern unter Führung des Feuerwehrhauptmanns Karl Metz, das in die Brücke eingesetzte Sprengfässchen auszugraben und in den Neckar zu werfen, was aber postwendend von den Freischärlern rückgängig gemacht wurde. Schließlich sahen diese aber doch ein, dass Widerstand gegen die preußische Übermacht zwecklos war, und zogen kampflos ab. Am nächsten Morgen zogen die Preußen ungehindert in die Stadt ein.[14]
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau
Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs blieb Heidelberg weitgehend verschont. Gegen Ende des Krieges wurde aber die Alte Brücke schwer in Mitleidenschaft gezogen: Am 29. März 1945 sprengten Pioniereinheiten der deutschen Wehrmacht bei ihrem Rückzug vor den heranrückenden Amerikanern die Heidelberger Neckarbrücken. Bei der Alten Brücke wurden der fünfte und sechste Pfeiler gesprengt, die drei von ihnen getragenen Bögen stürzten ein. Die Sprengung war sinnlos: Schon am nächsten Tag konnte die 63. US-Infanteriedivision problemlos in Heidelberg einmarschieren.[15]
Sofort nach Kriegsende entschieden sich die Heidelberger zur Überraschung der amerikanischen Besatzer, die Alte Brücke vor der verkehrstechnisch zentraleren Friedrichsbrücke (heute Theodor-Heuss-Brücke) wieder aufzubauen. Es wurde eine Spendenaktion eingeleitet, durch die insgesamt 1.580.882,31 Reichsmark zusammenkamen.[16] In der Nachkriegszeit waren die Einwohner Neuenheims auf Fähren und Ruderboote angewiesen, um den Neckar überqueren zu können. Im außerordentlich kalten Winter 1945/1946 gefror sogar der Neckar, so dass man ihn im Januar und Februar zu Fuß überqueren konnte. Am 14. März 1946 begann der Wiederaufbau, und am 26. Juli 1947 konnte die wiederaufgebaute Brücke feierlich eingeweiht werden.
Umbau 1969/1970
In den 1960er Jahren entwickelte sich durch den zunehmenden Autoverkehr die Alte Brücke immer mehr zu einem Nadelöhr der Bundesstraße 37, die am Neckarufer entlang unter den beiden Landbögen am südlichen Ende der Brücke hindurchführt. Die noch von der 1708 erbauten Vorgängerbrücke stammenden Bögen waren so niedrig, dass sie nur jeweils einspurig durchfahren werden konnten. Daher entschied der Heidelberger Stadtrat 1966, die Brücke umzubauen, um ein günstigeres Durchfahrtsprofil zu gewährleisten. Die Notwendigkeit des Umbaus wurde 1967 noch einmal deutlich als ein – glücklicherweise leerer – Tanklastzug mit dem zweiten Landbogen kollidierte. Im Frühjahr 1969 begannen die Bauarbeiten. Die beiden Landbögen wurden mitsamt dem Pfeiler komplett abgetragen und mit einem um 1,70 Meter erhöhten Scheitel wiederaufgebaut. Zugleich wurde die Ufermauer erhöht, um die Hochwassergefahr an der tief gelegenen Brückenunterführung zu mindern. Im Frühsommer 1970 war der Umbau abgeschlossen. Trotz des kritischen Eingriffes in die historische Bausubstanz gilt der Umbau nicht nur für den Verkehr als Gewinn: Durch die höhere Wölbung reichen die beiden Landbögen nun ebenso wie die übrigen Bögen der Brücke bis knapp unter die Fahrbahnhöhe und passen sich so harmonischer in das Bild der Alten Brücke ein.[17]
Baubeschreibung
Brücke
Die barocke Alte Brücke führt als Verlängerung der Steingasse aus der Heidelberger Altstadt zur Neuenheimer Landstraße, die am gegenüberliegenden, zum Stadtteil Heidelberg-Neuenheim gehörenden Ufer am Fuße des Heiligenbergs parallel zum Neckar verläuft. Werktags von 6 bis 10 Uhr ist sie für den Autoverkehr geöffnet, ansonsten dient sie als Fußgängerbrücke. Auf der Altstädter Seite unterquert die Straße Am Hackteufel (Bundesstraße 37) die Landbögen der Alten Brücke.
Das Bauwerk hat eine Länge von 200 und eine mittlere Breite von 7 Metern. Es besteht bei einer Höhe von 4,4 bis 10,4 Metern aus neun Tonnengewölben mit Stützweiten von 12,20, 18,80, 5×22,00, 11,72 und 7,98 Metern. Hergestellt ist die Brücke aus Bruchsteinmauerwerk mit einer Werksteinverkleidung aus rotem Sandstein. [18] Der zweite und siebte von acht Pfeilern sind verbreitert und tragen die Standbilder des Karl Theodor und der Minerva. Die mittleren Brückenjoche sind deutlich erhöht, was der Brücke eine geschwungene Silhouette verleiht. Hintergrund dieser Konstruktionsweise war, dass durch den größeren Öffnungsquerschnitt im Falle von Eisgang oder eines Hochwassers die Wassermassen besser fließen können. Die Brüstung bildet in den mittleren drei Brückenjochen eine Horizontale, dadurch wird die Brücke in drei Kompartimente, einen ansteigenden, einen waagerechten, und einen absteigenden Teil gegliedert. Sie ist durch klassizistische Balkone über den Pfeilern geschmückt.
Die Alte Brücke ist eines der letzten großen Beispiele für die klassische Brückenbaukunst, ehe im 19. Jahrhundert der neue Baustoff Gusseisen vorherrschend und der Brückenbau zu einer reinen Ingenieursaufgabe wurde.[19] Ihre ästhetische Wirkung beruht neben ihrem Wert als Baudenkmal vor allem auf ihrer landschaftlichen Lage im Neckartal und dem Panorama, das sie mit der Altstadt und dem Schloss im Hintergrund bietet. Im Jahr 2002 wurde die Brücke in die damalige Liste der am meisten gefährdeten Denkmäler der Welt des World Monuments Fund aufgenommen.
Brückentor
Am Südende der Alten Brücke steht das in seiner Bausubstanz mittelalterliche Brückentor mit seinen 28 Meter hohen flankierenden Doppeltürmen. Ursprünglich war es in die Stadtbefestigung integriert. Am Tor mussten Auswärtige den Brückenzoll entrichten, im Verteidigungsfall konnte es durch ein Falltor verschlossen werden.
Die ältesten Bauteile des Brückentores bilden die beiden schlanken Rundtürme, die ursprünglich Bestandteile der spätgotischen Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert waren. 1709/11 wurde die Toranlage barockisiert. Bei der Errichtung der Carl-Theodor-Brücke verlieh Bauinspektor Mathias Maier auch dem Brückentor seine heutige Gestalt, unter anderem setzte er den Türmen die spätbarocken Helme auf.
Der westliche Turm (Schuldturm) birgt drei niedrige Kerkerräume, im östlichen Turm führt eine Wendeltreppe hinauf zur über dem Torbogen gelegenen kleinen Wohnung des Brückenwächters. In diese zog nach dem Zweiten Weltkrieg der am Wiederaufbau der Brücke beteiligte Architekt und Kunsthistoriker Rudolf Steinbach ein. Ab 1956 bewohnte der Schriftsteller Gert Kalow die Torwohnung.[20]
Brückenfiguren
Auf dem zweiten und siebten Pfeiler der Alten Brücke stehen zwei von dem Bildhauer Franz Conrad Linck entworfene Statuen. Beide Denkmäler sind mittlerweile durch Kopien ersetzt, die Originale werden im Kurpfälzischen Museum aufbewahrt. Am südlichen Ende der Brücke ist es ein Standbild des Bauherren Kurfürst Karl Theodor, die Statue am nördlichen Ende stellt Minerva bzw. Athene dar. Die Statue des Kurfürsten wurde im Jahr der Einweihung der Brücke 1788 aufgestellt. Als Karl Theodor im selben Jahr die Brücke in Augenschein nahm, befand er, dass als Gegenstück auf die andere Seite ebenfalls eine Statue gesetzt werden sollte. 1790 wurde das Standbild der Minerva fertiggestellt.[21]
Das Karl-Theodor-Denkmal zeigt den Kurfürsten überlebensgroß in imposanter Pose mit Rüstung, Hermelinmantel und Allongeperücke, den Blick über das Brückentor zum Schloss gerichtet. Die Statue steht auf einem Piedestal, das mit Reliefs geschmückt ist. Das Relief auf der Vorderseite zeigt das Wappen von Pfalz-Bayern (seit 1777 wurden diese beiden Wittelsbacher Lande in Personalunion regiert). Die anderen drei Seiten sind mit 1792 nachträglich hinzugefügten Puttenreliefs ausgestattet. Das linke Relief stellt allegorisch die Vereinigung Bayerns und der Pfalz dar, auf dem rechten Relief ist die Minerva als Patronin der Heidelberger Universität dargestellt, das Relief auf der Rückseite schließlich thematisiert das 50-jährige Regierungsjubiläum Karl Theodors. Umkränzt wird das Piedestal durch vier Figuren von Flussgöttern, welche allegorisch die vier Hauptströme Pfalz-Bayerns darstellen. Oft findet man die Angabe, es handle sich um Rhein, Donau, Neckar und Mosel. Weil aber von den Figuren zwei männlich und zwei weiblich sind und von den vier Flüssen nur die Mosel in weiblicher Form dargestellt wird, scheint es wahrscheinlicher, dass statt des Neckars die Isar dargestellt ist.[22]
Das Minerva-Denkmal ist eindeutig als Pendant zur Statue des Kurfürsten entworfen. Die Göttin der Weisheit ist antikisierend samt ihrer üblichen Attribute – Helm, Lanze, Schild und Eule – dargestellt. Die Minerva spielt im klassizistischen Bilderprogramm Karl Theodors eine große Rolle. So ließ er ihr auch im Schlosspark Schwetzingen einen Tempel errichten. Die Puttenreliefs des Piedestals zeigen allegorisch die Künste und Wissenschaften, als deren Förderer der Kurfürst sich verstand. Ebenso wie das Karl-Theodor-Denkmal ist auch das Minerva-Denkmal von vier allegorischen Figuren umgeben. Diese stellen die Verkörperungen der Gerechtigkeit (Justitia), der Frömmigkeit (Pietas), des Ackerbaus (Ceres) und des Handels (Merkur) dar.
Brückenaffe
Am südlichen Ufer direkt am Brückentor befindet sich die 1979 vom Bildhauer Gernot Rumpf entworfene Bronzeskulptur des Brückenaffen. Sie knüpft an den mittelalterlichen Brückenaffen an: Etwa seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde der Reisende, der Heidelberg betrat, mit beißendem Spott begrüßt: Am damaligen Affenturm am nördlichen Ende der Brücke war ein Affenrelief angebracht, das sich ans Hinterteil fasste und sich gleichzeitig einen Spiegel vorhielt. Bei dem Affen waren der Überlieferung nach (in Martin Zeilers Itinerarium Germaniae, 1632) folgende Zeilen angebracht:[23]
- Was thustu mich hie angaffen?
- Hastu nicht gesehen den alten Affen
- Zu Heydelberg / sich dich hin unnd her /
- Da findestu wol meines gleichen mehr.
Bei der Zerstörung von 1689 wurde der Affenturm gesprengt und der Brückenaffe ging verloren. 1977 schrieb der Verein Alt-Heidelberg einen Wettbewerb für eine moderne Neugestaltung des Brückenaffen aus, der zugunsten des Entwurfs von Gernot Rumpf entschieden wurde. Die neue Skulptur greift das Motiv der Selbstreflexion auf, indem sie dem Betrachter einen metaphorisch zu deutenden Spiegel vorhält. Neben dem Affen ist das besagte Spottgedicht angebracht. Zwei kleine Mausfiguren erinnern an das kurfürstliche Kornhaus, das sich ehemals an dieser Stelle neben dem Brückentor befand. Der Kopf des Affen ist hohl gestaltet, so dass man den eigenen Kopf in ihn hineinstecken kann – ein Motiv das gerne von Heidelberg-Touristen als Motiv für Erinnerungsfotos genutzt wird.
Nepomuk-Statue
Die Statue des Johannes von Nepomuk stand, wie es so oft bei Bildnissen dieses Heiligen der Fall ist, ursprünglich auf der Brücke, genauer auf dem achten Pfeiler am Neuenheimer Ufer. Sie wurde 1738, gerade neun Jahre nach der Heiligsprechung Nepomuks, aufgestellt. Der Bildhauer der Statue ist unbekannt, es könnte sich aber um Pieter van den Branden, den Schöpfer der Kornmarkt-Madonna, gehandelt haben.[25] Im 18. Jahrhundert war der Nepomuk-Kult in den deutschsprachigen katholischen Ländern sehr verbreitet. Somit ist seine Statue ebenso wie die Kornmarkt-Madonna ein sichtbares Zeichen der Gegenreformation in der kurz vorher katholisch gewordenen Kurpfalz. Dies wird auch an der lateinischsprachigen Sockelinschrift deutlich, die den Betrachter mit „Bleib stehen, Wanderer!“ (Siste viator!) direkt anspricht und ihm den Heiligen als leuchtendes Vorbild des rechten Glaubens preist, ehe er mit „Gehe, Wanderer!“ (Ito viator!) wieder entlassen wird. Beim Hochwasser von 1784 stürzte die Nepomuk-Statue in den Fluss. Sie konnte geborgen werden, wurde aber, da sie nicht ins antikisierende Bilderprogramm Karl Theodors passte, nicht wieder auf der Brücke aufgestellt. Heute steht sie etwas abseits am Ufer an der Neuenheimer Landstraße. Ebenso wie bei den Brückenfiguren ist die Nepomuk-Statue mittlerweile durch eine Kopie ersetzt worden, das Original befindet sich im Kurpfälzischen Museum.[26]
Die Nepomuk-Statue zeigt den Heiligen auf einem Himmelsglobus, der auf einer Wolkensäule ruht und von zwei Engeln gestützt wird. Dadurch wird die Apotheose des Heiligen vorgeführt. Diese Darstellungsweise ist bei Außenplastiken Nepomuks eine Seltenheit.[27]
Die Alte Brücke in der Dichtung
Im Zusammenspiel des Flusstals, der Altstadt und des Schlosses prägt die Alte Brücke seit jeher das klassische Heidelberg-Panorama. So nimmt es auch nicht wunder, dass sie zusammen mit dem Schloss zu den am meisten gezeichneten und fotografierten Motiven Heidelbergs gehört. Die Wirkung der Alten Brücke liegt dabei vor allem in der Einbettung in die Landschaft. So beschrieb Johann Wolfgang von Goethe, der insgesamt achtmal Heidelberg besuchte, und sowohl den 1784 zerstörten Vorgängerbau als auch die Karl-Theodor-Brücke kannte, in seinem Tagebucheintrag von 26. August 1797 den Blick vom Karlstor flussabwärts zur Alten Brücke:
- Die Brücke zeigt sich von hier aus in einer Schönheit, wie vielleicht keine Brücke der Welt. Durch die Bogen sieht man den Neckar nach den flachen Rheingegenden fließen und über ihr die lichtblauen Gebirge jenseit des Reins in der Ferne. An der rechten Seite schließt ein bewachsner Fels mit röthlichen Seiten, der sich mit der Region der Weinberge verbindet, die Aussicht.[28]
Zu den bekanntesten Erwähnungen Heidelbergs in der Dichtung gehört Friedrich Hölderlins Ode Heidelberg (1800). Deren zweite Strophe schildert die Alte Brücke:
- Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt,
- Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,
- Leicht und kräftig die Brüke,
- Die vor Wagen und Menschen tönt.[29]
Das bekannteste, explizit der Alte Brücke gewidmete Gedicht wurde indes 1849 von Gottfried Keller, der zwischen Herbst 1848 und Frühjahr 1850 in Heidelberg studierte, verfasst und trägt den Namen Die Brücke. Keller wohnte auf der Altstadtseite, nur wenige Häuser flussabwärts vom Brückenturm. Auf der anderen Seite des Flusses lebte in der Villa Zum Waldhorn die junge Johanna Kapp, die Tochter des Philosophiegelehrten Christian Kapp. Sie war schon 1841 – damals war sie 16 Jahre alt – eine Liebesbeziehung mit Ludwig Feuerbach eingegangen. Feuerbach allerdings war verheiratet und hatte sich 1846 offiziell für seine Familie entschieden. Johanna Kapp sollte Feuerbach aber bis zu ihrem frühen Tod treu bleiben, lehnte so 1847 einen Heiratsantrag des Dichters Hoffmann von Fallersleben ab, und auch Gottfried Keller, der regelmäßig im Kappschen Hause verkehrte, wurde trotz inniger Freundschaft nicht von ihr erhört. Von dieser unerwiderten Liebe handelt das Gedicht.
- Schöne Brücke, hast mich oft getragen,
- Wenn mein Herz erwartungsvoll geschlagen
- Und mit dir den Strom ich überschritt.
- Und mich dünkte, deine stolzen Bogen
- Sind in kühnerm Schwunge mitgezogen,
- Und sie fühlten meine Freude mit.
- Weh der Täuschung, da ich jetzo sehe,
- Wenn ich schweren Leids hinübergehe,
- Daß der Last kein Joch sich fühlend biegt;
- Soll ich einsam in die Berge gehen
- Und nach einem schwachen Stege spähen,
- Der sich meinem Kummer zitternd fügt?
- Aber sie, mit anderm Weh und Leiden
- Und im Herzen andre Seligkeiten:
- Trage leicht die blühende Gestalt!
- Schöne Brücke, magst du ewig stehen,
- Ewig aber wird es nie geschehen,
- Daß ein bessres Weib hinüber wallt![30]
Quellen und weiterführende Informationen
Literatur
- Herbert Fritz: Die Baugeschichte der alten Brücke über den Neckar bei Heidelberg, in: Mein Heimatländ, Badische Blätter für Volkskunde, 15. Jahrgang, Karlsruhe 1928
- J. Ph. A. Kintz: Feste Brücken im Heidelberger Stadtgebiet, Heidelberg 1928
- Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Braus, Heidelberg 1988, ISBN 3-925835-19-9.
- Helmut Prückner: Die Alte Brücke. In: Elmar Mittler (Hrsg.): Heidelberg. Geschichte und Gestalt. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-9215-2446-6. S. 162–171.
Weblinks
- Informationen der Stadt Heidelberg über die Alte Brücke
- Thomas Juelch: Alte Brücke.
- H. Maier: Beschreibung der Neckarbrücke bei Heidelberg – Karl-Theodor-Brücke
- Heidelberg im Bild - Fotografien der Alten Brücke
Einzelnachweise
- ↑ Oliver Fink: Kleine Heidelberger Stadtgeschichte, Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2005, S. 82.
- ↑ Fink: Kleine Heidelberger Stadtgeschichte, S. 14.
- ↑ Jochen Goetze: Die Brücke im Rahmen der Heidelberger Stadtentwicklung. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 17–24. Hier S. 19 f.
- ↑ Ludwig Merz: Die Ahnen der Alten Brücke. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 25–29. Hier S. 25.
- ↑ Merz: Die Ahnen der Alten Brücke, S. 26.
- ↑ Merz: Die Ahnen der Alten Brücke, S. 26 f.
- ↑ Merz: Die Ahnen der Alten Brücke, S. 28 f.
- ↑ Merz: Die Ahnen der Alten Brücke, S. 28.
- ↑ Werner Fricke: Der Bericht von E. F. Deurer über das Eishochwasser von 1784. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 41–60. Hier S. 43.
- ↑ Wiltrud Heber: Die Entwürfe des Nicolas de Pigage für die Alte Brücke. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 75–80.
- ↑ Markus Weis: Die Alte Brücke als Baudenkmal. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 62–73. Hier S. 64 f.
- ↑ Weis: Die Alte Brücke als Baudenkmal, S. 66.
- ↑ Ludwig Merz: Zwei Kämpfe um die Alte Brücke. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 103–105. Hier S. 103.
- ↑ Merz: Zwei Kämpfe um die Alte Brücke. S. 104.
- ↑ Fink: Kleine Heidelberger Stadtgeschichte, S. 123.
- ↑ Wilm Weber: Sprengung und Wiederaufbau 1945/1947. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 141–148. Hier S. 144.
- ↑ Günter Heinemann: Die Brücken-Operation von 1969/70. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 149–154.
- ↑ Jörg Schlaich, Matthias Schüller: Ingenieurbauführer Baden-Württemberg. Bauwerk Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-934369-01-4, S. 82–83.
- ↑ Helmut Prückner: Die Alte Brücke. In: Elmar Mittler (Hrsg.): Heidelberg. Geschichte und Gestalt. Heidelberg 1996, S. 162–171. Hier S. 163.
- ↑ Gert Kalow: Wohnen im alten Brückentor. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 161–164.
- ↑ Helmut Prückner: Der Kurfürst und die Göttin der Künste. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 81–94. Hier S. 81 f.
- ↑ Prückner: Der Kurfürst und die Göttin der Künste, S. 85 f.
- ↑ Wilm Weber: Der Heidelberger Brückenaffe ist keine Einzelerscheinung. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 30–33. Hier S. 30 f.
- ↑ Öl auf Leinwand, 29,5 cm × 40,5 cm. Kösters Bild stellt die 1784 nach dem Hochwasser von der Brücke entfernte Figur wieder auf die Balustrade zurück, wendet ihren Blick aber nach Westen. Links in der Bildmitte die Neckarfront der Altstadt mit den beiden Marstall-Türmen und dem Turm der Providenzkirche.
- ↑ Prückner: Die Alte Brücke, S. 168.
- ↑ Helmut Prückner: Die Statue des Hl. Johannes von Nepomuk. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 34 f.
- ↑ Franz Matsche: Zur Typik und Ikonographie der Heidelberger Nepomuk-Statue. In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 36 f.
- ↑ Zitiert nach: Klaus Manger: Und wie ich gen die Brücke schaut. Heidelbergs Alte Brücke vor allem in Clemens Brentanos Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg (1806) In: Helmut Prückner (Hrsg.): Die alte Brücke in Heidelberg. Heidelberg: Braus, 1988. S. 130–140. Hier S. 130.
- ↑ Zitiert nach: Manger: Und wie ich gen die Brücke schaut. S. 131.
- ↑ Zitiert nach: Manger: Und wie ich gen die Brücke schaut. S. 131 f.
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