Eisenbahndirektion Danzig

Eisenbahndirektion Danzig

Die Eisenbahndirektion Danzig war ein Regionalverwaltung wechselnder staatlicher Eisenbahnen mit wechselnden offiziellen Bezeichnungen. Die Direktion hatte ihren Sitz in Danzig und war für einen Teil des regionalen Bahnnetzes zuständig, dessen Abgrenzung sich aus organisatorischen und politischen Gründen über die Jahre mehrfach änderte. Die Preußischen Staatseisenbahnen ließen die Direktion 1895 einrichten.

Geschichte

Am 5. November 1849 war die Königliche Direktion der Ostbahn in Bromberg eingerichtet worden, die Bau und später Unterhalt sowie Betrieb der Preußischen Ostbahn übernahm. Die Ostbahn war eine der Preußischen Staatseisenbahnen. Bis 1895 wurde die Ostbahn auf ihrer gesamten Streckenlänge (BerlinMemel) mitsamt allen Nebenstrecken ausschließlich von der Direktion Bromberg verwaltet. 1895 wurde das Streckennetz der bisherigen Direktion Bromberg in drei neue Königliche Eisenbahndirektionen (KED) aufgeteilt, die KED Bromberg, KED Danzig und die KED Königsberg.

Königliche Eisenbahndirektion Danzig am Olivaer Tor, Ansicht 1914

Am 1. April 1895 übernahm die neu gegründete Königliche Eisenbahndirektion Danzig folgende Streckenabschnitte von der Direktion Bromberg:

Das noch heute bestehende Direktionsgebäude wurde 1911–1914 erbaut. 1918 maß das betreute Streckennetz der KED Danzig 2688 km.[1] Mit der Abtretung der Freien Stadt Danzig und des Polnischen Korridors am 10. Januar 1920 wurde aus der KED Danzig der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft die Eisenbahndirektion Danzig (auch Freistadt-Eisenbahndirektion; Dyrekcja Kolei Wolnego Miasta).[2] Im Jahre 1921 übernahm die polnische Staatsbahn Polskie Koleje Państwowe (PKP) die Direktion als Dyrekcja Kolei Państwowych w Gdańsku (Staatsbahndirektion in Danzig; oder auch Pomorską Dyrekcją Kolei w Gdańsku, Pommerellische Eisenbahndirektion in Danzig), die nunmehr für die staatlichen Bahnstrecken in der Freien Stadt und der Woiwodschaft Pommerellen zuständig war.[3] Am 24. Januar 1927 regelten Deutschland und Polen im Abkommen über die Durchführung des Artikel 312 des Vertrages von Versailles vom 28. Juni 1919, §§ 22–23, die Übernahme der Rentenzahlungen für hessisch-preußische Eisenbahner mit Wohnsitz in Polen oder der Freien Stadt durch die PKP.[4] Die PKP benannte die Direktion 1929 in Dyrekcja Okręgową Kolei Państwowych Gdańsk (DOKP Gdańsk; Regionale Staatsbahndirektion Danzig) um.

Der Senat von Danzig monierte, dass die Eisenbahndirektion nicht nur die Strecken in der Freien Stadt, sondern auch in Pommerellen betreute, also als polnische Behörde auf Danziger Territorium Sitz habe, woraufhin Hochkommissar Richard Haking 1922 die Zuständigkeit für polnische Strecken für unzulässig erklärte.[5] Nach vielen Konflikten mit dem Senat Ziehm verlegte die PKP 1933 die Direktion nach Thorn (DOKP Toruń) und einige Dienststellen nach Bromberg, im Danziger Direktionsgebäude verblieb das Biuro Gdańskie PKP (Danziger Büro der PKP), das unmittelbar der PKP-Zentrale in Warschau unterstand. Das Biuro Portowe PKP (Hafenbüro der PKP) im Danziger Hafen und einige Dienststellen in Thorn waren dem Danziger Büro nachgeordnet.

Anfang September 1939 erstürmte der SS-Wachsturmbann Eimann das Direktionsgebäude, aus dem heraus sich polnische Eisenbahner ähnlich wie polnische Postbeamte beim Gefecht um das Polnische Postamt in Danzig der Einnahme widersetzten. Am 1. November 1939 richtete die Deutsche Reichsbahn im Gebäude die Reichsbahndirektion Danzig (RBD Danzig) ein, die für die Bahnstrecken im Reichsgau Danzig-Westpreußen zuständig war. Seit dem 15. November 1939 galten im Direktionsbezirk die im Deutschen Reich üblichen Tarife. 1945 wurde die Direktion nach Lübeck evakuiert. Am 1. März 1946 wurde die Abwicklungsstelle der RBD Danzig von Lübeck nach Hamburg verlegt, wo sie im Herbst desselben Jahres aufgelöst wurde.[6]

Mittelrisalit der Direktion, Ansicht 2007.

Im März 1945 richtete die PKP in Bromberg, der neuen Hauptstadt der Pommerellischen Woiwodschaft, provisorisch eine Regionale Staatsbahndirektion ein, die nach der Einigung mit der Sowjetunion einige Monate später nach Danzig verlegt wurde und von den Sowjets auch die Zuständigkeit für die Bahnstrecken in den nordwestlichen ehemals deutschen Ostgebieten übernahm.

1962 wurde die DOKP Olsztyn in Allenstein angegliedert. Von 1975 bis 1998 führte die Danziger Direktion offiziell die Bezeichnung Północna Dyrekcja Okręgowej Kolei Państwowych (PDOKP; Nördliche Regionale Staatsbahndirektion).

Nach Umstrukturierungen der PKP saßen im Direktionsgebäude von 1998 bis 2000 die Pion Nieruchomości PKP (zentrale Liegenschaftsabteilung der PKP) und von 1998 bis 2001 die Dyrekcja Okręgu Infrastruktury Kolejowej (Regionaldirektion der Bahninfrastruktur). Seit 2002 nutzt eine Regionalabteilung (Oddział Regionalny) des Eisenbahninfrastrukturunternehmens Polskie Linie Kolejowe SA, eine PKP-Tochter, den Bau, neben verschiedenen Betriebseinheiten der PKP selbst, die jetzt aber der PKP-Dienststelle in Gdingen unterstehen. Von 1979 bis 2008 logierte zudem eine Außenstelle des Eisenbahnmuseums Warschau im Bau.

Literatur

  • 1921-1996: 75 lat Północnego Okręgu Kolei Państwowych, Stanisław Wilimberg (Hg.), Danzig: Północna Dyrekcja Okręgowej Kolei Państwowych, 1996, ISBN 83-906119-0-2
  • Amtlicher Taschenfahrplan für Königsberg (Pr.) und Danzig – Jahresfahrplan 1943 – Gültig vom 17. Mai 1943 an (11943), Reichsbahndirektionen Königsberg (Pr.) und Danzig, Bad Langensalza: Verlag Rockstuhl, 22006, ISBN 978-3-937135-97-7.

Einzelnachweise

  1. Enzyklopädie des Eisenbahnwesens: 10 Bde. (11890), Victor von Röll (Hg.) in Verbindung mit zahlr. Bahnfachleuten, 2., vollst. neu bearb. Aufl., Berlin et al.: Urban & Schwarzenberg, 21912–1923, "Artikel: Verwaltung", abgerufen am 26. Oktober 2011.
  2. Reichsbahndirektion Osten, abgerufen am 26. Oktober 2011.
  3. Gesetz wegen eines Abkommens über den gegenseitigen Eisenbahnverkehr zwischen Deutschland einerseits, Polen und der Freien Stadt Danzig andererseits vom 13. Dezember 1926, Reichsgesetzblatt II, Nr.50 vom 24. Dezember 1926, S. 755.
  4. "Abkommen über die Durchführung des Artikel 312 des Vertrages von Versailles vom 28. Juni 1919", in: Dziennik Ustaw Rzeczypospolitej Polskiej, No. 8, 28. Januar 1928, abgerufen am 26. Oktober 2011.
  5. Otto Loening, "Danzigs Forderungen an Genf", in: Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 7. März 1925, pp. 1-2, hier p. 2.
  6. "Königlich preußische Eisenbahndirection zu Altona. Zeittafel: Errichtungen – Bezeichnungen – Auflösungen", auf: Bahnstatistik, abgerufen am 26. Oktober 2011.

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