Elbquerung (A 20)

Elbquerung (A 20)
geplanter Verlauf der A 20 durch Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit Elbquerung

Die geplante Elbquerung im Verlauf der Bundesautobahn 20 zwischen Glückstadt auf schleswig-holsteinischer Seite und Drochtersen in Niedersachsen ist Teil der Nordwestumfahrung Hamburgs und der Ost-West-Achse über die A 20/A 26. Es handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Westquerung – ein 6,5 Kilometer langer Tunnel unter der Elbe – soll etwa 900 Millionen Euro kosten. Sie ist zugleich ein wichtiger Abschnitt der zukünftigen Metropolverbindung AmsterdamKopenhagen.

Inhaltsverzeichnis

Planung

Am 14. Mai 2002 hat sich die Landesregierung Schleswig-Holstein für die Vorzugstrasse mit Elbquerung bei Glückstadt/Drochtersen ausgesprochen. Im Juli 2003 wurden alle Streckenabschnitte der A 20 einschließlich der Elbquerung im vollen Umfang in den „vordringlichen Bedarf“ im aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2003 eingestuft [1]. Die Voruntersuchungen wurden im Januar/Februar 2003 abgeschlossen. Die Linienbestimmung wurde durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) am 28. Juli 2005 vorgenommen. Das BMVBS forderte dabei eine technische Machbarkeitsstudie im Hinblick auf mögliche Varianten für eine feste Elbquerung. Hierbei sollten sowohl Tunnel- als auch Brückenlösungen gegenübergestellt werden. Die zugehörige Machbarkeitsstudie beinhaltete umfassende Untersuchungen mit abschließenden Bewertungen von diversen Querungslösungen (Bohr-, Absenktunnel- sowie Hochbrückenvarianten). Als Ergebnis stellte sich in heraus, dass die Elbe aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse nur mittels eines Bohrtunnels im so genannten Schildvortriebsverfahren unterquert werden kann. Die Untertunnelung soll durch zwei separate Tunnelröhren für jeweils eine Fahrtrichtung erfolgen.

Der Bauentwurf wurde durch das BMVBS am 19. Dezember 2008 genehmigt. Der Bauwerksentwurf für den Tunnel wurde am 3. Juni 2009 genehmigt. Das Planfeststellungsverfahren wurde im 2. Quartal 2009 eingeleitet. Der Planfeststellungsbeschluss, der für Herbst 2011 vorgesehen war, wird voraussichtlich erst kurz vor der Landtagswahl in Schleswig Holstein 2012 vorliegen[2].

Bau

Gebaut werden soll der Tunnel mit zwei Tunnelvortriebsmaschinen von Norden nach Süden. Die gesamte Bauzeit wird derzeit mit rund sechs Jahren kalkuliert[3]. Der Baubeginn ist für 2012 geplant, hängt jedoch vom Vergabeverfahren und der Bereitstellung von Bundesmitteln ab[4]. Eine Fertigstellung ist nicht vor 2020 zu erwarten[5].

Details

Mit der Unterquerung sollen Eingriffe in das auf niedersächsischer Seite liegende FFH-Gebiet und die direkt anliegende Ortslage Drochtersen möglichst gering gehalten werden. Der Tunnel wird mit geplanten 6,5 km der zweitlängste Straßentunnel und der längste Unterwassertunnel in Deutschland sein. Er wird ein zweiröhriger Tunnel mit zwei Fahrstreifen je Tunnelröhre mit verringertem Standstreifen, hergestellt. Er erhält einen Kreisquerschnitt, der aus Stahlbetonfertigteilen hergestellt wird. 20 Querschläge werden die beiden Tunnelröhren miteinander verbinden.

Finanzierung

Die Finanzierung sollte durch ein F-Modell auf Grundlage des Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetzes (FStrPrivFinG) erfolgen, wobei eine Anschubfinanzierung des Bundes in Höhe von 20 Prozent vorgesehen ist. Die Refinanzierung soll dann über die Erhebung einer Mautgebühr erfolgen. Die Suche nach Investoren blieb bisher jedoch erfolglos und nach den ersten Ergebnissen eines im Auftrag des BMVBS durch die VIFG (Verkehrs-Infrastruktur-Finanzierungs-Gesellschaft mbH) durchgeführten Eignungstests, scheint ein F-Modell für eine feste Elbquerung betrieblich unwirtschaftlich zu sein[6]. Die Finanzierung ist somit nach wie vor ungeklärt[7]. Möglich erscheint daher auch eine zumindest teilweise Realisierung mit konventionellen Haushaltmitteln[8], die wegen des Projektvolumens jedoch nur im Rahmen einer Schwerpunktfinanzierung zu Lasten anderer Bedarfsplanprojekte freigesetzt werden könnten[9]. Ferner wird der Bau einer östlichen Elbquerung vor der Realisierung der Westquerung debattiert[10].

Maut

Neben der Maut für die Nutzung des Tunnels wird auch in Erwägung gezogen, insgesamt rund 70 Autobahnkilometer, die vor und hinter dem geplantem Tunnel liegen mautpflichtig zu machen, da sich die Suche nach einem Investor bisher als schwierig erwiesen hat[11]. Schleswig-Holstein könnte dann zusammen mit Niedersachsen das erste Bundesland werden, in dem Autofahrer eine Pkw-Maut für eine Fernstraße bezahlen müssen[12]. Als Betrag ist dabei eine Mautgebühr von 12 Euro in die Diskussion gebracht worden[13].

Kritik

Eine feste Elbquerung wird als kostenintensiv und überflüssig angesehen. So lehnt die Fraktion DIE LINKE im Schleswig-Holsteinischen Landtag den Bau ab und meint, es wäre weitaus kostengünstiger und völlig ausreichend, die Fährverbindung Glückstadt-Wischhafen zu optimieren.[14]. Der Tunnel würde wohl für die Elbfähre enorme wirtschaftliche Schwierigkeiten bedeuten[15]. Ferner werden als bedarfsangemessene Alternativen der Ausbau von bestehenden Fernstraßen und die Ertüchtigung des Schienennetzes vorgeschlagen[16].
Bündnis 90/ Die Grünen haben sich in ihrem Entwurf für ein Wahlprogramm für die Landtagswahl am 6. Mai 2012 in Schleswig-Holstein gegen einen Weiterbau der A 20 westlich der A 21 ausgesprochen. Zur Entlastung der A 7 schlagen die Grünen im Entwurf die Stärkung der Bahnverbindungen vor[17]. Der Tunnel sei ohnehin eine Fehlplanung, da er bei steigendem Meeresspiegel "absaufen" werde[18].

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.bmvbs.de/DE/VerkehrUndMobilitaet/Verkehrspolitik/Infrastrukturplanung/Bundesverkehrswegeplan/bundesverkehrswegeplan_node.html
  2. Hamburger Abendblatt vom 3. September 2011, http://www.abendblatt.de/region/article2013599/Gruene-wollen-Verkehrsprojekt-A-20-ausbremsen.html
  3. http://www.strassenbau.niedersachsen.de/live/live.php?navigation_id=21154&article_id=78313&_psmand=135
  4. http://www.thb.info/news/single-view/id/kritik-an-projekt-oestliche-elbquerung.html
  5. SHZ vom 25. MAi 2011, http://www.nok21.de/files/tunnelgl__ckstadta20.pdf
  6. http://www.schleswig-holstein.de/MWV/DE/Verkehr/Strassenbau/AusbauBundesautobahnen/a20/NordWestUmfahrung/abschnitt8/abschnitt8_.html
  7. Bt-Drs. 16/10142, Antwort der Bundesregierung auf Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 12. September 2008 http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/102/1610220.pdf
  8. Hamburger Abendblatt vom 3. September 2011, http://www.abendblatt.de/region/article2013599/Gruene-wollen-Verkehrsprojekt-A-20-ausbremsen.html "In Kiel wird inzwischen eine Lösung favorisiert, die den Bund teuer zu stehen kommen würde. Berlin soll 500 Millionen Euro aus Steuergeldern zahlen und den Rest aus einer üppig bemessenen Lkw-Maut finanzieren."
  9. Bt-Drs. 16/10142, Antwort der Bundesregierung auf Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 12. September 2008 http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/102/1610220.pdf
  10. DPA vom 24. Februar 2011 http://www.schleswig-holstein.de/MWV/DE/Startseite/Startseitenartikel/A_20_Debatte.html "Findet man mittelfristig keinen privaten Investor für einen Tunnel im Westen Hamburgs, müssen wir der Realität ins Auge sehen und erstmal mit dem Bau einer Ostquerung beginnen", sagte der Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz.
  11. SHZ vom 25. Mai 2011, http://www.nok21.de/files/tunnelgl__ckstadta20.pdf "Der Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium Enak Ferlemann (CDU) hält einen Modellversuch für denkbar, bei dem die A 20 nicht nur zwischen den Abfahrten direkt vor und hinter dem Elbtunnel mautpflichtig wäre, sondern in beide Richtungen noch ein, zwei weitere Anschlussstellen hinzukommen."
  12. SHZ vom 25. Mai 2011, http://www.nok21.de/files/tunnelgl__ckstadta20.pdf
  13. SHZ vom 25. Mai 2011, http://www.nok21.de/files/tunnelgl__ckstadta20.pdf Der Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium Enak Ferlemann (CDU) dazu: "Das wären dann ungefähr zwölf Euro."
  14. Presseinformation vom 5. Januar 2010 http://www.ltsh.de/presseticker/2010-01/05/16-46-34-5f34/PI-S0Ne2l80-linke.pdf Ranka Prante, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE meint: „Der Bau einer festen Elbquerung ist ein überflüssiges Milliardengrab und muss im Ansatz gestoppt werden!“
  15. Stader Tageblatt 15. Mai 2004 http://www.elbfaehre.de/data/Tageblatt_15Mai04.pdf Ein Tunnel bedeutete für das mittelständische Unternehmen das Aus.
  16. Förderkreis Waterkant e.V., Juni 2009 http://www.a22-nie.de/index2.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=23&Itemid=235
  17. Entwurf Landtagswahlprogramm der Grünen für Landesparteitag am 11. - 13. November 2011 S. 19f. http://www.sh.gruene.de/cms/default/dokbin/393/393284.entwurf_landtagswahlprogramm_fuer_landes.pdf
  18. Hamburger Abendblatt vom 27. September 2011 http://www.abendblatt.de/region/article2040196/Mehr-Lehrer-weniger-Strassenbau-So-wollen-Gruene-bei-Wahl-punkten.html Parteichefin Eka von Kalben: "Wir werden als Grüne nicht jedes Stauproblem der Welt lösen können."

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