Bundesautobahn 20

Bundesautobahn 20

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Bundesautobahn 20 in Deutschland
Bundesautobahn 20
Bundesautobahn 20
Bundesautobahn 20
Karte
Verlauf der A 20
Basisdaten
Betreiber: Bundesrepublik Deutschland
Gesamtlänge: 343 km

Bundesland:

Ausbauzustand: vierstreifig
Bundesautobahn 20 bei Klempenow
Bundesautobahn 20 bei Klempenow

Die Bundesautobahn 20 (Abkürzung: BAB 20) – Kurzform: Autobahn 20 (Abkürzung: A 20), auch „Ostseeautobahn“ oder „Küstenautobahn“ genannt – ist eine Autobahn in Norddeutschland.

Die Autobahn 20 wird seit 1992 gebaut bzw. erweitert, ist das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 10, sowie der längste zusammenhängende Neubau einer Autobahn seit 1945 und löste die A 61 als längste „zweistellige“ Autobahn Deutschlands ab.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

A 20 bei Langsdorf in Richtung Rostock

Die Bundesautobahn 20 führt seit Dezember 2009 durchgängig von Bad Segeberg über das unmittelbare Hinterland der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns bis zum Autobahndreieck Kreuz Uckermark an der A 11, wo sie dann in die B 166 in Richtung Schwedt/Oder übergeht.

Von Lübeck über Rostock bis Greifswald verläuft die A 20 in östlicher Richtung, ab hier südlich in Richtung Neubrandenburg, dann weiter südöstlich bis Pasewalk und von dort in Richtung Süden bis zum Kreuz Uckermark. An der zum Autobahndreieck ausgebauten Anschlussstelle Stralsund mündet die als vierspurige Kraftfahrstraße neu gebaute B 96 ein.

Von der Gesamtstrecke befinden sich 279,6 Kilometer in Mecklenburg-Vorpommern, 26,8 Kilometer in Brandenburg und 38,8 Kilometer in Schleswig-Holstein. Bestandteil der Strecke sind 105 Autobahnbrücken, vier Autobahnkreuze und -dreiecke sowie 35 Anschlussstellen.

Der Flughafen Lübeck-Blankensee erhielt 2007 im Zuge der neugebauten Bundesstraße 207 eine direkte eigene Anschlussstelle Lübeck-Süd.

Raststätten

Für den A 20-Abschnitt in Mecklenburg-Vorpommern wurden fünf Raststätten geplant, von denen bis März 2010 nur eine eröffnet wurde.[1] Für die vier verbleibenden wurden zwar die infrastrukturellen Vorbereitungen getroffen, allerdings fanden sich noch keine Investoren, die dort Raststätten bauen und eröffnen wollen, so dass die Flächen bisher lediglich als Parkplatz genutzt werden können. So befindet sich auf den östlichen rund 240 Kilometern keine gastronomische Einrichtung direkt an der Autobahn. Grund ist laut Verkehrsministerium die zögerliche wirtschaftliche Entwicklung der Region, das geringe Verkehrsaufkommen und das damit verbundene hohe unternehmerische Risiko.[2] Für den schleswig-holsteinischen Abschnitt der A 20 wurde nur eine einzige Raststätte geplant.

Weiterbau und Planungen

geplanter Verlauf der A 20 durch Schleswig-Holstein und Niedersachsen

Nordwestumgehung Hamburgs

Eine Weiterführung durch Schleswig-Holstein von Bad Segeberg über Bad Bramstedt zu einer Elbquerung westlich Hamburgs nach Stade in Niedersachsen ist geplant. Die Autobahn erlangt nördlich von Hamburg eine besondere Bedeutung als Hamburger Nordring. Die A 20 wird hier zukünftig (von Ost nach West) die A 1, die A 21, die A 7 und die A 23 miteinander verbinden.

Aufgrund einer Baupanne zwischen Kreuz Lübeck und Geschendorf (s.u.) verzögerte sich die Freigabe dieses Teilstücks bis zum 28. Juli 2009. Der Abschnitt enthält 20 Brückenbauwerke inklusive einer umstrittenen Wildbrücke bei Strukdorf, die aus großen Stahlbetonbögen besteht und einem Tunnel ähnlich ist. Der anschließende Abschnitt bis Weede wurde am 21. Dezember 2009, sechs Monate früher als geplant, dem Verkehr übergeben.[3]

Der Planfeststellungsbeschluss für das weitere Teilstück inklusive Querung der A 21 von Weede bis Wittenborn wurde für das erste Halbjahr 2011 erwartet, verzögert sich jedoch bis zum Frühjahr 2012.[4]

Für die restlichen Streckenabschnitte einschließlich der Elbquerung bei Glückstadt erfolgte die formelle Linienbestimmung am 28. Juli 2005. Sie sind derzeit in der Entwurfsbearbeitung. Das größte Bauwerk dieser Strecke soll die Untertunnelung der Elbe bei Glückstadt werden. Es ist vorgesehen, sie von privaten Investoren bauen und über Mauteinnahmen finanzieren zu lassen, jedoch hat sich noch kein Investor gefunden. Geplant sind zwei etwa 5.200 Meter lange zweispurige Röhren mit knapp zwölf Metern Innendurchmesser.

Auf dem Gebiet Niedersachsens soll die A 20 über das geplante Dreieck Drochtersen mit der A 26 Richtung Stade und Hamburg verbunden werden. In südwestlicher Richtung sollte ursprünglichen Planungen zufolge die geplante A 22 weiterführen.[5] Die geplante Strecke soll nun aber ebenfalls Teil der A 20 werden.

Verlängerung in Niedersachsen bis zur A 28

Hauptartikel: Bundesautobahn 22
Die A 20 soll durch den bestehenden Wesertunnel führen

Eine ursprünglich geplante Verlängerung vom Elbtunnel nach Süden bis zur A 1 bei Sittensen ist zugunsten der zunächst als A 22 geplanten Strecke in Richtung Westen („Küstenautobahn“) zurückgestellt worden. Am 25. Juni 2010 wurde bekannt gegeben, dass diese Strecke ebenfalls als Teil der A 20 realisiert werden soll.[6]

Die Strecke soll zunächst südlich von Bremerhaven beim Dreieck Loxstedt in die A 27 einmünden, dieser sieben Kilometer bis zum Dreieck Stotel folgen und dann in westlicher Richtung durch den bereits bestehenden Wesertunnel führen, die A 29 auf dem Kreuz Jaderberg überqueren und schließlich bei Westerstede in die A 28 münden. Die Strecke ist im Bundesverkehrswegeplan als „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestellt und gilt daher auf Bundesebene als nachrangig. Eine Fertigstellung der Teilstrecke ist nicht vor dem Jahr 2022 zu erwarten.

Nummerierung der Anschlussstellen

Bei der Nummerierung der Anschlussstellen wurde die westlich der A 1 liegende Trasse nicht berücksichtigt. Daher wird nach Fertigstellung der Gesamtstrecke ggf. eine neue Nummerierung der Anschlussstellen notwendig. Warum für diesen Teil kein Zahlenbereich, z. B. die Nummern 1 bis 30, freigehalten wurde, ist unklar.

Geschichte

Brücke der A 20 über das Peenetal bei Jarmen
A-20-Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal bei Lübeck
Gedenkstein zur Öffnung des ersten Teilstücks der A 20

Archäologische Trassenuntersuchung

Vor den Bauarbeiten wurde die gesamte Trasse durch die Archäologischen Landesämter untersucht. Als Basis für die Untersuchungen war ein neues, dreistufiges Verfahren erarbeitet worden. In der ersten Phase erfolgt die Ermittlung des im Trassenverlauf vorhandenen Denkmalbestandes, anhand von Archivunterlagen und Luftbildauswertungen. Zusätzlich wurde eine Begehung durchgeführt und die Ackeroberfläche abgesucht. Es zeigte sich, dass die wenigsten der im Trassenbereich vorhandenen Denkmale zuvor bekannt waren. Im 90 km langen Abschnitt zwischen Schönberg und Rostock wurden z.B. 161 Fundplätze ermittelt, von denen zuvor nur neun bekannt waren. Die Zahl der im Trassenverlauf ermittelten Bodendenkmale beträgt 594, von denen 495 in Mecklenburg-Vorpommern, 29 in Brandenburg und 70 in Schleswig-Holstein liegen. Zuvor waren davon nur etwa 100 bekannt.

Mit Abschluss der Prospektion und Auswertung der Bodengutachten waren nur quantitative Aussagen zum Fundplatzbestand möglich. Da bei der Auswahl von Grabungsobjekten der wissenschafts-historische Mehrwert zu beurteilen war, wurden die Fundplätze einer Voruntersuchung unterzogen. Dazu wurden zwei Meter breite, meist 50-100 m lange Suchschnitte angelegt, die zeigten, ob der Zustand des Fundplatzes weitergehende Untersuchungen rechtfertigte.

Insgesamt wurden im Verlauf der A20 zwischen 1994 und 2004 etwa 430 Bodendenkmale untersucht, wobei 138 Fundplätze flächig aufgedeckt wurden. Ihre zeitliche Tiefe umfasst mehr als 11.000 Jahre. Sehr breit ist das Spektrum der Befundgattungen. Neben Siedlungen, die den größten Teil stellen, konnten eine komplette slawische Burganlage mit zugehöriger Vorburgsiedlung, Grabanlagen unterschiedlicher Art, Opferplatze, Produktionsstätten, Wegeführungen, ein Wehrspeicher und saisonale Werkplätze dokumentiert werden. Viele Grabungsergebnisse sind von größter landesgeschichtlicher oder überregionaler Bedeutung. Beispiele für den Erfolg der Untersuchungen sind die Entdeckung des Feuerstellenplatzes von Jarmen, des Feuerstellenplatzes von Triwalk und der Fund des Feuersteinbeils von Wodarg.

Bauarbeiten

Der erste Spatenstich zu dieser Autobahn wurde im Jahre 1992 vom damaligen Bundesminister für Verkehr, Günther Krause, an der Anschlussstelle Wismar-Mitte durchgeführt. Daher wurde diese Autobahn zeitweilig auch „Krauseautobahn” genannt. Hauptaugenmerk wurde zuerst auf Teilstücke gelegt, in deren Umgebung Bundesstraßen und Ortsdurchfahrten besonders belastet waren. So konnte seit November 1997 das 18 Kilometer lange Teilstück zwischen Grevesmühlen und Wismar-Mitte und seit Ende 2000 das gesamte 91,1 Kilometer lange Teilstück zwischen Schönberg über Wismar nach Rostock befahren werden. Ein Jahr später erfolgte die Freigabe der Strecken zwischen dem Autobahnkreuz Lübeck und Genin sowie zwischen dem Kreuz Uckermark und dem Anschluss Pasewalk-Nord, die seit 2002 schon bis Neubrandenburg-Nord befahrbar war. Am 7. Dezember 2005 eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel nach 14 Jahren Planungen und Bau die letzten Teilstücke bei Tribsees und Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Die Baukosten betrugen insgesamt 1,9 Milliarden €.

Wie das ARD-Fernsehmagazin Panorama bereits 1998 berichtete, wurden Bürgerinitiativen, die für die A 20 gekämpft haben, von der Gesellschaft zur Förderung umweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung, einem Lobbyverband der Straßenbauindustrie, auch finanziell unterstützt.[7]

Baupannen

Das etwa 14 Kilometer lange Teilstück zwischen Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern und der schleswig-holsteinischen Landesgrenze wurde wegen einer Pannenserie bekannt. Die Mitte Dezember 2004 freigegebene Teilstrecke mit einer Betondecke, angeraut mit einem „Besenstrich quer“ – seit etwa 1990 im Autobahnbau als überholt geltend und von den Medien als „Brüllbeton“ tituliert[8] – führte aufgrund erhöhter Reifen-Fahrbahn-Geräusche in einem halben Kilometer Entfernung zu einem Straßenverkehrslärm mit einem Schalldruckpegel von mehr als 100 Dezibel, statt der zulässigen 80 Dezibel. Deshalb wurde bis zur technischen bzw. baulichen Lösung des Problems die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h begrenzt. Im August 2005 wurde der Beton mit einer Asphaltdecke überzogen. Bei den Arbeiten wurden durch bei Regen auf die Fahrbahn geratenen Bitumenbinder etwa 300 Fahrzeuge beschädigt. Im sehr heißen Monat Juli 2006 warf der neue Fahrbahnbelag erstmals bis zu 30 Zentimeter große Blasen, die auf Wassereinschlüsse zwischen Beton und Asphalt zurückgeführt und durch Aufbohren beseitigt wurden.[9] Auch in der Folgezeit kam und kommt es bei hohen Temperaturen zu Blasenbildungen im Asphalt. Eine endgültige Abhilfe ist noch nicht in Sicht.

Ähnliche Probleme stellten sich auf dem inzwischen unter Vorbehalt freigegebenen Teilstück vom Autobahnkreuz Lübeck nach Geschendorf ein.[10] Hier wurde die für den 6. Juli 2009 geplante Freigabe verzögert, weil sich auf dem gesamten Abschnitt bis zu 6 cm hohe Asphaltblasen zeigten. Die Blasen sollen, nachdem sie aufgemeißelt wurden, durch die Autofahrer plattgefahren werden.[11] Für Motorradfahrer galt deswegen ein Tempolimit von 120 km/h.

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen

Zwischen Franzburg und Richtenberg entstand seit 2006 durch Aufstauung der Richtenberger See, der als ökologische Ausgleichsmaßnahme für die beim Bau der Autobahn entstandenen Umweltschäden vorgesehen war.

Siehe auch

Literatur

  • Landesamt für Bodendenkmalpflege: Die Autobahn A20 – Norddeutschlands längste Ausgrabung. Archäologische Forschungen auf der Trasse zwischen Lübeck und Stettin. 2005, ISBN 3935770111.

Weblinks

 Commons: Bundesautobahn 20 – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Bökelmann: Grevesmühlens heimliche A 20-Raststätte. Ostsee-Zeitung, 6. Februar 2011, abgerufen am 18. Juni 2011: „Erst diese Woche hat das Verkehrsministerium mitgeteilt, dass die geplante Raststätte „Schönberger Land“ an der A 20 voraussichtlich 2014 in Betrieb genommen werde.“
  2. NDR-Fernsehen, Beitrag im Nordmagazin vom 28. Dezember 2007
  3. NDR: Freigabe A20-Abschnitt sechs Monate früher als geplant, 21. Dezember 2009 (Link nicht mehr abrufbar)
  4. schleswig-holstein.de: Mehr Lärmschutz auf A-20-Abschnitt Weede-Wittenborn, Zugriff am 1. September 2011
  5. Gisela Schütt: Die Autobahn 20 mit Elbquerung zwischen Drochtersen und Glückstadt. mit Anschluss an die A 26. Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, 15. Juli 2010, abgerufen am 18. Juni 2011.
  6. Gisela Schütt: Die Küstenautobahn A 20. Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, 14. Juni 2011, abgerufen am 18. Juni 2011.
  7. DasErste.de: Bürgerinitiativen für mehr Straßen – Asphaltlobby finanziert eigene Unterstützerszene, Panorama, NDR, 19. November 1998 (Link nicht mehr abrufbar)
  8. NDR-online: Brüllbeton auf A 20 in Westmecklenburg wird beseitigt, 28. August 2005 (Link nicht mehr abrufbar)
  9. Bögen im Beton, Blasen im Asphalt: Hitzeschäden an A 20 und A 23. Hamburger Abendblatt, 14. Juni 2006, abgerufen am 18. Juni 2011.
  10. Lübecker Nachrichten: A 20: Nagelneu und schon kaputt, 30. Juni 2009 (Link nicht mehr abrufbar)
  11. Lübecker Nachrichten: A 20: Autos sollen die Blasen plattfahren, 10. Juli 2009 (Link nicht mehr abrufbar)

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