Elisabeth von Werthern

Elisabeth von Werthern

Elisabeth Gräfin von Werthern (* 1. April 1916 in Hannover; † 24. Januar 2009 in Freiburg), geb. von Wedel, war erste Geschäftsführerin der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn von 1951 bis 1984.

Inhaltsverzeichnis

Leben bis 1945

Elisabeth wurde 1916 als Tochter des preußischen Landrats des Kreises Hannover Clemens Graf von Wedel und seiner Frau Pauline, geb. Gräfin von Wedel, geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit zusammen mit drei Geschwistern in einem deutsch-nationalen Elternhaus in Hannover. Ihre „zweite Heimat“ wurde das Schloss der Großmutter in Großzschocher bei Leipzig, wo sie gerne ihre Ferien verbrachte. 1930 zog die Familie ganz auf diesen „lieben Familienbesitz“. Im Alter von 15 Jahren wurde Elisabeth Zögling im strengen Freiadeligen Magdalenenstift in Altenburg/Thüringen. Es war eine „Mädchen-in-Uniform-Lebensführung“. Nach der Konfirmation zog sie wieder in das Elternhaus in Großzschocher. Von dort aus lernte sie das Leben in der Leipziger Gesellschaft kennen und nahm gerne daran teil. Sie hatte Gelegenheit zu einem halbjährigen Aufenthalt in England und danach zu einem Französisch-Sprachkurs in Genf. Nach Kriegsbeginn 1939 war sie für kürzere Zeit Sekretärin bei General Graf Moltke in Berlin. Im gleichen Jahr heiratete Elisabeth in der Dorfkirche von Großzschocher Wolfgang Freiherr von Werthern. Dieser hatte Jura studiert und verwaltete seinen Besitz, Schloss und Gut Beichlingen in Thüringen. Dem Einzug von Elisabeth in Beichlingen folgte die Einberufung des Reserveoffiziers Wolfgang von Werthern und sein Soldaten-Tod in der Nähe von Dünkirchen am 29. Mai 1940. Die Tochter Luise-Amalia wurde in München geboren. Mutter und Tochter zogen wieder zurück nach Beichlingen, wo Ottobald von Werthern, ein Vetter von Wolfgang, das Erbe angetreten hatte. Er fiel 1942 an der Front, und sein Bruder Thilo von Werthern-Beichlingen wurde bis zur entschädigungslosen Enteignung 1945 Herr in Beichlingen. Im November 1944 zogen Elisabeth und Tochter auf den vorgesehenen Witwensitz Schloss und Gut Großneuhausen, unweit von Beichlingen, um. Das Schloss war auch Quartier für Arbeitsdienstmaiden und nahm ständig Flüchtlinge aus dem Osten auf. Einige Tage vor dem Besatzungswechsel von Amerikanern zu Roter Armee gelang Elisabeth mit Tochter und einer aus dem Wartheland aufgenommenen Kusine mit Familie per Treck (11 Pferde und 4 Kastenwagen) die Flucht über Herzberg am Harz in den Westen, zu Verwandten nach Westfalen.

Tätigkeit ab 1945

Bei einem Onkel in Sandfort in Westfalen fand Elisabeth mit Tochter eine vorläufige Bleibe. Sie machte sich mit ihren Pferden als „Fuhrunternehmen“ und durch Feldarbeit nützlich, ging dann aber nach Hamburg. Dort arbeitete sie als Sekretärin und holte ihre Mutter aus Weimar, aus der „Ostzone“, heraus. 1950 bekam die Gräfin eine private Einladung nach Bonn. Sie beschloss, dort einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Über den FDP-Abgeordneten Dr. Karl Georg Pfleiderer erhielt sie das Angebot, in der auf seine Initiative gerade durch die großen Bundestagsfraktionen gegründeten Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, ab 1. April 1951 die Geschäftsführung zu übernehmen. Sie sagte freudig zu. Aus der Satzung des Vereins: „Die Parlamentarische Gesellschaft setzt sich das Ziel, die menschlichen, sachlichen und politischen Beziehungen im Kreise der Mitglieder der Parlamente des Bundes und der Länder zu pflegen...“. Elisabeth legte durch ihre Tätigkeit die „Grundlage für eine neue Kultur des gegenseitigen Respekts“ der Abgeordneten.[1] Die Gräfin hatte viele organisatorische, gesellschaftliche und repräsentative Pflichten. Dazu gehörten die (schon von Bismarck eingeführten) Parlamentarischen Abende und Botschafter-Essen. Sie übernahm auch die Gestaltung von Besuchen ausländischer Delegationen und von großen Staatsempfängen. Zu den führenden Persönlichkeiten der frühen Bundesrepublik hatte sie ausgezeichnete, teils freundschaftliche Kontakte. Sie legte sich parteipolitisch nicht fest und verzichtete so auf eine entsprechende Karriere. Elisabeth Gräfin Werthern erlebte mehrere Präsidenten der DPG, zuerst Dr. Pfleiderer, später u. a. Otto Fürst von Bismarck (den Enkel des Reichsgründers) und auch eine Präsidentin, Hedwig Meermann. Zum 25-jährigen Bestehen der Gesellschaft erhielt sie nach Laudatio von Carlo Schmid das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Später wurde sie Ehrenmitglied der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft. Nach 33 Jahren beendete sie ihre erfolgreiche Tätigkeit. 1985 veröffentlichte Gräfin Werthern das Buch "Von Weimar nach Bonn. Erinnerungen". Noch zu DDR-Zeiten unterstützte sie finanziell Rettungsbemühungen für die baufällige St. Georgskirche in Großneuhausen in Thüringen, Schlosskirche der Familie von Werthern (deren Schloss im Ort 1948 abgerissen wurde). Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde sie auch Mitglied im Kuratorium zur Erhaltung der Kirche, einem "Kleinod deutscher Kirchenbaukunst".

Elisabeth Gräfin Werthern starb am 24. Januar 2009 in Freiburg im Alter von 92 Jahren. Sie wurde am 4. April 2009, nach einer Feier in der Schlosskapelle Beichlingen, auf dem Familienfriedhof der Familie von Werthern auf dem Kirchhof des Dorfes Beichlingen beigesetzt.

Beurteilung

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung charakterisierte die Persönlichkeit der Gräfin wie folgt: Sie habe als „gebildete, lebenskluge und resolute Frau mit treffsicherem Stilempfinden und Menschenkenntnis“ gegolten und sei „ein herausragendes Beispiel kraftvoller Kriegerwitwen“ gewesen.[1]

Einzelnachweise

  1. a b „Gräfin Werthern gestorben.“ FAZ vom 26. Januar 2009

Literatur

  • Elisabeth Gräfin Werthern: Von Weimar nach Bonn. Erinnerungen. Burg-Verlag Stuttgart/Bonn, 1985. ISBN 3-922801-95-1

Weblinks


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