Erhard Jöst

Erhard Jöst
Erhard Jöst

Erhard Jöst (* 22. November 1947 in Mannheim) ist ein deutscher Schriftsteller, Satiriker, Kabarettist und pensionierter Gymnasiallehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erhard Jöst wurde in Mannheim geboren und wuchs in Heddesheim auf. Von 1954 bis 1958 besuchte er dort die Volksschule, anschließend das Moll-Gymnasium in Mannheim, an dem er 1966 das Abitur ablegte. Von 1967 bis 1969 diente er als Soldat bei der Bundeswehr. Er studierte ab 1969 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Germanistik, Geschichte und Philosophie, erwarb 1974 das Erste Staatsexamen und wurde 1976 mit der Arbeit Bauernfeindlichkeit. Die Historien des Ritters Neithart Fuchs über spätmittelalterliche Schwankliteratur zum Dr. phil. promoviert. 1977 schloss er sein Referendariat mit dem Zweiten Staatsexamen ab. Von 1976 bis 2011 unterrichtete er als Gymnasiallehrer die Fächer Deutsch, Geschichte, Politik und Ethik, von 2008 bis 2011 war er zudem als Bezirkspersonalrat der Lehrkräfte an Gymnasien beim Regierungspräsidium in Stuttgart tätig. Seit 1980 ist er mit Christel Banghard-Jöst verheiratet und lebt in Heilbronn. Die Tochter Julia wurde 1981 geboren.

Jöst hat zahlreiche literarische und literaturwissenschaftliche Veröffentlichungen vorgelegt, Bücher und Aufsätze in Zeitschriften, Anthologien, Sammelbänden, Jahrbüchern und Nachschlagewerken, außerdem journalistische Publikationen und Rezensionen, hauptsächlich bei literaturkritik.de. 1988 gründete er das Kabarett-Ensemble GAUwahnen, das seither im Heilbronner K3-Theaterforum mit seinen Programmen auftritt und Gastspiele absolviert. In Heilbronn wurde die jährlich stattfindende Nacht der deutschen GemEinheit etabliert, an der sich neben den GAUwahnen auch verschiedene Kabarettgruppen aus dem Westen und aus dem Osten sowie Dieter Hildebrandt beteiligten. 2005 wurde die Gruppe vom Heilbronner Theaterverein mit dem Kilianpreis für „hervorragende darstellende Kunst“ ausgezeichnet.

1997 wirkte Jöst bei der Neugestaltung der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin mit und hielt die Rede anlässlich der Neueröffnung des Theodor-Körner-Museums.[1] Er war Mitglied der wissenschaftlichen Kommission, die nach der Öffnung des Wiener Neidhartgrabs am 11. April 2000 die Funde auswertete, und er publizierte zwei Aufsätze in dem von Gertrud Blaschitz herausgegebenen Sammelband Neidhartrezeption in Wort und Bild, der die Ergebnisse der Neidhartforschung präsentiert.[2] Mehrmals lieferte er Beiträge für Rundfunk- und TV-Sendungen. Aufgrund seiner satirischen Publikationen und Kabarett-Nummern wurde er vom baden-württembergischen Kultusministerium gemaßregelt, beispielsweise zweimal "strafversetzt": Die erste Versetzung von Bad Mergentheim nach Heilbronn erfolgte wegen der öffentlichen Verwendung eines Zweizeilers von Heinrich Heine,[3] 1995 die zweite innerhalb von Heilbronn wegen Personalratstätigkeit. Die Mergentheimer Provinzposse wurde in zwei Büchern festgehalten, die Erhard Jöst zusammen mit der Journalistin Ruth Broda herausgab (Wintermärchen in der Provinz, 1981, Der Schulfriede ist in Gefahr, 1982). Das ZDF verarbeitete sie zu dem satirischen Film "Heinrich Heine und die deutsche Gegenwart", der am 3. September 1981 innerhalb der Sendung "Kennzeichen D" ausgestrahlt wurde. Im Jahr 1987 wurde der Lehrer als Verfasser einer Landeshymnen-Persiflage wegen seiner Dichtkunst in einer "Staatsaktion" (Südwestpresse vom 6. Oktober 1987) auf Verfassungstreue überprüft.

Erhard Jöst ist Mitglied im Schriftstellerverband, in der Bundesvereinigung Kabarett, in der SPD und der GEW sowie in einigen literarischen Gesellschaften. Er veröffentlicht Satiren, Lyrik, Essays, literaturwissenschaftliche Untersuchungen, Kabarett-Texte, Kurzgeschichten unter anderem in den Zeitschriften die horen, Kunst und Kultur, Kürbiskern, Orbis litterarum, Der Deutschunterricht, Diskussion Deutsch, Litfass, päd. extra, Demokratische Erziehung, Österreich in Geschichte und Literatur, Kultur und Gesellschaft, Informationen zur Deutschdidaktik, Die Unterrichtspraxis, bildung und wissenschaft, die Pointe, Ossietzky, Wiener Geschichtsblätter. Er schreibt Artikel für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen sowie Buchbesprechungen vor allem für literaturkritik.de und publiziert jährlich Beiträge im LehrerInnenKalender (Anabas-Verlag), außerdem in verschiedenen Anthologien und Jahrbüchern.

Werke

Bücher:

CDs mit den GAUwahnen:

  • Kraft und Leben! Die GAUwahnen präsentieren Ludwig Pfau, Bretzfeld (scb-music) 2002, 10503
  • www.wahnsinn.de, Bretzfeld (scb-music) 2003, 10504
  • Viagra im Glas. Freche Kabarett-Lieder, Bretzfeld (scb-music) 2005, 10506
  • Geklonte Bohnen. Kabarett-Lieder, Bretzfeld (scb-music) 2009, 10779

Literatur

  • Imre Török (Red.): Autoren in Baden-Württemberg. Ein aktuelles Nachschlagewerk. Silberburg-Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-925344-94-2.
  • Andreas Sommer: Die Ironie als Lebensbewältigung. In: Heilbronner Stimme vom 19. August 1988.
  • Unterländer Literaten. In: Heilbronner Stimme vom 12. September 1996.
  • Klaus Budzinski, Reinhard Hippen: Metzler-Kabarett-Lexikon. Metzler, Stuttgart u. a. 1996, ISBN 3-476-01448-7.
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Saur, München 1998 ff.
  • Bund deutscher Schriftsteller (Hrsg.): Deutsches Schriftstellerlexikon. Ein Who's Who der deutschsprachigen Literatur. 3. Band. Verlag des Bundes Deutscher Schriftsteller, Dietzenbach 2001.
  • Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender. Saur, München 2002–2004.
  • Wieland Schmid: Ein Vierteljahrhundert Buße für lästerliche Dichterworte. In: Stuttgarter Zeitung vom 10. Februar 2006:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Die Kunst verlangt ein Vaterland“. Theodor Körner und die Wirkungsweise patriotischer Literatur. Broschüre, hrsg. von der Projektgruppe Gedenkstättenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1997.
  2. „Den Bawrn zu leyd fahr ich dahere“. Text und Bild im „Neithart Fuchs“. In: Gertrud Blaschitz (Hrsg.): Neidhartrezeption in Wort und Bild, Krems 2000 (Medium Aevum Quotidianum, hrsg. von Gerhard Jaritz, Sonderband X), S. 189–209; „Wiltu neithart wissen“. Der Reliefzyklus an der Meißener Albrechtsburg, in: ebd., S. 210–218.
  3. Im Auge behalten. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1981, S. 85–87 (online).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jöst — oder Joest ist der Familienname verschiedener Personen: Carl Joest (1858–1942), Industrieller und Politiker Erhard Jöst (* 1947), deutscher Kabarettist, Satiriker und Autor Franz Jöst (1851–1921), hessischer Land und Reichstagsabgeordneter Jan… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig-Erhard-Stiftung — Die Ludwig Erhard Stiftung e.V. ist als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister des Amtsgerichts Bonn unter der Nummer VR 3228 eingetragen. Der Verein wurde 1967 durch Altbundeskanzler Ludwig Erhard in Bonn gegründet. Die Ludwig Erhard Stiftung… …   Deutsch Wikipedia

  • Dieter Hildebrandt — auf der lit.Cologne 2007 Dieter Hildebrandt (* 23. Mai 1927 in Bunzlau, Niederschlesien) ist ein deutscher Kabarettist, Schauspieler und Buchautor. Bekannt wurde er als Mitbegründer der Münchner Lach und Schießgesellschaft sowie durch die… …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Körner (Schriftsteller) — Theodor Körner, porträtiert von seiner Schwester Emma Sophie Körner, 1813/1814 Carl Theodor Körner (* 23. September 1791 in Dresden; † 26. August 1813 bei Gadebusch in Mecklenburg) war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Berühmt wurde er durch… …   Deutsch Wikipedia

  • Neithart Fuchs — Umschlag des Buches Neithart Fuchs Neithart Fuchs ist der Titel eines spätmittelalterlichen Schwankbuchs des gleichnamigen Verfassers. Es erschien zwischen 1491 und 1566 in drei süddeutschen Druckausgaben mit Holzschnitten. Das Schwankbuch… …   Deutsch Wikipedia

  • Dietrich Kittner — (* 30. Mai 1935 in Oels, Schlesien) ist ein deutscher Kabarettist. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Neidhart — Herr Nithart (Codex Manesse, um 1300) Neidhart, genannt von Reuental (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts), war einer der bedeutendsten und fruchtbarsten deutschsprachigen lyrischen Dichter des Mittelalters. 56 bis 132 Lieder und 55 Melodien sind… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Glauser — Friedrich Charles Glauser (* 4. Februar 1896 in Wien; † 8. Dezember 1938 in Nervi bei Genua) war ein Schweizer Schriftsteller. Er gilt als einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Annalinde — Die Annalinde ist eine mächtige, etwa 400 Jahre alte Linde auf einer Anhöhe zwischen Kirchhausen, Frankenbach und Leingarten (Baden Württemberg) auf Gemarkung der Stadt Heilbronn. Sie ist seit 1941 ein eingetragenes Naturdenkmal.[1] An ihrer… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Elser — Zitat Elser: „Ich hab den Krieg verhindern wollen“ – deutsche Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag von Georg Elser aus dem Jahr 2003 Johann Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im KZ Dachau) war ein deutscher …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”