Carl Goldmark

Carl Goldmark

Karl Goldmark, häufig auch Carl Goldmark, (* 18. Mai 1830 in Keszthely; † 2. Januar 1915 in Wien) war ein österreichisch-ungarischer Komponist, Musiklehrer und Geiger jüdischer Herkunft.

Karl Goldmark

Inhaltsverzeichnis

Biographie

In Keszthely am Balaton als Sohn eines jüdischen Kantors geboren, übersiedelte er im Alter von vier Jahren nach Deutschkreutz im Burgenland, wo er in ärmlichen Verhältnissen in seiner deutschjüdischen Familie aufwuchs. Mit 11 Jahren bekam er den ersten Geigenunterricht, mit 14 Jahren zog er nach Wien und gab dort im Alter von 18 Jahren seine ersten Soloauftritte als Geiger. Über viele Jahre wirkte er unbeachtet als Theatergeiger am Carltheater, wo er seine Einkünfte durch Klavierunterricht aufbesserte. 1863 erhielt er ein Stipendium für Musik, das ihm von den drei Kommissionsmitgliedern des Unterrichtsministerium Eduard Hanslick, Esser und Herbeck zugesprochen wurde.

Mit 27 Jahren fasste er erstmals den Entschluss, mit eigenen Kompositionen vor das Publikum zu treten, mit 28 Jahren gab er sein erstes Konzert mit eigenen Werken. Zu Beginn der Sechziger Jahre war Goldmark als Bratschist eines jungen Streichquartetts tätig. Diesem Quartett übergab Johannes Brahms sein später mehrfach umgearbeitetes Streichquartett in f-moll zur Probe. In dieser Zeit entwickelte sich zwischen Brahms und Goldmark eine (nicht immer ganz problemlose) Freundschaft, die in zahlreichen Ausflügen etwa nach Baden oder Klosterneuburg und auch in einer gemeinsamen Italienreise zum Ausdruck kam. Goldmark gehörte daneben auch zu den regelmäßigen Gästen bei der Familie Johann Strauß. Gustav Mahler, der drei Goldmark-Opern auf seiner Dirigierliste hatte, „Heimchen am Herd“ (1896), „Die Kriegsgefangene“ (1899) und die Neuinszenierung der „Die Königin von Saba“ (1901) und Goldmark begegneten sich mit einer gewissen Reserviertheit. Dies wurde teilweise darauf zurückgeführt, dass Mahler es Goldmark stets verübelt hatte, dass dieser als Mitglied der Juroren-Kommission (bestehend aus Hanslick, Brahms, Richter und Goldmark) in den Jahren 1878 und 1881 den „Beethoven-Preis“ der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien nicht ihm, sondern Robert Fuchs und Richard Herzfeld zugesprochen hatte.

Als Autodidakt schaffte er 1865 mit der Sakuntala-Ouvertüre den ersten Durchbruch, aufgeführt im 4. Philharmonischen Konzert der Saison 1865/66. Der Kritiker Eduard Hanslick, der die Aufführung insgesamt wohlwollend kritisierte, nahm allerdings wie in vielen späteren Kritiken an seinem „Dissonanzenreichtum“ Anstoß. In der Uraufführung von Goldmarks Ouverture „Im Frühling“ stellte Eduard Hanslick die Frage, ob „der Dissonanzenkönig es über sich gewinnen wird, dem Mai zuliebe seine schneidenden Akkorde zu verabschieden“, und in Goldmarks „Sappho-Ouverture“ brandmarkte er dessen „Dissonanzenurwald“.

Seine Grabstelle befindet sich auf dem Zentralfriedhof Wien (israelitischer Teil, Tor 1). 1925 wurde der Goldmarkplatz in Wien-Hietzing ihm zu Ehren benannt.

Bedeutung

Carl Goldmark war zu Ende des 19. Jahrhunderts in seinen späteren Jahren ein sehr populärer Komponist, der mit Superlativen überhäuft wurde. Jean Sibelius, zeitweiliger Schüler von Goldmark ab 1890 schrieb 1892, dass er in Wien einen außerordentlichen Ruf habe und man vielerorts beneidet würde, dessen Schüler zu sein. Julius Korngold, Nachfolger von Eduard Hanslick sprach vom „Goldmark-Kultus“. Karl Kraus bescheinigte ihm, seit Richard Wagners Tod der größte lebende Musikdramatiker zu sein. Er wurde nach Brahms Tod gewissermaßen als der letzte Exponent des sich verlierenden spätromantischen Zeitalters angesehen, wobei die ungarische Musikwelt ihn als „Nationalkomponist“ bis heute mit größerer Aufmerksamkeit bedacht hat.

Sein bekanntestes Werk ist die 1875 uraufgeführte Oper Die Königin von Saba, mit der er über Nacht berühmt wurde. Hanslick, der alles im Umkreis Richard Wagners stehende befehdete, glaubte bei allen Opern Goldmarks eine zu große Nähe zu Richard Wagner feststellen zu müssen. Auch viele andere Kritiker stigmatisierten Goldmark als Wagnerepigone. Am schonungslosesten mit seiner Kritik gegenüber Goldmark war Hugo Wolf. Die Oper Die Königin von Saba war noch bis 1936 an der Wiener Staatsoper präsent, bis das Verdikt der Nationalsozialisten für ein endgültiges Aufhören der Rezeption sorgte. Nach 1945 bot der Musikbetrieb Wiens Goldmark praktisch keinen Raum mehr.

Seine musikalischen Leitbilder waren Felix Mendelssohn, Robert Schumann und später auch Richard Wagner. 1860 ist seine einzige Begegnung mit Wagner dokumentiert. Um die Jahrhundertwende war er neben Gustav Mahler und Ludwig Bösendorfer Mitglied im Komitee zur Anschaffung einer neuen Orgel für den Musikvereinssaal. In seinen späten Jahren erhielt er neben zahlreichen Ehrungen die Ehrendoktorwürde der Universität Budapest.

Neben Sinfonien, anderen Orchesterwerken, Kammermusik, Chorwerken und Liedern komponierte er eine Reihe von Opern.

Sein Neffe Rubin Goldmark, Pianist und Komponist, Sohn seines 1879 in die USA emigrierten Bruders Leo Goldmark, studierte im Alter von 17 bis 19 Jahren 2 Jahre in Wien bei Robert Fuchs, danach in New York bei Antonín Dvořák und war zuletzt Lehrer der Kompositionsklasse an der Juilliard School in New York.

Wiederentdeckung

Goldmarks frühes Streichquartett B-Dur op. 8 erfährt in letzter Zeit wieder eine gewisse Aufmerksamkeit und wurde vom Lajtha-Quartett (Hungaroton 1993) und dem Klenke-Quartett (Classic 1998) auf CD eingespielt.

Werkverzeichnis

Opern

  • Die Königin von Saba (1875); 4 Akte, op. 27
  • Merlin (1886)
  • Das Heimchen am Herd, Oper in 3 Akten
    Libretto: Alfred Maria Willner nach Charles Dickens: The Cricket on the Hearth),
    Uraufführung: 21. März 1896 Wien, Hofoper
  • Der Fremdling (1897)
  • Die Kriegsgefangene (1899)
  • Götz von Berlichingen (1902)
  • Ein Wintermärchen (1907)

Ouvertüren

  • Sakuntala (1865), op. 13; erster großer Erfolg
  • Pentesilea, op. 31
  • Im Frühling, Ouverture für Orchester, op. 36
  • Der gefesselte Prometheus, op. 38
  • In Italien, op. 49

Sinfonien

  • Sinfonie Nr. 1 op. 26 "Ländliche Hochzeit"
  • Sinfonie Nr. 2 op. 35 Es-Dur

Orchesterwerke

  • Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 a-moll, op. 28

Chorwerke

  • Regenlied, Op.10
  • Zwei Stücke für Herrenchor, Op.14
  • Frühlingsnetz für Herrenchor, 4 Hörner und Klavier, Op.15
  • Meeresstille und glückliche Fahrt für Herrenchor und Hörner, Op.16
  • Zwei Stücke für Herrenchor, Op.17
  • Frühlingshymne für Alt, Chor und Orchester, Op.23
  • Im Fuschertal, sechs Chorgesänge, Op.24
  • Psalm CXIII für Solostimmen, Chor und Orchester, Op.40
  • Zwei Stücke für Herrenchor, Op.41
  • Zwei vierstimmige Gesänge mit Klavier, Op.42

Werke für Violine bzw. Cello und Klavier

  • Suite für Violine und Klavier op.11 E-Dur (siehe Erstausgabe, Edition Schott)
  • Suite für Violine und Klavier op.43 Es-Dur
  • Sonate für Violine und Klavier op.25
  • Ballade für Violine und Klavier op.54
  • Romanze für Violine und Klavier
  • Sonate für Cello und Klavier op.39 F-Dur
  • Violinkonzert op.28 a-moll

Werke für Klavier

  • Sturm und Drang, Op.5
  • Drei Stücke für Klavierduo, Op.12
  • Zwei Tänze für Klavierduo, Op.22 (später durch den Komponisten orchestriert)
  • Zwei Novelletten, Op.29
  • Sechs Stücke für Klavier, Op.52

Werke für Kammermusik

  • Klaviertrios op.4 und op.33
  • Klavierquintett op.30
  • Streichquartett op.8 B-Dur (1860)
  • Streichquintett op.9

Quellen

  • Karl Goldmark: Aus meinem Leben. 1922 (Autobiographie)
  • Harald Graf: Carl Goldmark. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungarica. Bd. 38, Fasc 3/4, 1997.
  • Michael Jahn / Clemens Höslinger: Vergessen. Vier Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. J. F. Halévy, A. Rubinstein, K. Goldmark und J. J. Abert. Schriften zur Wiener Operngeschichte 6. Verlag Der Apfel, Wien 2008. ISBN 978-3-85450-288-3

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