- Götz von Berlichingen (Goethe)
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Daten des Dramas Titel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand Originalsprache: Deutsch Autor: Johann Wolfgang Goethe Erscheinungsjahr: 1773 Uraufführung: 14. April 1774 Ort der Uraufführung: Kochscher Gesellschaftbund in Berlin Ort und Zeit der Handlung: Franken, Bayern, Württemberg, Anfang des 16. Jahrhunderts Personen - Kaiser Maximilian
- Götz von Berlichingen
- Elisabeth, seine Frau
- Maria, seine Schwester
- Carl, sein Söhnchen Andreas und Ammer
- Georg, sein Bube
- Bischof von Bamberg
- Adelbert von Weislingen (mit Berlichingen aufgewachsen)
- Adelheid von Walldorf
- Liebetraut
- Abt von Fulda
- Olearius, beider Rechte Doktor
- Bruder Martin
- Hanns von Selbitz
- Franz von Sickingen
- Lerse
- Franz, Weislingens Bube
- Kammerfräulein der Adelheid
- Metzler, Sievers, Link, Kohl, Wild, Anführer der rebellischen Bauern
- Hoffrauen, Hofleute am bambergschen Hof
- Kaiserliche Räte
- Ratsherren von Heilbronn
- Richter des heimlichen Gerichts
- Zwei Nürnberger Kaufleute
- Max Stumpf, pfalzgräflicher Diener
- Ein Unbekannter
- Bäuerlicher Brautvater
- Bäuerlicher Bräutigam
- Berlichingsche, weislingsche, bambergische Reiter
- Hauptleute, Offiziere, Knechte der Reichsarmee
- Schenkwirt
- Gerichtsdiener
- Heilbronner Bürger
- Stadtwache
- Gefängniswärter
- Bauern
- Zigeunerhauptmann
- Zigeuner, Zigeunerinnen
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand ist ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang Goethe. Als Vorbild der Hauptfigur galt der schwäbische Reichsritter Gottfried (genannt: Götz) von Berlichingen zu Hornberg.[1]
Das Stück gilt als das bekannteste Werk des Sturm und Drang. Ähnlich wie sein Götz wollte auch Goethe mit diesem Stück Grenzen einreißen. Er stellte sich gegen die bisherigen Theater-Konventionen. Die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden aufgehoben: Es gibt insgesamt über fünfzig Handlungsorte, und die dargestellte Zeit wird nicht auf einen Tag beschränkt, sondern durch mehrere parallel laufende Handlungen (Verhandlung vor dem Gericht, der Bauernkrieg, mehrere Fehden und Überfälle) gedehnt.
Götz entstammt der mittelalterlichen Welt des Faust- und Fehderechts, agiert aber auch Stände übergreifend, indem er z.B. den Bauern hilft. Mit seiner Figur stößt das auf gewachsenem Naturrecht und Treue gegründete freie Rittertum auf die dem abstrakten römischen Recht verpflichtete Welt des intriganten Adels. Goethes Götz beweist zwar einen die historischen Konventionen überwindenden Charakter, seine auf individueller Unabhängigkeit einerseits und persönlicher Loyalität andererseits basierende Utopie einer idealen Monarchie lassen ihn jedoch in Konflikt mit der gerade entstehenden bürgerlichen Gesellschaft geraten. So kämpft Götz von vornherein auf verlorenem Posten. Resigniert muss er letztlich feststellen: Freiheit gibt es nur im Jenseits, die Welt aber ist ein Gefängnis.
Goethes literarisches Vorbild war William Shakespeare. Sein Götz gab u.a. auch den Anstoß zu Friedrich Schillers Drama Die Räuber.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Erster Aufzug
Götz von Berlichingen liegt in Fehde mit dem Bischof von Bamberg, weil dieser einen seiner Knechte gefangen hält und foltert. Ihm gelingt es, Adelbert von Weislingen, einen Jugendfreund im Dienst des Bischofs, gefangen zu nehmen und auf seine Burg Jagsthausen zu bringen, wo er ihn beeinflusst, die Seiten zu wechseln. Zur Besiegelung des neu geschlossenen Treuebündnisses verlobt sich Weislingen mit Berlichingens Schwester Maria.
Zweiter Aufzug
Die Reaktion Bambergs lässt nicht lange auf sich warten. Liebetraut, ein Höfling, überredet Weislingen, zurück nach Bamberg zu gehen. Er lockt ihn mit „Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei“. Weislingen wird unsicher und will einen kurzen Besuch in Bamberg wagen.
In der Bischofsresidenz verliebt sich Weislingen in die verführerische Adelheid von Walldorf und lässt sich von ihr dazu überreden, seinen Dienst beim Bischof wiederaufzunehmen.
Dritter Aufzug
Berlichingen verbindet seine Schwester mit Franz von Sickingen, überfällt weitere reiche Kaufleute als Rache für die Gefangennahme eines seiner Reiterbuben und wird daraufhin von dem von Weislingen beeinflussten Kaiser mit der Reichsacht belegt und mit einem eigens rekrutierten Exekutionsheer verfolgt. Der Gejagte verschanzt sich in seiner Burg, bei deren Belagerung das berühmte Götz-Zitat (→Schwäbischer Gruß) fällt: „Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“ Als er den Angreifern schließlich doch nachgeben muss, handelt er zwar freien Abzug aus, wird aber trotzdem festgenommen.
Vierter Aufzug
Berlichingen wird im Rathaus von Heilbronn vor Gericht gestellt, wo er seine Unschuld beteuert. Sickingen befreit ihn mit Gewalt, indem er mit 200 Mann vor die Stadt rückt und sie anzuzünden droht. Berlichingen zieht sich erneut auf seine Burg zurück.
Fünfter Aufzug
Aufständische Bauern wollen Berlichingen nach den ersten Morden und Bränden zu ihrem Hauptmann machen. Er lässt sich überreden, die Aufgabe auf kurze Zeit und unter Verzicht auf Gewalttaten zu übernehmen, muss dann aber erleben, dass kurz darauf Miltenberg überfallen und niedergebrannt wird.[2] Berlichingen wird von Weislingens Reitern gefangen genommen.
Adelheid ist Weislingens überdrüssig geworden und strebt nach der Gunst des neuen Kaisers. Weislingens Knappe Franz, Adelheids Geliebter, steht so sehr unter ihrem Einfluss, dass er sich dazu überreden lässt, Weislingen zu vergiften. Die Verzweiflung über seine Tat aber lässt ihn anschließend Selbstmord begehen. Adelheid wird von einem Femegericht wegen Ehebruchs und Mordes zum Tode verurteilt.
Berlichingen, im Turm zu Heilbronn eingekerkert, stirbt in Anwesenheit seiner Frau und seiner Schwester mit den Worten: „Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit!“ Elisabeths Antwort: „Nur droben, droben bei dir. Die Welt ist ein Gefängnis.“
Entstehungsgeschichte
Das Konzept des Stückes hat Goethe bereits in Straßburg entwickelt, wovon aber keine Zeugnisse mehr bekannt sind. 1771 hat er in Frankfurt am Main ein erstes Manuskript niedergelegt (der sogenannte „Urgötz“), das aber erst nach seinem Tod im Jahr 1832 veröffentlicht wurde und dem die Autobiographie des Titelhelden zugrunde liegt. Des Weiteren gibt es eine zweite Fassung von 1773, die in Berlin am 14. April 1774 im Kochschen Gesellschaftbund uraufgeführt wurde, die gegenüber der ersten glatter und konzentrierter ist. Es gibt auch noch eine dritte Fassung von 1804, die für das Weimarer Theater gedacht war; die Aufführung derselben dauerte seinerzeit fünf Stunden. Die inhaltlichen Unterschiede der drei Fassungen betreffen in erster Linie die Rolle der Adelheid von Walldorf.
Rezeption
Die unmittelbare Wirkung des Dramas war sensationell; es machte den jungen Autor mit einem Schlag berühmt.[3] Da der Erfolg des Stückes nicht zuletzt auf der Umkehrung traditioneller Vorstellungen von Rang und Ansehen beruhte, fragten Mitglieder anderer Adelsfamilien beim so plötzlich populär gewordenen Autor an, ob er nicht auch ihr Geschlecht literarisch verewigen wolle.[4]
Heute werden im Schloss zu Jagsthausen, der literarischen Heimat Götz von Berlichingens, regelmäßig Open-Air-Burgfestspiele mit dem Theaterstück aufgeführt. Dazu werden jeweils bedeutende Schauspieler, wie Benno Sterzenbach, Max Reimann und Hermann Schomberg, für die Hauptrolle verpflichtet, darunter auch Alexander Golling, einer der profiliertesten Götz-Darsteller der Nachkriegszeit.
In Heilbronn, wo der historische Götz eine Nacht im Bollwerksturm gefangen war, wurde in Erinnerung an Goethes Götz ein weiterer Turm der Stadt „Götzenturm“ genannt.
Fußnoten
- ↑ Während Goethe seinen Götz in Jagsthausen leben und in jungen Jahren sterben ließ, wurde der historische Götz über 80 Jahre alt und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens auf seiner Burg Hornberg.
- ↑ Historisch sah die Sache anders aus: Die Bauern brannten die Burg Wildenberg nieder, die Bürger der Stadt Miltenberg jedoch sympathisierten mit den Bauern.
- ↑ Kindlers Neues Literaturlexikon, Band 6, S.472.
- ↑ Weil Goethe sich nicht dazu bereit fand, setzte ein Baron von Riedesel einen Preis von 20 Dukaten aus für ein Schauspiel, "welches sein Familie so berühmz machen sollte wie die der Berlichingen. Der Preis sollte bei der Leipziger Messe 1777 vergeben werden, und der Freiherr war kühn genug, sich Lessing als Preisrichter zu wünschen. Es fand sich aber keiner, der sich der Riedesels annahm." -Vgl. Jürgen Safranski, Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft. München 2009, S.21.
Ausgaben (Auswahl)
- 1. Fassung: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, Bd. 39. Weimar 1897.
- 2. Fassung: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, Bd. 8. Weimar 1889.
- 3. Fassung: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, Bd. 13,1 und 13,2. Weimar 1894 und 1901.
- Leseausgabe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel. Mit Anmerkungen von Volker Neuhaus. Stuttgart: Reclam, 2002 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 71). ISBN 3-15-000071-8.
- Hörspiel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Bayerischer Rundfunk, 1958. Bearbeitung: Leopold Ahlsen, Heinz von Cramer. Musik: Bernd Scholz. Regie: Heinz-Günter Stamm.
Literatur (Auswahl)
- Ilse Appelbaum-Graham: Vom Urgötz zum Götz. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 6, 1965, S. 245–282.
- Rüdiger Bernhardt: Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 8). C. Bange Verlag, Hollfeld 2002, ISBN 978-3-8044-1696-3.
- Walter Hinderer (Hrsg.): Goethes Dramen. Interpretationen. Reclam (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 8417), Stuttgart 1993. ISBN 3-15-008417-2.
- Ekkehart Mittelberg (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen. Text und Materialien, bearbeitet von Heinz Joachim Schüßler. Reihe „Klassische Schullektüre“. Cornelsen, Berlin 1997, ISBN 3-464-12132-1.
- Ekkehart Mittelberg: Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Lehrerheft. Reihe Klassische Schullektüre. Cornelsen, Berlin 1999, ISBN 3-464-12133-X.
- Volker Neuhaus: Johann Wolfgang Goethe, Götz von Berlichingen. Erläuterungen und Dokumente. Erweiterte und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Reclam (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 8122), Stuttgart 2003, ISBN 3-15-008122-X.
Weblinks
Wikiquote: Götz von Berlichingen – ZitateWikisource: Götz von Berlichingen – Quellen und Volltexte- Hamburger Ausgabe bei zeno.org
- Götz von Berlichingen (Goethe). Online-Text, Project Gutenberg. ohne Angabe der Vorlage
- Götz von Berlichingen als Hörbuch bei LibriVox
- Christine Kunzmann, Andreas Theel: Der historische „Götz“ und seine Epoche., Literaturgeschichtliches Referat, Ludwig-Erhard Schule, Pforzheim, 8. Januar 2001 (PDF-Datei; 502 kB)
- Zeichnungen zu Goethes „Götz von Berlichingen“ von Franz Pforr
- Goethes „Götz von Berlichingen“ in Illustrationen von Johann Heinrich Ramberg
- Götz von Berlichingen : Ein Schauspiel. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Eugen Neureuther. - Stuttgart (u.a) : Cotta, 1846. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
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