Ernst Weinmann

Ernst Weinmann

Ernst Weinmann (* 16. April 1907 in Frommenhausen; † 20. Januar 1947 in Belgrad) war ein deutscher Zahnarzt, SS-Obersturmbannführer und Oberbürgermeister von Tübingen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst Weinmann, älterer Bruder von Erwin Weinmann absolvierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn ein Studium der Zahnmedizin an der Universität Tübingen, das er mit Promotion abschloss. Der Titel seiner 1931 erschienen Dissertation lautete Klinische Untersuchungen über die zahnärztliche Diathermie.

Weinmann war bereits 1927 der NSDAP (Mitgliedsnr. 70.136) und SA beigetreten.[1] Nach Studienende machte Weinmann Karriere in der NSDAP, so wurde er stellvertretender Kreisleiter und Ortsgruppenleiter der NSDAP in Tübingen und führte die NSDAP-Fraktion im Gemeinderat. Zudem gehörte er dem Führerrat der Universität Tübingen an und war dort vorsitzender Ehrenrichter im Ehrenrat.[2]

Weinmann wurde 1939 als Nachfolger von Adolf Scheef Oberbürgermeister von Tübingen und bekleidete dieses Amt bis zum April 1945. Von 1940 bis 1942 wurde Weinmann kommissarisch von dem Stadtrat Max Stockburger und anschließend bis 1944 durch den Bürgermeister Alfred Kercher vertreten.[3]

Ab 1936 gehörte Weinmann dem Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS (SD) an.[1] Er leitete in Tübingen die Außenstelle des SD.[4] Weinmann wechselte 1938 von der SA zur SS (Mitgliedsnr. 308.173) und erreichte in dieser NS-Organisation 1944 den Rang eines SS-Obersturmbannführers.[1]

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war er – wahrscheinlich ab 1940 – im Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung IV D tätig.[1] Nach dem Balkanfeldzug wurde Weinmann „Beauftragter für das Umsiedlungswesen beim Militärbefehlshaber in Serbien“ in Belgrad. In dieser Funktion war er in Jugoslawien an Judendeportationen sowie Zwangsumsiedlungen von Slowenen beteiligt. Weinmann wurde der „Henker von Belgrad“ genannt.[5] Im September 1942 wurde Weimann das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern verliehen.[1]

In den letzten Kriegsmonaten hielt sich Weinmann wieder in Tübingen auf und setzte kurz vor dem Einmarsch Frankreichs in die Stadt Mitte April 1945 Fritz Haussmann (1873–1951) als Leiter einer Notverwaltung ein und tauchte danach unter. Weinmann begab sich Ende 1945 freiwillig in französische Internierung und wurde anschließend nach Jugoslawien ausgeliefert, wo er wegen Beteiligung an der NS-Umsiedlungspolitik angeklagt wurde.[6] Am 22. Dezember 1946 wurde Weinmann in Belgrad zum Tode verurteilt.[1] Das Urteil wurde am 20. Januar 1947 in Belgrad vollstreckt.[7]

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Uwe Dietrich Adam: Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich. Mohr Siebeck, Tübingen 1977, ISBN 3-16-939602-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 663.
  2. Uwe Dietrich Adam: Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich. Mohr Siebeck, Tübingen 1977, S. 52, 77.
  3. Tübinger Oberbürgermeister seit 1805 auf www.tuebingen.de
  4. Horst Junginger: Tübinger Exekutoren der Endlösung - Effiziente Massenmörder an vorderster Front der SS-Einsatzgruppen und des Sicherheitsdienstes, S. 3 (pdf).
  5. Rundgang zur Geschichte der Juden in Tübingen auf www.tuebingen.de
  6. Karl Moersch, Reinhold Weber: Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, Band 37, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 317019724X, S. 370.
  7. Karl Moersch, Reinhold Weber: Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, Band 37, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 317019724X, S. 394.

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