Ernst Wüst

Ernst Wüst

Ernst Wüst (* 17. März 1875 in Balgheim bei Nördlingen; † 18. Oktober 1959 in München) war ein deutscher Klassischer Philologe und Gymnasiallehrer.

Leben

Ernst Wüst, der Sohn des Hauptschullehrers Konrad Wüst, besuchte die Lateinschule zu Nördlingen und das Gymnasium bei St. Anna in Augsburg, wo er 1893 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er an der Universität Erlangen Klassische Philologie, Philosophie und Geschichte. 1895 wechselte er an die Universität München, wo er 1897 und 1898 die Lehramtsprüfung für Latein, Griechisch und Philosophie bestand.

Nach dem Studium arbeitete Wüst als Lehramtspraktikant am humanistischen Gymnasium zu Neuburg an der Donau, danach als Assistent am Progymnasium zu St. Ingbert, am Alten Gymnasium zu Bamberg und am Königlichen Gymnasium zu Günzburg.

Am 23. Juli 1901 wurde er an der Universität München mit der Dissertation Beiträge zur Textkritik und Exegese der Platonischen Politeia promoviert. Sein Doktorvater war Iwan von Müller, dem Wüst die Dissertation auch widmete.

Kurz darauf erhielt Wüst seine erste Festanstellung im bayerischen Schuldienst: Am 1. September 1901 wurde er zum Gymnasiallehrer am Königlichen humanistischen Gymnasium zu Dillingen an der Donau ernannt. 1906 wechselte er an das Theresien-Gymnasium München, wo er zum Oberstudienrat befördert wurde.

Im Frühjahr 1940 wurde Wüst noch mit 65 Jahren als Honorarprofessor für Klassische Philologie an die Universität München berufen. Die Berufung ging auf die Initiative des Prodekans Franz Dirlmeier zurück, der dadurch Ersatz für die im Felde stehenden Professoren schaffen wollte. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lehrte Wüst (ohne sich als unbelastet dem Entnazifizierungsverfahren unterziehen zu müssen) weiter. 1947 wurde er als Oberschulrat in das Bayerische Unterrichtsministerium berufen.

Neben seiner Tätigkeit im Schul- und Universitätsbereich betrieb Wüst auch philologische Forschungsarbeit. Sein Schwerpunkte waren die griechische Mythologie und die Attische Komödie. Zu dieser verfasste er seit den 30er Jahren Artikel für die Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaften und umfangreiche Literaturberichte, in denen er die Forschung von der Jahrhundertwende bis in die 50er Jahre zusammenfasste. Sein Alterswerk war ein Lexicon Aristophaneum, das erst lange nach seinem Tod erschien: Sein Sohn Karl Wüst gab es 1984 mit einem Vorwort von Günther Pflug heraus.

Literatur

  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. De Gruyter, 9. Ausgabe, Stuttgart 1961, S. 2332 und 2396.
  • Maximilian Schreiber: Altertumswissenschaften im Nationalsozialismus. In: Elisabeth Kraus (Hrsg.): Die Universität München im Dritten Reich, Band 1, Utz, München 2006, S. 181–248 (zu Wüst S. 242. 246)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wüst — ist der Familienname von: Albert Wüst (1840–1901) deutscher Landtechniker Balthasar Wüst (auch: Pater Coelestin; 1720–1761), deutscher Augustiner Pater, Musiker und Komponist Eduard Wüst (1818–1859), deutscher evangelisch lutherischer Theologe… …   Deutsch Wikipedia

  • Wust (Wust-Fischbeck) — Wust Gemeinde Wust Fischbeck Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Hartmann (Mediziner) — Ernst Hartmann (* 10. November 1915 in Mannheim; † 23. Oktober 1992 in Waldkatzenbach, Ortsteil von Waldbrunn (Odenwald)) war ein deutscher Arzt, Buchautor und Publizist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Friedrich Dürre — (* 19. Oktober 1834 in Lyon; † 22. Februar 1905 in Eltville) war ein deutscher Hüttenkundler und Rektor der RWTH Aachen. Werdegang Ernst Friedrich Dürre trat 1854 zur praktischen Ausbildung in das Königliche Hüttenwerk zu Malapane ein und wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Wust-Fischbeck — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Rudolf Wüst — (* 19. September 1912 in Glatz; † 5. April 1993 in Grassau) war ein deutscher Althistoriker, dessen Schwerpunkt auf der griechischen Geschichte des 4. Jahrhunderts v. Chr. lag. Als Privatdozent und später als Außerordentlicher Professor …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Rudolph Wüst — Fritz Rudolf Wüst (* 19. September 1912 in Glatz; † 5. April 1993 in Grassau) war ein deutscher Althistoriker, dessen Schwerpunkt auf der griechischen Geschichte des 4. Jahrhunderts v. Chr. lag. Als Privatdozent und später als Außerordentlicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Walther Wüst — Vortrag von Walther Wüst am 10. März 1937 vor SS im Münchener Hackerkeller über das Thema: „Des Führers Buch Mein Kampf als Spiegel arischer Weltanschauung!“[1] Aufnahme aus dem Bundesarchiv Walther W …   Deutsch Wikipedia

  • Peter-Wust-Gymnasium (Wittlich) — Peter Wust Gymnasium Schulform Gymnasium Gründung 1948 Ort Wittlich Land Rheinland Pfalz Staat Deutschland Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Oebalus (Sohn des Telon) — Oebalus war in der römischen Mythologie ein König von Kampanien. Er war der Sohn des Telon, König von Capreae, und der Nymphe Sebethis, der Tochter des Flussgottes Sebethus bei Neapel. Da Oebalus das Reich seines Vaters zu klein erschien, begab… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”