- Ertuğrul Kürkçü
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Ertuğrul Kürkçü (* 5. Mai 1948 in Bursa) ist ein türkischer Sozialist, Journalist, Schriftsteller und Abgeordneter der Barış ve Demokrasi Partisi in der Türkischen Nationalversammlung.
Kürkçü war ein Aktivist der 68er-Bewegung und gründete 1970 mit Mahir Çayan und anderen die Untergrundorganisation der Türkischen Volksbefreiungspartei-Front (THKP-C). Am 18. Oktober 1970 wurde er zum Vorsitzenden der Dev-Genç (Föderation der Revolutionären Jugend der Türkei) gewählt. Die THKP-C entführte am 26. März 1972 zwei britische und einen kanadischen Techniker einer Radarstation in Ünye am Schwarzen Meer. Damit beabsichtigten sie Deniz Gezmiş, Hüseyin İnan und Yusuf Aslan, die als Führer der THKO zum Tode verurteilt worden waren, freizupressen. Vier Tage später, am 30. März 1972, wurden Kürkçü und seine Freunde von einer Spezialeinheit aus dem Amt für besondere Kriegsführung im Generalstab im Dorf Kızıldere im Kreis Niksar in der Provinz Tokat gestellt. Alle außer Kürkçü wurden beim Einsatz getötet. Kürkçü wurde vor einem Sondergericht zum Tode verurteilt, seine Todesstrafe wurde jedoch 1974 in eine 30-jährige Haftstrafe umgewandelt. Nach einer Gesetzesänderung wurde er 1986 entlassen.
Kürkçü wurde schriftstellerisch und politisch wieder aktiv und war Herausgeber der Enzyklopädie Sosyalizm ve Toplumsal Mücadeleler Ansiklopedisi (Enzyklopädie des Sozialismus und der gesellschaftlichen Kämpfe). Er war 1996 Mitgründer der Özgürlük ve Dayanışma Partisi (ÖDP). Doch nach internen Parteikämpfen wurden einige neue Parteien gegründet, in denen Kürkçü verschiedene Posten innehatte. Am 14. März 1997 wurde er wegen der Übersetzung eines Buches der Human Rights Watch zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er ging jedoch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und gewann eine Entschädigung.
Zwischen 2002 und 2007 veröffentlichte er das politisch-kulturelle Magazin Siyasi Gazete. Neben seinen Aktivitäten in den sozialistischen Parteien wurde er auch Mitglied der Demokratik Toplum Kongresi (DTK), die sich unter anderem mit der Kurdenfrage in der Türkei auseinandersetzt. Des Weiteren ist er Koordinator und Schreiber auf dem unabhängigen politischen Portal www.bianet.org.
Für die Parlamentswahlen im Juni 2011 stellte Kürkçü sich als unabhängiger Kandidat für die Provinz Mersin auf und wurde ins Parlament gewählt. Nach der Wahl trat er der prokurdischen Barış ve Demokrasi Partisi bei. Während seiner Vereidigung am 1. Oktober 2011 trat er mit zehn Nelken am Revers als Zeichen für seine zehn getöteten Freunde bei Kızıldere an den Rednerpult.
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