Erwin Gohrbandt

Erwin Gohrbandt
Prof. Dr. Erwin Gohrbandt (1947)
Foto: Abraham Pisarek

Erwin Gohrbandt (* 20. September 1890 in Schlawe, Pommern (heute: Sławno); † 3. Januar 1965 in Berlin) war ein deutscher Mediziner.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Nach Abitur 1910 in Treptow studierte Gohrbandt von 1910 bis 1914 Medizin an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das Militärärztliche Bildungswesen in Berlin, wo er Mitglied des Corps Franconia war. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er als Feldunterarzt zum Truppendienst eingezogen. Während des Kriegsdienstes legte er im Januar 1915 das Staatsexamen ab und erhielt 1917 die Approbation. Anschließend wurde er zum Pathologischen Institut der Charité kommandiert. Zwischen 1920 und 1928 war er an der Chirurgischen Universitätsklinik der Charité tätig, von 1924 an als Oberarzt und Leiter der Kinderchirurgischen Abteilung. 1924 habilitierte er sich für Chirurgie und nahm eine Lehrtätigkeit auf. Am 6. Juni 1928 wurde er zum außerordentlichen Professor für Chirurgie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin ernannt. Im selben Jahr wechselte er als Leiter der II. Chirurgischen Abteilung an das städtische Krankenhaus Am Urban.

Während der Zeit des Nationalsozialismus entzog sich Gohrbandt dem Eintritt in die NSDAP und in den NSD-Ärztebund. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter für chirurgische Fragen im Sozialen Amt des Reichsjugendführers.

Ab August 1939 war Gohrbandt Beratender Chirurg des Heeres, sowie von 1940 an Beratender Facharzt für Chirurgie beim Inspekteur des Sanitätswesens der Luftwaffe.

Mit Wirkung vom 1. Oktober 1940 wechselte er als Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Abteilung an das Städtische Robert-Koch-Krankenhaus und wurde zugleich zum Ordentlichen Professor für Chirurgie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin ernannt. Gohrbandt war Teilnehmer der Tagung über Ärztliche Fragen bei Seenot und Wintertod am 26. und 27. Oktober 1942, wo auch über die „Unterkühlungsversuche“ im KZ Dachau referiert wurde. Ab 1944 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Generalkommissar des Führers für das Sanitäts- und Gesundheitswesen Karl Brandt.[1]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er Stellvertreter von Ferdinand Sauerbruch im Amt des Stadtrats für Gesundheitswesen in Gesamt-Berlin. Von der Militärregierung und vom Berliner Magistrat wurde er beauftragt, die sanitäre Versorgung sicherzustellen und die Hygienevorschriften zu überwachen. Er trieb den Wiederaufbau des kriegszerstörten Krankenhauses Moabit voran, dessen Chirurgische Abteilung er bis zum 31. Dezember 1958 leitete. Zugleich nahm er seine Vorlesungen an der neu gegründeten Freien Universität Berlin wieder auf und gab seit 1946 das Zentralblatt für Chirurgie heraus. 1956 ehrte in die Technische Universität Berlin mit einer Honorarprofessur. Mit Wirkung vom 31. Dezember 1958 wurde er emeritiert. Bis zu seinem Tod 1965 führte er ein Ambulatorium in Tiergarten.

Beim Landesverband Berlin des Deutschen Roten Kreuzes fungierte Gohrbandt als Vizepräsident. Des Weiteren gehörte er der Deutschen Olympischen Gesellschaft an.[1] Sein jüngerer Bruder Paul (1896–1975) war ebenfalls Mediziner.

Ehrungen

Werke

  • 1928: Lehrbuch der Kinderchirurgie
  • 1936: Chirurgische Fragen der Kinderheilkunde in der Praxis
  • Zentralblatt für Chirurgie (Herausgeber)

Literatur

  • Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie - München [et al.] : Saur, 1995-1999
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Rolf Winau, Ekkehard Vaubel: Chirurgen in Berlin: 100 Porträts. - Berlin [et al.] : Gruyter, 1983
  • Karl Philipp Behrendt: Die Kriegschirurgie von 1939 - 1945 aus der Sicht der Beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg. Diss. Med. der Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 2003
  • Zum Wirken des Chirurgen Erwin Gohrbandt (1890-1965) für die Berliner Universität, den Magistrat der Stadt und die Berliner Chirurgische Gesellschaft. in: Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1990, Band 84, Heft 19, Seiten 1005-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 191f.

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