Carl Heinrich Graun

Carl Heinrich Graun
Carl Heinrich Graun

Carl Heinrich Graun (* 7. Mai 1704 in Wahrenbrück; † 8. August 1759 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Sänger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Heinrich Graun mit seiner Frau Anna Luise, Gemälde von Antoine Pesne

Graun folgte 1714 seinem Bruder Johann Gottlieb Graun an die Kreuzschule in Dresden, wo er bald durch seine schöne Stimme auffiel und neben Gesangs- ersten Klavier- und Cellounterricht erhielt. Er studierte dann Wissenschaften sowie Gesang bei Johann Zacharias Grundig und Christian Petzold und Komposition bei dem sächsischen Hofkapellmeister Johann Christoph Schmidt. 1724 wurde Graun als Hofsänger (Tenor) nach Braunschweig berufen, wo er neben dem dortigen Hofkapellmeister Georg Caspar Schürmann auch Opern komponierte und zum Vizekapellmeister am Opernhaus am Hagenmarkt aufstieg. Für die Hochzeitsfeierlichkeiten des preußischen Kronprinzen Friedrich und der bevernschen Prinzessin Elisabeth Christine schrieb Graun die Oper Lo Specchio della Fedelta, die im Jahre 1733 in Salzdahlum ihre Uraufführung hatte. Von der Oper war der Kronprinz so begeistert, dass er den Wunsch äußerte, Herzog Ludwig Rudolf möge ihm gestatten, den Komponisten an seinen Hof in Rheinsberg zu verpflichten.[1] 1735 wechselte er jedoch nach Berlin und trat dort gemeinsam mit seinem Bruder – dem Konzertmeister und Komponisten Johann Gottlieb Graun – als Vizekapellmeister in die Kapelle des preußischen Kronprinzen und späteren König Friedrich der Große ein. Hier hatte er Konzertkantaten zu komponieren und vorzutragen, deren Anzahl man auf 50 schätzt.

Im Jahr 1740, nach Friedrichs Thronbesteigung, wurde Graun zum Kapellmeister ernannt und nach Italien geschickt, um für die in Berlin zu errichtende Italienische Oper Sänger und Sängerinnen zu gewinnen. Mit seiner Oper Cesare e Cleopatra wurde die neuerbaute Königliche Hofoper Unter den Linden am 7. Dezember 1742 eröffnet. Nach Berlin und zu seinem Amt zurückgekehrt, wendete er sich ganz und gar der Oper zu und traf den Geschmack des Königs und der Öffentlichkeit so sehr, dass er bald als Star des Berliner Opernwesens dastand und sich als solcher bis zu seinem Tod behaupten konnte. Seine Opern bildeten neben den Werken von Johann Adolf Hasse die Stütze des Berliner Opernprogrammes.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte Graun mit der Damenisation ein festgesetzte Tonhöhen bezeichnendes, vollständig chromatisiertes Silbensystem, das an die Stelle der Solmisation treten sollte.

Graun war zweimal verheiratet und hatte mit seiner ersten Frau eine Tochter, die gleichfalls Sängerin wurde, sowie vier Söhne aus zweiter Ehe.

Sein Grab befand sich an der in den letzten Kriegstagen 1945 zerstörten Petrikirche in Berlin Alt-Cölln am Mühlendamm, deren Reste 1964 vollständig abgerissen wurden. Mit einer Dauerausstellung über Leben und Werk von Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun sowie mit jährlichen Festspielen in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule Gebrüder Graun ehrt das Kreismuseum in Bad Liebenwerda die Brüder.

Werk

Carl Heinrich Graun-Denkmal in Wahrenbrück

Graun teilt mit dem Dresdner Kapellmeister Johann Adolf Hasse (1699–1783) das Verdienst, die italienische Oper des Alessandro Scarlatti zu ihrem Höhepunkt geführt zu haben, was der Öffentlichkeit etwas den Blick auf die Werke anderer Zeitgenossen wie etwa Händel verstellte.

Mit dem Auftreten Glucks verschwanden seine Opern für immer vom Repertoire, dagegen hat sich seine 1755 erstmals aufgeführte Passionsmusik „Der Tod Jesu“ an verschiedenen Orten, besonders bei der Sing-Akademie zu Berlin, lange Zeit in den Konzertprogrammen gehalten. Die Singakademie führte das Werk noch jahrzehntelang als Karfreitagsmusik auf, bis es nach der Wiederentdeckung von Bachs Passionen durch diese ersetzt wurde.

Außer der Passionsmusik und 28 Opern hinterließ Graun noch einige Instrumentalkompositionen sowie viele kirchenmusikalische Werken, darunter ein Te Deum.

Bühnenwerke

  • Polidorus (5 Akte, 1726 od. 1731)
  • Die in ihrer Unschuld siegende Sinilde (3 Akte, 1727)
  • Iphigenia in Aulis (3 Akte, 1728)
  • Scipio Africanus (3 Akte, 1732)
  • Lo specchio della fedeltà (3 Akte, 1733)
  • Pharao Tubaetes (5 Akte, 1735)
  • Rodelinda, regina de'Langobardi (3 Akte, 1741)
  • Cleopatra e Cesare (3 Akte, 1742)
  • Artaserse (3 Akte, 1743)
  • Catone in Utica (3 Akte, 1743)
  • Alessandro e Poro (3 Akte, 1744)
  • Lucio Papirio (3 Akte, 1744)
  • Adriano in Siria (3 Akte, 1746)
  • Demofoonte (3 Akte, 1746)
  • Cajo Fabricio (3 Akte, 1746)
  • Le feste galanti, festa teatrale (1747)
  • Cinna (3 Akte, 1748)
  • L'Europa galante, festa teatrale (5 Aufzüge, 1748)
  • Ifigenia in Aulide (3 Akte, 1748)
  • Angelica e Medoro (3 Akte, 1749)
  • Coriolano, tragedia per musica (3 Akte, 1749)
  • Fetonte, tragedia per musica (3 Akte, 1750)
  • Il Mithridate, tragedia per musica (3 Akte, 1751)
  • Armida (3 Akte, 1751)
  • Britannico, tragedia per musica (3 Akte, 1751)
  • L'Orfeo, tragedia per musica (3 Akte, 1752)
  • Il giudizio di Paride, pastorale per muscia (1 Akt, 1752)
  • Silla (3 Akte, 1753)
  • Semiramide (3 Akte, 1754)
  • Montezuma, tragedia per musica (3 Akte, 1755) Libretto von Friedrich II.
  • Ezio (1755)
  • I fratelli nemici, tragedia per musica (3 Akte, 1756)
  • Merope, tragedia per musica (3 Akte, 1756)

Sonstige Werke (Auswahl)

  • Große Passion „Kommt her und schaut“
  • Te Deum
  • Der Tod Jesu, Oratorium (1755)
  • Oratorium in Festum Nativitatis Christi
  • Osteroratorium
  • Sechs italienische Kantaten
  • Lieder (in Friedrich Graefes Sammlung verschiedener und auserlesener Oden, 1743)
  • Konzert für Horn, Streicher und Cembalo D-Dur
  • Sinfonia C-Dur

Werkverzeichnisse

  • John W. Grubbs: The sacred Choral Music of the Graun Brothers. (1972)
  • Carl Mennicke: Hasse und die Brüder Graun als Symphoniker. (1906) (Hasse: 86, Carl Heinrich: 32, Johann Gottlieb: 115, inkl. 14 Fehlzuweisungen)
  • Matthias Wendt: Die Trios der Brüder Graun. (1983) (143, inkl. 4 Fehlzuweisungen)
  • Monika Willer: Die Konzertform der Brüder Graun. (1995) (161, inkl. 7 Fehlzuweisungen)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Ausstellungskatalog Vom herzoglichen Hoftheater zum bürgerlichen tourneetheater. H.-H. Grote (1992) Wolfenbüttel, S. 45, 46.

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