Carl Hildebrand von Canstein

Carl Hildebrand von Canstein
C. H. Frhr. v. Canstein

Carl Hildebrand Freiherr von Canstein (* 4. August 1667 in Lindenberg bei Beeskow; † 19. August 1719 in Berlin) war brandenburgischer Hofbeamter und Stifter der Cansteinschen Bibelanstalt, der ältesten Bibelgesellschaft der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Hildebrand wurde als jüngerer Sohn des Hofkammerpräsidenten Raban Freiherr von Canstein und seiner Frau Hedwig, geb. von Kracht, geboren. Nach dem „Studium juris historicum et politicum“ an der Universität Wittenberg promovierte er 1687 in Frankfurt (Oder) zum Dr. jur..

Nach einer anschließenden zweijährigen Grand Tour durch Holland, England, Frankreich, Italien und Österreich wurde Carl-Hildebrand 1688 durch den Tod von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, besser bekannt als Großer Kurfürst, nach Berlin zurückgerufen. Dort schlug er zunächst die Laufbahn eines Hofbeamten ein. Den Hofdienst ablehnend wurde er später Soldat und 1692 als Offizier nach Flandern geschickt (Pfälzischer Erbfolgekrieg), wo er an der Amöbenruhr erkrankte. Auf dem Krankenbett gelobte er, sein Leben der Verbreitung der Heiligen Schrift zu widmen, wenn er überlebe.

Nach seiner Genesung lernte Carl Hildebrand 1694 den großen Theologen und Vordenker des Pietismus, Philipp Jakob Spener kennen, dessen finanzieller Förderer er wurde. Die Diskussionen mit Spener bestimmten sein theologisches Weltbild. Über Spener lernte Carl Hildebrand später auch August Hermann Francke kennen, dessen Freund er wurde (Ihr umfangreicher Briefwechsel ist in Buchform veröffentlicht). Francke baute in Halle an der Saale ein diakonisches Zentrum auf, die später so genannten Franckesche Stiftungen zu Halle.

Von Francke inspiriert beschloss Carl Hildebrand, sein Vermögen für den Aufbau einer Bibelgesellschaft in Halle zu verwenden. Die 1710 gegründete Bibelanstalt ist die älteste Bibelanstalt der Welt und trägt bis heute den Namen Cansteinsche Bibelanstalt. Ziel war es, Bibeln als „Massendruck“ möglichst preiswert herstellen zu können (siehe auch „Stehender Satz“), um das Studium der Heiligen Schrift in deutscher Sprache auch weniger wohlhabenden Menschen zu ermöglichen. So kostete das Neue Testament 2 Groschen (ca. 1 Euro), eine Gesamtausgabe war schon für 6 Groschen (ca. 3 Euro) zu haben – ein buchhändlerischer Gewinn wurde nicht erzielt. Zu Lebzeiten Carl Hildebrands wurden zusammen 180.000 Bibeln und Neue Testamente gedruckt und verbreitet, bis 1800 stieg diese Zahl auf 2,7 Millionen Exemplare.

Carl Hildebrand starb am 17. August 1719 und wurde in der Marienkirche in Berlin am Alexanderplatz beigesetzt, wo heute eine Gedenktafel an ihn erinnert. Da er kinderlos blieb, vermachte er sein nicht unbeträchtliches Vermögen, seine märkischen und brandenburgischen Güter sowie seinen Anteil an Herrschaft und Burg Canstein im Sauerland seiner Stiftung.

Werke (Auswahl)

  • Ohnmaßgeblicher Vorschlag, wie Gotteswort den Armen zur Erbauung um einen geringen Preis in die Hände zu bringen sei, Halle 1710.
  • Harmonie u. Ausl. der hl. vier Evangelisten, 9 Bde., Halle 1718.

Literatur

  • Karl Heinrich Christian Plath: Carl Hildebrand Freiherr von Canstein, 1861.
  • Oswald Bertram: Geschichte der Cansteinschen Bibelanstalt, 1863.
  • Albrecht Ritschl: Geschichte des Pietismus II, 1884, S. 513 ff.
  • August Schürmann: Zur Geschichte der Buchhandlung des Waisenhauses und der Cansteinschen Bibelanstalt zu Halle an der Saale, 1898.
  • Wilhelm Fries: Die Cansteinsche Bibelanstalt und ihr Stifter Carl Hildebrand von Canstein, 1910.
  • Friedrich Hauß: Väter der Christenheit II, 1957, 33 f.
  • Adolf Geprägs: Carl Hildebrand Freiherr von Canstein. Der Gründer der ersten Bibelanstalt, in: Alfred Ringwald (Hrsg.): Menschen vor Gott, II, 1958, 76 f.
  • Eva Hoffmann-Aleith: Der Freiherr. Aus dem Leben des Frhr. Carl Hildebrand von Canstein. Roman, 1960.
  • Oskar Söhngen (Hrsg.): Die bleibende Bedeutung des Pietismus. Zur 250-Jahrfeier der von Cansteinschen Bibelanstalt. Cansteinsche Bibelanstalt, 1960 (109-131: v. C.s »Ohnmaßgeblicher Vorschlag«).
  • Hans Urner: Carl Hildebrand Freiherr von Canstein. 250 Jahre Cansteinische Bibelanstalt, in: Zeichen der Zeit 14, 1960, 382 ff.
  • Günther Leppin: Carl Hildebrand Freiherr von Canstein. Ein Christ in den Spannungen seiner und unserer Zeit, 1967.
  • Oskar Söhngen: Canstein und seine Bibelanstalt, in: Die Bibel in der Welt 10, 1967, 105 ff.
  • Peter Schicketanz: Der Briefwechsel Carl Hildebrand von Cansteins mit August Hermann Francke, in: Peter Aland (Hrsg. - Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus): Zur Geschichte des Pietismus, Berlin 1972.
  • Ders.: Carl Hildebrand von Canstein: Leben und Denken in Quellendarstellungen, Tübingen 2002.
  • Philipp Jakob Spener: Schriften; Bd. 15 – Nachdr. der Ausg. Halle (1711) 1987.
  • Julius August Wagenmann: Canstein, Karl Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 764 f.
  • Kurt Aland: Canstein, Freiherren v.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 126.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: CANSTEIN, Karl Hildebrand Freiherr von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 916–917.

Siehe auch

Weblinks


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