- Evangelische Kirche Binzen
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Die Evangelische Kirche Binzen wurde Anfang der 1820er Jahren errichtet. Gleichzeitig gehen die Ursprünge der Kirche in Binzen urkundlich auf das Jahr 807 zurück und gehört zu den ältesten im Markgräflerland.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgängerbauten
Aus dem Urkundenbuch des Klosters St. Gallen geht hervor, dass es bereits 807 eine Kirche in Binzen gab, die dem Heiligen Laurentius geweiht war („in villa qui dictur Pinuzheim in atria sancte Laurentii“).[1] Dieser Bau, der ursprünglich vermutlich aus Holz bestand[2], wurde wahrscheinlich aus Stein neu errichtet und um 862 bereits als Basilika bezeichnet („in Piunzheim coram basilica sancti Laurentii“). Von diesem Bauwerk sind noch ein Ornament in einer rundbogigen Maueröffnung im zweiten Turmgeschoss und eine eingemauerte Doppelsäule mit bärtigem Kopf am Kapitell erhalten; beide werden ins 9. Jahrhundert datiert.[3]
Die Mauertechniken am Glockenturm weisen auf Umbauten während der Gotik hin. Während im gotischen Abschnitt nur Bruchsteine verbaut wurden, ist im darunter liegenden Abschnitt der Bruchstein mit Wacken vermischt. Die Schallöffnungen waren von roten und gelben Quadern umrahmt[4] und den Abschluss des Turms bildete ein Satteldach.[5]
Der Patronatsherr Berthold von Rammstein stiftete 1275 einen Marienaltar. Zunehmende bauliche Mängel führten 1660 zu Renovierungsarbeiten. Während weiterer Erneuerungsarbeiten in den Jahren 1718 und 1758 fügte man der Kirche weitere Fenster hinzu. Ein Arlesheimer Holzschnitzer fertigte ebenfalls 1718 ein gemaltes und vergoldetes Holz-Kruzifix an. [6]
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es Überlegungen die Kirche entweder instand zu setzen und zu erweitern oder einen völligen Neubau zu errichten. 1790 hatte man sich zwar zum Neubau durchgerungen, dieser konnte infolge fehlender finanzieller Mittel zunächst aber nicht umgesetzt werden. Erst 1822 brach man die alte Kirche bis auf den Turm ab.[7]
Heutige Kirche
Den Grundstein der heutigen Kirche setzte man am 9. Oktober 1822. Die Bauleitung des im Weinbrenner-Stil errichteten Gebäudes hatten die Architekten Heinz und Berger inne. Nach knapp zweijähriger Bauzeit konnte die Binzener Kirche am 23. Mai 1824 eingeweiht werden.
In den Jahren 1959 bis 1960 führte man einige Innenrenovierungsmaßnahmen durch. Man erhöhte unter anderem den Altarraum und versetzte Kanzelpult und Taufstein. Nach Fertigstellung der Arbeiten übergab man die Kirche am 18. Dezember 1960 wieder seiner Bestimmung.
Beschreibung
Kirchenbau
Die Binzener Kirche besteht aus einem schlichten, rechteckigen Langhaus mit Satteldach an deren Ostseite sich über dem Chor der alte Glockenturm quadratischen Grundrisses vom Vorgängerbau erhebt. Im unteren, hell verputzen Geschoss befinden sich zur Nord- und Südseite je eine zweiteilige, bogenförmige Schallarkade. Im oberen Stockwerk aus rotem Sandstein öffnen sich zu jeder Seite drei rechteckige Schallöffnungen. Der Turm wird von einem Dach in Form eines Pyramidenstumpfs bekrönt, auf dem sich eine kleinere kubische Einheit mit Zifferblättern zu jeder Seite befindet. Die Spitze des Turmdaches bildet ein Pyramidendach mit Turmkugel und Wetterfahne.
Das Langhaus hat zur Längsseite im Untergeschoss rechteckige Fenster, die sich im Obergeschoss bündig zu den unteren zu bogenförmig abgeschlossenen fortsetzen.
Die Kirche im Ortskern von Binzen steht südlich zur Durchgangsstraße etwas erhöht zu den ihr umgebenden Wohnhäusern.
Inneres und Ausstattung
Das helle Langhaus wird von den beidseitig Doppelemporen dominiert, die mit gelben Kapitellen geschmückt sind und von blasrosafarbenen Rundsäulen getragen werden. Der Innenraum ähnelt damit der Evangelischen Kirche in Kandern. Die Bestuhlung in der Kirche erfolgt über in Reihe gestellte Einzelsitze. Der Altar befindet sich auf einem kleinen Podest leicht erhöht zum restlichen Langhaus. Auf dem Zelebrationsaltar befinden sich vier Kerzenleuchter und ein schlichtes Metalkreuz. Über dem Altar erhebt sich an der Wand eine Kanzel mit Schalldeckel. Links vom Altar steht der Taufstein.
Glocken und Orgeln
Das dreistimmige Geläut setzt sich wie folgt zusammen:
Nr. Schlagton Gussjahr Gießer 1 fis′ 1683 Heinrich Weitenauer, Basel 2 a′ 1949 J. F. Weule, Bockenem 3 h′ 1949 J. F. Weule, Bockenem Die erste Orgel für den Vorgängerbau der heutigen Binzener Kirche geht auf das Jahr 1758 zurück, die vom Orgelbaumeister Hug aus Freiburg errichtet wurde. Die heutige Orgel stammt von E. F. Walcker von 1886. Das Instrument besteht aus zwei Manualen, einem Pedal, einer mechanischen Traktur mit einer unter Denkmalschutz gestellten mechanischen Kegellade und 15 Registern. Die Orgel wurde mehrfach überholt und restauriert.[8]
Grabmäler
Die zwei längere Zeit an der Außenwand angebrachten Grabplatten befinden sich heute in der Eingangshalle. Sie erinnern an Johann Eckenstein, Vogt zu Binzen († 2. September 1733) und seine Ehefrau Maria Eckenstein, geb. Gräßlin († 24. März 1734). Am nördlichen Emporenaufgang befinden sich die marmornen Tafeln der gefallenen Soldaten Ludwig Grether († 30. Oktober 1870) und Johannes Wehrer († 4. Januar 1871). An der südlichen Turmaußenwand ist die Tafel von Nikolaus Fr. Meier († 28. März 1729) eingemauert.
Literatur
- Johannes Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland., Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 55–56.
Weblinks
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Commons: Evangelische Kirche Binzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Bilder der Evangelische Kirche Binzen
Einzelnachweise
- ↑ A. Krieger: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 2. Auflage, 1. Band, 1904, Sp. 198–199
- ↑ B. Einwächter: Die Kirche in Binzen. In: F. Schülin: Binzen 967 – 1967, 1967, S. 378
- ↑ B. Einwächter: Die Kirche in Binzen. In: F. Schülin: Binzen 967 – 1967, 1967, S. 379
- ↑ A. Heimann-Schwarzweber: Topographie der historischen Sehenswürdigkeiten. In: W. Bechtold (Hrsg.): Der Kreis Lörrach, 1971, S. 95
- ↑ F. Schülin: Denkmals- und Landschaftspflege. In: Das Markgräflerland, Jahrgang 30, 1968, Heft 2, S. 55
- ↑ B. Einwächter: Die Kirche in Binzen. In: F. Schülin: Binzen 967 – 1967, 1967, S. 380, 383
- ↑ Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland, S. 55
- ↑ Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland, S. 56
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