Evangelische Kirche Sitzenkirch

Evangelische Kirche Sitzenkirch
Kirche in Sitzenkirch

Die Evangelische Kirche Sitzenkirch im gleichnamigen Stadtteil des südbadischen Kandern geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Kirche fungierte im 13. und 14. Jahrhundert als Grablege der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die dem Patrozinium des Heiligen Hilarius geweihte Kirche weist auf ein entsprechend hohes Alter des Gotteshauses hin.[1] Einer Hypothese nach soll die Kirche eine kleine Kapelle keltischer Christen gewesen sein, die möglicherweise bereits im 3. Jahrhundert errichtet worden war. Das keltische Wort sizen für „klein“ ließe die Ortsnamensbedeutung „kleine Kirche“ zu.[2]

Die erste schriftlich belegte Erwähnung der Sitzenkircher Kirche geht auf das Jahr 1145 zurück. Eine Stiftungsurkunde vom 3. November 1151 belegt die Übergabe an das Kloster St. Blasien, das vom damals noch existierenden Klosters in Sitzenkirch getätigt wurde. Jenes wurde infolge eines Krieges mehrere Adliger gegen den Basler Bischof und die Stadt Neuenburg im Jahr 1272 zerstört und die Kirche stark beschädigt.[3]

Die Kirche wurde mit Spenden wieder aufgebaut und konnte am 12. Januar 1277 mit zwei Altären durch Weihbischof Inzeler zu Ehren von Jesu Christi, Maria, dem heiligen Hilarius, Nikolaus und Cycillia sowie dem heiligen Benedikt und Blasius geweiht werden. Einen weiteren Altar stiftete 1305 Königin Agnes von Ungarn, der auf der Westempore stand und den Nonnen vorbehalten war. Dieser vom Basler Bischof von Basel 1309 konsekrierte Altar war den 10000 Märtyrern sowie dem heiligen Benedikt geweiht. Einen vierten Altar erhielt das Gotteshaus 1371, der vom Markgrafen Otto (1302–1384) und seinem Neffen Rudolf III. (1343–1428) gestiftet wurde.[4]

Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Kirche als Grablege der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg genutzt, die um 1240 oberhalb des Ortes ihre Burg errichtet hatten.

Nach einem Brand im Jahr 1493 entstanden zwei Fenster mit einfach profilierten Sandsteinrahmen in der Nord- und drei in der Südwand des Langhauses. In den folgenden Jahrhunderten, unter anderem bedingt durch Plünderungen im Bauernkrieg 1525 und der Einführung der Reformation im Markgräflerland 1556, verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes. 1710 wurde ein neuer Dachstuhl eingerichtet und 1778 musste der Dachreiter am Ostgiebel wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. 1787 wurde aus demselben Grund der Chor abgerissen und etwas kleiner wieder aufgebaut.

1826 schuf man durch Vergrößerung der Empore mehr Platz für die Gemeindemitglieder und errichtete 1878 einen neuen Dachreiter; diesmal über dem Westgiebel. 1879 wurde das Gestühl ausgetauscht und 1898 schließlich eine neue Holzdecke eingesetzt.

Die letzte umfassende Renovierung wurde 1973 betrieben, bei der man an der Südwand des Langhauses eine Sakristei anbaute. Bei diesen Arbeiten entdeckte man eine wappenverzierte Grabplatte ohne Inschrift, die man an der Südchorwand aufstellte.

Beschreibung

Kirchenbau

Kirche von der Chorseite mit Friedhof

Die kleine Saalkirche ist mit einem Satteldach gedeckt und verfügt an ihrer Westseite einen kleinen sechseckigen Dachreiter, der über ein schlankes Pyramidendach abgeschlossen ist. An den Längsseiten des Langhauses befinden sich fünf rundbogige, lange Fenster. Über dem Hauptportal an der Westfassade sind zwei kleinere, ebenfalls rundbogige Fenster auszumachen. Über den beiden Fenstern ist mittig eine Sonnenuhr angebracht.

An der Westfassade befindet sich rechts vom Eingangsportal eine Gedächtnistafel für die Toten beider Weltkriege, links des Eingangs eine Grabplatte für den Stabhalter Urban Keiser († 22. Februar 1673).

Rund um die Kirche ist ein kleiner Friedhof angelegt, um die eine Mauer gezogen wurde.

Inneres und Ausstattung

Die Kirche in Sitzenkirch ist eine Saalkirche. Das Langhaus ist mit einer flachen Holzdecke eingezogen. Die Mitte ist von einem dicken Balken durchzogen. Der Altarbereich im Chor und das Langhaus sind durch einen Triumphbogen voneinander getrennt. Der moderne Blockaltar besteht aus rotem Sandstein. Rechts davon steht ein Kanzelpult. Links neben dem Triumphbogen befindet sich ein Kruzifix. Der Taufstein mit kupfernen Abschluss sowie die anderen Ausstattungsobjekte wurden vom Künstler Jürgen Brodwolf gestaltet.

Im Chor an der Nordseite steht die Grabplatte des Markgrafen Otto und das Epitaph des Kaplans und Klostergründers Bartholomäus Ramspach († 11. April 1581).

Glocken und Orgeln

Das Geläut der Kirche besteht aus zwei Bronzeglocken. Die kleinere a′′-Glocke wurde 1921 von Bachert gegossen, die größere f′′-Glocke ebenfalls von Bachert 1950.

Die Orgel wurde in den Jahren 1826 bis 1827 von den Gebrüdern Martin aus Waldkirch erbaut. Das Instrument mit ursprünglich sieben Registern wurde 1836 auf neun Register erweitert. Die reparaturanfällige Orgel wurde durch eine 1904 neu gebaute ersetzt. Auch diese gab immer wieder Anlass zu Klagen, so dass in den Jahren 1972 bis 1973 die Orgelwerkstatt Peter Vier eine alte Orgel aus dem Jahr 1815 von Andreas Ubhauser aus Heidelberg komplett restaurierte. Ihr Gehäuse steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Das Instrument mit mechanischer Traktur besitzt ein Manual, ein Pedal und elf Register.[5]

Literatur

  • Johannes Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S.148–150.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. H. Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Propstei Bürgeln, 1930, S. 36
  2. E. Martini: Sitzenkirch in: Schau-ins-Land, 1876, S. 86
  3. H. Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Propstei Bürgeln, 1930, S. 42
  4. H. Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Propstei Bürgeln, 1930, S. 42–43
  5. Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland, S. 150

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