Sitzenkirch

Sitzenkirch
Sitzenkirch
Stadt Kandern
Wappen von Sitzenkirch
Koordinaten: 47° 44′ N, 7° 40′ O47.7347222222227.6722222222222423Koordinaten: 47° 44′ 5″ N, 7° 40′ 20″ O
Höhe: 423 m ü. NN
Fläche: 384 km²
Einwohner: 257 (1. Mai 2003)
Postleitzahl: 79400
Vorwahl: 07626

Sitzenkirch ist ein Teilort der Stadt Kandern im südlichen Schwarzwald in Baden-Württemberg. Gelegen an den südlichen Ausläufern des Hochblauen, bietet der Ort viele Möglichkeiten für Wanderungen. E hat einen dörflichen Charakter und ist umgeben von Wiesen und Wäldern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Nachbarorte

Sitzenkirch besitzt drei Zufahrtsstraßen, welche in südliche, östliche und nördliche Richtung führen.

Südlich von Sitzenkirch befindet sich die Stadt Kandern, rund drei Kilometer entfernt. Nordöstlich gelangt man nach Käsacker. Nördlich befinden sich die Ortschaften Obereggenen und Badenweiler über Sehringen.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung als „Sitzenkirken“ erfolgt 1120 in Zusammenhang mit der Gründung eines benediktinischen Frauenklosters, das auf dem Boden einer Schenkung an das Kloster St. Blasien entstand. Die geistliche Betreuung erfolgte durch den Propst von Bürgeln.

Kloster und Dorf Sitzenkirch wurden 1272 Opfer einer Fehde zwischen Rudolf I. von Habsburg und dem Bischof von Basel, Heinrich III. von Neuenburg-Erguel. Ein Brand zerstörte das Kloster bis auf die Grundmauern, auch Teile des Ortes waren betroffen. Die jetzige Kirche im romanischen Stil entstand 1290 und wurde dem Heiligen Hilarius geweiht.

Die Markgrafen Hachberg-Sausenberg, Rudolf III. und Otto, stifteten der Kirche 1366 den Altar zum Heiligen Kreuz.[1] Markgraf Otto wurde 1384 in der Kirche zu Sitzenkirch beigesetzt. An ihn und seine ebenfalls in der Kirche beigesetzten Verwandten, Markgraf Heinrich († 1318) und Markgraf Hugo († 1448) erinnern mit Wappen geschmückte Grabplatten.

Das Kloster wurde 1492 wurde als selbstständige Propstei in das Kloster St. Blasien eingegliedert.

Im Bauernkrieg wurde 1525 das ganze Dorf und das Kloster verwüstet, nur die Kirche blieb verschont. Die Nonnen flüchteten nach Basel und kehrten nicht mehr zurück.

Im Jahr 1597 findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Mühle. Die Mühle ging 1611 in den Besitz der Familie Kammüller über. Der Bau der Mühle, wie sie heute noch erhalten ist und besichtigt werden kann, fand 1755 statt.

1822 kaufte Karl Köllner auf dem ehemaligen Klosterareal ein Haus und eine Landwirtschaft, nachdem sich der ursprünglich beabsichtigte Kauf von Schloss Bürgeln zu lange hinzog. Köllner gehörte zur evangelischen Missionsbewegung und begründete in Sitzenkirch ein Heim für verarmte Judenkinder. Nachdem Rabbiner sich gegen die Abwerbung jüdischer Kinder wehrten, stellte Köllner sein Konzept um und führte nun ein Heim für schwer erziehbare, verwahrloste Christenkinder, wie gleichzeitig eines auf Schloss Beuggen durch Christian Friedrich Spittler betrieben wurde.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Sitzenkirch 1949 ein selbständiges Dorf im damaligen Landkreis Müllheim. Durch eine Gemeindereform wurde Sitzenkirch 1974 ein Teilort der Stadt Kandern im Landkreis Lörrach.

1972 mietete das Janz Team in Sitzenkirch ein Gebäude, in dem Klassen der 1973 in „Black Forest Academy“ umgetauften Schule für Missionarskinder unterrichtet wurden. Bis 1997 wurden die meisten Klassen nach Kandern verlegt. 2009 begründete die Black Forest Academy zusammen mit der Freien Evangelischen Schule in Sitzenkirch eine bilinguale Grundschule (deutsch/englisch).

Dialekt

In Sitzenkirch wird Hochalemannisch gesprochen.

Sehenswürdigkeiten

An Sehenswürdigkeiten bietet Sitzenkirch die Klosterkirche mit schönen Grabplatten im Chor und ein oberschlächtiges altes Mühlrad.

Vereine

Im Ort gibt es die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Sitzenkirch. Die Freiwillige Feuerwehr in Kandern wurde am 1. März 1862 gegründet[3]. Der Gesangverein Sitzenkirch 1864 e. V. wurde 1864 gegründet und nach über 100 Jahren im Jahr 2007 geschlossen.[4]

Fremdenverkehr und Gastronomie

In Sitzenkirch gibt es Wanderwege, zum Beispiel zum Schloss Bürgeln, zur Sausenburg oder auch zum Hochblauen.

Weinbau

Im Jahre 1843/44 wurden unter- und oberhalb des Rebhäuschens zwei Hektar Reben angepflanzt. Zu dieser Zeit hatten alle Familien im Dorf noch eigene Reben. Bedingt durch vielfältige Beeinträchtigungen wie Frost, Schädlinge und schwache Erträge wurde der Rebanbau am anfang der 1950er Jahre nach und nach verkleinert. Heute wird nur noch eine Parzelle mit der Sorte Spätburgunder von einer Familie bewirtschaftet.

Literatur

  • Hans Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Probstei Bürgeln, Nachdruck der Ausgabe von 1930, Obereggenen 2006
  • Wally Greiner, Fred Wehrle: Leben und Wirken des Pietisten Karl Köllner in Sitzenkirch, in: Das Markgräflerland, Band 2/2005, S. 121–130

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Schülin: Röttel-Haagen – Beiträge zur Orts- und Siedlungsgeschichte, Haagen 1965, S. 69.
  2. Rolf Scheffbuch, Nicht aus eigener Kraft. Aus den Anfängen Korntals, Band 2, Korntal 2003, S. 73–89.
  3. Pressebericht: Die Wehr wird 150 Jahre alt., abgerufen am 26. März 2011
  4. Schweigen der Chöre, abgerufen am 26. März 2011

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