Fritz Michel

Fritz Michel
Denkmal für Fritz Michel

Fritz Michel (* 17. September 1877 in Niederlahnstein; † 30. Oktober 1966 in Koblenz) war ein deutscher Arzt, Politiker, Historiker und Kunsthistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Fritz Michel wurde am 17. September 1877 als ältester Sohn eines Landarztes [1] in Niederlahnstein geboren. Seine Eltern waren Theodor Michel und Luise Schild. Er studierte Medizin an den Universitäten Tübingen, Kiel und Marburg und wurde in Tübingen Mitglied des Corps Suevia. Nach Beendigung seiner Studien trat er 1905 eine Stelle als Frauenarzt am Evangelische Stift St. Martin an. Im gleichen Jahr heiratete er Luise von Ibell.

Im Ersten Weltkrieg diente er von 1914 bis Juli 1918 als Chirurg und Stabsarzt an West- und Ostfront sowie in Italien. Das Kriegsende erlebte er als militärischer Chefarzt [2] eines Reservelazaretts im Stift. Seine Erlebnisse hatte Michel in einem Kriegstagebuch niedergelegt, welches er durch mehr als 500 eigene Zeichnungen und Aquarelle ergänzte. Von 1919 bis 1929 gehörte er als Stadtverordneter dem Koblenzer Stadtrat an. Ab 1927 war er bis zu seiner Pensionierung 1947 als Chefarzt am Evangelischen Stift tätig.

1941 erhielt er nach Vorschlag seines Freundes Paul Clemen, damals dort Direktor des Kunsthistorischen Institutes und zudem erster Provinzialkonservator der preußischen Rheinprovinz, die Ehrendoktorwürde der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn. An seinem 75. Geburtstag am 17. September 1952 verlieh ihm Oberbürgermeister Josef Schnorbach für seine Verdienste um die Kunst- und Heimatgeschichte die Ehrenbürgerwürde der Stadt Koblenz.

Fritz Michel starb am 30. Oktober 1966. Er wurde auf dem Hauptfriedhof Koblenz begraben.

Wirken als Historiker und Kunsthistoriker

Gedenktafel

Fritz Michel war hauptsächlich in der Regional- und Heimatgeschichte tätig und hier vor allem im Mittelrheingebiet. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Städte Lahnstein und Koblenz. Vielfach hat Michel Grundlagenforschung betrieben.

Bereits als Schüler kam er über den Rektor seines Gymnasiums Simon Widmann mit der Heimatkunde in Berührung. Dieser brachte ihm nicht nur das Lesen von Handschriften des Mittelalters bei, sondern besorgte ihm auch einen Ferienjob beim Archiv der Stadt Niederlahnstein, wo er Akten ordnete und erste Vorarbeiten für seine spätere Geschichte von Niederlahnstein fertigte.

Kampmann zufolge dienten Historie und Kunsthistorie Michel als Gegengewicht zu seiner Tätigkeit im Krankenhaus. So entstanden über die Jahre mehr als einhundert Veröffentlichungen. Die Skala seiner Interessengebiete reichte vom Allerheiligenberg bei Lahnstein bis zur Kulturgeschichte des St. Castorstiftes zu Koblenz, von der Verwaltung der Stadt während der Franzosenzeit bis zur Ehrenburger Fehde und von der Burg Eltz bis zur umfänglichen Sammlung der Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz auf 584 Seiten. [3] Sein gesamter Nachlass im Landeshauptarchiv Koblenz umfasst ca. zehn Regalmeter mit 298 Akten und Hunderten Fotos.

Ehrungen

  • 1941: Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
  • 1952: Verdienstkreuz (Steckkreuz) der Bundesrepublik Deutschland.
  • 1952: Ehrenbürgerschaft der Stadt Koblenz.
  • 1954: Ehrenbürgerschaft von Niederlahnstein.
  • 1961: Ehrenbürgerschaft von Oberlahnstein.
  • ca. 1970/71: Benennung einer Straße in Neuendorf in „Fritz-Michel-Straße“.
  • 1989: Aufstellung eines Denkmals nahe dem Haupteingang des Krankenhauses Evangelisches Stift St. Martin.

Werke (Auswahl)

  • Zur Geschichte der Sporkenburg, 1900.
  • Die Herren von Helfenstein, 1906.
  • Das ehemalige Jesuitenkolleg zu Coblenz und seine Bauten, 1919.
  • Geschichte von Oberlahnstein, 1925.
  • Der Ehrenbreitstein, 1933.
  • Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Koblenz, 1937 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 20,1).
  • Die Florinskirche in Koblenz, 1939.
  • St. Kastor Koblenz, 1939.
  • Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter, 1953.
  • Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz, 1954 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz).
  • Geschichte der Stadt Niederlahnstein, 1954.
  • Übersicht über die Geschichte von St. Goar und Burg Rheinfels, 1956.
  • Forst und Jagd im alten Erzstift Trier, 1958.
  • Der Verkehr auf dem Rhein im Mittelalter, 1960.
  • Geschichte der Stadt Koblenz im Mittelalter, 1963.
  • Mitarbeit: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Koblenz, 1944 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 16.3).

Literatur

  • Helmut Kampmann: Wenn Steine reden. Gedenktafeln und Erinnerungsplatten in Koblenz. Fuck-Verlag, Koblenz 1992, S. 57ff. ISBN 3-9803142-0-0
  • Ekkehard P. Langner: Dr. med. Dr. phil. h. c. Fritz Michel, 17.9.1877-30.10.1966. Auswahlbibliographie und Bestandsverzeichnis, Stadtbibliothek Koblenz, Koblenz 1987.
  • Udo Liessem: Fritz Michel als Kunsthistoriker, in: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. Neue Folge 13, herausgegeben vom Görres Verlag, Koblenz 2005, S. 129-135.
  • Eva-Christine Raschke: Dr. Dr. h.c. Fritz Michel (1877-1966) zum 125. Geburtstag, in: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. Neue Folge 13, herausgegeben vom Görres Verlag, Koblenz 2005, S. 115-127.
  • Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2., vollst. überarb. und erw. Aufl., Wiesbaden, 1992. ISBN 3-922244-90-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rede Fritz Michels zur Verleihung der Ehrendoktorwürde 1941, zitiert nach: Raschke, S. 120.
  2. Kampmann, S. 58.
  3. Kampmann, S. 58.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Michel (Name) — Michel ist ein männlicher Vorname und Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist eine Form von Michael. Der Name ist – wenn auch mit unterschiedlicher Aussprache – sowohl im deutschen als auch im französischen Sprachraum verbreitet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Rasp — Fritz Heinrich Rasp (* 13. Mai 1891 in Bayreuth; † 30. November 1976 in Gräfelfing) war ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher, bekannt wurde er vor allem als Filmschurke. Sein schauspielerisches Schaffen deckte ein breites Feld ab, das… …   Deutsch Wikipedia

  • Michel Eichelbaum — (* 19. Mai 1941 in Leipzig) ist ein deutscher Internist und Klinischer Pharmakologe. Er ist besonders bekannt durch seine Arbeiten über den Einfluss von Genmutationen auf die Pharmakokinetik von Arzneistoffen …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Stavenhagen (Autor) — Fritz Ernst August Stavenhagen (* 18. September 1876 in Hamburg; † 9. Mai 1906 bei Hamburg) war ein deutscher Dramatiker und Erzähler. Heute ist er im Wesentlichen nur noch wegen eines Werks – dem volkstümlichen Drama in niederdeutscher Sprache… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Stavenhagen (Schriftsteller) — Fritz Ernst August Stavenhagen (* 18. September 1876 in Hamburg; † 9. Mai 1906 bei Hamburg) war ein deutscher Dramatiker und Erzähler. Heute ist er im Wesentlichen nur noch wegen seines volkstümlichen Dramas in niederdeutscher Sprache „Mudder… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Niebler — (* 28. August 1958 in Viernheim) ist ein ehemaliger deutscher Ringer. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Internationale Erfolge 3 Deutsche Meisterschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Arens — Fritz Viktor Arens (* 19. Oktober 1912 in Mainz; † 13. November 1986 ebenda) war ein Mainzer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger. Ab 1957 lehrte er am Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg Universität Mainz und setzte seine… …   Deutsch Wikipedia

  • Michel Virlogeux — Born 1946 La Flèche, Sarthe, Pays de la Loire, France Nationality French Education Prytanée National Militaire École Polytechnique École Nationale des Ponts et Chaussées …   Wikipedia

  • Michel Galabru — en 2010 Données clés Nom de naissance Michel Louis Edmond Galabru …   Wikipédia en Français

  • Michel de Ghelderode — (* 3. April 1898 in Ixelles/Elsene; † 1. April 1962 in Schaarbeek; eigentlich Adémar Adolphe Louis Martens) ist ein frankophoner Autor belgisch flämischer Abstammung. Seine Werke werden dem Absurden Theater zugerechnet. Inhaltsverzeichnis 1 Werk… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”