Gasthof „Zum Russen“

Gasthof „Zum Russen“
Gasthof „Zum Russen“, Ansicht von Süden

Der ehemalige Gasthof „Zum Russen“ steht im Stadtteil Oberlößnitz der sächsischen Stadt Radebeul, in der Hauptstraße 47 unmittelbar südlich des ehemaligen Oberlößnitzer Rathauses (vor 1933 Russenstraße nach dem Gasthof). Der Name des vorher als Winzerhaus errichteten Baus nimmt Bezug auf den aus Russland stammenden Gastwirt Demian Zarenkow, der das Anwesen 1806 erwarb, dem Jahr des Friedens von Posen und der Erhebung Sachsens zum Königreich Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der „ehemalige Gasthof (im Kern Winzerhaus), mit südlich vorgelagertem Freisitz einschließlich Baumbestand (ehemals Weinanlage) und Eckeinfriedung“ auf einem Eckgrundstück zur Maxim-Gorki-Straße (von 1934 bis 1945 Russenstraße) gelegen, steht heute unter Denkmalschutz.[1] Der zweigeschossige und fünfachsige Kernbau hat ein hohes, ziegelgedecktes Walmdach, darin in der Hauptansicht nach Süden ein Dreiecksgiebel mit einem liegenden Ovalfenster. Um den Dreiecksgiebel herum befinden sich drei Fledermausgauben. Zu beiden Seiten des Kernbaus erstrecken sich zwei später angesetzte, ebenfalls zweigeschossige und zweiachsige Flügelbauten, die einen niedrigeren, abgewalmten Dachfirst aufweisen, im Dach jeweils eine Fledermausgaube.

Das Erdgeschoss des Baus ist massiv, das Obergeschoss Fachwerk. Die im Regelfall rechteckigen Fenster werden zur Südseite hin mittig im Erdgeschoss durch den stichbogigen ehemaligen Haupteingang ergänzt, begleitet durch ein stichbogiges Fenster als Zwillingsfenster. Alle Fenster werden durch Klappläden begleitet. Die verputzten Fassaden des Originalgebäudes werden durch illusionistische Malerei geschmückt. Unter dem Gebäude befinden sich tonnengewölbte ehemalige Weinkeller.

Auf der Ostseite der heutigen Wohnanlage wurde der abgerissene Saalanbau zu Wohnzwecken wieder ergänzt.

Geschichte

Der Kernbau des Gebäudes wurde als Fachwerk-Winzerhaus zum Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Er ist auf der Lößnitzkarte von Hans August Nienborg aus dem Jahr 1714 dargestellt. Eine Kaufurkunde von 1735 erwähnt unter anderem „… eine tüchtige Presse, eine Muskatellerpresse und einen eingemauerten kupfernen Kessel zum Akant …“,[2] aus dessen Pflanzenwurzel gärfähiger Zucker hergestellt wurde. Zu dieser Zeit wurden wohl auch die Flügelbauten mit niedrigerer Firsthöhe auf beiden Seiten angebaut.

Der Russe Demian Zarenkow erwarb 1806 das Weingut, das er elf Jahre lang als Kellerei und Schnapsbrennerei bewirtschaftete. 1814 erhielt er auch noch die Schankgenehmigung für Bier, Branntwein und Kaffee.

Nach Zarenkow folgten zahlreiche Besitzerwechsel. 1861 wurde auf der Ostseite der Saal angebaut, der Mitte der 1990er Jahre wieder abgebrochen wurde. Im 19. Jahrhundert tagte dort der Ärztliche Naturforschende Verein. Gegen Ende des 19. beziehungsweise am Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte ein „stilvoller Ausbau“[3], der Saal mit Bühne hatte eine kassettierte Deckenbemalung, noch reicher mit Kassetten geschmückt war jedoch der Schwedische Salon im Westteil des Gebäudes (auch Gastraum „Weinklause“).

Der letzte Gastwirt Paul Korn gab die Schankwirtschaft 1964[3] (oder 1968[2]) auf. Während der folgenden Grundstücksnutzung durch den VEB Geflügelanlagenbau setzte der schleichende Verfall ein, der erst mit der Sanierung und Restaurierung des Gebäudes ab 2005 aufgehalten werden konnte. Dabei wurden alle Nebengebäude abgebrochen und dem Hauptbau auf der Rückseite nach Norden große Dachaufbauten aufgesetzt. Auch der Musikpavillon im Park existiert nicht mehr.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 11, abgerufen am 6. November 2010 (PDF).
  2. a b Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003.
  3. a b Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 135 f. 
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