Gau Westfalen-Süd

Gau Westfalen-Süd

Der Gau Westfalen-Süd war eine territoriale Gliederung der NSDAP. Sie bestand von 1930/1931 bis 1945.

Inhaltsverzeichnis

Gliederung

Vorgänger war der Gau Ruhr. Dieser war zuvor durch Zusammenschluss der Gaue Westfalen und Rheinland-Nord entstanden. 1930/1931 kam es zur Trennung in Westfalen-Nord und Westfalen-Süd. Der letztere Gau umfasste in etwa das Gebiet des Regierungsbezirks Arnsberg. Demnach gehörte dazu das mittlere und östliche Ruhrgebiet, das Sauer- und Siegerland sowie die Hellweg-Zone. Sitz des Gaus war Bochum. Er umfasste die Kreisleitungen Altena-Lüdenscheid, Arnsberg, Bochum, Brilon, Dortmund, Ennepe-Ruhr, Hagen, Hamm, Herne-Castrop-Rauxel, Iserlohn, Lippstadt, Lünen, Meschede, Olpe, Siegerland, Soest, Unna, Wanne-Eickel, Wattenscheid, Witten, Wittgenstein. 1936 hatte dieser Gau nach dem Gau Sachsen die höchste Bevölkerungsdichte aller NSDAP-Gaue.

Politische Struktur vor 1933

Das Gebiet war konfessionell und sozial sehr heterogen. Vor 1933 waren im Ruhrgebiet die sozialistische Arbeiterbewegung und im ehemals kurkölnischen Teil des Sauerlandes der politische Katholizismus stark. Hier war die Akzeptanz der NSDAP eher gering. Die parteiamtliche Darstellung von 1938 räumte ein, dass die Organisation im Sauerland bis 1930 kaum voran kam und alte Kämpfer wie Heinrich Teipel inmitten dieser Zentrumshochburg auf verlorenen Posten gestanden hätten. Dagegen habe Richard Manderbach im Siegerland beachtenswerte Erfolge vorzuweisen.[1] Bei den Reichstagswahlen vom Juli 1932 und vom März 1933 konnte die Partei nur im Siegerland die absolute Mehrheit erzielen.

Zeit des Nationalsozialismus

Wie in anderen Teilen des nationalsozialistischen Staates konkurrierten staatliche Behörden und Einrichtungen der Partei miteinander. So gab es während des Zweiten Weltkrieges als Folge des Bombenkrieges seit 1941 den Gauwohnungs- und Siedlungskommissar mit Sitz in Bochum und gleichzeitig eine entsprechende Abteilung der Bezirksregierung in Arnsberg.

Die Gauleiter des Gaus Westfalen-Süd versuchten bis 1944 immer wieder, sich aus der Abhängigkeit von der Provinz Westfalen zu lösen. Sie strebten stattdessen einen eigenständigen Reichsgau oder eine von Münster unabhängige preußische Provinz an.

Das Reichsinnenministerium verwahrte sich dagegen. Die Pläne mussten 1944 aufgegeben werden, als Adolf Hitler und Martin Bormann sich ebenfalls dagegen aussprachen. Zum Scheitern trug auch die personelle Diskontinuität an der Spitze des Gaus bei. Letztlich war der Gau Westfalen-Süd ein künstliches Gebilde; eine wirkliche Ablösung von Gesamtwestfalen gelang nicht. Die Versuche, eine Gauidentität zu schaffen, blieben begrenzt und scheiterten weitgehend. Bezeichnend ist etwa, dass die Parteizeitung Westfälische Landeszeitung – Rote Erde nicht in „Südwestfälische Landeszeitung“ oder ähnlich umbenannt wurde.

Gegen Kriegsende wurde ab September 1944 ein Freikorps Sauerland gebildet. Dieses wurde kurze Zeit später als Gauverband in den Volkssturm eingegliedert. Am Ende verkündete Gauleiter Albert Hoffmann am 13. April 1945 die Auflösung der NSDAP in seinem Bereich.

Gauleiter

Einzelnachweise

  1. vergl. Friedrich Alfred Beck: Kampf und Sieg. Geschichte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei im Gau Westfalen-Süd von den Anfängen bis zur Machtübernahme, Dortmund 1938

Literatur

  • Jürgen John, Horst Möller (Hrsg.): Die NS-Gaue. Regionale Mittelinstanzen im zentralistischen „Führerstaat“. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58086-0.
  • Alfred Bruns: Der Gau Westfalen-Süd. In: Alfred Bruns, Michael Senger (Redaktion): Das Hakenkreuz im Sauerland. Schieferbergbau-Heimatmuseum, Schmallenberg-Holthausen 1988, ISBN 3-922659-48-9, S. 25–58.

Weblinks


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