Gedächtniskirche Schönefeld

Gedächtniskirche Schönefeld
Gedächtniskirche

Die Gedächtniskirche Schönefeld ist ein evangelisch-lutherischer Sakralbau, der im Leipziger Ortsteil Schönefeld, Ossietzkystraße 39 steht. Die ehemalige Dorfkirche wurde 1816 bis 1820 als klassizistische Saalkirche neu errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Kirche wurde in Schönefeld wohl Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut. 1526 brannte sie ab und war bis 1527 wieder aufgebaut. Im Jahr 1753 folgten größere Baumaßnahmen mit einer Sanierung und Erweiterung des Gotteshauses, die 1776 abgeschlossen waren. Am 18. Oktober 1813 wurde die Schönfelder Kirche während der Völkerschlacht durch einen Brand zerstört.

Nach Plänen des Leipziger Zimmermeisters Walter Friedrich wurde zusammen mit dem Schönefelder Maurermeister Carl Friedrich Kind ab 1816 der Kirchenneubau begonnen. Ab 1817 arbeiteten der Leipziger Maurermeister Wagner und Adam Gottlob Lindner aus Seegeritz mit. Am 16. April 1820 war die Einweihung der Kirche, wobei die Arbeiten am Turm Ende des Jahres abgeschlossen und neue Glocken erst am 25. August 1839 geweiht wurden. Die Ausstattung der Kirche, unter anderem ein nicht mehr vorhandener Marmoraltar, silberne Leuchter und Abendmahlgeräte stifteten 27 Leipziger, meist Kaufleute.

im Jahr 1880 hatte Kirchspiel Schönefeld fast 40.000 Mitglieder. Nachdem eine Vielzahl der eingepfarrten Dörfer eigene Kirchen errichtet hatten betrug im Jahre 1900 die Zahl der Gemeindemitglieder noch rund 11.500.

Die Kirchengemeinde gehörte zu den reichsten in Sachsen und konnte deshalb Umbauten am Kircheninnenraum 1869, 1895 und 1915/16 durchführen. 1869 wurde neben dem Einbau einer Dampfheizung und Gasbeleuchtung die Kanzel aus der Mitte nach der Südseite versetzt und stattdessen ein fünf Meter hohes Kreuz angeordnet. Einen Zyklus von vier Bildern (Moses und Abraham, David mit den vier Propheten, die vier Evangelisten und Christus als König) malte außerdem Gustav Jäger. Um den Altarraum wurden zusätzlich Kernsprüche angebracht.

Die Erneuerung 1895 umfasste unter anderem die Ausstattung der Sakristei mit einem Altartisch und die Wand gegenüber dem Aufstieg zur Kanzel erhielt drei Porträtbilder von Pfarrern der Gemeinde. Unter der des Architekten Fritz Drechsler kam es 1915/16 zu einem größeren Umbau. Seitlich des Turmes wurde je ein Emporentreppenhaus angebaut und die Orgelempore vorgezogen. Die Eingangshalle erfuhr eine Umbaugestaltung zur Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges sowie des Ersten Weltkrieges. Zur Erinnerung an die Völkerschlacht wurde die Decke mit einem von Eichenlaub umrahmten Eisernen Kreuz ausgestattet. Am 19. März 1916 folgte die Wiedereinweihung des Gotteshauses unter dem Namen "Gedächtniskirche".

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche ohne nennenswerte Schäden. Die heutigen Glocken wurden 1958 geweiht. Im Rahmen einer umfassenden Erneuerung kam es 1970/71 zu einer Wiederherstellung des Innenraums in Anlehnung an die Gestalt von 1820. Dabei wurden die Deckengemälde von Jäger entfernt. Zwischen 1988 und 1993 wurde die Fassade saniert, wobei die Turmhaube statt Schiefer mit einem Kupferblech eingedeckt wurde.

Am 12. September 1840 heirateten Robert Schumann und Clara Wieck in der Schönefelder Kirche.

Pfarrhaus und Kirche

Architektur

Die im Inneren geräumige klassizistische Saalkirche hat umlaufend eine zweigeschossige Empore, die um den Altarplatz zu verglasten „Kapellen“ mit dazwischen angeordneten ionischen Pilastern ausgebaut sind. In Kirchenmitte, hinter dem Altar, befindet sich die Kanzel, gegenüberliegend die Orgelempore. Der 50 Meter hohe Kirchenturm besitzt eine Haube in barocken Formen.

Umgebung

Der Kirchhof diente bis 1854 als Gottesacker. Im südlichen Teil ließ im Jahr 1883 Clara Hedwig von Eberstein für sich und ihre Familie eine Begräbnisstätte errichten. Die Gruft ist durch einen niedrigen, breiten Unterbau gekennzeichnet, auf dem eine Pyramide steht. Nördlich der Kirche steht ein Sandstein-Grabmal des Kammerherren und Bankiers Christoph Heinrich Ploß, der in Schönefeld lebte und 1838 starb. Das zweigeschossige, siebenachsige Pfarrhaus stammt aus dem Jahre 1823.

Orgel

Die Orgel von 1820 war ein Geschenk von Christoph Heinrich Ploß und Siegfried Leberecht Crusius. Sie kostete 1400 Taler und hatte zwei Manuale und zwanzig klingende Stimmen. Sie wurde von Johann Gottlob Mende, im Auftrag seines Meisters Karl Albrecht von Knoblauch, Halle erbaut. 1883 reparierte und baute sie Gottfried Hildebrand um.

1898 stiftete als Ersatz der Kammerherr Arnold Woldemar von Frege-Weltzien zum Gedenken an seine 1897 verstorbene Frau einen Neubau. Der wurde vom Orgelbaumeister Richard Kreutzbach aus Borna mit zwei Manualen und 24 klingenden Stimmen ausgeführt. Die Kosten betrugen etwa 9000 Mark. Der letzte Neubau stammt aus dem Jahr 1974 durch die Firma Eule aus Bautzen mit zwei Manualen und 29 klingenden Stimmen

Literatur

  • Matthias Gretzschel, Hartmut Mai: Kirchen in Leipzig. (Schriften des Leipziger Geschichtsvereins, Neue Folge, Bd. 2), Sax-Verlag, Beucha 1993, ISBN 3-930076-02-0
  • Albert Stöckel: Die evangelisch-lutherische Parochie Schönefeld von ihren Anfängen bis heute. Verlag Arwed Strauch, Leipzig 1912

Weblinks

 Commons: Gedächtniskirche Schönefeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
51.35944444444412.409055555556

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schönefeld-Abtnaundorf — Rathaus Schönefeld (2005) Luftbild (2008) Schönefeld ist ein im Nordosten von Leipzig gelegener Stadtteil. In administrativer Hinsicht ist Schönefeld Ost heute ein eigener …   Deutsch Wikipedia

  • Schönefeld-Ost — Rathaus Schönefeld (2005) Luftbild (2008) Schönefeld ist ein im Nordosten von Leipzig gelegener Stadtteil. In administrativer Hinsicht ist Schönefeld Ost heute ein eigener …   Deutsch Wikipedia

  • Schönefeld (Leipzig) — Rathaus Schönefeld (2005) Schönefeld ist ein im Nordosten von Leipzig gelegener Stadtteil. In administrativer Hinsicht ist Schönefeld Ost heute ein eigener Ortsteil Leipzigs, während der übrige Teil von Schönefeld zusammen mit Abtnaundorf den… …   Deutsch Wikipedia

  • Gedächtniskirche — Gedächtniskirchen gibt es: in Berlin, siehe Kaiser Friedrich Gedächtniskirche, Berlin Tiergarten Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche, Berlin Charlottenburg Königin Luise Gedächtniskirche, Berlin Schöneberg Martin Luther Gedächtniskirche, Berlin… …   Deutsch Wikipedia

  • Leipzig-Schönefeld — Schönefeld is a city quarter in the Northeast of Leipzig. Concerning administrative matters Schönefeld Ost is a quarter of Leipzig, while the rest of Schönefeld forms together with Abtnaundorf a quarter called Schönefeld Abtnaundorf. History In… …   Wikipedia

  • Liste von Gedächtniskirchen — Gedächtniskirche werden häufig Kirchengebäude genannt, die anlässlich der Erinnerung bestimmter historischer oder biografischer Jubiläen errichtet und diesen gewidmet wurden. Im allgemeinen ist, wenn von der Gedächtniskirche die Rede ist, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchen in Leipzig — Die Kirchen in Leipzig haben sich zusammen mit der Ausbreitung der Stadt entwickelt. Im heutigen Leipziger Stadtgebiet gibt es mehr als 90 Kirchenbauten, davon gehören allein 65 zur Evangelisch Lutherischen Landeskirche, der in Leipzig… …   Deutsch Wikipedia

  • Unesco-Initiativen (Leipzig) — In Leipzig gibt es momentan mehrere Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine Facette der Leipziger Kultur zum UNESCO Welterbe zu erklären. Inhaltsverzeichnis 1 Musikstadt 1.1 Notenspur 1.2 Notenrad 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • DE-BE — Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Land Berlin — Berlin …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”