Geschwister-Scholl-Gymnasium Sondershausen

Geschwister-Scholl-Gymnasium Sondershausen
Geschwister-Scholl-Gymnasium
neogotische Nordseite des Schulgebäudes
Schulform Gymnasium
Gründung 1829
Ort Sondershausen
Land Thüringen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 22′ 5,1″ N, 10° 52′ 7,3″ O51.36809444444410.8687Koordinaten: 51° 22′ 5,1″ N, 10° 52′ 7,3″ O
Schüler ca. 400
Lehrer ca. 32
Leitung Egon Strödter
Website Homepage

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium befindet sich im Zentrum der Kreisstadt Sondershausen im Kyffhäuserkreis. Das Hauptgebäude (Haus I.) steht in der Güntherstraße. Dieses stellt nicht nur eine Lehranstalt dar, sondern der im Historismus gehaltene Gebäudekomplex gehört auch zu den eindrucksvollsten der Region.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Seit Herbst 1949 trägt die Sondershäuser Oberschule mit Unterbrechung den Namen „Geschwister Scholl“.

Dieser Name soll auf die humanistischen Ideale der Helden der „Weißen Rose“, Hans und Sophie Scholl, hinweisen, die als Studenten an der Universität München die Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime bildeten und 1943 im Alter von nur 25 und 22 Jahren dafür hingerichtet wurden. Achtung der Menschenrechte, Zivilcourage und Verantwortungsgefühl sind hierbei als Eigenschaften zu sehen, die in der heutigen Gesellschaft nicht untergehen dürfen und das soll die Schule im Namen der Geschwister Scholl auch nach außen repräsentieren.

Geschichte

Die Schulgeschichte in Sondershausen begann recht früh und es gab bereits im 16. Jh. gräflich gestützte Einrichtungen. Am 4. Mai 1829 öffnete das hiesige Gymnasium erstmals seine Pforten, welches sich zu jener Zeit noch in der Pfarrstraße befand. Doch bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts mangelte es sehr an Raum durch die stetig wachsende Schülerzahl und auch das Fehlen einer Aula wurde beklagt.

Im Jahr 1874 wurden in diesem Zusammenhang erstmals ein Neubau und dessen Vorbereitungen erwähnt. Die Regierung verfasste 1875 eine Denkschrift über einen Schulneubau für den Landtag, der tatsächlich die notwendigen Mittel bewilligte. Diese stammten aus dem Schwarzburgischen Anteil der Reparationszahlungen der Franzosen nach dem siegreichen Deutsch-Französischen Krieg.

Im Jahre 1876 kaufte der Staat den Baugrund. Der Entwarf stammt vom Baumeister Carl Frühling aus Wernigerode. Die Bauleitung übertrug man Baurat Bleichrodt mit dem Baumeister Unbehaun und dem Bauführer Köst. Die Kosten beliefen sich auf 360.000 Goldmark.

Am 17. Oktober 1881 erfolgte die Übergabe des Gymnasiums und der Realschule. Die hinter dem Schulgebäude errichtete Turnhalle aus Fachwerk wurde am 25. November 1888 mit einer Ansprache des Direktors eingeweiht. Nach 53-jähriger Tätigkeit schied der Direktor Professor Wilhelm Kieser 1889 aus dem Kollegium aus. Er war Geheimer Schulrat, Abgeordneter im Landtag des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen und Träger des Schwarzburgischen Ehrenkreuzes I. Klasse.

Zunächst waren Gymnasium und Realschule in einem Gebäude untergebracht. Seit 1911 wurden erstmals auch Mädchen in den oberen Klassen zugelassen.

Der Sedantag wurde 1910 erstmals auf dem Possen feierlich begangen, woraus in der Folgezeit die Tradition des „Possenfestes“ entstanden ist.

Im Dritten Reich wurde das Verbreiten von nationalistischen und nationalsozialistischen Gedankengut gefördert. Viele Lehrer wurden Mitglieder der NSDAP, Sympathisanten oder Mitläufer im System. Einige jedoch ließen sich nicht einfach „gleichschalten“. Diese wurden mit Repressalien, Unterrichtsverbot oder sogar Zuchthaus bestraft.

Nach Kriegsende wurden extrem konsequent sämtliche politisch rechts gesinnte Lehrkräfte aus dem Schuldienst entlassen. Das waren in Sondershausen mehr als 50 % der Oberschullehrer. Um die entstandenen Lücken zu schließen, wurden sogenannte Neulehrer und Oberschulhelfer eingestellt. Dabei handelte es sich bei den Erstgenannten um Kräfte aus unterschiedlichen Berufsgruppen, die kurzfristig „umgeschult“ wurden. Letztere waren Abiturienten, die nach einem Kurzlehrgang als Hilfslehrkräfte provisorisch eingesetzt wurden und die durch ein Fernstudium eine angemessene Qualifizierung nachholen sollten.

Im Zuge der Schulreform 1955/56 in der DDR entstanden die sogenannten POS und EOS, die auch in Sondershausen 1962 umgesetzt wurden.

Eine Generalsanierung bzw. Restaurierung erfolgte von der Planung bis zum Endprodukt zwischen 1993 und 1998, bei der 59 Firmen beteiligt waren. Es entstanden 30 neue Unterrichtsräume, Fachkabinette mit Vorbereitungsräumen und sanitäre Anlagen. Insgesamt wurden über 80 verschiedene Farben und –nuancen für die Restaurierung verwendet, um dem historischen Gebäude seine originale Ausstrahlung wieder zu geben. Die Kosten dabei beliefen sich auf ca. 14 Mio. DM.

Entwicklung

  • 1876–1908: „Fürstliches Gymnasium und Realschule“ = „Fürst-Günther-Schule“
  • 1908–1918: „Fürstliches Gymnasium (und Realgymnasium) zu Sondershausen“
  • 1918–1928: „Gymnasium und Oberrealschule Sondershausen“
  • ab 1928: Umgestaltung zum Reformgymnasium
  • 1947–1962: „Oberschule Sondershausen“, ab 1949 Oberschule „Geschwister Scholl“ Sondershausen
  • 1962–1989: Erweiterte Oberschule (EOS) und Polytechnische Oberschule (POS) „Geschwister Scholl“ Sondershausen
  • 1990–1991: „Gymnasium Geschwister Scholl Sondershausen“
  • 1991–1995: Aufspaltung in Staatliches Gymnasium „Geschwister Scholl“ Sondershausen (sprachliches Gymnasium) und staatliches Gymnasium „Prof. Dr. Irmisch“ Sondershausen (naturwissenschaftliches Gymnasium)
  • seit 1996: Vereinigung beider Gymnasien zu: „Staatliches Gymnasium Sondershausen“
  • seit 1998: Namensverleihung: „Geschwister Scholl“

Gestaltung

Das Schulgebäude ist im Stil des Historismus gehalten. Man gestaltete die Fassade neogotisch und die Aula neoromanisch. Letztere ist dem Sängersaal auf der Wartburg erstaunlich ähnlich. In seiner imposanten Erscheinung und Repräsentanz spiegelt das Gebäude die Macht und den Reichtum des einstigen Schwarzburgisch-Sondershäuser Fürstenhauses wider.

Das Gebäude setzt sich zusammen aus einem Mittelbau, in der sich die Aula im 2. OG befindet, und zwei Seitenflügeln mit den sanitären Anlagen. Der Komplex ist 55 m lang, an den Seitenflügeln 33 m tief und 24 m hoch. Der Bau besteht aus gehauenem, einheimischen Kalkstein.

Außenfassade

Zu den Elementen der reich gestalteten neogotischen Außenfassade gehören Gesimse, Strebepfeiler, Pilaster, Halbsäulen, kompliziert gestaltete Kapitelle, aufgesetzte Fialen mit Maßwerk, gotisierende Gruppenfenster mit zum Teil Kleeblattbögen, frühgotische Rundbogenfenster und reich verzierte Giebel mit einem Kreuz auf dem Mittelbau. Des Weiteren dominieren die drei großen neogotischen, farbenfrohen Maßwerk-Fenster, hinter denen sich zentral gelegen die Aula befindet.

Die symmetrisch abgestimmten Portale zur Straßenseite haben jeweils einen reich verzierten Giebel mit Maßwerk. Das Tympanon enthält drei Mosaikfenster, die mit einem Kleeblattbogen nach oben hin abschließen. Sie deuten stark vereinfacht auf eine Kreuzigungsszene hin.

Die Aula

Die neoromanische Aula; im linken Bildrand: das Kieser-Relief von Max Klinger

Die Aula stellt den größten geschlossenen, repräsentativen Innenraum der Schule dar. Sie ist 18 m lang, 10 m breit und 8 m hoch und wurde einst für ca. 600 Personen konzipiert, heute jedoch sind nur noch ca. 200 vorgesehen.

Die originale Bleiverglasung wurde vermutlich im Zweiten Weltkrieg beschädigt und durch neue ausgetauscht, die Spruchbänder von Johann Wolfgang von Goethe enthielt. Seit der Restaurierung 1998 sind wieder die wahrscheinlich originalgetreueren Verglasungen mit stilistischen Blumen eingefügt worden.

Die Wände sind mit farbenfrohen Ornamenten geschmückt, daran liegen in regelmäßigen Abständen hölzerne Halbsäulen mit Blüten-, Spitz- und Kleeblattformen verzierte Kapitelle an, die die fein gestaltete Holzdecke stützen. Darauf sind diverse Wappen aufgemalt. Die Querbalken der Decke ragen mit den Enden mit plastischen Porträts von Persönlichkeiten des fürstlichen Hauses aus der Wand hervor.

Zur Erinnerung an den ersten Direktor des neuen Gymnasiums, Wilhelm Kieser, wurde zu seinem 100. Geburtstag 1911 an der Aulaseitenwand das Marmorbild des großen Lehrers mit der Inschrift: „non omnis moriar“ von Max Klinger enthüllt.

Farblich wird der Raum vom dunklen Holz, von den kräftigen Rot-, Grün- und Blautönen der Zierelemente und vereinzelten Vergoldungen bestimmt.

Direktoren des Gymnasiums seit 1881

  • bis 1898: Wilhelm Kieser
  • 1889–1898: Wilhelm Fritsch
  • 1898–1910: Anton Funck
  • 1910–1919: Karl Schnobel
  • 1919–1945: August Kohl
  • 1945–1946: Schneider
  • 1946–1951: Hermann Schwesinger
  • 1951: Jörns
  • 1951: Klinger
  • 1951–1970: Erich Löhrius
  • 1970–1981: Heinz Rosenstiel
  • 1981–1984: Norbert Tomaschek
  • 1984–1990: Rolf Bilke
  • 1990–1991: Egon Strödter
  • 1991–1996: Renate Eichler
  • seit 1996: Egon Strödter

Quellen

  • F. Lammert: Heimatkunde für das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, 1920
  • Friedrich Apfelstedt: Heimatkunde für die Bewohner des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen
  • Günther Lutze: Aus Sondershausens Vergangenheit, Bd. 1
  • Karl Lenk: Geschichte der Oberschule in Sondershausen vom 16. Jahrhundert bis 1998

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