Gibraltartunnel

Gibraltartunnel
Reliefdarstellung der NASA (links Europa, rechts Afrika)
Satellitenaufnahme (links: Spanien, rechts: Marokko)
Panorama vom Gipfel des "Felsen von Gibraltar" im britischen Überseegebiet Gibraltar. Die Berge von Marokko können im Hintergrund gesehen werden.
Karte des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes (Dezember 2010):
  • in Betrieb
  • im Bau
  • geplant
  • Studie
Marokkanisches Schienennetz

Der geplante Gibraltartunnel soll die Straße von Gibraltar in Form eines Eisenbahntunnels unterqueren. Damit würde die Meerenge zwischen Europa und Afrika bei Gibraltar verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Tunnelprojekt

Ende 2003 einigten sich Spanien und Marokko auf ein Budget von 27 Millionen Euro für die Erstellung von Machbarkeitsstudien für einen zweiröhrigen Eisenbahntunnel mit einem Wartungstunnel. Am 31. Januar 2007 verabschiedete die Europäische Kommission „Leitlinien für den Verkehr in Europa und den Nachbarregionen“. Unter den fünf transnationalen Achsen als „Hochgeschwindigkeitsseewege“ befand sich die „Südwestachse“: „Verbindung der Südwestregion der EU mit der Schweiz und Marokko, mit Anbindung an den transmaghrebinischen Korridor durch Marokko, Algerien und Tunesien sowie dessen Verlängerung nach Ägypten“. Nach einem Bericht von orf.at hat Marokko dazu seine Pläne für einen Gibraltartunnel eingebracht. Den Planungswettbewerb für den Tunnel gewann 2006 Giovanni Lombardi. [1] [2] [3] [4]

Die spanische und die marokkanische Regierung haben einen Gemischten Ausschuss ernannt, um die Machbarkeit der Verbindung der beiden Kontinente zu untersuchen. Dies resultierte im EUROMED Transport Projekt von 2003 bis 2009.[5]

2008 ergaben geologische Explorationen Zweifel an der Praktikabilität. Im März 2009 wurde allerdings ein Vertrag geschlossen über ein gemeinsames Projekt zwischen der marokkanischen "Société Nationale d'Etudes du Détroit de Gibraltar" (SNED) und der spanischen "Sociedad Española de Estudios para la comunicacion fijaein Traves del Estrecho de Gibraltar SA" (SECEGSA).

Die Idee eines Tunnels für Kraftfahrzeuge wurde verworfen aufgrund der derzeit sehr schwierigen ingenieurtechnischem Herausforderung bezüglich der Belüftung mit Entfernung der Abgase aus dem Tunnel.

Eine Drei-Jahres-Studie für einen Eisenbahntunnel wurde im Jahr 2003 angekündigt. SNED und SECEGSA gaben mehrere Meeresboden-Explorationen in Auftrag.

Die Tiefe der Meerenge beträgt circa 900 Meter auf dem kürzesten Weg, aber nur etwa circa 300 Meter etwas weiter westlich, wo die europäische und die afrikanische Platten aufeinander treffen. Die kürzeste Verbindung ist circa 14 Kilometer lang. Doch die vorgeschlagene Route, die westlich von Tarifa bis östlich von Tanger verläuft, ist 23 Kilometer lang, da sie nicht gerade verläuft.

Der Tunnel wird voraussichtlich circa 34 km lang werden. Und eine zusätzliche Bahnlinie wäre nötig, um das spanische Ende des Tunnels in der Nähe von Tarifa mit Algeciras zu verknüpfen, wo die Talgo-Verbindung derzeit endet.

Das Projekt würde von zwei öffentlich-rechtlichen Unternehmen, SECEGSA in Spanien und SNED in Marokko, mit Unterstützung der Europäischen Union finanziert werden. Es ist noch nicht klar, ob dies ein EUROMED-Projekt oder ein kommerzielles Konsortium sein wird.[6]

Ein Bericht über die Machbarkeit des Tunnels wurde von der Europäischen Union im Jahr 2009 vorgestellt. Und eine weitere Projektstudie ist aktuell in Arbeit.

Die Inbetriebnahme soll 2025 stattfinden. Es werden 9 Millionen Benutzer im ersten Jahr des Betriebs erwartet.

Es gibt bisher keine offiziellen Zahlen über die Kosten des Projekts. Doch die geschätzten Kosten belaufen sich auf mindestens fünf Milliarden Euro.

Der vorgeschlagene Eisenbahntunnel wäre circa 40 Kilometer lang und circa 300 Meter tief. Der Bau würde circa 15 Jahre dauern.

Ein früherer Plan war, die beiden Kontinente über die schmalste Stelle der Meerenge zu verbinden. Aber diese Idee wurde verworfen, da der Tunnel circa 900 Meter tief gewesen wäre. Selbst 300 m sind sehr tief, da der bisher tiefste Unterwasser-Tunnel, der Eiksundtunnel 287 m unter dem Meeresspiegel verläuft.

Es müssten auch Terminals für die Verladung von Kraftfahrzeugen gebaut werden, wie beim Eurotunnel.

Anbindung an den Schienenverkehr in Spanien

Ende 2010 erreichte das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz (AVE-Netz) eine Gesamtlänge von 2.056 km und ist damit das längste Hochgeschwindigkeitsbahnnetz Europas[7].

Anbindung an den Schienenverkehr in Marokko

Zusätzlich zum bereits existierenden Schienenverkehr in Marokko sind für das Hochgeschwindigkeitsnetz zwei TGV-Linien geplant: von Tanger über Rabat, Casablanca und Marrakesch nach Agadir und von Rabat über Fès nach Oujda. Als erste Strecke soll TangerCasablanca Ende 2015 in Dienst genommen werden, wobei zwischen Tanger und Kenitra 320 km/h gefahren werden wird.[8] Am 23. Oktober 2007[9] unterzeichnete der französische Präsident Nicolas Sarkozy bei einem Staatsbesuch mit marokkanischen Ministern eine Absichtserklärung über den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Marokko zwischen Casablanca und Tanger. Alstom liefert dazu 14 TGV-Duplex-Züge an die ONCF.[8]

Alternatives Brückenprojekt

Seit etlichen Jahren werden Pläne zum Bau einer Brücke erstellt, um Afrika und Europa zu verbinden. Dies wäre eine der längsten Brücken der Welt. Besondere Anforderungen würden neben der Länge unter anderem die tektonischen Gegebenheiten und der Schutz der Pfeiler vor Schiffskollisionen an die Konstrukteure stellen.

Mehrere Ingenieure haben Entwürfe angefertigt für eine Brücke über die Straße von Gibraltar mit verschiedenen Ausrichtungen und mit unterschiedlichen strukturellen Konfigurationen.

Professor T.Y. Lin schlug eine Brücke zwischen Punto Oliveros und Punto Cires vor, die mit einer Länge von 14 Kilometern, tiefen Pfeilern, circa 1000 m hohen Türmen und 5000 m Spannweite weit über die längste gebaute Brücke hinausgehen würde.

Im Jahr 2004 veröffentlichte Architekt Eugene Tsui sein Konzept einer schwimmenden Brücke und versenkten Tunneln, mit einer drei Meilen breiten schwimmenden Insel in der Mitte der Straße von Gibraltar.

Autor Arthur C. Clarke beschrieb eine Brücke über die Meerenge in seinem 1979 erschienenen Science-Fiction-Roman „The Fountains of Paradise (Fahrstuhl zu den Sternen)“.

Blick vom Mirador del Estrecho nach SüdenIm Osten liegt Sabta/Ceuta (hier links) und im Westen Tandja/Tanger.
Blick vom Mirador del Estrecho nach Süden
Im Osten liegt Sabta/Ceuta (hier links) und im Westen Tandja/Tanger.

Alternatives Staudamm-Projekt

Ein unrealistischeres Projekt ist der Bau eines Staudammes quer durch die Straße von Gibraltar. Der Plan geht auf den deutschen Architekten Herman Sörgel zurück, der dieses unter dem Namen Atlantropa bekannt gewordene Projekt Zeit seines Lebens geplant und verfolgt hat. Es sah vor, in der Straße von Gibraltar einen gigantischen Staudamm zu errichten, was ein Absinken des Meeresspiegels im Mittelmeer um zirka 100 bis 200 Meter zur Folge gehabt hätte. Vorrangiges Ziel dieses generationenübergreifenden Projektes sollte es sein, Neuland und Energie für Europa und die afrikanischen Mittelmeeranrainerstaaten im Überfluss zu gewinnen. Ein ähnliches Projekt für einen teilweisen Staudamm wurde 1997 gefordert, um den Klimawandel durch Strömungsumleitung im Atlantik abzumildern.[10]

Einzelnachweise

  1. http://www.lombardi.ch/publications/pdfviewer.php?ID=471
  2. http://www.lombardi.ch/publications/pdfviewer.php?ID=473
  3. http://www.lombardi.ch/publications/pdfviewer.php?ID=474
  4. http://www.lombardi.ch/publications/pdfviewer.php?ID=475
  5. http://www.euromedtransport.org/Fr/accueil_4_46
  6. http://www.secegsa.gob.es/secegsa/lang_castellano/
  7. Spanish rail overtakes the rest of Europe. In: The Independent, 19. Dezember 2010
  8. a b ONCF and Alstom sign a contract for the supply of 14 very-high speed trains to Morocco. 10. Dezember 2010, abgerufen am 12. Dezember 2010 (englisch).
  9. Siehe: TGVs to Marrakech
  10. Climate Control Requires a Dam at the Strait of Gibraltar

Weblinks

 Commons: Straße von Gibraltar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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