Herrenhaus Grabau

Herrenhaus Grabau
Das Grabauer Herrenhaus

Das Herrenhaus Grabau in Grabau in Schleswig-Holstein war das Wohngebäude des gleichnamigen Guts. Grabau wurde erst 1806 zu einem eigenständigen Adligen Gut und im 20. Jahrhundert aufgesiedelt und verkauft. Das Herrenhaus wurde 1908 fertiggestellt, der eklektizistische Bau vereint in sich verschiedene europäische Stilformen aus fünf Jahrhunderten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Geschichtlicher Überblick

Der spätere Gutsbesitz Grabau ging aus einem Dorf der Wenden hervor. Im Mittelalter gehörten die Ländereien der ritterlichen Familie Hummersbüttel, im Zuge einer Vermählung und eines damit einhergehenden Erbgangs gerieten sie in den Besitz der uradeligen Familie Buchwaldt. Das Gut Grabau wurde im 16. Jahrhundert begründet. Es war ursprünglich ein Meierhof des Guts Borstel und blieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz der Buchwaldts.

Ab der Wende zum 19. Jahrhundert wechselten die Besitzer mehrfach. 1802 wurde Grabau aus Borstel herausgelöst und 1806 unter der Familie Jenisch zum eigenständigen Adligen Gut erklärt. Auf die Jenisch folgten wiederum wechselnde Besitzer, von 1861 und 1906 gehörte das Gut dann für einen längeren Zeitraum der Familie Wehber. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte ein erneuter Verkauf, dieses Mal ging das Gut an den Kaufmann Gustav Lahusen. Unter dem neuen Besitzer wurde das heutige Herrenhaus errichtet und der Gutsbetrieb auf Milchviehwirtschaft umgestellt. Nach 1932 ging das Gut für kurze Zeit an den Fabrikanten Friedrich Bölck, der es 1936 der Wehrmacht verkaufte. Das Herrenhaus wurde dem Oberkommando übergeben, die Gutswirtschaft diente nun der Versorgung von Armeepferden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden sowjetische Kriegsgefangene auf Gut Grabau eingesetzt, das zum Ende des Krieges Flüchtlinge aus Ostpreußen aufnahm.

Vom Zweiten Weltkrieg zur Gegenwart

Nach dem Krieg wurde das Gut Grabau in verschiedenen Schritten aufgesiedelt. Das große Herrenhaus nahm von 1951 bis 1966 ein Landjugendheim auf. Das Gut wurde 1967 an die Familie von Kameke verkauft, unter der der Gutsbetrieb zu einem Pferdegestüt umgestaltet wurde, dessen Besitzer später wechselten. Zum eigentlichen Gut gehört heute nur noch ein bescheidenes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, während das vom Gutshof abgelegene, unter Gustav Lahusen errichtete große Herrenhaus 1985 an einen privaten Investor verkauft wurde. Im Herrenhaus wurden Wohnungen eingerichtet und vermietet, nach dem Tod des Besitzers wurde es 1997 zwangsversteigert. Der neue Käufer plante die Einrichtung eines gastronomischen Betriebs, die Pläne wurden jedoch nicht umgesetzt.

Das Gebäude steht gegenwärtig (2009) leer, über eine künftige Nutzung gibt es keine verbindlichen Aussagen. Das Haus ist nicht öffentlich zugänglich und nur begrenzt von öffentlichen Wegen einzusehen.

Das Herrenhaus war wiederholter Drehort verschiedener Film- und Fernsehproduktionen.[1][2] Es diente unter anderem als Kulisse für den Fernsehfilm Gonger – Das Böse vergisst nie, die Fortsetzung Gonger 2 – Das Böse kehrt zurück sowie für die Spielfilme Up! Up! To the Sky mit Katja Riemann und Das Herz ist ein dunkler Wald von Nicolette Krebitz. Der Regisseur Andreas Schnaas drehte auf Grabau Teile seines Low-Budget-Horrorfilms Don't Wake the Dead.

Baulichkeiten

Das Grabauer Herrenhaus

Grabau als einstiger Meierhof des Guts Borstel verfügte lediglich über ein bescheidenes Wohngebäude. Nach dem Kauf des Guts durch Gustav Lahusen wurde das heutige, repräsentative Herrenhaus von 1906 bis 1908 durch den Berliner Architekten Hermann Wehrle errichtet. Es steht abseits des ursprünglichen Wirtschaftshofs in einer nach englischen Vorbildern gestalteten Parkanlage und bildet mit seinem Stilkonglomerat eine Ausnahmeerscheinung in der Architektur Schleswig-Holsteins. Das Gebäude vereint in sich Formen der Gotik, des Tudor- und des Jugendstils. Die Vorbilder für das Herrenhaus sind in englischen und schottischen Landsitzen zu suchen, aufgrund seiner pittoresken Gestalt wird das Gebäude von der Bevölkerung auch oft als Spukschloss bezeichnet.

Das Gebäude ist komplett aus Muschelkalk errichtet, ein Baustoff, der in Schleswig-Holstein nicht vorkommt und aus Süddeutschland importiert wurde. Die einzelnen Bauteile wurden bereits vor Ort behauen und durchnummeriert und mussten in Grabau nur noch zusammengefügt werden. Das Herrenhaus wird aus verschiedenen einzelnen Baukörpern gebildet und besitzt einen asymmetrischen Grundriss. Das kupfergedeckte Dach war einst mit mehreren Dachreitern verziert. Das Dach wurde nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges bereits wieder entfernt und das Kupfer Kriegszwecken zugeführt, die Dachreiter demontiert. Das Herrenhaus erhielt ein vereinfachtes Ziegeldach, das in den 1920er Jahren wiederum gegen ein neues, aber nun vereinfachtes Kupferdach ausgetauscht wurde.

Den Mittelpunkt des Gebäudes bildet eine zweigeschossige Halle, die ringsum von verschiedenen Wohntrakten flankiert wird. Die Innenausstattung mit aufwändigen Vertäfelungen, Mosaiken und Stuckierungen gilt als äußert prachtvoll. Die feste Dekoration der Räume ist bis in die Gegenwart weitgehend erhalten, die Möblierung wurde jedoch bereits in der Zeit unter dem Besitz der Wehrmacht fortgegeben. Vereinfachende Umbauten folgten in der Zeit, als das Haus als Landschulheim diente,

Die Kapelle

Nach dem frühen Tod der Tochter Gustav Lahusens wurde 1923 im Park des Herrenhauses eine Grabkapelle für sie errichtet. Der neogotische Bau lehnt sich stilistisch an die Architektur des Herrenhauses an und ist mit einer Madonnenstatue des ostpreußischen Bildhauers Stanislaus Cauer geschmückt. Da sich die Kapelle in einem baulich schlechten Zustand befindet, wurde von der Kirchengemeinde Sülfeld ein Förderverein gegründet, der sich der Sanierung des Gebäudes verschrieben hat.

Weblinks

Literatur

  • Hubertus Neuschäffer: Schleswig-Holsteins Schlösser und Herrenhäuser. Husum 1989, S. 68f, ISBN 3-88042-462-4
  • Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994.

Einzelnachweise

  1. Hamburger Abendblatt vom 7. Juli 2007
  2. Tagesspiegel vom 19. Dezember 2007
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