Gut Hahn

Gut Hahn

Das ehemals herrschaftliche Gut Hahn liegt im Oldenburger Land – 20 km nördlich der Stadt Oldenburg, am Rande des Rasteder Geestrückens. Es wurde erstmalig im Jahre 1059 als Villa Hona in der Gründungsurkunde der Sankt-Ulrichskirche zu Rastede erwähnt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Oldenburger Grafen

Graf Anton Günther

Die Besitzer waren vermutlich schon seit langem die Vorfahren der Oldenburger Grafen. Graf Johann II. († 1314) übergab das Gut im Jahre 1310 der kurz zuvor in Bredehorn gegründeten Johanniter-Kommende. Johanniter-Mönche errichteten auf der im Wald gelegenen Hofstelle große landwirtschaftliche Gebäude und eine Kapelle. 1487 erklärte Graf Gerd von Oldenburg den Johannitern, dass seine Vorfahren ihnen zwar das Gut Hahn zur Bewirtschaftung anvertraut hätten, ihnen aber damit keine weiteren Befugnisse und Besitzrechte verliehen worden seien. Der Orden und die Grafen stritten noch Jahrzehnte um die Besitzverhältnisse, bis es 1572 zu einem Vergleich kam, in dem die Johanniter auf das Gut verzichteten. Gut Hahn wurde ein gräfliches Vorwerk, das von so genannten Meiern verwaltet wurde. Graf Anton Günther (1583–1667), der letzte und populärste Landesherr der Grafschaft Oldenburg, unterhielt auf Gut Hahn ein Pferdegestüt. Die Bauern in der Umgebung des Vorwerks waren verpflichtet, die zum gräflichen Gutsbetrieb gehörenden Ländereien zu bearbeiten. Als Anton Günther 1667 starb, fiel die Grafschaft Oldenburg als Erbe an den König von Dänemark.

Dem unehelichen Sohn Anton von Aldenburg blieb die Erbfolge versagt. Gemäß dem Testament des Vaters erhielt er nur das Amt Varel, die Herrlichkeit Kniphausen und das Gut Hahn als freies Grundeigentum. Die dänische Regierung war damit nicht einverstanden und versuchte mit verschiedenen politischen Winkelzügen, die Herrschaft der Aldenburger zu brechen. Im Aldenburger Traktat von 1693 erreichte sie, dass die Witwe des Grafen Anton unter anderem auf Gut Hahn verzichtete. Der inzwischen als Pächter dort ansässig gewordene Kammerrat von Felden hatte hinfort eine Erbheuer in Höhe von 200 rt an den dänischen König zu zahlen.

Johann Georg von Hendorff

1754 ging das Gut in den Besitz des in dänischen Diensten als Kriegskommissar und Justizrat stehenden Johann Georg Henrichs über. König Friedrich V. erlaubte ihm die Einrichtung einer Ziegelei, erteilte ihm die Konzession zum Brauen und Branntweinbrennen und erhob ihn mit dem Prädikat „von Hendorff“ in den dänischen Adelsstand. 1765 ließ von Hendorff die beiden alten Vorwerksgebäude abbrechen und dafür das bis heute erhaltene ostfriesische Gulfhaus errichten.

Gut Hahn von 1809 bis 1854

13 Jahre nach Hendorffs Tod verkauften die Erben das Gut an den Holländer Jan Zeper. Ihm folgte 1809 der Ostfriese Albert Eden Alberts. Der nächste Besitzer war der französische Ritter Louis Marcel de Ciusser. Er war nach der Französischen Revolution von 1789 als Königstreuer nach Oldenburg geflohen, hatte dort ein Porzellangeschäft gegründet und war während der Franzosenzeit zum Munizipalratsvorsitzenden ernannt worden. Nach der Befreiung von der französischen Besatzung (1815) erfuhr de Cousser, dass Albert Eden Alberts das Gut Hahn zum Verkauf angeboten hatte. Er wurde mit ihm einig und übernahm das adlig freie Gut zu einem Kaufpreis von 36.000 Talern.

Oldenburg 1866–1937

Louis Marcel de Cousser, der von Hause aus alles andere als ein Bauer war, gehörte in den folgenden Jahren zu der Gruppe der oldenburgischen Landwirte, die durch Anwendung wissenschaftlicher Grundsätze und Anbaumethoden die Landwirtschaft des Herzogtums zu modernisieren suchten. Er wurde zum Präsidenten der Oldenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft gewählt und in Anerkennung seiner Verdienste bei der Einführung neuer Methoden und der Kultivierung großer Heideflächen mit der silbernen und goldenen Medaille ausgezeichnet. Das inhaltsreiche Leben des in Deutschland heimisch gewordenen Franzosen endete 1854.

Neubau Herrenhaus und Villa Louiswerth

Sein Sohn und Erbe Adoph Friedrich de Cousser ließ 1856 das alte Herrenhaus abbrechen und ein neues erbauen, dass sich heute noch in einem guten Zustand befindet. Gleichzeitig erbaute er für seine Mutter die Villa Louiswerth an der Oldenburger Straße. Der Enkelsohn Louis Marcel de Cousser bemühte sich mehr um den Ausbau der Klinkerziegelindustrie in der Friesischen Wehde, als um die Landwirtschaft auf Gut Hahn. 1882 verkaufte er das Gut mitsamt der Ziegelei und mehreren Wohnhäusern in dem inzwischen zu einem Dorf mit Bahnstation angewachsenen Ort Hahn. Der Käufer war ein Verwandter mütterlicherseits, der Brauereibesitzer Treitschke in Erfurt. Dieser beabsichtigte offensichtlich, die dem Gut erteilte Brauereikonzession zu nutzen, hatte damit aber keinen Erfolg. Treitschkes Erben in Erfurt waren sich einig in dem Bestreben, das Gut zu verkaufen, und der ehemalige Besitzer Louis de Cousser nahm 1911 die Gelegenheit wahr, es für den Preis von 465.000 Mark wiederzuerwerben. Er starb aber schon zwei Jahre später. Seine Witwe stellte das Herrenhaus im Ersten Weltkrieg als Lazarett zur Verfügung.

Gut Hahn von 1917 bis heute

Gut Hahn

1917 erkannte Frau de Cousser, dass sie mit der Verwaltung eines großen Gutes überfordert war. Sie bot es darum in einer Forst- und Jagdzeitschrift zum Verkauf an. Der Sägewerksbesitzer Friedrich Hünninghaus aus Haßlinghausen bei Wuppertal machte sich sofort auf den Weg, um es zu besichtigen. Sein Hauptinteresse galt dem Wald, in dem er Holzvorräte für seine Sägerei sichern wollte. In Hahn musste er feststellen, dass der Baumbestand nicht seinen Vorstellungen entsprach. Trotzdem beschloss er, das Gut zu kaufen und errichtete eine neue Sägerei auf dem Gutsgelände, ließ aber den Wald und die herrlichen Parkanlagen fast unangetastet. Das Holz für die Sägerei ließ er sich aus der Lüneburger Heide heran transportieren. Hünninghaus nahm sich vor, alle Gebäude zu sanieren. Als Erstes ließ er die Dächer reparieren und Stromleitungen legen. Danach versuchte er, durch Abbruch eines arg verfallenen Nebengebäudes dem zwar idyllischen, aber leicht verkommenen Anwesen wieder ein aufgeräumtes Aussehen zu verleihen. Auch die sagenumwobene Wassermühle aus dem Jahr 1611 fiel der Abbruchseuphorie zum Opfer.

Friedrich Hünninghaus vererbte seiner Tochter und seinem Schwiegersohn Friedrich Selle das Gut mit dem Sägewerk. In dem Sägewerk verstummten 1937 die Sägegatter. Auf dem dazugehörenden Grundstück wurde während des Krieges eine Kraftfahrzeugstaffel der Wehrmacht untergebracht. Die damals zusätzlich errichteten Mannschaftsbaracken dienten nach dem Krieg als Unterkünfte für so genannte Displaced Persons, zum größten Teil Letten, die nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten oder konnten.

Gutsbesitzer Selle verfügte in seinem Testament, dass seine drei unmündigen Enkelkinder als Erbengemeinschaft das Gut Hahn erhalten sollten. Caroline, eines der drei Enkelkinder, heiratete den Holländer Wim Deekens und wohnt jetzt mit ihm zusammen in dem alten Gutshaus.

Die Landwirtschaft ist verpachtet. Erwerbsgrundlage des Gutes sind Milchvieh- und Forstwirtschaft.

Literatur

Quellen

  • Niedersächsisches Staatsarchiv Oldenburg Bestand 272-11, 272-20.
53.2994444444448.1677777777778

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