H. J. Merck & Co.

H. J. Merck & Co.
H. J. Merck & Co.
Rechtsform
Gründung 1799
Auflösung 1983
Sitz Hamburg, Deutschland
Branche Handel

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H. J. Merck & Co. war ein 1799 gegründetes Handelshaus, das später zu einem der größten Hamburger Merchant Banker seiner Zeit wurde und bis 1983 bestand. Neben Handels- und Banktätigkeit, wurde anfangs auch ein eigenes Reedereigeschäft betrieben. Die Unternehmung war als wichtiger Kapitalgeber führend an der Gründung der Hapag und der Norddeutschen Bank beteiligt. Später waren H. J. Merck & Co. stark im Kunstdüngergeschäft engagiert.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Nach einer Lehrzeit in Straßburg kam Heinrich Johann Merck 1794 nach Hamburg und wurde Angestellter des Hamburger Unternehmens Sel. Paul Danckert Wwe et Comp. Dieses Unternehmen war mit Im- und Export und der Kattundruckerei befasst, Merck vertrat das Unternehmen bei der Leipziger Messe.[1] Dort erkannte er die Nachfrage nach Garnen, die von der sich entwickelnden vogtländischen Tuchmacherei ausging (→ Plauener Spitze). 1799 erwarb Merck das Hamburgische Bürgerrecht und begründete das Unternehmen H. J. Merck, die sich mit dem Vertrieb von industriell gefertigten englischen Baumwollgarnen, genannt Twist, befasste. Die für Hamburg wirtschaftlich schwierige Zeit während der Hamburger Franzosenzeit von 1806 bis 1814, da bedingt durch die Kontinentalsperre der Güterverkehr auf der Elbe fast zum erliegen kam, konnte von Merck, durch Beteiligung am lukrativen Schmuggel englischer Güter, überbrückt werden. Merck kaufte 1810 ein Teil des Mortzenhauses am alten Wandrahm, um dort Speicher und Kontor sein Unternehmen unterzubringen, im anderen Teil des Mortzenhauses war das Unternehmen Joh. Berenberg, Gossler & Co. ansässig, das Nachbarhaus war Unternehmenssitz von J.C. Godeffroy & Sohn, später wurde dort auch das Museum Godeffroy eingerichtet.

Konsolidierung

1815 wurde der Unternehmensname (Firma) in H. J. Merck & Co. geändert, da Florentin Theodor Schmidt und Johannes Christian Dürbig Teilhaber wurden, Dürbig vertrat die in Leipzig eingerichtete Filiale Merck, Dürbig & Co.. 1817 wurde ein weiteres Tochterhaus in Manchester gegründet, das für den Einkauf von Garnen auf dem englischen Markt sorgte. H. J. Merck & Co. importierte vor allem englische Garne, war aber auch mit schlesischem Zink, osteuropäischem Getreide, ab den zwanziger Jahren mit dem Import von Rohbaumwolle beschäftigt. Zunehmend wurde aber auch Bankgeschäfte getätigt, d.h. Kredite vergeben und Anleihenhandel betrieben. Da die Geschäfte sehr gut liefen wurden weitere Teilhaber aufgenommen, 1831 Heinrich Johann Merck jr. (1804–1835), 1836 Justus Ruperti (ganzer Name: Justus Carl Wilhelm Ruperti[2]), für den verstorbenen Johannes Christian Dürbig, 1840 Ernst Merck. Später wurden noch Theodor Merck (1816–1889) und ein Sohn von Florentin Theodor Schmidt aufgenommen. Am 23. Oktober 1853[2] starb Heinrich Johann Merck sen. und Ernst Merck und Justus Ruperti führten das Hamburger Geschäft weiter.[3] Theodor Merck leitete die Niederlassung in Manchester.

1831 belief sich das Gesamtkapital des Unternehmens auf 1.632.000 Mark Banco.[4]

Bis Mitte der zwanziger Jahre des hatte H. J. Merck & Co. bis zu 6 eigene Schiffe besessen, diese wurden dann nacheinander verkauft. 1846 beteiligte sich H. J. Merck & Co. in führender Rolle an der Gründung der Hapag.

Die fünfziger Jahre

H. J. Merck & Co. gelang es in den ab 1853 durch mehrere Geschäftsreisen nach Russland, das in den vorherigen Jahren brachliegende Baumwollgeschäft wiederzubeleben und ein bedeutendes Baumwollhandel mit Russland aufzubauen. Dort entstand aufgrund der vielen dort entstehenden Spinnerein eine große Nachfrage nach Rohbaumwolle, die zu einem Großteil von H. J. Merck & Co. befriedigt wurde.[5] Neben Aktienemissionen wie beispielsweise der Österreichischen Eisenbahnaktien, war das Unternehmen stark in Handel mit Schweden engagiert. 1856 schieden die beiden Teilhaber Schmidt aus und wurden ausbezahlt.

Gründung der Norddeutschen Bank

Bereits 1845 war ein Gründerkonsortium unter Beteiligung von H. J. Merck & Co. zusammengetreten mit der Absicht eine Bank zu gründen, damals hatte der Rath das Anliegen abgelehnt. Ein neues Konsortium trat 1854 zusammen und arbeitete Statuten für eine Bank aus, die auch das Recht haben sollte, Noten auszugeben. Nach längeren Verhandlungen wurden am 21. Mai 1856 die Unterlagen beim Rath eingereicht. Einer anderen Gruppe von Kaufleuten gelang es Ende Juli 1856 die Vereinsbank in Hamburg zu gründen. Darauf hin rückte das Konsortium von dem Anspruch auf eigene Notenvergabe ab und mit geänderten Unterlagen wurde am 15. August 1856 die Gründung der Norddeutschen Bank erlaubt.[6]

Handelskrise 1857

Die Wirtschaftskrise von 1857 überstand H. J. Merck & Co. mit einigen Mühen. H. J. Merck & Co. waren erst im November 1857 von der Krise stark betroffen, auch Sie hatten zu großzügig Kredit vergeben und ihre Kreditnehmer stellten die Zahlungen ein.[7] Als entscheidend für das Überleben erwiesen sich die Rettungsmaßnahmen des Hamburger Raths. Dieser stellte H. J. Merck & Co. mit 5 Millionen Mark Banco die Hälfte einer von Wien geliehenen Silberanleihe zur Verfügung.[8] Das Eigenkapital sank in der Krise von 5,1 Mio Mark Banko auf 3,7 Mio Mark Banko. Die Niederlassung in Manchester von H. J. Merck & Co. wurde während der Krise liquidiert.[9] Um 1860 waren in der Gewinnrechnung der Gewinn aus Bankgeschäft und der aus Handelsgeschäft etwa gleich hoch.[10]

1860 tritt Oscar Ruperti in das Unternehmen ein und wird nach dem Tod seines Vaters Justus Ruperti (1862) und Ernst Mercks (1863) Chef des Hauses.[11]

In den Jahren ab 1865 wird das Baumwollgeschäft langsam aufgegeben und statt dessen vor allem der Guanohandel ausgebaut, sukzessive werden dafür Investitionen in Produktionsbetriebe in Chile und Spanien getätigt und auch eigene Verarbeitungsbetriebe aufgebaut.[12] Als Höhepunkt dieser Entwicklung gliedert Oscar Ruperti aus dem Unternehmen H. J. Merck & Co. um die Jahrhundertwende das Guanogeschäft aus und gründet die Merckschen Guano & Phosphatwerke A.G.

H. J. Merck & Co. betrieben weiterhin Warenhandel und Bankgeschäfte, wenn auch nicht mehr in so spektakulärem Umfang wie früher. Im Jahre 1885 war H. J. Merck & Co. an der Ausgabe der Aktien der Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft beteiligt.[13]

Teilhaber

In späteren Jahren treten männlichen Nachkommen als Teilhaber in das Unternehmen ein, so der Sohn von Ernst Merck, Carl Heinrich Freiherr von Merck.

Ernest William Merck (* 5. Juni. 1854 in Manchester), Sohn von Theodor Merck, trat zum Ende des Jahres 1880 mit 26 Jahren ins Unternehmen H. J. Merck & Co. ein. Er wurde umfassend auf seine Tätigkeit vorbereitet. Zuerst hatte er eine 3-jährige kaufmännische Lehre in dem Unternehmen Rimpau & Co. in Hamburg absolviert. Nach einem Jahr als Einjährig-Freiwilliger beim 2. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 11 in Düsseldorf, arbeitet Ernest William Merck von 1876 bis 1879 in London in unterschiedlichen Unternehmen in den Bereichen Bankgeschäft, Kaffee- und Zuckerhandel. Anschließend war er jeweils 6 Monat in Nordamerika und Bordeaux tätig. 1883 erlangte er Prokura und wurde 1890 Teilhaber bei H. J. Merck & Co.. Bis mindestens 1929 war er Teilhaber und gehörte zudem den Aufsichtsräten der Guanowerke A.G. und der Norddeutschen Bank A.G. an.[14]

Erwin Johannes Merck (* 1900; † 1947), Sohn von Ernest William Merck, wurde nach dem Ersten Weltkrieg Teilhaber.[15]

Spätere Jahre

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde vor allem das Warengeschäft betrieben, das Bankgeschäft spielte seitdem eine untergeordnete Rolle. Später wurde das Bankgeschäft insbesondere im Wertpapiergeschäft wieder intensiviert und das Unternehmen kam in den Einflussbereich der Bank Mees & Hope N.V., das mit fast 100% an H. J. Merck & Co. beteiligt war. Mees & Hope N.V., ein alteingesessenes, niederländisches Bankhaus war 1975 von der Algemene Bank Nederland gekauft worden. Die beiden persönlich haftenden Gesellschafter Werner Töben und Eberhard Plassmann führten das Bankgeschäft bis zum 1. Januar 1984 in Raum- und Personalunion mit der Hamburger Niederlassung von Mees & Hope. Die Bilanzsumme betrug zum Schluss nur ca. 12 Millionen Mark, da das Geschäft sukzessive von Mees & Hope übernommen wurde.[16]

Sonstiges

  • Das heute mit gleicher Firma bestehende Unternehmen ist eine Neugründung und eine Vertretung für elektrische Maschinen und Pumpen.
  • Die Familiengruft der Familie Heinrich Johann Merck befindet sich auf dem heutigen Jacobi-Park, dem ehemaligen Friedhof der Hauptkirche St. Jacobi. Bestattet sind u.a. Heinrich Johann Merck (1770–1853), Heinrich Johann Merck jr. (1804–1835), Ernst (Freiherr von) Merck (1811–1863) und Theodor Merck (1816–1889). Genau gegenüberliegend befindet sich das Grab von Justus Carl Wilhelm Ruperti (1791–1861). Beide Grabstätten gehören zu den wenigen verbliebenen auf dem heutigen Parkgelände.[2]
  • Der spätere Teilhaber Ernest William Merck und dessen Sohn Erwin Johannes Merck sind auf dem Alten Niendorfer Friedhof bestattet. Das Grab befindet sich in unmittelbarer Nähe des Mausoleums Heymann und ist von einer bronzenen Grabplatte geschmückt.

Literatur

  • Percy Ernst Schramm: Hamburg, Deutschland und die Welt; Leistungen und Grenzen hanseatischen Bürgertums in der Zeit zwischen Napoleon und Bismarck; Hamburg, 2. Auflage, 1952

Einzelnachweise

  1. Schramm: Hamburg … S. 96
  2. a b c Familiengruft der Familie Heinrich Johann Merck und dem Grabstein von Justus Carl Wilhelm Ruperti auf im heutigen Jacobi-Park, dem früheren Friedhof der Hauptkirche St. Jacobi.
  3. Schramm: Hamburg … S. 363
  4. Schramm: Hamburg … S. 361
  5. Schramm: Hamburg … S. 378
  6. Schramm: Hamburg … S. 386
  7. Schramm: Hamburg … S. 421
  8. Helmut Böhme: Wirtschaftskrise, Merchant Bankers und Verfassungsreform in Zeitschrift für Hamburgische Geschichte, Band 54, 1968, S.102 f
  9. Schramm: Hamburg … S. 378
  10. Schramm: Hamburg … S. 112
  11. siehe Artikel über Ruperti in den Hamburger Nachrichten Nr. 290 vom 21. Juli 1921
  12. Helmut Böhme: Wirtschaftskrise, Merchant Bankers und Verfassungsreform in Zeitschrift für Hamburgische Geschichte, Band 54, 1968, S.103
  13. Dabei wurden folgende Teilhaber erwähnt: Carl Heinrich Johann von Merck (1843–1920); Theodor Merck; Oscar Rupperti und Alexander Borgnis (1827–1914). Aus: Frank M. Hintz: Planung und Finanzierung der Speicherstadt in Hamburg, Gemischtwirtschaftliche Unternehmensgründungen im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft, Veröffentlichung des Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte (HAR) Bd. 7, 2000, Fußnote 675, S.195
  14. Georg Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer, Berlin 1929, S.1470
  15. dazu Deutsches Geschlechterbuch, Band 18, 1910
  16. Merck-Bank überträgt Geschäft auf Mees & Hope, in: Hamburger Abendblatt, 30. November 1983

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