Hafen Norderney

Hafen Norderney
53.69993097.1597369
Karte der Insel Norderney mit dem Hafen und Fähranleger am Südwestlichen Rand
Luftaufnahme des Hafens von Norderney mit den Anlegern der Reederei Norden-Frisia, Abfertigungs- und Wartehalle sowie Tonnenhof
Blick in den Tonnenhof des WSA Emden, Außenstelle Norderney
Der Seenotrettungskreuzer Bernhard Gruben am Anleger
Das Niederkielschiff Störtebeker am Norderneyer Güterfähranleger

Der Hafen Norderney ist ein Fischerei-, Sportboot- und Fährhafen am südwestlichen Rand der Insel Norderney und Sitz der Reederei Norden-Frisia.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Norderneyer Hafen liegt in seiner heutigen Form an der Südseite der gleichnamigen Insel.

Geschichte

Bis 1871 mussten die Norderney ansteuernden Dampfschiffe und Fährboote im parallel, südlich zur Insel verlaufenden Fahrwasser, dem Norderneyer Riffgat oder auch Norderneyer Reede genannt, ankern. Die Passagiere stiegen dann auf bereitliegende Boote oder bei Ebbe auf Pferdewagen um und erreichten so trockenen Fußes die Insel.

„Sobald wir nämlich vor Anker gegangen waren, ließ unser Kapitän die Flagge aufziehen als das übliche Zeichen für die Insulaner von der Ankunft eines neuen Schiffes. Hierauf setzte sich eine Schaluppe, die in der Mitte unserer Entfernung vom Ufer lag, nach uns in Bewegung, in die das Einsteigen von unserem Ewer herab schon etwas misslich war. Da aber auch dieses Boot wieder wegen Mangels an erforderlicher Tiefe des Wassern uns noch nicht ganz ans Ufer bringen konnte, so kam uns nunmehr noch ein offener zweispänniger Korbwagen, bis über die Axen im Wasser, entgegengefahren, der uns aus dem Boote wieder mittelst einer noch gefährlicheren Aus- und Einsteigens aufnahm und endlich an den Strand brachte, wo wir von mehreren uns hier schon erwartenden Badegästen und den lustig aufspielenden Musikanten der Badeanstalt mit großem Jubel empfangen wurden“

Reisebericht von Karl Schulz, Professor der Philosophie, Halle 1813

Mit dem Bau einer eisernen Landungsbrücke im Jahr 1871 entfiel das Ausbooten der Schiffspassagiere. Die Brücke, die zum Winter hin abgebaut wurde, war 88 Meter lang und 2,50 Meter breit. Für den Entwurf des Anlegers erhielt Baurat Adolf Tolle die Fortschrittsmedaille von der Jury der Wiener Weltausstellung 1873 verliehen. 1873/74 war auch der 1200 Meter lange hochwasserfreie Fahrdamm aufgeschüttet, der vom Anleger zum Ortseingang (am heutigen Haus Schiffahrt) führte.

Die erste Personenbrücke im heutigen Hafen wurde im Zuge der Einrichtung einer Dampfschiff-Verbindung von Norddeich Mole im Jahre 1872 errichtet. 1873/74 folgte die Fertigstellung des Hafenbeckens mit einem insgesamt 1200 Meter langen Hafendamm, die dem Hafenbecken eine C-Form verleiht (siehe Bild rechts).[1]

1880 wurde mit dem Hafenbau begonnen, wesentliche Erweiterungen erfolgten zwischen 1888 und 1892. Am Hafenkopf befand sich eine gesonderte Brücke, der Lloyd-Anleger, für die Salonschnelldampfer aus Hamburg und Bremerhaven. Der Hafen erleichterte auch das Löschen und Laden von Fracht.

Seit 1888 existiert die ganzjährige Fährverbindung zwischen Norderney und dem Festland. Um den Komfort der wartenden Reisenden zu verbessern wurde 1890 mit dem Bau einer ersten Wartehalle am Hafen begonnen. Heute gibt es neben einer Wartehalle zwei Fährbrücken für die Autofähren der Reederei Norden-Frisia, die im Hafen ihren Sitz hat, noch eine Personenbrücke, über die der Ausflugsverkehr zu den Nachbarinseln, ins Wattenmeer und für die Verbindung Norderney–Helgoland abgewickelt wird.

Heutige Bedeutung

Es besteht eine Fährverbindung im Liniendienst der Reederei Norden-Frisia zwischen Norderney und Norddeich Mole. Die Fährschiffe Frisia I, Frisia II, Frisia IV, Frisia V und Frisia VI stellen die Verkehrsverbindung von und nach Norderney sicher. Befördert wurden im 1. Halbjahr 2004 825.000 Personen und insgesamt 180.000 Autos und Lieferfahrzeuge,[2] wonach die Verbindung Norddeich-Mole/Norderney die zweitwichtigste deutsche Fährverbindung ist. Vergleichszahlen aus dem Jahr 2009 ergeben 1.976 Millionen Fahrgäste und rund 146.500 Pkw-Beförderungen.[3] Mit der Frisia X sind Ausflugsfahrten zu den benachbarten Inseln möglich.

Im Norderneyer Hafen wurde 2004 das Stationsgebäude der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) eingeweiht. Es löste den Bootsschuppen Norderney-Ost ab und dient als Gebäude für Veranstaltungen und Reparaturen, die dort durchgeführt werden können. Der Seenotkreuzer Bernhard Gruben der DGzRS ist seit 1997 im Hafen stationiert.[4][5] Das Wasser- und Schifffahrtsamt Emden (WSA Emden) unterhält auf Norderney eine Außenstelle in Form eines Bauhofs (Tonnenhof). Die Burchana, der Tonnenleger Norden und die Lütjeoog haben die Aufgabe, die Fahrwasserrinnen nördlich und südlich der ostfriesischen Inselkette mit Seezeichen (Tonnen, Pricken und Messbojen)[6] zu versehen und diese zur Reparatur oder Erweiterung nach Norderney oder Emden zu transportieren. Die Norden führt auch Versorgungsfahrten im Bereich des ostfriesischen Wattenmeers durch. Das Vermessungsschiff Norderney ist mit Fahrwasserpeilungen im Bereich der Ostfriesischen Inseln von Borkum (Emsmündung) bis Minsener Oog (Jadebusen/Wesermündung) beauftragt. Mit der THOR, die in Wilhelmshaven vor Anker liegt, jedoch organisatorisch dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Betriebsstelle Norden/Norderney unterstellt ist, der Janssand und der Leyhörn stehen Schiffe zur Schadstoffbekämpfung auf See zur Verfügung.[7] Mit der Otto Templin unterhält die Reederei Norden-Frisia seit Sommer 2008 ein Verkehrssicherungsfahrzeug. Das Schiff hat die Aufgabe das für den Schiffsverkehr gesperrte Baufeld des Offshore-Windparks Alpha Ventus vor Borkum zu schützen und den umliegenden Seeraum auf mögliche Gefährdungen durch den Seeverkehr zu überwachen.[8]

Neben den Fähren und der vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingesetzten Flotte der Betriebsstelle Norden-Norderney/Forschungsstelle Küste gibt es seit 1977 einen Sportboothafen im Norderneyer Hafen, der direkt an den Hafen angeschlossen ist und vom Seglerverein Norderney e. V. betrieben wird. Erster Vorsitzender und Gründer des Vereins war zwischen 1925 bis 1939 und von 1933 bis 1947 der Maler Poppe Folkerts.[9][10] Der Norderneyer Jacht- und Segelclub ist mit knapp 300 Liegeplätzen an den Hafen angeschlossen und unterhält das ehemalige Ostsee-Fahrgastschiff Deutsch-Sowjetische Freundschaft unter dem Namen MS Freundschaft als Schulschiff.[11] Außerdem gibt es eine Surfschule. Zwei Speditionen und mehrere Unternehmen sind ebenfalls im Hafen ansässig.

Zusätzlich zu einer Schiffsdiesel- und Wassertankstelle befindet sich westlich des Hafens, ebenfalls am Südufer der Insel gelegen, die Laderampe des Güterfähranleger, an der Flachkiel-Güterfähren, wie die Frisia VII und Frisia VIII und Störtebeker festmachen können, um Ver- und Entsorgungsfahrten zwischen Norddeich-Mole und Norderney übernehmen zu können. Hierbei wird der Müll der Müllumschlaganlage auf der Insel abtransportiert, der auf dem Festland, unter anderem in Großefehn, Hage, sowie im Wiederverwertungszentrum Georgsheil, weiter verwertet wird. Nach Informationen der Reederei Norden-Frisia beläuft sich das Frachtvolumen auf 350.000 Tonnen pro Jahr.[12]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Quellenangaben

  1. Hafenplan Norderney (PDF; 680 KB). Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG. Abgerufen am 29. April 2011.
  2. 1. Halbjahr 2004: Knapp 2,9 Mill.Fahrgäste auf der Vogelfluglinie. Statistisches Bundesamt Deutschland. Abgerufen am 29. April 2011.
  3. „Wir halten unsere Zusagen ein“. In: Norderneyer Morgen. Nr. 136, 23. Juni 2010, S. 1 (Online-Ausgabe PDF; 1,1 MB).
  4. Norderney. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Abgerufen am 29. April 2011.
  5. Wilhelm Esmann: Die Rettungsboote der DGzRS von 1865 – 2004. Verlag H. M. Hauschild GmbH, Bremen 2004, ISBN 3-89757-233-8, S. 106.
  6. Rückschau: Sturmflutmessung vor der Küste. Das Erste (17. Januar 2010). Abgerufen am 29. April 2011.
  7. Öl- und Schadstoffunfallbekämpfung im NLWKN (PDF; 1,13 MB). Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Abgerufen am 17. Januar 2009.
  8. MS „Otto Treplin“ – Multifunktionales Seeschiff für den Offshore-Bereich. FRIKING GmbH – FRISIA-WIKING Offshore. Abgerufen am 29. April 2011.
  9. Verena Leidig: Seglerverein ist 85 Jahre alt. In: Norderneyer Morgen. Nr. 180, 13. August 2010, S. 1 (Online-Ausgabe PDF; 1,6 MB).
  10. Seglerverein Norderney - Das erste Vierteljahrhundert. Seglerverein Norderney e.V. (9. Mai 2010). Abgerufen am 30. April 2011.
  11. Sportboothafen Norderney GmbH. Hayit Medien. Abgerufen am 29. April 2011.
  12. Michaela Kruse (29. Oktober 2010): Reederei Norden-Frisia lässt neues Schiff taufen. Abgerufen am 10. Juli 2011.

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