- Hans Piffrader
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Hans Piffrader (* 5. August 1888 in Klausen; † 25. November 1950 in Bozen) war ein expressionistischer Südtiroler Bildhauer und Grafiker.
Inhaltsverzeichnis
Lebensgeschichte
Der Sohn eines Gastwirts besuchte die Grundschule in Klausen und dann das renommierte katholische Gymnasium der Franziskaner in Bozen. Von 1907 bis 1911 studierte er an der Staatsgewerbeschule in Innsbruck. Im Ersten Weltkrieg diente Piffrader als Oberleutnant der Tiroler Kaiserjäger. Er kämpfte im Hochgebirgskrieg der Dolomitenfront gegen die angreifenden Italiener, unter anderem am Pasubio: Die besonders grausamen Bedingungen dieses Krieges hatten erhebliche Auswirkungen auf sein späteres Werk.
Nach dem Untergang der österreich-ungarischen Donaumonarchie besuchte er bis 1924 Kurse an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und schloss sich der Stilrichtung der Secession und des Jugendstils an. Seine Südtiroler Heimat wurde 1920 von Italien annektiert. Piffrader schloss sich nach der Machtergreifung der Faschisten unter Mussolini 1922 opportunistisch der faschistischen Künstlerschaft an und ließ sich 1931 in Bozen nieder. 1939 entschied sich Piffrader bei der durch Benito Mussolini und Adolf Hitler erzwungenen Option für Italien und nannte sich jetzt "Giovanni" statt "Hans".
Auf dem Höhepunkt der Macht des faschistischen Regimes beteiligte sich Piffrader 1939 an einer Ausstellung in der neu errichteten Technischen Oberschule "Cesare Battisti" (benannt nach einem von den Österreichern 1916 hingerichteten Irredentisten) in Bozen zusammen mit anderen Künstlern aus Südtirol und dem Trentino wie Eraldo Fozzer, Ignaz Gabloner, Erwin Merlet und Albert Stolz. Er stellte ein Relief aus Bronze aus, das einen heroischen, muskulösen, römischen Feldherrn darstellt, der im Triumph auf einen gebändigten Löwen zeigt, daneben die Kürzel zahlreicher faschistischer Organisationen. Eine verkleinerte Replik dieses Reliefs wurde dem Duce (Führer) Mussolini als Geschenk überreicht. Das Relief ist bis heute in der Eingangshalle der Schule ausgestellt.
Die große Chance im Leben des Künstlers war der Auftrag 1939, für das "Casa del Fascio" ("Haus des Faschismus") am Gerichtsplatz in Bozen ein monumentales Relief zu schaffen. Es sollte die gesamte Breite der Fassade beherrschen und den zwanzigsten Jahrestags der faschistischen Machtergreifung verherrlichen. Piffrader meisselte aus 57 Blöcken von Travertinstein ein 35 Meter breites und 5,5 Meter hohes Werk in zwei Reihen mit allegorischen Darstellungen aus der Geschichte der faschistischen Bewegung. Im Mittelpunkt des Reliefs reitet ein stolzer Duce, die Hand zum faschistischen Gruß gereckt. Arbeiter, Bauern und Soldaten scharen sich um Mussolini. Der Kampfspruch der italienischen Faschisten "Credere, obbedire, combattere" ("glauben, gehorchen, kämpfen") sowie die Abkürzungen wichtiger faschistischer Organisationen sind neben dem Reiter eingemeisselt. Das monumentale Relief wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg an der Fassade angebracht. Das Gebäude dient heute als Finanzamt und trägt an der Stirnseite bis heute dieses Relief.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Piffrader den Südtiroler Künstlerbund und war von 1947 - 1949 sein Präsident und späterer Ehrenpräsident. Hans Piffrader erlag am 25. November 1950 in seinem Haus in Bozen einem Schlaganfall.
Kunst
Einen wesentlichen Einfluss auf Piffraders künstlerisches Schaffen übten die traumatischen, unvergesslichen Kriegserlebnisse des Ersten Weltkriegs aus. In expressiven realistischen Darstellungen klagt er den Krieg an und zeigt dramatische Visionen von Leid und Verzweiflung. Hoffnung auf Erlösung kann man nur erahnen. In seinem umfangreichen graphischen und bildhauerischen Lebenswerk verbindet er diese Sinnbilder der Leidensgeschichte der Menschheit mit dem katholischen Südtiroler Erbe in zahlreichen religiösen Motiven wie Kreuzigungen und Prozessionen zu seinem expressionistischen Stil. Seine Berufung zum Bildhauer stützt sich auf die seit Jahrhunderten in Südtirol gepflegte Tradition der Holzschnitzerei.
Auch das tragische Schicksal seiner Heimat Südtirol und sein eigener Lebensweg spiegelt sich in seinen Werken. Die heroischen, drohenden Posen in seinen Reliefs zeigen die leidvolle Spannung zwischen künstlerischer Freiheit und ideologischer Anpassung an das herrschende Regime.
Werke
- Ehrenmal der Kaiserjäger am Bergisel bei Innsbruck 1923
- Kriegerdenkmal Gelsenkirchen (Deutschland) 1926
- Relief an der Bozener Sparkasse Cassa di Risparmio di Bolzano, 1936
- monumentale Skulptur "Pietà" aus Bronzeguss
- Bronze-Relief in der Technischen Oberschule Bozen "Cesare Battisti" 1939
- monumentales Relief am Haus des Faschismus am Gerichtsplatz in Bozen
- großformatige Kohlestift-Skizzen für das Mussolini-Relief 1939 - 1942
- Kreuzabnahme Christi in Walnuss, in der Kapelle des Oberauer Friedhofs in Bozen
- Zeichnungen, jetzt im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck
Literatur
- Josef, Gasteiger: Hans Piffrader: Bildhauer und Graphiker. Mit Beiträgen von Luis Trenker u. Erich Kofler. Athesia, Bozen, 1978, ISBN 88-7014-072-5.
- Frei, Mathias: Hans Piffrader. Bozen, Südtiroler Künstlerbund, 2005.
- E. Egg: Piffrader Johann (Hans). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 71.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Hans Piffrader – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Österreichischer Bildhauer
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