Heinrich von Bayern (1884–1916)

Heinrich von Bayern (1884–1916)
Prinz Heinrich von Bayern, Aufnahme des Hoffotografen Dittmar (1916)
Titelblatt der Biographie von Maximilian Pfeiffer, München, 1917

Heinrich von Bayern (* 24. Juni 1884 in München; † 8. November 1916 im Kreis Argeș/Rumänien) war Prinz von Bayern, entstammte dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher und war ein hochdekorierter Offizier der bayerischen Armee im Ersten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich war der einzige Sohn des Prinzen Arnulf von Bayern und dessen Ehefrau Therese Prinzessin von und zu Liechtenstein. Der Prinz wurde von Gebhard Himmler, dem Vater Heinrich Himmlers, erzogen. Später wurde der bayerische Prinz Taufpate Heinrich Himmlers.[1]

Nach dem Abitur trat er im Jahr 1901 im Alter von 17 Jahren als Leutnant in das Infanterie-Leib-Regiment ein. Vier Jahre später wechselte er zum 1. Schweren Reiter-Regiment. 1907 wurde Prinz Heinrich zum Oberleutnant befördert, ehe er drei Jahre später Rittmeister wurde. Im Juni 1911 überlebte er einen Autounfall unverletzt und stiftete daraufhin die Mariensäule in Höhenkirchen. Als Chef der 2. Eskadron zog er am 3. August 1914 in den Ersten Weltkrieg. Er führte eine der wenigen klassischen Reiterattacken an der Westfront mitten in den Feind und wurde hierbei durch einen Lanzenstich verwundet. Nach seiner Genesung erkannte er, dass es im Stellungskrieg für die Kavallerie nichts mehr zu bestellen gab, und meldete sich zur Infanterie.

Im Januar 1915 zum Major befördert, übernahm er am 12. März 1915 das III. Bataillon des Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiments, das dem neu aufgestellten Deutschen Alpenkorps unterstellt war. Prinz Heinrich war Abschnittskommandant an der Frontlinie in den Karnischen Alpen südostwärts von Innichen im Pustertal. Unter der ansässigen Bevölkerung war er äußerst beliebt.

In der Schlacht von Verdun gelang es ihm, das Dorf Fleury und die Höhe westlich davon zu nehmen. Er richtete sich im Keller eines Hauses seinen Befehlsstand ein, als dieser durch ein Artilleriegeschoss getroffen wurde. Das Haus über ihm stürzte zusammen und begrub den Prinzen mit seinen Männern. Nach Stunden gelang es einem seiner Mitstreiter, ein Loch durch eine Mauer zu brechen und Hilfe zur Rettung der Verschütteten zu holen. Mit der Ablösung aus dem Frontabschnitt am 24. Juni 1916 wurde er für sein tapferes Verhalten und seine militärischen Verdiensten mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Zudem wurde ihm das Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens Nr. 117 (Zählnummer während des Ersten Weltkriegs) "wegen der in den schweren Kämpfen bei Fleury und später am Rothen-Turm-Paß in Rumänien abgegebenen Beweise außergewöhnlicher, todesverachtender Tapferkeit, kühner Entschlußkraft und vorbildlicher Einwirkung auf die Truppe"[2] verliehen. Im September/Oktober 1916 bewährte er sich nochmals bei den Kämpfen am Roten Turm-Pass. Bei einer Erkundung am Monte Sate (Rumänien/nördl. Sălătrucu, etwa 60 km südöstlich Hermannstadt/Siebenbürgen) am 7. November 1916 verzichtete er trotz Warnung vor Scharfschützen auf Deckung und wurde beim Zurückgehen durch eine Gewehrkugel schwer verwundet. Er erlag am darauf folgenden Tag seinen Verletzungen. Seine letzten Worte sollen "Noblesse oblige!"[3] (Adel verpflichtet) gewesen sein.

Prof. Dr. Günther Freiherr von Pechmann, ein Frontsoldat des Leibregiments, schrieb später in seinen Kriegserinnerungen: „Das KBIL (Königlich-Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment) hatte nicht nur einen seiner tapfersten Führer, sondern auch seinen besten Fürsorger verloren.“

Er ist in der Theatinerkirche in München beigesetzt.

Widmungen

Der Prinz-Heinrich-Marsch wurde ihm wohl kurz nach seiner Übernahme des III. Bataillons von dem Komponisten Georg Fürst, der selbst Angehöriger des Infanterie-Leib-Regiments war, gewidmet. Der Marsch wurde ihm in Bruneck/Südtirol am 7. Juni 1915 erstmalig vorgespielt.[4]

Im Mai 1916 wurde, nach dem Eintreffen der Todesnachricht, auf den Obstanser Böden in den Karnischen Alpen von k.u.k. Soldaten die Prinz-Heinrich-Kapelle errichtet.

In Lenggries wurde 1935/36 die Prinz-Heinrich-Kaserne errichtet. Sie nahm das II. Bataillon des Gebirgsjägerregiments 100 auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die US-Streitkräfte die Kaserne. 1971 kam mit dem FlaRakBtl 33 der Luftwaffe die Bundeswehr in die Liegenschaft. Die Bundeswehr gab 2002 die Prinz-Heinrich-Kaserne mit Auflösung der FlaRakGruppe 33 endgültig auf.[5]

Der Wanderweg von Kartitsch über das Winklertal - Obstans - Pfannspitze - Kinigat und Abstieg über das Erschbaumertal wird auch als Prinz-Heinrich-Gedächtnisweg geführt.

Literatur

  • Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser: Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914-1918, Chr. Belser AG, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930.
  • Rudolf von Kramer, Otto Freiherr von Waldenfels: Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden. Kriegstaten und Ehrenbuch. Selbstverlag des k. b. Militär-Max-Joseph-Ordens, München 1966.
  • Maximilian J. Pfeiffer: Prinz Heinrich von Bayern. Das Lebensbild eines Frühvollendeten. Manz, München 1917.
  • Ludwig Wiedemayr: Weltkriegschauplatz Osttirol. Die Gemeinden an der Karnischen Front im östlichen Pustertal. Verlag „Osttiroler Bote“, Lienz 2007, ISBN 978-3-900773-80-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biografie Himmler
  2. zitiert nach Rudolf v. Kramer, Otto Freiherr von Waldenfels, Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden, Selbstverlag des k. b. Militär-Max-Joseph-Ordens, München 1966
  3. zitiert nach Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser, „Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914-1918“, Chr. Belser AG, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930
  4. Prinz-Heinrich-Marsch
  5. Prinz-Heinrich-Kaserne

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