Herbert Fiering

Herbert Fiering

Herbert Fiering (* 24. September 1912 in Magdeburg[1]) war ein deutscher Politiker (LDP).

Leben

Repkowstraße 9

Fiering wurde im Magdeburger Stadtteil Salbke geboren. Seine Familie betrieb in der Repkowstraße 9 Landwirtschaft und einen Fuhrbetrieb. Nach dem Besuch der Grundschule absolvierte er ein Reformgymnasium bis zur Obersekundarreife. Im Jahr 1929 nahm er eine kaufmännische Lehre in der internationalen Transportbranche auf. Später führte er als Selbständiger eine Spedition in Stettin.

1939 wurde Fiering zum Wehrdienst einberufen, bis 1945 war er Soldat im 2. Weltkrieg und geriet in Kriegsgefangenschaft. Am 1. Oktober 1945 trat er der LDP bei und wurde ab 1. Januar 1946 Geschäftsführer des Bezirksverbandes Merseburg der Partei. Zum 1. Juli 1946 wurde er dann Hauptgeschäftsführer und danach Generalsekretär des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der LDP. Am 30. November 1946 übernahm er die Funktion des 2. Vorsitzenden des Provinzialvorstandes.

Bei der Wahl zum Landtag von Sachsen-Anhalt 1946 wurde er im Wahlbezirk 8 (Halle, Merseburg, Naumburg, Zeitz und Weißenfels) für die LDP in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt. In dieser Zeit wohnte er in der Straße Landrain 155 in Halle (Saale). Die LDP stellte den Ministerpräsidenten. Im Landtag war Fierings Politik, trotz seiner herausgehobenen Stellung in der Landes-LDP, stark an die SED angepasst. Bei vier wichtigen Abstimmungen enthielt er sich jeweils, was dazu führte, dass die SED eine Mehrheit erreichte. Besonders gravierend war eine Abstimmung über die Enteignung sämtlicher Lichtspielhäuser. Obwohl die LDP sich gegen dieses Vorhaben aussprach, fasste der Landtag durch die Enthaltung Fierings einen entsprechenden Beschluss. Es wurden Vermutungen angestellt, dass Fiering Kontakte zum sowjetischen Geheimdienst hätte.[2] Auch gab es Vorwürfe hinsichtlich finanzieller Machenschaften.[3]

Am 26. Mai 1948 meldete die Zeitung Die Freiheit seinen Parteiaustritt. Er sei bereits am 20. April 1948 als Landessekretär entlassen worden und sollte vor ein Parteigericht der LDP gestellt werden. Gegenüber der Zeitung gab Fiering an, er sei nicht entlassen, sondern habe schon auf dem Landesparteitag mitgeteilt, dass er aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten werde. Am 27. Mai 1948 wurde sein Austritt zum 20. Mai 1948 gemeldet.[4]

Nach einer Bestätigung durch die LDP-Parteiführung in Berlin wurde Fiering am 7. Dezember 1948 aus der LDP-Fraktion ausgeschlossen. Fiering gehörte dem Landtag danach zunächst als Fraktionsloser an. Später wurde er Mitglied der Fraktion der Mitte.

Er gehörte auch dem 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone gebildeten Ersten Deutschen Volksrat an.

In der Zeit nach 1960 wurde berichtet, Fiering sei zwischenzeitlich in den Westen geflohen.

Literatur

  • Handbuch des Landtages Sachsen-Anhalt. Mitteldeutsche Verlagsgesellschaft, Halle (Saale) 1947, S. 262.

Einzelnachweise

  1. Fiering selbst gab in seinem Lebenslauf als Geburtsort Salbke (Kreis Jerichow I) an. Salbke wurde jedoch bereits 1910 nach Magdeburg eingemeindet. Zum Kreis Jerichow I gehörten seit 1909 lediglich Teile des Gutsbezirks Salbke, insbesondere jedoch die Bereiche der unbewohnten Kreuzhorst. Das übrige Salbke gehörte bis zur Eingemeindung zum Landkreis Wanzleben.
  2. Achim Baatzsch: Die Lizenzierungsgeschichte der Liberal-Demokratischen Zeitung in Halle an der Saale. Grin-Verlag 1997, ISBN 3-638-70640-0, S. 131.
  3. Christina Trittel: Die Landtagsfraktionen in Sachsen-Anhalt von 1946 bis 1950. Deutscher Universitäts-Verlag/GWV Fachverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8350-6037-6, S. 211.
  4. Achim Baatzsch: Die Lizenzierungsgeschichte der Liberal-Demokratischen Zeitung in Halle an der Saale. Grin-Verlag 1997, ISBN 3-638-70640-0, S. 124.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fiering — ist der Familienname folgender Personen: Ernst Fiering (1887–1945), deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und NS Opfer Herbert Fiering (* 1912), deutscher Politiker (LDP) Marie Fiering (1897−1945), deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Landtages Sachsen-Anhalt (1946-1952) 1. Wahlperiode — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder des Landtages der Provinz Sachsen Anhalt in der SBZ (seit 7. Oktober 1949 DDR) in der 1. Wahlperiode vom 18. November 1946 bis zum 2. Oktober 1950. Die Landtagswahl fand am 20. Oktober 1946… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Landtages Sachsen-Anhalt (1946–1952) 1. Wahlperiode — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder des Landtages der Provinz Sachsen Anhalt in der SBZ (seit 7. Oktober 1949 DDR) in der 1. Wahlperiode vom 18. November 1946 bis zum 2. Oktober 1950. Die Landtagswahl 1946 fand am 20. Oktober des …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter Magdeburgs — Die Liste enthält Personen, die in Magdeburg geboren sind. Ob die Stadt zu ihrem späteren Wirkungskreis gehört, ist dabei unerheblich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Andere Persönlichkeiten mit Magdeburger Bezug befinden… …   Deutsch Wikipedia

  • Salbke — Magdeburg Salbke das Wahrzeichen Salbkes der Salbker Wasser …   Deutsch Wikipedia

  • Siedlung Fermersleben — Von Carl Krayl entworfenes Eckhaus Die Siedlung Fermersleben ist eine Wohnsiedlung im Bereich des Magdeburger Stadtteils Fermersleben. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Personen der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe — Die Bästlein Jacob Abshagen Gruppe war die größte organisierte Hamburger Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus und bestand von 1940 bis 1945. Sie umfasste etwa 300 Mitglieder in 30 Betrieben, 70 von ihnen wurden zwischen 1942 und 1945… …   Deutsch Wikipedia

  • Delaware languages — Delaware Spoken in United States, in modern times Canada Region Around the lower Delaware and Hudson rivers in the United States; one or two Munsee speakers in Canada; Unami groups in Oklahoma Native speakers …   Wikipedia

  • UNITED STATES OF AMERICA — UNITED STATES OF AMERICA, country in N. America. This article is arranged according to the following outline: introduction Colonial Era, 1654–1776 Early National Period, 1776–1820 German Jewish Period, 1820–1880 East European Jewish Period,… …   Encyclopedia of Judaism

  • Benjamin da Costa d'Andrade — Benjamin da Costa d Andrade, appelé aussi d Acosta de Andrade , était un marchand et le président de la petite communauté des juifs séfarades hollandais de la Martinique, qui joua un rôle important dans l histoire de la culture du cacao avant de… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”