Herbert L. Breiner

Herbert L. Breiner

Herbert Ludwig Breiner (* 1929 in Bobenthal, Südpfalz) wirkte während seiner beruflichen Tätigkeit in Frankenthal (Pfalz) als Lehrer für Taubstumme. Er entwickelte dort aus der Pfälzischen Gehörlosenschule das Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte (PIH) und war von 1969 bis 1993 dessen Direktor. Für seine Verdienste erhielt er hohe Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Rheinland-Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Breiner stammt aus einer ländlich geprägten südpfälzischen Familie. Mit seiner Frau hat er vier Kinder.

Ausbildung

Nach dem Besuch der Gymnasien im nordelsässischen Wissembourg sowie in Landau in der Pfalz studierte Breiner Pädagogik und legte 1951 die Staatsprüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. Nach Weiterbildung absolvierte er 1955 die Staatsprüfung für das Lehramt an Gehörlosen-, Schwerhörigen- und Sprachheilschulen, 1959 folgte die Diplom-Hauptprüfung für Psychologie an der Universität Heidelberg. 1965 wurde er an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg im Hauptfach Psychologie mit „summa cum laude“ zum Doktor der Philosophie promoviert.

Beruf

Ab 1951 unterrichtete Breiner an der 1825 von dem Taubstummenlehrer Augustin Violet gegründeten Pfälzischen Gehörlosenschule Frankenthal. Als Projektleiter übernahm er einen Forschungsauftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Schallanalyse und elektrokutanen Schallvermittlung. Das Projekt mündete schließlich in die Entwicklung des Cochleaimplantats. Seine fundierten Kenntnisse der französischen Sprache ermöglichten Breiner auch das Arbeiten am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main.

An seinem hauptsächlichen Wirkungsort Frankenthal entwickelte er die Pfälzische Gehörlosenschule zum Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte und wurde 1969 dessen Direktor. Er leitete das Institut bis 1993, als er in den Ruhestand trat. Mit seiner Leitung verbunden sind die modellhafte Einrichtung von Beratung, die Hausspracherziehung, ein Sonderkindergarten, die differenzierte Ganztagsschule bis Fachabitur, die Vorhaltung von Internatsplätzen, die berufliche Ausbildung mit Werkstätten sowie nachschulischer Betreuung. Seine Ideen wurden im gesamten damaligen Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz umgesetzt. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung war Breiner zudem Leiter des mehrjährigen Forschungsprojekts „Lautsprachliche Förderung Gehörloser unter Einbeziehung der vor- und nachschulischen Zeit“. Während seiner Tätigkeit in Frankenthal war er auch Dozent an den Hochschulen Heidelberg und Mainz.

Breiner erwarb Patente zum Verfahren einer mechanokutanen Vermittlung von Schall über die Haut (MKS), zu Gesetzmäßigkeiten lautsprachlicher Artikulation und zu Verfahren der lautsprachlichen Gestik und Mimik (SGM). Er entwickelte das Konzept der präventiven Integration, führte das Mediatorenmodell ein und wurde Gründungspräsident des Bundesverbandes Lautsprache und Integration für Gehörlose und Schwerhörige e. V.

Ruhestand

Nach seiner Pensionierung widmet sich Breiner historisch-kulturellen Beschäftigungen und fertigt auch als Künstler Skulpturen. Sein Elternhaus in Bobenthal, das im Jahr 1733 erbaut worden war, hat er Mitte der 1990er Jahre in Eigenarbeit originalgetreu restauriert. Damals gründete er auch die Aktionsgemeinschaft Bobenthal–St. Germanshof e. V., deren Vorsitzender er seither ist. Sie befasst sich mit dem historischen Erbe der deutsch-französischen Grenzregion und hat u. a. die zwölf „Apostelwege“ geschaffen, die 2010 in das südpfälzische Wanderwegekonzept aufgenommen wurden.[1]

Werke

Breiner hat neben zahlreichen Broschüren und Monographien 17 Bücher allein herausgegeben, bei einem weiteren war er Mitautor. Zwei werden hier aufgeführt, die vollständige Liste ist der Webpräsenz zu entnehmen.

  • Zur Möglichkeit elektrokutaner Schallvermittlung. Inaugural-Dissertation, Heidelberg 1964.
  • Lautsprachliche Kommunikation und ihre Beeinträchtigungen – Praxis der Hör-Sprechbefähigung Gehörloser und Schwerhöriger. Silanus Verlag, Frankenthal 2000, ISBN 3-00-004596-1.

Ehrungen

Für seine Verdienste erhielt Breiner u. a. das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frankenthaler – Das Stadtmagazin, Nr. 1/2011, S. 11

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